Schmerzmanagement aus pflegerischer Sicht

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Transkript:

Schmerzmanagement aus pflegerischer Sicht referiert von Karin Pralle

Themenbereiche Physiologie und Definition des Schmerzes Geschichte der Schmerztherapie Schmerzmessung und Schmerzdokumentation Nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten Spezielle pflegerische Aspekte

Physiologie und Definition des Schmerzes (1) Schmerz hat eine wichtige Warn und Schutzfunktion, welche die Unversehrtheit des Körpers erhalten soll. Schmerz ist nur einer von vielen Sinnesreizen, die uns Informationen über unsere Umwelt liefern. Die Reizaufnahme verläuft dabei in verschiedenen aufeinander folgenden Phasen, die für alle Sinne gelten:

Physiologie und Definition des Schmerzes (2) Der Reiz wirkt auf einen Sinnesrezeptor und erregt diesen. Der Sinnesrezeptor übersetzt den Reiz in ein elektrisches Signal das Aktionspotential. Die Signale passieren verschiedene Filter auf der Ebene des Rückenmarks und des Hirnstamms. Die relevanten Signale werden in der Großhirnrinde bewusst wahrgenommen.

Physiologie und Definition des Schmerzes (3) Die Wahrnehmung von Wärme und Kälte wird durch Thermorezeptoren vermittelt. Thermorezeptoren sind freie Nervenendigungen, die zur Gruppe der Aδ und C Fasern gehören.

Sensorische Nervenfasern

Schmerz ist kein rein physiologisches Ereignis. Es ist immer auch emotional, kognitiv und sozial. Schmerz wurde von der IASP (International Association for the study of pain) folgendermaßen definiert: Schmerz ist eine unangenehme sensorische und gefühlsmäßige Erfahrung, die mit akuter oder potentieller Gewebeschädigung einhergeht oder in Form solcher Schädigung beschrieben wird. Schmerz ist immer subjektiv. Jeder Mensch lernt die Bedeutung dieses Wortes durch Erfahrungen bei Verletzungen schon im Kindesalter kennen. Es handelt sich unbestreitbar um eine Wahrnehmung in einem Teil oder in Teilen des Körpers, die jedoch immer auch unangenehm und damit eine emotionale Erfahrung ist.

Geschichte der Schmerztherapie (1) 3000 v. Chr. Die schmerzstillende Wirkung von Schlafmohn (Ursubstanz des Morphins) ist bekannt. Man verwendet Wein, Bier, Nieswurz, Bilsenkraut und Hanf zur Schmerzlinderung. Ab 1000 v. Chr. Phönizier erzielen durch Druck auf Karotiden eine Ohnmacht. Nutzen dies bei Männern vor deren Beschneidung. (Carotis = tiefer Schlaf)

Geschichte der Schmerztherapie (2) 460 370 v. Chr. Hippokrates legt vor chirurgischen Eingriffen die betroffenen Extremitäten in eine Eispackung. Weidenrinde wird gegen Fieber und Schmerz angewandt. Ab 600 n. Chr. (Mittelalter) Zeitweise werden vor Amputationen von Extremitäten zur Schmerzreduktion Abbindungen beschrieben. 18.Jahrhundert Der englische Chemiker Humphry Davy entdeckt Lachgas (nur Rausch und Partydroge der englischen und amerikanischen Gesellschaft).

Geschichte der Schmerztherapie (3) 1804 Paderborn Friedrich W.A. Sertürner isoliert als Apothekengehilfe Morphin aus der Droge Opium des Schlafmohns. Er benennt das Alkaloid nach dem griechischen Gott des Traums Morphium. 1846 Boston Das moderne Zeitalter der Anästhesie beginnt. Thomas W.G. Morton (Zahnarzt) führt Selbstversuche mit Schwefeläther durch, entwickelt den Ätherverdampfer, in einer öffentlichen Demonstration gelingt ihm die erste schmerzlose Tumorentfernung.

Geschichte der Schmerztherapie (4) 1862 Joseph T. Glover verwendet Chloroform beim Durchführen von Narkosen. 1869 Erste Trachealkanülen werden verwendet. 1884 Carl Coller (Augenarzt) entdeckt die anästhesierende Wirkung der Kokainlösung (Vorläufer der Lokalanästhesie) bei einer Staroperation.

Geschichte der Schmerztherapie (5) 1899 Acetylsalizylsäure wird vom Bayerkonzern entwickelt und hergestellt, der die weltweiten Patentrechte von Aspirin besitzt. 1903 Emil Fischer entdeckt die Barbiturate. 1914 intravenöse Anästhesien mit Äther 1939 Barbiturate stehen zur Verfügung

Geschichte der Schmerztherapie (6) 1971 Prof. Frey u. Prof. Gerbershagen gründen die erste Schmerzklinik an der Uni Mainz. 1973 Gründung der International Association for the Study of Pain (IASP) 1975 Gründung der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS)

Schmerzmessung und Schmerzdokumentation (1)...bietet Patienten die Gelegenheit Schmerzen und schmerzbedingte Einschränkungen auszudrücken verleiht Patienten eine aktive Rolle im Schmerzmanagement hilft dem Patienten Schmerzen besser zu bewältigen

Schmerzmessung und Schmerzdokumentation (2) erleichtert die Kommunikation zwischen den beteiligten Berufs und Dienstgruppen dokumentierter Nachweis für die Wirksamkeit oder das Versagen jeglicher schmerzreduzierender Medikamente oder Therapieformen bietet die Möglichkeit zur Dokumentation therapiebezogener Nebenwirkung

Numerische Rangskala (NRS) Verbale Rangskala (VRS) Smiley Analogskala Doloplus Skala

Nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten (1) Ablenkung Akupunktur/Akupressur Aromatherapie Autogenes Training Biofeedback Diät Einreibung Elektrotherapie Gespräche Hilfsmittel Imagination

Nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten (2) Kälteanwendung (Eisabreibung, Eiserbsen) Kinästhetik Kirschkerne Krankengymnastik Lagerung Lymphdrainage Manuelle Therapie Massage Musik Progressive Muskelentspannung Spiegeltherapie Wärmetherapie

nachts 0.00 1.00 h 1.00 2.00 h Im Sitzen Im Gehen Im Liegen Medikamente Dauer Minuten Dauer Minuten Hauptbeschäftigung Hauptbeschäftigung Hauptbeschäftigung Dauer Minuten welche wie viel 2.00 3.00 h 3.00 4.00 h 4.00 5.00 h morgens 5.00 6.00 h 6.00 7.00 h 7.00 8.00 h 8.00 9.00 h 9.00 10.00 h 10.00 11.00 h 11.00 12.00 h mittags 12.00 13.00 h 13.00 14.00 h 14.00 15.00 h 15.00 16.00 h 16.00 17.00 h 17.00 18.00 h abends 18.00 19.00 h 19.00 20.00 h 20.00 21.00 h 21.00 22.00 h 22.00 23.00 h 23.00 0.00 h