Bullenmast mit heimischen Eiweißfuttermitteln

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Transkript:

Rinderhaltung Aulendorf Bullenmast mit heimischen Eiweißfuttermitteln Dr. Renate Lindner, Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg, Rinderhaltung Aulendorf Das Standardverfahren in der Bullenmast ist die Fütterung mit Maissilage und Sojaextraktionsschrot als Eiweißergänzung im Kraftfutter mit 50 % Getreide. Die hohen Preise für Importsoja, der Anbau von überwiegend gentechnisch veränderten Soja in den Herkunftsländern und zunehmend auch die Forderung der Verbraucher nach gentechnisch unveränderten Futtermitteln sind Gründe genug für Bullenmäster sich über den Einsatz alternativer, heimischer Proteinträger in der Bullenmast Gedanken zu machen. Für den Wiederkäuer ist die Eiweiß-Zusammensetzung im Futter weniger bedeutsam im Vergleich zu Schwein und Geflügel. Rund 70 % des im Dünndarm verfügbaren Proteins (nxp) kommt von den Pansenbakterien und -mikroben. Diese sind in der Lage essentielle Aminosäuren selber aufzubauen. Als heimische Eiweißträger stehen zur Verfügung: Körnerleguminosen: Sojabohnen, Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Ölschrote: Rapssaat, Rapskuchen, Rapsextraktionsschrot, Sonnenblumenschrote Nebenprodukte der Lebensmittelgewinnung: Treber, Trockenschlempen Grünlandprodukte und Ackerfutter: Grassilage Mit der innerbetrieblichen Verwertung der selbst erzeugten Eiweißfuttermittel kann durch Nutzung der N-Kreisläufe ein Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft geleistet werden. Im folgenden wird auf den Einsatz von Körnerleguminosen, Raps- und Grünlandprodukten sowie Biertreber und des Futtermittelzusatzstoffes Futterharnstoff eingegangen. In Übersicht 1 sind die wesentlichen Inhaltsstoffe der verschiedener Eiweißfuttermittel im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot dargestellt.

- 2 - Übersicht 1: Inhaltsstoffe alternativer Eiweißträger in der Bullenmast (nach DLG 1997, Jilg 2012) Eiweißfuttermittel TS ) XL XP UDP (%) nxp RNB XS+XZ ME (MJ/kg Sojaextraktionsschrot 880 15 510 30 293 35 177 13,75 unbehandelte Sojabohne 880 203 400 20 198 33 138 15,88 weiße Lupine 880 88 373 20 211 26 147 14,73 blaue Lupine 880 57 333 20 212 19 156 14,19 Erbsen 880 15 251 15 187 10 531 13,48 Ackerbohnen 880 16 298 15 195 17 463 13,62 Rapssaat 880 444 230 20 100 20 65 17,6 Rapsextraktionsschrot 880 23 399 35 219 29 80 11,99 Rapskuchen 880 120-150 350 15 204 23 95 14 Sonnenblumenextraktionsschrot 910 20 439 39 229 25 103 11,9 Grassilage 360 42 183 15 147 6 85 10,8 Luzernesilage 350 39 207 15 132 12 1 9,28 Biertreber, siliert 260 96 249 40 185 10 23 11,2 Körnerleguminosen: Sojabohnen, Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen Sojabohnen sind wie Sojaextraktionsschrot ein Eiweißkraftfutter mit sehr hohem Fett-gehalt und einem überdurchschnittlich hohen Energiegehalt. Der hohe Rohölgehalt von 20 % ist zwar positiv für die Schmackhaftigkeit, begrenzt aber den Einsatz der Vollfett-bohne in der Rinderfütterung. In der Bullenmast ab 200 kg Lebendmasse können 1 bis 1,5 kg unbehandelte Sojabohnen eingesetzt werden. Sojabohnen sollten wegen der Gefahr des Ranzigwerdens nur für 2 bis 3 Tage vorgeschrotet (Hammermühle) werden. Die Energiegehalte von Ackerbohnen und Erbsen sind mit Sojaextraktionsschrot nahezu vergleichbar. Der Einsatz von Ackerbohnen und Erbsen in der intensiven Bullenmast wird durch die hohen Gehalte an Stärke und Zucker begrenzt. Bei Gehalten an Zucker+Stärke über 33 % wird empfohlen, den Stärkegehalt durch teilweisen Ersatz von Getreide durch Trockenschnitzel zu senken. - 3 -

- 3 - In Mischrationen wird die geringere Schmackhaftigkeit von Ackerbohnen überdeckt. Einsatzempfehlungen Ackerbohnen und Erbsen (Jilg, 2002; UFOP, 2004 ) bis 50 % im Kraftfutter (Basis Maissilage) ODER Anfangsmast: bis 2,5 kg/tag Endmast bis 2,0 kg/tag Weißblühende Erbsensorten mit niedrigeren Tannin- und Ligningehalt weisen deutlich höhere Energiegehalte auf als buntblühende Sorten. Lupinen haben gegenüber Erbsen und Ackerbohnen den höchsten Eiweißgehalt und sind eine gute Ergänzung zu Getreide. Der energetische Futterwert von Lupinen liegt über Sojaextraktionsschrot. Bitterstoffe (Alkaloide) können die Futteraufnahme einschränken. Die Einsatzmengen variieren in Abhängigkeit von der Lupinenart gelb, weiß oder blau blühend. Einsatzempfehlungen Lupinen (UFOP, 2004): Jungrinder ab 4. Monat : 0,2-1,2 kg/tag Mastbullen: 1,0-2,5 kg/tag Bedeutung hat die Blaue Lupine, die sich durch Frühreife, Ertrag und geringere Anfälligkeit gegenüber der Pilzkrankheit Anthraknose auszeichnet. Durch hydrothermische Behandlung der Lupinen kann der Anteil an Beständigem Protein (UDP) erhöht werden. Die Inhaltsstoffe der Körnerleguminosen schwanken in Abhängigkeit von Sorte, Standort und Anbaujahr. Daher sollten bei Verfütterung größerer Mengen eine Futteruntersuchung auf Rohprotein und Stärke+Zucker gemacht werden. Bei alleinigem Einsatz von Ackerbohnen, Erbsen oder Lupinen im Kraftfutter können mittlere Zunahmen von 1100 g bis 1200 g erreicht werden. Für höhere Leistungen ist das Kraftfutter mit anderen pansenstabilen Eiweißträgern (UDP!) wie z. B. 25 % Rapsextraktionsschrot zu ergänzen. Zu Beginn der Mast können Körnerleguminosen nicht als alleinige Proteinquelle dienen. - 4 -

- 4 - Um den Pansen zu schonen, d.h. die Pansenabbaubarkeit von Stärke und Eiweiß einzuschränken, sollten Körnerleguminosen geschrotet oder gequetscht verfüttert werden. Dies beugt auch dem Ausscheiden ganzer Körner vor. Körnerleguminosen sollten bei der Einlagerung Wassergehalte von unter 12 % aufweisen, weil sonst dei Gefahr von Schimmelbildung besteht.. Dabei ist die große Streuung innerhalb der Erntepartien aufgrund ungleicher Abreife der Bestände zu beachten. Leguminosen können mit organischen Säuren feucht konserviert werden (UFOP, 2009). Rapsprodukte: Rapssaat, Rapskuchen, Rapsextraktionsschrot Die heute verfügbaren 00-Sorten (erucasäurefrei, glucosinolatarm) können ohne Leistungseinbußen im der Rindermast eingesetzt werden und Sojaextraktionschrot in der Ration vollständig ersetzen. Dies haben umfangreiche Fütterungsversuche mit verschiedenen Rapsprodukten am LAZBW von Jilg in den 90-iger Jahren gezeigt. Im landwirtschaftlichen Betrieb des LAZBW werden ausschließlich Rapsprodukte in der Rinder- und Schaffütterung eingesetzt. Beim Einsatz von Rapssaat empfiehlt sich das gemeinsame Vermahlen mit Getreide um ein Verstopfen der Siebe zu verhindern. Einsatzempfehlungen Rapssaat (Jilg, 2002) Mast (ab 200 kg Lebendmasse): bis 0,5 kg/ Tag Aufgrund der schwankendenden Fettgehalte zwischen verschiedenen Chargen Rapskuchen ist auf eine aussagefähige Deklaration bzw. Analyse zu achten. Einsatzempfehlungen Rapskuchen (Jilg, 2002) Mast (ab 200 kg Lebendmasse): bis 1,5 kg/ Tag ODER im Kraftfutter - ab 200 kg: 50 % - ab 300 kg: 70 % Der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung hat bei Rapsextraktionsschrot auf Grund neuer Untersuchungen 2011 den Anteil von Pansenstabilen Eiweiß (UDP) auf 35 % angehoben. Einsatzempfehlungen Rapsextraktionsschrot (UFOP, 2010) Fresseraufzucht (80-200 kg): bis 30 % im Kraftfutter Mast (ab 200 kg Lebendmasse): bis 1,3 kg - 5 -

- 5 - Begrenzt wird der Einsatz von Rapsprodukten in der Rinderfütterung durch den Gesamtgehalt an Glucosinolat pro Tag, der 50 mmol nicht überschreiten sollte. Die Gehalte in Rapsprodukten liegen in Abhängigkeit von Sorte und Bearbeitungsverfahren zwischen 3 und 15 mmol/kg Weiterhin ist zu beachten: - Lagerdauer max. 3 Monate - stufenweise Angewöhnung - nicht mehr als 400 g Rohfett in der Gesamtration/Tag. Grünlandprodukte und Ackerfutter: Grassilage Fütterungsversuche mit Fleckviehbullen in Grub (Ettle et al., 2011) mit 0 %, 30 % bzw. 60%- Grassilage-Anteil i. d. TS in einer maisbasierten Bullenration zeigen, dass der Ersatz von Maissilage durch Grassilage nur einen geringen Einfluss auf die Mast- und Schlachtleistung hatten. Allerdings müssen die geringeren Energiegehalte, höheren Eiweiß- und Mineralstoffgehalte bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden. Mit steigenden Anteil Grassilage nimmt die Gelbfärbung des Fettes zu und das Verhältnis Omega-3 zu Omega-6-FS verschiebt sich in die ernährungsphysiologisch erwünschte Richtung. Entscheidend bei Einsatz von Grassilage ist die Zusammensetzung des Bestands, die Schnittzahl, der Schnittzeitpunkt und die Silagequalität. Wenn möglich sollte in der Anfangsmast 1. Schnitt und in der Endmast 2. und spätere Schnitt verfüttert werden. Biertreber Aufgrund der mehr oder weniger ganzjährigen Verfügbarkeit ist bei den eiweißreichen Nebenprodukten Biertreber am interessantesten. Biertreber lässt sich gut silieren, gut im Futtermischwagen verarbeiten, weist viel pansenbeständiges Protein (UDP) auf und wird gern gefressen. Als Faustzahl für die Einsatzmenge in der Bullenmast gilt: 2 kg pro 100 kg Lebendmasse. Futterharnstoff Zu Fütterungszwecken zugelassener Harnstoff kann zum Ausgleich einer negativen ruminalen Bilanz (RNB) in eiweißarmen und energiereichen Rationen bei Rindern ab 6 Monate bzw. 250 kg Lebendmasse eingesetzt werden. Als Richtwert gilt 15 g Futter-harnstoff pro 100 kg Lebendmasse oder 0,5 % in der TS der Gesamtration. Futterharnstoff ist exakt zu dosieren und gleichmäßig ins Futter einzumischen. Futterharnstoff ist ein Futtermittelzusatzstoff, dessen Einsatz zu dokumentieren ist. Es empfiehlt sich daher, Harnstoff über Vormischungen ins Grundfutter einzumischen. Verfütterung von Düngerharnstoff ist verboten. - 6 -

- 6 - Fazit Mastbullen können ohne Leistungseinbußen mit heimisch erzeugten Eiweißfuttermitteln gemästet werden. In der Rindermast können diese Eiweißträger importiertes Sojaextraktionsschrot ersetzen. Die Innerbetriebliche Verwertung von selbst erzeugten Eiweißfuttermittel kann durch Nutzung der N-Kreisläufe einen Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft leisten. Am interessantesten sind Rapsprodukte sowie Ackerbohnen, Erbsen und Sojabohnen. Im Gegensatz zu den Rapsprodukten sind Körnerleguminosen nur begrenzt am Markt verfügbar. Mischrationen mit Körnerleguminosen erlauben hohe Leistungen. Die Kombination von Eiweiß- und Energieträgern mit unterschiedlichen Abbaugeschwindigkeiten gleichen die Nachteile der Einzelfuttermittel im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot aus. Eiweissreiches Grundfutter wie Kleegras und Luzerne bringen bei guten Qualitäten und entsprechender Ergänzung mit Energieträgern hohe Mast- und Schlachtleistungen in der Bullenmast. Das Nebenprodukt Biertreber zeichnet sich durch einen hohen Anteil an pansenbeständigen Protein aus. Futterharnstoff kann bei exakter Dosierung, genauem Einhalten der Einsatzmengen und der Aufzeichnungspflichten eingesetzt werden. Aulendorf, September 2012