Priv. Doz. Dr. med. Kilian Glänzer Kardiologe in Alfter Herseler Weg 7 Tel:

Ähnliche Dokumente
Herzrhythmusstörungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten

Vorhofflimmern : Neue Behandlungsmöglichkeiten?

Vorwort 13. Auftakt 15. »Arbeitsplatz«Herz 21

Der Herzschrittmacher

Beispiele für Herzrhythmusstörungen / Entstehung im Vorhof

INHALT ABBILDUNGSLISTE 11 VORWORT 13

MODERNE THREAPIEVERFAHREN VON HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN

Krankenhaus Düren ggmbh Dürener Anästhesie-Symposium Dr. med. Ingo Zillessen.

Herzschrittmacher und Defibrillatorfür. M.Wroblewski Med.Klinik II, Vincenz Krankenhaus Datteln

Ratgeber Herzrhythmusstörungen

Herzwoche Sind Herzrhythmusstörungen gefährlich? Dr. Peter Lenga, Medizinische Klinik II. St. Vincenz- Krankenhaus Datteln

Herzrhythmusstörungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten

Anfallsartiges Herzrasen Supraventrikuläre Tachykardien

Wenn das Herz stolpert - Herzrhythmusstörungen. Sebastian Kramer Internist und Kardiologe AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG

Herzrhythmusstörungen bei angeborenen Herzfehlern

Wie soll man mit Herzrhythmusstörungen umgehen?

Vorhofflimmern Patienteninformation der Medizinischen Kliniken I und IV

Wie fühlt man sich am Anfang. Tachykarde Herzrhythmusstörungen. Pathophysiologie. Tachykardie Pathophysiologie: Reentry

WENN DAS HERZ UNRUND LÄUFT. H. Laimer, Bad Tatzmannsdorf

Praxisorientierte Fortbildung

Schmal-QRS-Komplex Tachykardien. Prof. Dr. med Stefan Weber

tyf C* id. Hans-Joachim Trap] Herzkrank: Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt TRIAS

Patienteninformation zur Katheterbehandlung des anfallsartigen Herzrasens (paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien)

Volkskrankheit Vorhofflimmern Prof. Dr. Frank M. Baer

STÄDTISCHE KLINIKEN MÖNCHENGLADBACH

Herzinsuffizienz. Modul 10: Herzrhythmus-Störungen

Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Rhythmusstörungen und Herz Prof. Dr. Angelika Costard-Jäckle

Farbiges 3-D Bild des Patienten-Herzens macht komplexe Rhythmusstörungen sichtbar und die Herz-OP besser planbar

Hochfrequenz-Ablation verkürzt Behandlungszeit von Vorhofflimmern

Von Asystolie bis Kammerflimmern. Till Heine

Herzstolpern. Christian Sticherling Kardiologie USB. medart basel `15

Prof. Dr. med. Matthias Manz. Herzrhythmusstörungen

Herzinsuffizienz. Modul 9: Herzrhythmus-Störungen

Lernhilfen zur Hauptvorlesung Kardiologie WS 2015/2016 Schmidt/Baars. Vorhofflimmern

Herzrhythmusstörungen

Frühdefibrillation. Frühdefibrillation. Kreisverband Böblingen

Der Patient mit akuter Herzrhythmusstörung. Welche wann und mit was behandeln? Claudius Jacobshagen Klinik für Kardiologie und Pneumologie

Herzrhythmusstörungen nach der Operation angeborener Herzfehler

Herzrhythmusstörungen nach der Operation angeborener Herzfehler

Möglichkeiten und Grenzen der Katheterablation. Richard Kobza

Diagnose Vorhofflimmern. Das Risiko eines Schlaganfalls

Kardiologische Notfälle: Schmalkomplextachykardie

Wenn der Takt nicht stimmt. Frankfurt, 03. Februar 2015

Tachykarde Rhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen. Normaler Rhythmus: Sinusrhythmus Der Schrittmacher ist der Sinusknoten am Dach des rechten Vorhofs

Volkskrankheit Vorhofflimmern Prof. Dr. Frank M. Baer

Elektrophysiologie Ablauf elektrophysiologische Untersuchung (EPU) und Ablation

Rhythmologie 2006 Behandlung von Herzrhythmusstörungen. am Dienstag, den 26. Sept. 2006, 19 Uhr im Ärztehaus Weiden

Study Guide Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie

Vorhofflimmern behandeln Schlaganfälle verhindern

Symposium des HerzZentrum Saar

5.x Kammerflimmern. Definition

Herzrhythmusstörungen. Da einige Formen lebensbedrohlich sein können, sollten Sie mit entsprechenden Beschwerden unbedingt zum Arzt gehen.

Katheterablation von Herzrhythmusstörungen Dr. med. Mathias Stemberg, Dr. med. Stefan Schlüter, Prof. Dr. med. Heyder Omran

WPW-Syndrom oder Tachykardien bei verborgener akzessorischer (zusätzlicher) Leitungsbahn

Herz in Not Herzinfarkt, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen

Liebe Patientin, lieber Patient,

Rhythmusstörungen im Notarztdienst. Daniel Scherer Internistischer Notfallmedizinkongress 2017

Elektrophysiologie / Rhythmologie

Kardiologische Notfallsituationen Rhythmusstörungen. SIN Notfallpflege Bettina Portocarrero

Initiative Schlaganfallvorsorge Bei Vorhofflimmern handeln. Vorhofflimmern erkennen. Schlaganfall vorbeugen.

Was Sie über Herzrhythmusstörungen wissen sollten

Rhythmusstörung?? Kein Problem!!! Thomas Winter Kardiologie Barmherzige Schwestern Linz

Herzschrittmacher und Ereignisrekorder

Parkinson und Kreislaufprobleme

Sie werden als Notärztin/Notarzt von der Besatzung eines Rettungswagens (RTW) nachgefordert. Die Einsatzmeldung lautet Herzrhythmusstörungen.

EKG Rhythmusinterpretation Lektion 2

Machen Sie Ihre Gesundheit zur Herzensangelegenheit: Vorbeugung bei Patienten mit Vorhofflimmern.

Herzschrittmacher / implantierbare Defibrillatoren (ICD) und Palliativmedizin

Innere Medizin Kardiologie

Herzinsuffizienz modernes Krankheitsmanagement

EKG-Telemonitoring zur Überwachung von Herzrhythmusstörungen Erfahrungen aus dem Universitären Herzzentrum. Dr. Monica Patten

Herzrhythmusstörungen nach der Operation angeborener Herzfehler

Folie 1. Folie 2. Folie 3. Das Elektrokardiogramm (EKG) Unterrichtsverlauf. Elektrische Aktivität. Erregungsbildung und Erregungsweiterleitung

Gesundheitsgespräch. Aus dem Takt: Herzrhythmusstörungen. Sendedatum:

Herzrhythmusstörungen Herzschrittmacher Implantierbare Defibrillatoren

Was Sie über Herzrhythmusstörungen wissen sollten

Fragen zu Herzrhythmusstörungen

Innere Medizin und Elektrophysiologie

Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) Katheterablation /- modulation. Elektrophysiologische Untersuchung (EPU)

Rettung bei Herzstillstand

Atriale und ventrikuläre Arrhythmie Wann an Ablation denken?

Vorhofflimmern. rungen

HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN UND IHRE MEDIKAMENTÖSE THERAPIE

PLÖTZLICH BEWUSSTLOS. Die Ursache finden

Schutz vor dem plötzlichen Herztod

Herzrhythmusstörungen

Implantation eines ICD- oder CRT-Systems

SPORT und VHFlimmern. EKG und Spirometrie

Initiative Schlaganfallvorsorge Bei Vorhofflimmern handeln. Vorhofflimmern erkennen. Schlaganfall vorbeugen.

Anamnese 43-jährige Patientin Vorstellung wg. rezidivierenden Herzrasen mit Schwächegefühl, z.t. Schwindel, Pochern im Hals Seit Jahren bekannt, jetzt

Die Bedeutung der Kardioversion bei Vorhofflimmern

Herzrhythmusstörungen: Die Bedeutung der Katheterablation. Richard Kobza

Ich habe Vorhofflimmern! Was nun?

Vorhofflimmern und seine Behandlung. A. Schuchert, Med. Klinik, Neumünster

Transkript:

Priv. Doz. Dr. med. Kilian Glänzer Kardiologe in Alfter Herseler Weg 7 Tel: 02222 6499447 Email: kilian@kglaenzer.de

Sinusknoten Linker Schenkel EKG R AV-Knoten T Re. Schenkel P Q S

Normaler Sinusrhythmus

ἄρρυϑμος (griech.): unregelmässig, (lat.) arrhythmisch Veränderungen normalen Herzschlagfolge Durch Störungen der Erregungsbildung Durch Störung der Erregungsleitung im Herzmuskel. Die physiologischen Veränderungen im Herzrhythmus bezeichnet man als Herzfrequenzvariabilität (von Schlag zu Schlag oder während der Atmung)

Stolpern (lat. Palpitationen) Starkes Herzklopfen bis in den Hals Kanonenschläge Harmlos Luftnot, bis hin zum Lungenödem Herzschmerzen (Angina pectoris) Desorientierung, Blässe, starkes Schwitzen Schwindel, Kollaps, plötzlicher Sturz Bewußtseinsverlust plötzlicher Tod Gefährlich!

Nach Frequenz Nach Entstehungsort Schnelle Rhythmusstörungen = Frequenz über 100/min (Maximum 250-300/min) Langsame Rhythmusstörungen = Frequenz unter 60/min (bis 25 /min) In der Vorkammer (=supraventrikulär) In der Kammer (ventrikulär) Erregungsbildungsstörungen Erregungsleitungsstörungen

Angeboren Erworben Zusätzliche Leitungsbahnen Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) Seltene Anomalien der Reizbildung (Ionenkanal) Durchblutungsstörungen Verdickung des Herzmuskels bei Hochdruck Herzklappenfehler Herzmuskelentzündung Extrakardiale Ursachen Alkohol (Holiday heart), Drogen (Kokain, Exstacy) Schilddrüsenüberfunktion Elektrolytentgleisungen (Kalium- Magnesiummangel) Medikamente (Antiarrhythmika, Antidepressiva) Psychovegetativ (Angst, Stress) Überempfindlicher Carotis-Sinus (überstarker Kreislauf-Reflex)

Vorhofextraschlag F= 62/min Vorhofflimmern F ca. 53/min Vorhofflattern F= 140/min bei 2:1 ÜL

Kammerextraschlag Kammertachykardie Torsade de pointes Kammerflimmern

Kranker Sinusknoten F= 41/min Totaler AV-Block F= 32/min AVN- Reentry F= 180/min P P P P

VES Kammertachykardie Durch VES ausgelöst VES

Gründliche Befragung und Untersuchung! Ruhe-EKG (12-Kanal) Echokardiographie Belastungs-EKG Langzeit-EKG (24 bis 7 x 24 h) Event-EKG-Aufzeichnung Implantierbarer Recorder Herzkatheteruntersuchung (EPU)

Extrasystolen (Stolperherz) werden (meist) nicht behandelt Medikamentös (schnelle Herzrhythmusstörungen) Elektrisch Betablocker Amiodaron Dronedarone Flecainid Herzschrittmacher Implantierbarer Defibrillator Intrakardiale Überstimulation Kardioversion Invasiv Katheterablation Antitachykarde Herzschrittmacher

Vorhofflimmern Schrittmacher und ihre Überwachung Thrombenbildung und Embolien Hemmung der Blutgerinnung Einkammer-SM Zweikammer-SM Gutartiges Herzjagen Ablation bei Herzjagen und Vorhofflimmern Automatische Implantierbare CardioverterDefibrillatoren (AICD)

Herzfrequenz ggf. zu schnell Herzschwäche Herzfrequenz zu langsam Schwindel oder Kollaps In jedem Fall: Gefahr von Gerinnselbildung im Herzen mit Embolien in: Hirn, Arme, Beine, Nieren oder Darmgefässe KONSEQUENZ: Hemmung der Blutgerinnung mit Phenprocoumon (Marcumar) oder Dabigatran (Pradaxa) (noch nicht bei VHFli zugelassen)

Rhythmuskontrolle: Elektroschock in Kurznarkose, dann medikamentöse Therapie zur Vorbeugung eines Rückfalls Frequenzkontrolle Vorhofflimmern belassen, aber Antikoagulation Spezialschrittmacher (nicht vollständig etabliert!) Ablation bei wiederkehrendem Vorhofflimmern

Bei krankhaft langsamen Herzschlägen Unter 40 Schlägen/min Bei Pausen über 5 sec Bei Beschwerden wie Schwindel Kurze Bewußtlosigkeit Langzeit-EKG mit einer Pause von etwa 5 Sekunden, bevor der erste Herzschlag wieder einsetzt

Bestandteile eines Herzschrittmachers Sonden = isolierte Kabel mit Elektroden an den Spitzen Modernes Schrittmacheraggregat

Kontrolle: Alle 6 Monate oder Alle 12 Monate wenn Home-Monitoring möglich

Gutartiges Herzjagen: 3 Fragen Anfälle Beginnen und enden plötzlich ( On-Off-Phänomen) Dauert einige Minuten bis Stunden Herz schlägt regelmäßig, aber sehr schnell Herzfrequenz Zwischen 140 und 220 Schläge/Minute, meist bei 160 bis 180 Schläge/Minute Häufig ist die Herzfrequenz so hoch, dass der Puls praktisch kaum noch fühlbar ist Während des Anfalls Schwächegefühl, Schwindel, Druck auf der Brust, großer dicker Kopf, leichte Übelkeit

28-J. Frau mit wiederholten Schwächezuständen und Panikattacken AV-Knoten-RentryTachykardie F: 180/min Ideal für Ablation Alternativ: Medikamente Glas kaltes Wasser schnell trinken Tiefes Einatmen Luft anhalten und Bauchpresse

Hochfrequenz-Katheterablation Katheterspitze wird mit Hochfrequenzstrom erhitzt. Damit wird dann das Gewebe im Herzen gezielt geschädigt und Strukturen, die an den Rhythmusstörungen beteiligt sind, werden zerstört. Erfolgsraten (je nach Erkrankung) über 80% bis nahe 100%.

Elektrophysiologische Untersuchung (EPU)

Computergestützte Darstellung der kreisenden Erregung während des Vorhofflatterns mit dem CARTO -System CT- oder MRT-Bilder des Herzens und der Nachbarorgane werden in ein 3D-CARTO-Map integriert ABLATION BEI VORHOFFLIMMERN!

Behandlung der Grunderkrankung (z.b. koronare Herzkrankheit) Einstellung mit Medikamenten Ballonaufdehnungen, Einsetzen eines Stents Herzoperation Optimale Einstellung des Elektrolythaushalts (Kalium und Magnesium) Einsetzen eines vollautomatischen Elektroschockgerätes (AICD, Defi)

Welche Herzrhythmusstörungen sind lebensbedrohlich? Kreisende Erregungen, die von den Herzkammern ausgehen (Kammertachykardien) mit Herzfrequenzen von 150-250 Schlägen/Minute. Diese können in Kammerflimmern übergehen VT Flimmern

Was kann ein Defibrillator? überwacht den Herzrhythmus kontinuierlich, gibt bei Bedarf- einen Elektroschock oder Einzelimpulse ab, die den normalen Herzrhythmus wiederherstellen speichert alle Herzrhythmus- störungen Neuere Geräte können sich selbst überwachen Die Therapie wird für jeden Patienten individuell programmiert

Der Defibrillator: unterschiedliche Modelle Zweikammer-Defibrillator für Patienten mit Vorhofflimmern. Erspart unnötige Schockabgaben, weil er Vorhofflimmern zuverlässiger von Kammerflimmern unterscheiden kann als das Einkammer-System Dreikammer-Defibrillator für Patienten mit schwerer Herzschwäche. Kann bei Linksschenkelblock die Auswurfleistung des Herzens verbessern Zweikammer-Defibrillator

Wann muss der Patient mit Defibrillator zur Kontrolle? Engmaschige Kontrolle: alle 3 Monate, bei telemetrischer Überwachung alle 6 Monate Der Patient sollte die Klinik aufsuchen nach der ersten Schockabgabe wenn sich der Patient nach einer Schockabgabe nicht wohlfühlt wenn mehr als 2 Schocks innerhalb 24 Stunden aufgetreten sind Bei Erwärmung, Rötung oder Schwellung im Bereich, in dem der AICD eingesetzt ist Wenn der Herzrhythmus sich ändert, z.b. in Vorhofflimmern umspringt (erhöhtes Risiko für unnötige Schocks)

Telemetrische Überwachung Unterschiedliche Technologien: Patient muss selbst aktiv werden Patient ist automatisch mit dem Herzzentrum verbunden (One-way-handy) Vorteil: Das behandelnde Herzzentrum wird über Sondenbrüche, Herzrasen, Vorhofflimmern sofort informiert und kann unverzüglich eingreifen Kontrolltermine nur noch alle 6 Monate notwendig

Wichtige Ereignisse werden innerhalb von 24 Stunden automatisch an den Arzt übermittelt Kritisches Ereignis HM-Implantat CardioMessenger Befundbenachrichtigung

Schwerwiegende und wichtige Monitoringbefunde im Überblick Alle anderen Daten sind weiterhin im Hintergrund verfügbar

Leben mit dem Defibrillator Psychische Probleme: Die meisten Patienten kommen mit dem Defibrillator gut zurecht eine Minderheit hat große Probleme, Angst- und Panikstörungen für alle Defi-Patienten wichtig: Gespräch mit Defi-Spezialisten Einbeziehung des Partners/ der Angehörigen Entspannungstechniken Selbsthilfegruppen Bei Panikstörungen: Psychotherapie (Verhaltenstherapie) Je ausgeprägter die Beschwerden, umso besser sind sie zu behandeln.