Wurzel- und Rückenmarkskompressionssyndrome und Spinale Pathologien Klingenhöfer M Leiter Neurochirurgische Wirbelsäulenchirurgie mark.klingenhoefer@ukmuenster.de
Wurzel- und Rückenmarkskompressionssyndrome Verursacht durch: Spinale Tumore Entzündliche Erkrankungen Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen Wirbelsäulenverletzungen Gefäßerkrankungen
Grundsätze der Wirbelsäulenchirurgie Dekompression Rekonstruktion Re-Profilierung Stabilisierung bis zur Fusion oder Bewegungserhaltende Instrumentierung
Wie wird wer Wirbelsäulenchirurg? Facharzt Neurochirurgie: o 100 Eingriffe an der WS Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie: o 10 Eingiffe an der WS Spezialisierung auf WS-Chi. interdisziplinär Notwendig!
Lernziele: Neuroanatomie der WS Klinik von Nervenwurzelkompressionssyndromen Diagnostika bei Rückenmarkskompression WS-Erkrankungen bei rheumatoider Arthritis
akut: symetrische Paresen ue. Analtonus schlaff Harnretention chronisch: Muskelatrophie Hyperreflexie Conus Medullaris Syndrom Läsion BWK11 bis LWK2
Cauda Equina Syndrome Asymmetrische Paresen Gefühlsverlust (Reithose) Areflexie Restharn Läsion unter LWK2
Rote Flaggen (red flags) für ernsthafte Erkrankungen bei Rückenschmerzen Hinweise auf das Vorhandensein von Tumoren o. Infektionen: Alter >50 Jahre o. <20 Jahre Tumor in der Vorgeschichte B Symptome Allgemeine Infekte Immunsuppression, HIV Drogenabusus Zunahme der Schmerzen beim Liegen Starke Nachtschmerzen
Biomechanik der Wirbelsäule Prinzip der Zug-Gurtung
Biomechanik der Wirbelsäule Passive Elemente: Knochen Gelenke Bänder Aktive Elemente: Muskeln
Biomechanik der Wirbelsäule Vordere Säule: Passive Elemente: - WK und Bandscheibe Funktion: - Stabilität gegen Kompressionskräfte - Stabilität gegen Scher- und Rotationskräfte
Biomechanik der Wirbelsäule Dorsalen Elemente wirken kaum als Lasttragende Säule sondern als Gelenkkette. Hier herrschen vor allem Zugkräfte.
Biomechanik der Wirbelsäule Die Muskeln wiederum wirken den Zugkräften entgegen und führen dadurch zu einer Kompression in den Segmenten.
Biomechanik der Wirbelsäule Die Effektivität der dorsalen Strukturen hängt ab von: Aktivität der Muskeln von den Wirbelgelenken (da sie bei der Kraftübertragung eine wichtige Rolle spielen)
Biomechanik der Wirbelsäule Die Pedikel stellen die Verbindung der dorsalen mit der anterioren Säule dar.
Biomechanik der Wirbelsäule Der dorsale Apparat kann nur funktionieren, wenn die anteriore Säule intakt ist. Die ventrale Säule kann nur Lasten tragen, wenn die dorsale Muskulatur die Kompressionskräfte aufrechterhält.
Kompressionssyndrome der HWS Spinale Tumore Entzündliche Erkrankungen Degenerative Erkrankungen Wirbelsäulenverletzungen Gefäßerkrankungen
Zervikaler Bandscheibenvorfall / Stenose Softdisc- (weicher) und Harddisc (spondylophytärer) Prolaps OP-Indikation: - Cervikobrachialgie (6-12 Wochen) - Lähmungen - Myelopathie Operationen: - Ventral / Dorsal - Dekompression / Fusion / Arthroplastie
Zervikaler Bandscheibenvorfall mit Kompression einer Nervenwurzel HWK5/6 C6
Gefäße und Nerven im Zugang zur HWS von ventral Zugang nach Cloward
Fusion WK Ersatz Arthroplastie
Kompressionssyndrome der HWS Spinale Tumore Entzündliche Erkrankungen Degenerative Erkrankungen Wirbelsäulenverletzungen Gefäßerkrankungen
rheumatoide Arthritis der HWS: Nach mindestens 10 Jahren sind typische radiologische Veränderungen bei ca. 50% der Patienten zu finden. Stadium I: Horizontale Instabilität zwischen 1. und 2. HWK (atlantoaxiale Subluxation). Stadium II: Das MRT der HWS zeigt den relativen Hochstand des Dens im Verhältnis zum Kopf. Stadium III: Die Instabilität betrifft jetzt die gesamte HWS ( Treppenphänomen o. subaxiale Subluxation).
Stadium I Stadium II Stadium III Ab 5mm ADD ist von einer relevanten Instabilität auszugehen.
atlantoaxiale Subluxation C1/2 Fusion nach Harms
dorsale Dekompression C0 + Instrumentationsspondylodese
Kompressionssyndrome der LWS Spinale Tumore Entzündliche Erkrankungen Degenerative Erkrankungen Wirbelsäulenverletzungen Gefäßerkrankungen
Der lumbale Bandscheibenvorfall 75% aller Fälle von Rückenschmerzen werden durch muskuläre oder/und psychische Veränderungen hervorgerufen und nicht durch einen Bandscheibenvorfall Dennoch ca. 100.000 Operationen in Deutschland jährlich wegen Bandscheibenvorfällen durchgeführt Durchschnittsalter für NPP: 38 Jahre
Kosten der Rückenschmerzbehandlung Gesamtgesellschaftliche Kosten ca. 15 Mrd. im Jahr 53.000 Frühberentungen wegen Wirbelsäulenleiden 30% aller Krankschreibungen! Behandlungskosten betragen ca. 4,5 Mrd. im Jahr: 35% ambulante Ärzte, 22% Kliniken und 21% Rehabilitation 5% Medikamentenkosten
Indikationen zur lumbalen Bandscheibenoperation Leitlinie DGNC: Notfall-OP bei: - Cauda-Syndrom - frisch aufgetretenen hochgradigen Lähmungen - drohender Wurzeltod (aneuralgisches Stadium) Elektive-OP bei: - konservative Therapie über 6-8 Wochen ohne Erfolg - Lähmungen - zunehmende Sensibilitätsstörungen
Dorsale Zugangswege zur LWS Posterolateraler Zugang: - extraforaminale NPP Lateraler Zugang: - intraforaminale NPP Interlaminärer Zugang: - mediolaterale NPP
Mikrochirurgische Dekompression Goldener Standard
Intraoperative Besonderheiten Lagerung: - Augen - Periphere Nerven - Sicherung der Viatalparameter Höhenlokalisation Temperaturerhaltung
Beispiel: mediolateraler NPP LWK5/SW1 S1
Endoskopische Exstirpation NPP-LWS.mpg
Kompressionssyndrome der BWS Spinale Tumore Entzündliche Erkrankungen Degenerative Erkrankungen (selten) Wirbelsäulenverletzungen Gefäßerkrankungen
Klinische Evaluation einer Rückenmarkskompression
Kontraindikation zur Wirbelsäulenoperation Eine Kontraindikation zur Operation besteht immer dann, wenn eine Diskrepanz zwischen dem vorgetragenen Beschwerdebild und den objektiv zu erhebenden klinischen und neuroradiologischen Befunden vorliegt!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! mark.klingenhoefer@ukmuenster.de