INRswiss-Tag Solothurn, 21. November 2009 Faktor-V-Leiden Mutation: Diagnose und Klinik Dr. Giuseppe Colucci Universitätsklinik für Hämatologie und Hämatologisches Zentrallabor Inselspital Bern
Faktor-V-Leiden Mutation: Diagnose und Klinik Definition Historische Aspekte Diagnose Klinik/Indikationen zur Untersuchung
Faktor-V-Leiden Mutation: Diagnose und Klinik Definition Historische Aspekte Diagnose Klinik/Indikationen zur Untersuchung
Definition Die Faktor-V-Leiden Mutation: - genetische Mutation Mutation in unserem genetischen Erbgang
Genetische Mutation Nukleus Chromosom Die genetische Information ist gespeichert in den Chromosomen Zelle In jeder Zelle unseres Körpers gibt es 46 Chromosomen: 23 von der Mutter, 23 vom Vater Die Chromosomen haben ein Zentromer: dieses erlaubt uns, die Chromosomen zu unterscheiden
Genetische Mutation 46 Chromosomen Die 46 Chromosomen sind geordnet in 23 Paaren Sie werden nach der Grösse von 1 bis 22 nummeriert und Autosomen genannt Das 23. Chromosomenpaar sind die Geschlechtschromosomen (Gonosomen) Frauen haben zwei X Chromosomen (XX) Männer haben ein X und ein Y Chromosom (XY)
46 Chromosomen
Gen
Genetische Mutation Die Faktor-V-Leiden Mutation entsteht durch eine Punktmutation im Gen für den Gerinnungsfaktor V Chromosom 1 Nukleotid 1691: G zu A Mutation Aminosäuresubstitution Arginin (R) Glutamin (Q) an Position 506 im FV-Protein Arg506Gln Mutation
Faktor-V-Leiden Die Schwere des Faktor-V-Leidens hängt davon ab, ob beide Elternteile oder nur ein Elternteil das veränderte Gen vererbt haben. Menschen mit einem veränderten Gen: Heterozygote Faktor-V-Leiden Mutation Menschen mit zwei veränderten Genen: Homozygote Faktor-V-Leiden Mutation
Ist die Faktor-V-Leiden Mutation eine Krankheit? 1. Theorie der Hämostase Nein, aber sie ist eine genetische Prädisposition zur Entwicklung von Thromboembolien Die Hämostase ist ein Gleichgewicht zwischen pro- und antikoagulatorischen Faktoren
1. Theorie der Hämostase Wenn das Gleichgewicht zwischen pro- und antikoagulatorischen Faktoren gestört ist: Thrombose oder Blutung
Bei Faktor-V-Leiden Mutation: Neigung zur Thrombose-Entwicklung (= Thrombophilie) Patienten mit heterozygoter Faktor-V-Leiden Mutation (Mutation von nur einem Elternteil): bereits 5- bis 10fach erhöhtes Thromboserisiko Mutation von beiden Eltern (homozygot): 50- bis 100fach erhöhtes Thromboserisiko
Faktor-V-Leiden Mutation: Diagnose und Klinik Definition Historische Aspekte Diagnose Klinik/Indikationen zur Untersuchung
Historische Aspekte Erstbeschreibung: 1993 durch den schwedischen Arzt Björn Dahlbäck Er hatte bereits 1989 bei einem jungen Mann eine ungewöhnliche Häufung von Venenthrombosen beobachtet, auch bei anderen Familienmitgliedern des Mannes waren bereits Thrombosen aufgetreten. Für die genaue Untersuchung von Blutproben der Familie mussten zunächst Untersuchungsmethoden neu entwickelt und verfeinert werden. Schließlich gelang der Nachweis einer Punktmutation in dem für den Gerinnungsfaktor V kodierenden Gen, das auf Chromosom 1 liegt. Durch die Mutation wird ein einzelnes Nukleotid an Position 1691 verändert (Adenin statt Guanin). Dahlbäck benannte diese genetische Veränderung, wie es unter Genomforschern üblich ist, nach dem Ort ihrer Entdeckung - der niederländischen Stadt Leiden - als Faktor-V-Leiden-Mutation.
Faktor-V-Leiden Mutation: Diagnose und Klinik Definition Historische Aspekte Diagnose Indikationen zur Untersuchung/Klinik
Diagnose Genetischer Test: o Sequenzierung von Chromosom 1 o molekularbiologischer Nachweis der FVR506Q-Mutation in der DNA des Patienten Funktioneller Test: o aptt Methode
Diagnose Faktor V: gehemmt durch aktiviertes Protein C (APC) APC Resistenz
Faktor-V-Leiden Mutation: Diagnose und Klinik Definition Historische Aspekte Diagnose Klinik/Indikationen zur Untersuchung
Menschen mit einer APC-Resistenz haben ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose einen Venenverschluss durch ein Blutgerinnsel. Einführung Thrombus: Bildung eines Blutgerinnsels in einem Gefäss Thrombose: Krankheit verursacht durch den Blutkoagel mit partiellem oder komplettem Verschluss des Gefässes
1. Theorie der Hämostase Neigung zu Thromboembolien: Thrombophilie Beinvenenthrombose - TVT Lungenembolie - LE
Thrombophilie Tendenz zur Entwicklung einer Thrombose auf der Basis von hereditären oder akquirierten (erworbenen) Gerinnungsstörungen Arterielle Thrombophilie Venöse Thrombophilie
Venöse Thromboembolie-Multifaktorielle Krankheit Genetische Prädisposition Erworbene Risikofaktoren Thrombose Umweltfaktoren
Venöse Thromboembolie-Multifaktorielle Krankheit Genetische Prädisposition Erworbene Risikofaktoren Umweltfaktoren Hereditäre Thrombophilie Akquirierte Thrombophilie Akquirierte prädisponierende Faktoren
Hereditäre Thrombophilie Faktor V Leiden Mutation Prothrombin Gen Mutation Antithrombin Mangel Protein C Mangel Protein S Mangel Dysfibrinogenämie Hyperhomocysteinämie
Hereditäre Thrombophilie Faktor V Leiden Mutation Prävalenz in der Normalbevölkerung Heterozygot 5 % Homozygot 0.02 % Prothrombin Gen Mutation 3 % Antithrombin Mangel < 1% Protein C Mangel 0.4 % Protein S Mangel 0.7-2.3 % Vasa 2008;37:19-30
Indikationen zur Untersuchung Bekannte Faktor-V-Leiden Mutation in der Familie TVT oder LE kurz nach Beginn der Pille TVT oder LE im jugendlichen Alter
Zusammenfassung Die Faktor-V-Leiden Mutation ist eine genetische Mutation ist auf eine Punktmutation auf dem Chromosom 1 zurückzuführen erhöht das Risiko einer venösen Thromboembolie ist die häufigste labormässig fassbare Ursache einer Thrombophilie
Danke für die Aufmerksamkeit