Evidenzbasierte Leitlinienentwicklung in der Psychotherapie Verfahrensweise und Ergebnisse in der S3- bzw. Nationalen VersorgungsLeitlinie Depression

Ähnliche Dokumente
Depression: aktuelle Diagnostik und Behandlung. Prof. Dr. med. Christoph Nissen Jahressymposium des Berner Bündnis gegen Depression 5.

Evidenzbasierte Medizin. Entwicklungsstufen 1, 2 und 3

S3-Leitlinie unipolare Depression

Leitlinienentwicklung und Evidenzgenerierung

Gesundheitsinformation

Aktueller Stand der Entwicklung einer S3-Leitlinie mit dem Arbeitstitel

Kultureller und struktureller Kontext als Barriere für transnationale Leitlinien- Adaptation

Definition: Komorbidität psychische Erkrankungen ASUD

S3-Leitlinie und Nationale Versorgungs- Leitlinie Unipolare Depression

Behandlungsleitlinie Schizophrenie

Entwicklung der S3- und Nationalen Versorgungs- Leitlinie Depression

Psychische Erkrankungen gehen mit hohen - persönlichen und - volkswirtschaftliche Kosten einher.

Evidenzbasierte Psychotherapie

S3-Leitlinie Bipolare Störungen Recovery-orientierte Behandlung

Stellungnahme der Bundesärztekammer

Psychotherapie bei bipolaren Störungen - Erkenntnisstand

S3 Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie. Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression

S3-Leitlinie Depression

TDM= therapeutisches Drug Monitoring

Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie Affektiver Störungen

Erkennen und Behandeln psychischer Störungen in der Hausarztpraxis - Probleme im Alltag -

Inhaltsverzeichnis. A. Methoden der Leitlinie

Versichertenklassifikationsmodell im Risikostrukturausgleich

Ambulante Kodierrichtlinien (Version 2010) nach 295 Absatz 3 Satz 2 SGB V

BAND 1 Behandlungsleitlinie Schizophrenie

Diagnose Depression effektive Behandlung in der Hausarztpraxis

Auswahl des Versichertenklassifikationsmodells: Validierung der Diagnostik psychischer Störungen und der Festlegung von Aufgreifkriterien

Isabell Großimlinghaus. Update der S3-Leitlinie Schizophrenie Aktueller Stand

Stellung der Psychotherapie im Krankenhaus

S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer Krebserkrankung

Depressiven und suizidalen Menschen begegnen

Experten-Statement. Die Qualität in der Versorgung muss neu definiert werden

Gegenwart und Zukunft der Psychotherapie in Institutionen

Methodenintegration unter Berücksichtigung der S3-Leitlinien

Expertenstandard: Behandlungsverfahren nach der neuen S3-Leitlinie

10. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle

Zielsetzung des Projektes

Leitlinien in der Rehabilitation Chancen und Risiken. Franz Petermann Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation Universität Bremen

Patientensicherheit in der Psychiatrie: Die Position der DGPPN

Die evidenzbasierten Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von Essstörungen in Deutschland Vorstellung und Folgerung für die Praxis

Faktenbox Antidepressiva

Erfahrungen mit wissenschaftlichen. Leitlinien aus Sicht der. Bundesanstalt für Arbeitsschutz. und Arbeitsmedizin

Unipolare Depression. S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie. Leitlinienreport

Wie wirksam sind Psychotherapien bei Bipolaren Störungen im Vergleich: Ergebnisse einer Cochrane-Analyse [18 Min]

Unipolare Depression

10. Landespsychotherapeutentag. Statement zur Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung im Gesundheitssystem. Berlin,

Faktenbox Kombinationsbehandlung (Antidepressiva und Psychotherapie) bei schweren Depressionen

Die Leitlinie zielt auf die Verbesserung der medikamentösen Therapie durch den Rheumatologen.

S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen

Regionale Variation der Prävalenz und Behandlung von Depressionen Ergebnisse des Faktenchecks Depression

Inhaltliches Update, methodisches Upgrade!

Unipolare Depression

Die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Zwangsstörung - wie kann sie Einzug in die Praxis finden?

Informationstag 2017 Schweizerische Gesellschaft für Zwangsstörungen

Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma Langfassung (2. Auflage)

Pharmakologische Behandlung bipolarer Störungen bei (jungen) Erwachsenen. Behandlungsverzögerung. Erste Symptome früh, Diagnose spät.

MoodGYM_Deutschland: Das Online-Selbstmanagementprogramm MoodGYM für Menschen mit depressiven Erkrankungen

S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression zentrale Aspekte für die psychotherapeutische Praxis

Verbesserung der Rahmenbedingungen

S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen

LEITLINIEN. Dr. Pamela Kantelhardt. Begleitender Unterricht für Pharmazeuten im Praktikum. 9. September 2016

Gutachten zur ambulanten psychotherapeutischen/psychosomatischen Versorgung Formen der Versorgung und ihre Effizienz

Kognitiv-psychoedukative Therapie zur Bewältigung von Depressionen

Zur Evidenzlage der psychotherapeutischen Akut und Erhaltungsbehandlung Bipolarer Störungen erste Ergebnisse eines neuen Cochrane Reviews

1. Da muss ich allein durch - wer braucht die Psychiatrie und Psychotherapie und was versteht man darunter? 21

Härte der Indikation. Mathias Berger. VUD Frühjahrsforum 2013 Berlin,

Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie Affektiver Störungen

Gliederung 1. Hintergrund 2. Zur S3-Leitlinie Unipolare Depression 3. Methodik 4. Beschreibung der Klientel und des Behandlungsverlaufes 3.1. Zur Klie

Versichertenklassifikationsmodell im Risikostrukturausgleich

Teil 1 Entwicklungspsychologie, allgemeine Neurosenlehre

1 Einleitung zur ersten Auflage 1. 2 Grundzüge kardialer Erkrankungen 5

Depression. Innovationen in Forschung und Versorgung. Frank Schneider. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen

Qualitätsindikatoren für Nationale VersorgungsLeitlinien

Lenkungsausschuss, Koop.-Verbund QS durch klinische Krebsregister. Günter Ollenschläger. Sylvia Saenger Christian Thomeczek Susanne Weinbrenner

Forderungen der DGPPN zur Bundestagswahl 2017

Gute Patienteninformationen: Angebote aus dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ)

Kosten und Nutzen ambulanter Psychotherapie

Behandlung und Behandlungssettings bei Alkoholkonsumstörungen: Empfehlungen der S3-Leitlinie Alkoholbezogene Störungen

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Präsident Prof. Dr. Albrecht Encke

Psychokardiologie. Ein Praxisleitfaden für Ärzte und Psychologen. Bearbeitet von C. Herrmann-Lingen, C. Albus, G. Titscher

Erfahrungen mit wissenschaftlichen Leitlinien aus Sicht der DGP

PatientenLeitlinie zur Nationalen Versorgungs- Leitlinie Unipolare Depression 1. Auflage

Qualität in der stationären psychotherapeutischen Versorgung

Geleitwort 5. Vorwort 7

Mittwoch, Uhr. Depression Grundlagen, Diagnostik und Therapie: eine Zwischenbilanz. Fortbildungsreihe 2016


Störungsspezifische Behandlung der Zwangsstörungen

Zur Beteiligung der Selbsthilfe an Leitlinien

Harlich H. Stavemann (Hrsg.) KVT update. Neue Entwicklungen und Behandlungsansätze in der Kognitiven Verhaltenstherapie

Psychotherapie: Manuale

Psychotherapie und Telemedizin

Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie der Sozialen Angststörung

Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie der Panikstörung und Agoraphobie

Beschlussentwurf des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Psychotherapie- Richtlinie: 22 Absatz 2 Nr. 4

Empfehlungsgrad und Nachweisstärke der Effektivität einer Leitlinie * Empfehlungsgrad ** Evidenzgrad

Evidenzbasierte Suchtmedizin

Überlegungen zu einer am Versorgungsbedarf orientierten Psychotherapeutenausbildung

Effektivität psychiatrischer Therapien

Versichertenklassifikationsmodell im Risikostrukturausgleich

Transkript:

Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie Sektion Klinische Epidemiologie & Versorgungsforschung Workshop 6: Evidenz und Qualität in der Psychotherapie Evidenzbasierte Leitlinienentwicklung in der Psychotherapie Verfahrensweise und Ergebnisse in der S3- bzw. Nationalen VersorgungsLeitlinie Depression Martin Härter (Freiburg) EbM-Kongress, Berlin, 23.03.2007

Gliederung Hintergrund der S3-/NV-Leitlinie Methodik Vorgehen (Beispiele)

Häufigkeit depressiver Erkrankungen Bundesgesundheitssurvey 1998 aktuelle Prävalenz: 6,3% ca. 5% Frauen : Männer = 2 : 1, alle Altersgruppen 10% der Hausarztpatienten 25% aller Behandlungen in Fachkliniken Ca. jede 4. Frau und jeder 8. Mann erkranken im Laufe des Lebens an einer Depression

Ursachen (%) der durch Behinderung beeinträchtigten Lebensjahre (gesamte Lebensspanne; years of life lived with disability; WHO Report 2001) Unipolare Depression Hörverlust Eisenmangel-Anämie COPD Alkohol Osteoarthritis Schizophrenie Stürze Bipolare Störung Asthma Angebore Erkrankungen Perinatale St. Demenz Katarakt Autounfälle Mangelernährung Zerebrovaskulär HIV/AIDS Migräne Diabetes 0 2 4 6 8 10 12 Psychische Erkrankungen: 30 % der durch Behinderung beeinträchtigten Lebensjahre

Leitlinien Depression Bewertung nationaler und internationaler Leitlinien Leitlinien-Clearingverfahren Depression der ÄZQ (Fortschr Neurol Psychiat 2001; 69:390-401)

Leitlinien Depression in D (I) Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN 2000, wird derzeit aktualisiert) Kompetenznetz Depression, Suizidalität (KND 2003) Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AKdÄ 1997 2006 aktualisiert) Zielgruppe: Fachärzte Langversion, Kurzversion umfangreiche, strukturierte Algorithmen affektive Störungen nach ICD-10 S1 Expertenkonsens Zielgruppe: (Haus-)-Ärzte Systematische Analyse nationaler/ internationaler Leitlinien Analyse von Reviews und Cochrane Meta-Analysen, Versorgungskorridor depressive Störungen nach ICD-10 S2: System. Evidenzbasierung, Gremium regional Zielgruppe: (Haus-)Ärzte Leitlinienheft, Tischvorlage, Patienteninformation depressive Störungen nach ICD-10 S2: System. Evidenzbasierung, formale Konsensfindung

Leitlinien Depression in D (II) Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs 2005 2007 aktualisiert) Deutsche Gesellschaft für Psychotherapeutische Medizin, Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie, Deutsches Kollegium Psychosomatische Medizin, Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie (DGPM 2002; nicht aktualisiert) Zielgruppe: Psychotherapeuten Langversion depressive und bipolare affektive Störungen S2: System. Evidenzbasierung Zielgruppe: ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, Haus- und Fachärzte Langversion depressive Störungen S1: Expertenkonsens

Wozu (noch) eine Depressions-LL? Versorgungsprobleme bei der Depression= unzureichende Behandlung keine deutschsprachige S3-Leitlinie Keine Berufs- und Fachübergreifende Leitlinie mit nationaler Relevanz und Akzeptanz

Zielsetzung Projekt der DGPPN und des ÄZQ (2005-2007): Leitlinien zur Diagnostik und Therapie depressiver Störungen Erweiterung der bestehenden Leitlinien zu S3-Leitlinien und zu einer Nationalen VersorgungsLeitlinie 1. Erstellung von Leitlinien zur Diagnostik und Therapie unipolarer depressiver Störungen 2. Entwicklung von Implementierungs- und Qualitätssicherungsmaßnahmen

Gliederung Hintergrund der S3-/ NV-Leitlinie Methodik Vorgehen (Beispiele)

Organigramm Steuergruppe (ÄZQ, AWMF, AkdÄ, BPthK, wiss. Sekretariat, DEGAM, DGPPN, DGRW, DGPM, DGPs, DAGSHG, BApK) Koordinationsteam (wiss. Sekretariat, ÄZQ, AWMF) Konsensgruppe (31 Fachgesellschaften, Berufsverbände + Patienten- und Angehörigenvertreter) Peergruppe

Entwicklungsschritte (vgl. a. Fervers et al. (2006) IJQHC, 2006, 18; 167-176) 1. Konsentierung der Inhalte und Schlüsselfragen 2. Konsentierung der formalen und wiss. Methodik 3. Auswahl der Referenzleitlinien 4. Synopsenerstellung, ggf. ergänzende Recherchen 5. Koordinierungsteam Steuer- Konsensgruppe 6. Ableitung der Empfehlungen und Konsentierung 7. Veröffentlichung und Peer-Review 8. Implementierung und Evaluation

Leitlinien als Grundlage Referenz-Leitlinie: National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): Depression, Dez. 2004 Ergänzende Quell-Leitlinien je nach Fragestellung: Versorgungsleitlinien für depressive Störungen in der ambulanten Praxis Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) Dt. Ges. für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin (DGPM) Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) Canadian Psychiatric Association (CPA) American Psychiatric Association (APA) Zustimmung: 100%

Klassifizierung der Empfehlungen Evidenzgrad Empfehlungsgrad 1 2 3 4 5 A B C starke Empfehlung Empfehlung Empfehlung offen - Ethische Aspekte - Patientenpräferenzen - Klinische Relevanz: integriertes Outcome-Modell - Konsistenz und Effektstärke der Studien - Besonderheit psychotherapeutischer Forschungsmethoden - Abwägung von Nutzen, Risiken, Nebenwirkungen - Anwendbarkeit Zustimmung: 100% KKP Klinischer Konsens

Gliederung Hintergrund der S3-Leitlinie Methodik Vorgehen (Beispiele), Ergebnisse und spezifische Probleme

Schlüsselfragen Psychotherapie Diagnostik und Therapie unipolarer depressiver Störungen Schlüsselfragen Kap. N Welche Psychotherapieverfahren sind effektiv bei der Behandlung? 4.5.1 3 Was sind die zentralen Ziele und das Vorgehen der verschiedenen psychotherapeutischen Ansätze? Gibt es differenzielle Kriterien für die Indikation zu einer spezifischen Psychotherapie? Gibt es psychotherapeutische Verfahren, die im Vergleich zu anderen Psychotherapien effektiver sind (bezogen auf patientenrelevante Endpunkte)? Welche psychotherapeutischen Strategien bzw. Verfahren sind effektiv bei behandlungsresistenter Depression? Welche psychotherapeutischen Managementstrategien verhindern einen Rückfall? 4.5.2 7 4.5.3 1 4.5.4 3 4.5.5 2

Methodik: Synopsenerstellung 1 NICE, 2004 CPA, 2001 unterschiedlich ausgeprägte Tiefenschärfe unterschiedliche Verwendung von Evidenzhierarchien

Methodik: Synopsenerstellung 2 Welche Psychotherapieverfahren sind effektiv bei der Behandlung?

Ablauf Koordinationsteam Steuer- Gruppe Erstellung von Synopsen Erstellung von Evidenztabellen Erstellung der Texte und Empfehlungen Diskussion der Synopsen, Empfehlungen und Texte Formulierung der Empfehlungen Evidenz vollständig? ja nein Weitere Recherche Konsens- Gruppe Diskussion der Texte und Empfehlungen Konsensus der Texte und Empfehlungen Konsens bzgl. Empfehlungen? nein Empfehlungen überarbeiten Peergruppe Rückmeldungen zu Text und Empfehlungen Publikation

Empfehlungen: Psychotherapie (Bsp.) Welche Psychotherapieverfahren sind effektiv bei der Behandlung depressiver Episoden? Nr. E 1 100% E 2 100% E 3 94% Nach dem Schweregrad der depressiven Episode differenzierende Empfehlungen Zur Behandlung akuter leichter bis mittelschwerer depressiver Episoden soll eine Psychotherapie* angeboten werden. Bei akuten schweren Depressionen soll eine Kombinationsbehandlung mit medikamentöser Therapie und Psychotherapie* angeboten werden. Wenn ein alleiniges Behandlungsverfahren in Betracht gezogen wird, soll bei ambulant behandelbaren Patienten mit akuten mittelschweren bis schweren depressiven Episoden eine alleinige Psychotherapie* gleichwertig zu einer alleinigen medikamentösen Therapie angeboten werden. E 1 Grad A B C E 2 Grad A B C E 3 Grad A B C

Methodik: Evidenz Psychotherapie (Bsp.) Welche Psychotherapieverfahren sind effektiv bei der Behandlung depressiver Episoden? Kognitive Verhaltenstherapie Interpersonelle Psychotherapie Psychodynamische Kurzzeittherapie Studientyp Ergebnisse Metaanalysen KVT > AD, andere Therapieverfahren 1-3 KVT = AD 26 Review KVT AD 4 RCTs KVT AD6, 19-25 Metaanalyse IPT > AD 5 IPT > KVT 5 Review IPT = AD, KVT 4 RCTs IPT = KVT 6 Evidenztabelle: leicht- und mittelgradige depressive Episoden IPT + AD > AD+CM 7 IPT = AD 7-9 IPT > TAU 9 Metaanalyse STPP > TAU (verschiedene Störungen) 18, Hinweis a RCTs STPP = KVT 10 SPSP + AD > AD11, 13 STPP + AD = STPP 12 Gesprächspsychotherapie RCTs GT < KVT, VT, AD 14 GPT = KVT15-16, Hinweis b GPT > TAU 17

Empfehlungen: Psychotherapie (Bsp.) Welche Psychotherapieverfahren sind effektiv bei der Behandlung depressiver Episoden? Nr. E 1 100% E 2 100% E 3 94% Nach dem Schweregrad der depressiven Episode differenzierende Empfehlungen Zur Behandlung akuter leichter bis mittelschwerer depressiver Episoden soll eine Psychotherapie* angeboten werden. Bei akuten schweren Depressionen soll eine Kombinationsbehandlung mit medikamentöser Therapie und Psychotherapie* angeboten werden. Wenn ein alleiniges Behandlungsverfahren in Betracht gezogen wird, soll bei ambulant behandelbaren Patienten mit akuten mittelschweren bis schweren depressiven Episoden eine alleinige Psychotherapie* gleichwertig zu einer alleinigen medikamentösen Therapie angeboten werden. E 1 Grad A B C E 2 Grad A B C E 3 Grad A B C

Methodik: Evidenz Psychotherapie (Bsp.) Welche Psychotherapieverfahren sind effektiv bei der Behandlung depressiver Episoden? Studientyp Ergebnisse Kognitive Verhaltenstherapie Metaanalyse KVT = AD 1 KVT + AD > KVT2, 3, 4 KVT + AD > AD 2, 3 RCT KVT = AD 4 (bei erfahrenen Therapeuten) Interpersonelle Psychotherapie Metaanalyse IPT + AD > IPT 2, 3 IPT + AD > AD 2, 3 RCT IPT > KVT 5 IPT < AD + CM 5 IPT > Placebo 5 (1) DeRubeis et al. (1999); (2) Pampallona et al., 2004; (3) Thase et al. (1997); (4) DeRubeis et al. (2005); (5) Frank & Spanier (1995) Evidenztabelle: schwere depressive Episoden

Spezifische Probleme Zahlreiche Metaanalysen und randomisiert-kontrollierte Studien belegen die Wirksamkeit der Psychotherapie Aber: Therapieverfahren sind empirisch unterschiedlich gut belegt Große Diskrepanz zwischen der Verbreitung von Therapieverfahren in der Versorgung und ihrer empirischen Belege Es ist empirisch wenig bekannt über differenzielle Indikationskriterien ( what works for whom? ) Für einzelne Störungsbilder (Dysthymie, Double Depression, chronische Depression) ist die Evidenz zur Wirksamkeit von Psychotherapie gering Relevanz randomisiert-kontrollierter vs. naturalistischer Studiendesigns efficacy vs. effectiveness Wirksame Methoden noch wenig verbreitet oder keine Richtlinienverfahren

Aktueller Stand Bereits bearbeitet: 1. Methodik und Anwendungsbereich 2. Ätiologie und Epidemiologie (fertig gestellt) 3. Diagnostik (konsentiert) 4. Behandlungsziele (konsentiert) 5. Pharmakotherapie (z.t. konsentiert) 6. Psychotherapie (z.t. konsentiert) 7. Management von Suizidalität (noch zu konsentieren) 8. Nichtmedikamentöse somatische Therapien (noch zu konsentieren) Noch zu bearbeiten: Stufenpläne der Versorgung, Versorgungsmanagement QM, Leitlinienevaluation und Leitlinienimplementierung

Koordinierungsteam Martin Härter Isaac Bermejo Christian Klesse Mathias Berger Monika Lelgemann Susanne Weinbrenner Günter Ollenschläger Ina Kopp

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Prof. Dr. Dr. Martin Härter Sektion Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Freiburg martin.haerter@uniklinik-freiburg.de