Handout zu Beweistechniken

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Transkript:

Handout zu Beweistechniken erstellt vom Lernzentrum Informatik auf Basis von [Kre13],[Bün] Inhaltsverzeichnis 1 Was ist ein Beweis? 2 2 Was ist Vorraussetzung, was ist Behauptung? 2 3 Beweisarten 3 3.1 Deduktive Beweisführung..................... 3 3.2 Wiederlegungsbeweise...................... 5 3.3 Induktive Beweise......................... 5 4 Wie genau/formal muss ein Beweis sein? 6 1

1 Was ist ein Beweis? vollständige und folgerichtige Argumentation über die Korrektheit einer Aussage Eine Aussage enthält überlicherwiese Vorraussetzungen und Behauptungen Argumentation muss die Gültigkeit der Behauptungen in all den Situationen nachweisen, in denen die Vorraussetzung gilt Die Vollständigkeit einer Argumentation verlangt, dass die Argumentation jeden möglichen Einzelfall überdeckt Die Folgerichtigkeit verlangt, dass jedes einzelne Argument in der Argumentationskette als korrekt abgesichert ist und auch von einem nicht wohlgesonnenn Leser akzeptiert werden muss 2 Was ist Vorraussetzung, was ist Behauptung? Im folgenden sind die wichtigsten Formulierungen und ihre Bedeutung aufgelistet: Wenn A, so (dann) B A wird zur Vorraussetzung, B wird zur Behauptung auch A impliziert B, aus A folgt B, B wenn A, A B Achtung: wenn B gilt, muss A nicht gelten (A muss nicht der Grund sein) A genau dann, wenn B, zwei Aussagen A und B sind äquivalent dies entspricht: Wenn A so B und Wenn B so A (A B und B A zu Beweisen ist also einmal Wenn A so B und zum Anderen Wenn B so A 2

Für alle x gilt A bzw. Für alle x gilt A(x) Die Argumentation muss nun die Gültigkeit von A nachweisen, egal welchen konkreten Wert x bekommt. Deswegen setzt man an: Vorraussetzung: Sei x ein beliebiges gewähltes Element. Behauptung: Für dieses Element gilt A(x) folgende Argumente dürfen keine Annahmen darüber benutzen wolchen der vielen möglichen Werte x hat. Sie dürfen aber von einer einmal für die gesamte Argumentation unveränderten Wahl ausgehen. Für alle x aus der Menge M gilt A(x) Dies entspricht: Für alle x gilt: Wenn x M, so gilt A(x) Es gibt/existiert ein x, für das A(x) Es gibt mindestens eins Es gibt ein x in der Menge M mit A(x) Es gibt ein x, für das gilt: x M und es gilt A(x) 3 Beweisarten Die wesentlichen Beweisarten sind: Deduktive Beweise: bei sequentieller Verarbeitung Wiederlegungsbeweise und Gegegenbeispiele: Unmöglichkeitsaussagen Induktionsbeweise: Rekursion/Schleifen 3.1 Deduktive Beweisführung Deduktive Beweisführung: Logische Beweisschritte von Annahme zur Konklusion Der Beweis entspricht einer Folge von Zwischenaussagen Beginne mit (Menge der) Annahmen 3

Jede Zwischenaussage folgt schlüssig aus (allen) vorhergehenden Aussagen Konklusion ergibt sich als letzter Beweisschritt Zulässige Arguemtne in Beweisschritt Logische Schluss: Sind A und A B bekannt, kann B gefolgert werden Bekannte mathematische Grundsätze (z.b. Arithmetik) Bereits bewiesene Sätze Auflösung von Definitionen Extensionalität von Mengen: M=M genau dann wenn M M M M M M genau dann wenn ( x) x M x M Gleichheit von zahlen: x=y genau dann wenn weder x<y noch x>y Beispiel für Auflösen von Definitionen Wenn S endliche Teilmenge einer Menge U ist und das Komplement von S (bezüglich U) endlich ist, dann ist U endlich. Definitionen: S endlich Es gibt eine Zahl n mit S = n T Komplement von S T S = U und T S = Beweis: Aussage Beweis 1. S endlich Gegeben 2. T Komplement von S Gegeben 3. T endlich Gegeben 4. S = n für ein n N Auflösen der Definition in (1) 5. T = m für ein m N Auflösen der Definition in (3) 6. T S = U Auflösen der Definition in (2) 7. T S = Auflösen der Definition in (2) 8. U = m + n für n, m N (4), (5), (6), (7) und Gesetze der Kardinalität 9. U endlich Einsetzen der Definition in (8) 4

3.2 Wiederlegungsbeweise Zeige dass eine Aussage A nicht gilt: Beweis durch Widerspruch: A gilt nicht, wenn aus der Annahme von A ein Widerspruch folgt Beweis durch Gegenbeispiel: A ist nicht allgemeingültig, wenn es ein einziges Gegenbeispiel gibt Beweis durch Kontraposition: Statt wenn H dann K zeige: Wenn nicht K dann nicht H Behauptungen sind aussagenlogisch äquivalent Spezielle Anwendung: Indirekte Beweisführung Zeige, dass aus H und nicht K ein Widerspruch folgt, Aussagenlogisch äquivalent zu Wenn H dann K Beispiel für Beweis durch Widerspruch Wenn S endliche Teilmenge einer unendlichen Menge U ist, dann ist das Kompelent von S (bezüglich U) unendlich. Beweis: Aussage Beweis 1. S endlich Gegeben 2. T Komplement von S Gegeben 3. U unendlich Gegeben 4. T endlich Annahme 5. U endlich (1), (4) mit Satz aus Beweis zuvor 6. Widerspruch (3),(5) 7. T unendlich Annahme (4) muss falsch sein 3.3 Induktive Beweise beweise eine Aussage A für alle natürlichen Zahlen Standartinduktion: Gilt A für i und folgt A für n+1, wenn A für n gilt, dann gilt A für alle n i 5

Vollständige Induktion: Folgt A für n, wenn A für alle j<n mit j i gilt, dann gilt A für alle n i Mächtiger, da man nicht den unmittelbaren Vorgänger benutzen muss Strukturelle Induktion Zeige A für alle Elemente einer rekursiven Datenstruktur Gilt A für das Basiselement und folgt A für ein zusammengeseteztes Element, wenn A für seine Unterelemente gilt, dann gilt A für alle Elemente Häufig eingesetzt für die Analyse von Baumstrukturen (suchen, sortieren), syntaktische Strukturen (Formeln, Programmierpsrachen,...) Beispiel Induktion Für alle n 1 gilt n 2 n. Beweis: Induktion über n. 1. Induktionsanfang: Zeige Eigenschaft E für n=1 Es gilt offensichtli 1 2 = 1 Also ist der Induktionsanfang gezeigt. 2. Induktionsschritt: (n n + 1) Es ist zu zeigen, dass (n + 1) 2 (n + 1) gilt. Die Induktionsvorraussetzung ist n 2?n. Es gilt (n + 1) 2 = n 2 + 2n + 1. Mit der Induktionsvorraussetzung erhalten wir (n + 1) 2 = n 2 + 2n + 1 n + 2n + 1 n + 1 3. Den Beweis des Satzes beenden wir mit q.e.d. 4 Wie genau/formal muss ein Beweis sein? Ein Beweis ist ein Argument, das den Leser überzeugt Präzise genug, um Details rekonstruieren zu können Knapp genug, um übersichtlich und merkbar zu sein Zwischenschritte müssen mit üblichen Vorkenntnissen erklärbar sein Tipp: ausführliche Lösungen entwickeln, bis Sie genug Erfahrungen haben. Bei der Präsentation für andere zentrale Gedanken aus der Lösung extrahieren 6

Test: verstehen Kommilitonen die Lösung und warum sie funktioniert? Literatur [Bün] Büning, Prof. Doktor K.: Folien Veranstaltung Modellierung [Kre13] Kreitz, Prof. C.: Folien Veranstaltung Theoretische Informatik. letzter Zugriff 04.2013 7