Predigt Lebenswege Abendgottesdienst Open Air, Hohes Kreuz, 17. August 2014 Meditation Wege meines Lebens! Impulsfragen auf DIN A 4-Zetteln, die an versch. Bäumen hängen, Fragen: o Welche schwierigen und welche schönen Wege meines Lebens sind mir besonders in Erinnerung? o Nach welchen Kriterien entscheide ich, welche Wege ich einschlage? o Lasse ich mich eher treiben, oder plane ich jeden Weg, den ich gehe? o Welchen Weg vermeide ich gerne? o Welchen Weg würde ich in gerne mal gehen? o Bin ich gerade auf leichten oder schweren Wegen unterwegs? o Welchen unbekannten Weg sollte ich eigentlich mal gehen? Bei welcher Frage seid ihr gerade stehen geblieben? Sind euch besondere Wege aus der Vergangenheit eingefallen, die schön oder schwierig waren? Plant ihr eher eure Wege oder geht ihr lieber drauf los und schaut, wo ihr ankommt? Gibt s da eigentlich richtig oder falsch? Spannende Frage 1
Sind euch Wege eingefallen, die ihr gerne mal gehen würdet oder nicht so gerne, aber vielleicht doch solltet? Manchmal sind die schweren Wege im Nachhinein die schönen Wege (Bsp. Bergwanderung im Vgl. zu einem 15- minütigen Spaziergang: Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer mag sein, aber vielleicht hast du am Ende die schönste Aussicht deines Lebens) Als uns die Idee kam, mal einen Open Air Abendgottesdienst hier oben am Hohen Kreuz zu feiern, haben wir überlegt: Welches Thema passt hierher? Hohes Kreuz da denken wir an das Kreuz hier im Hintergrund. Aber auch die Wege machen zeichnen hier ein Kreuz in die Landschaft, genauer eine Kreuzung: Mehrere Wege treffen hier zusammen. Wer hier ankommt, kann in unterschiedliche Richtungen weitergehen und je nach dem, in welche Richtung er geht, wird sein Weg anders verlaufen. Es macht einen Unterschied, ob man nach Großeicholzheim, Kleineicholzheim, Oberschefflenz, Rittersbach oder Heidersbach weiterläuft oder fährt. Lebenswege sehen unterschiedlich aus. Wenn du an einem bestimmten Punkt deines Lebens in diese oder jene Richtung abbiegst, hat das Auswirkungen darauf, wie dein Leben weitergeht. 2
Unser Leben lässt sich gut mit einem Weg vergleichen, auf dem es mal leichter und mal schwerer vorangeht, an dem man manchmal an einer Kreuzung steht, und dann ist die Frage: Wie geht s jetzt weiter? Erstes Lied: Befiehl du deine Wege! Ps 37,5: Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird s wohl machen. Interessant: Wege! Mehrzahl: Lebensetappen, kleinere und größere Wege; manchmal geht man mehrere Wege gleichzeitig: ein Projekt hier, eine Herausforderung da. Befiehl dem Herrn deine Wege! Gott interessiert sich für meine Wege. Ich darf sie offen vor ihm ausbreiten und ihn bitten: Lass es gute Wege sein. Hilf, dass ich ans Ziel komm. Und dann? Wie leitet Gott eigentlich? Bild guter Hirte! Was heißt das konkret? Ich glaube, es heißt nicht: Gott hat genau einen Weg für uns geplant, und unsere Lebensaufgabe ist es, diesen Plan einzuhalten und weder rechts noch links vom Weg abzuweichen. Manchmal falsche Vorstellung, dass Gott mit uns Versteck spielt. Da wird leicht Druck aufgebaut nach dem Mot- 3
to: Bist du sicher, dass du auf dem richtigen Weg unterwegs bist? Vielleicht solltest du nochmal was ganz anderes tun (Hintergedanke: Ich kann dir sagen, was du tun sollst!) Klar, es kann sein, dass Gott uns einmal auf neue Wege stellt, etwas Neues mit uns vorhat. Aber dann ist er auch in der Lage, uns das zu zeigen. Die grundlegende Frage ist: Worauf vertraue ich in meinem Leben? Vertraue ich Gott meinen Lebensweg und die Etappen auf diesem Weg an oder habe ich Angst, dass er mich vielleicht auf schlechten, auf falschen Wegen führt? Als ich so zwischen 14 und 20 war, hatten wir bei uns zuhause einen Hauskreis, in dem wir oft über diese Frage gesprochen haben: Was heißt das, Gott in unserem Leben die Leitung zu überlassen? Wollen wir das wirklich? Was ist, wenn er mich irgendwo hinführt, wo ich gar nicht hin möchte? Was soll ich dann machen? Und was ist, wenn ich auf einem Weg lande, der nicht der richtige ist? Freundin aus diesem Hauskreis, Berufsentscheidung, Prozess über mehrere Monate: Kinderkrankenschwester oder Lehrerin? Zusammen gebetet: Herr, zeig ihr, was sie machen soll? Sie hat dann ein Jahr mit Kinderkrankenschwester 4
angefangen und dann doch gewechselt. Und jetzt ist sie Lehrerin. War nun der eine Weg richtig und der andere falsch? Ich glaube nicht. Ich glaube, Lehrerin passt super zu ihr, aber sie wäre sicher auch eine tolle Kinderkrankenschwester. Die Angst, dass der eine Weg richtig und der andere Weg falsch sein könnte, ist in vielen Fällen unberechtigt. Und der Druck unnötig. Es ist doch nicht damit getan, dass man einmal die richtige Entscheidung trifft und sich dann entspannt zurück lehnt. Es kann sein, dass man seine Traumfrau kennenlernt und davon überzeugt ist: Das ist genau die richtige Frau für mich und man kommt zusammen, ist glücklich und verliebt aber dann fängt die Anstrengung an: Beziehung gestalten, Konflikte angehen, Unterschiede feststellen, damit klar kommen, gemeinsame Entscheidungen treffen. Und auch da die Frage: Worauf vertraue ich, wenn ich mich ganz auf einen Menschen einlasse: Darauf, dass wir das schon hinbekommen, oder vertraue ich darauf, dass Gott uns das schenkt, was wir für eine glückliche Beziehung brauchen? Von Johann Albrecht Bengel, einem einflussreichen schwäbischen Pfarrer vor 300 Jahren, stammt der Satz: Kinder Gottes haben immer zehn Wege frei. 5
Schon erstaunlich, dass er diesen Satz in einer Zeit gesagt hat, in der eigentlich der Lebensweg eines Menschen in erster Linie dadurch vorgezeichnet war, in welche Familie er hineingeboren wurde. Es ist ja noch nicht so lange her, dass wir uns in aller Freiheit unseren Beruf, Wohnort, Ehepartner, Kinderzahl, Hobby, Musikstil etc. aussuchen können. Zur Zeit Bengels war das noch anders: Da lernte ein Mann in der Regel den Beruf das Vaters und eine Frau bereitete sich auf die Rolle als Mutter und Hausfrau vor. Trotzdem: Kinder Gottes haben immer zehn Wege frei das beschreibt die Freiheit, in der wir leben, wenn unser Leben unter Gottes Regie steht, die wunderbare Freiheit der Kinder Gottes. Dann kann es nach links oder nach rechts gehen entscheidend ist: Jesus geht mit. Mein Heil hängt nicht daran, ob ich in den Urlaub nach Spanien oder in die Schweiz fahre. Aber es ist gut, wenn ich auch im Urlaub damit rechne, dass er dabei ist und dass er mir vielleicht eine spannende Begegnung oder besondere Erfahrung schenkt. Jesus schreibt mir nicht vor, welche Automarke ich fahren soll. Aber er freut sich, wenn ich mein Auto nicht nur für mich nutze, sondern auch mal mit einer Gruppe Konfis oder zum Jungschartag unterwegs bin. 6
Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Dieser Vers steht in Psalm 31. Ein weiter Raum, den es zu beschreiten gilt aber in der Einsicht: Du Gott stellst meine Füße auf weiten Raum. Du bist es, der mir die Freiheit eröffnet. Denn bei einer Frage haben wir keine zehn Wege offen: Bei der Frage, von wem wir unser Lebensglück die Bibel sagt: unser Heil erhoffen. Wenn es darum geht, was meinem Leben die grundlegende Richtung gibt, und darum, wo mein Lebensweg am Ende ankommt, ist die Botschaft, die uns die Bibel bezeugt, ganz klar. Jesus sagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben niemand kommt zum Vater denn durch mich. (gerade gesungen, Vers am Hohen Kreuz hinter uns.) Das ist tatsächlich die grundlegende Entscheidung in unserem Leben: Wem vertrauen wir, und zu wem möchten wir gehören? Jesus sagt: Du kannst dein Vertrauen auf mich setzen. Ich werd dich nicht enttäuschen. In Sprüche 3 steht ein toller Vers, der das auf den Punkt bringt: Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Sondern gedenke an ihn, so wird er dich recht führen auf allen deinen Wegen. 7
Da geht es genau um diese grundlegende Entscheidung: Wem vertraue ich? Auf wen hoffe ich, wenn es hart auf hart kommt? Das Versprechen steht: Wenn du dich auf Gott verlässt der sich in Jesus allen Menschen gezeigt hat dann wird er dich recht führen auf allen deinen Wegen. Auch wieder: Es gibt viele Wege und Gott ist dabei. Wohlgemerkt: Das Versprechen lautet nicht: Dann wird immer alles glatt gehen, dann sind es nur noch angenehme Wege, die du zu gehen hast. Nein, aber es sind die richtigen Wege, auch wenn wir ihren Sinn manchmal erst im Nachhinein und manchmal überhaupt nicht verstehen. Aber gerade auf den Wegen, die uns schwerfallen, hilft es sehr, wenn wir sagen können: Jesus, lenke du meinen Weg. Geh du voraus, ich will nachgehen und vertrauen, dass ich ans Ziel komm. Amen. 8