Lese-Rechtschreibstörung Von Monika Kaufmann und Veronika Haag
Die Entwicklung des Lesens und (Recht-)Schreibens
Der erste Schritt: Das Symbolverständnis Einsicht, dass Buchstaben besondere Zeichen sind, die etwas aussagen bzw. Prinzipiell lesbar sind ( Als-Ob-Briefe )
3 Stadien bzw. Strategien Logographische s Stadium Alphabetisches Stadium Orthographisches Stadium Einschulung 2 Monate Ende der 1.Klasse
Die Logographische Strategie ( Ganzwortmethode ) LESEN Bis ca. 2. Monat (in der 1. Klasse) Lernen der Wörter als visuelle Muster => Noch keine Graphem-Phonem-Korrespondenz Graphische Unähnlichkeit der Fehler
SCHREIBEN Schriftliches Suchen nach dem richtigen Wortbild Fehler Betreffen die Reihenfolge der Phoneme
Alphabetisches Stadium bzw. phonemische Strategie Erlernen der Graphem-Phonem- Korrespondenz Prinzip der Lesesynthese: Dehnlesen Zuordnung zu einem Umgangssprachlichen Klang (Bsp: Endsilbe -en ) Schlarotong
Beginnende Phonematische Strategie: Verständnis für Lautstruktur (phonologisches Bewusstsein) ABER: Zunächst oft Skelettschreibungen, d.h. Fast nur Konsonanten werden geschrieben
Entfaltete phonematische Strategie: Vollständige Wiedergabe der Laute Noch keine Beachtung von Regeln Teilweise werden zu Beginn auch unrelevante Unterschiede beachtet
Orthographische bzw. morphematische Strategie (Bilden von Einheiten) Ab Ende 1. Klasse Regelmäßigkeiten / bekannte Wortsegmente erlernt Erkennen der Wörter ohne phonologische Rekodierung Unterteilung in bereits bekannte Wortsegmente Unbekannte Wörter werden in Analogie zu bekannten geschrieben: Beachtung von Regeln Lottenschäumung (Lesen für das Regelerlernen unerlässlich) Lotnscheumung
3 Strategien? Im Grunde 2 Strategien: Kodierung von Vertrautem / Gelerntem (logographisch) Verwendung von Regelkenntnis (alphabetisch bzw. orthographisch) nur im Bedarfsfall!
alles Legastheniker? (bei Legasthenie: IQ muss mind. 15 Punkte über der Lese-Rechtschreibleistung liegen!) Lese-Rechtscheibschwäche 2 Gruppen von schwachen Lesern / Schreibern (ca. 10% anhaltend schlecht: auch das Lesen/ Schreiben von bekannten Wörtern fehlerhaft) Schwache Leser / Schreiber vollziehen dieselben Entwicklungsschritte, aber viel später wichtig: Ziel ist immer das Erreichen der nächsten Stufe!
Welches ist das Vorschulkind?
Lese-Rechtschreibstörung 16
Lese-Rechtschreibstörung Legasthenie LRS 17
Gliederung 1. Definition 2. Klassifikation nach ICD-10 und DSM-IV 3. Störungsbild Lesen / Rechtschreiben 4. Differenzialdiagnosen 5. Prävalenz 6. Komorbiditäten 18
Definition umschriebene, eindeutige Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten es können sämtliche Aspekte betroffen sein Lesestörung Rechtschreibstörung Leseleistungen unter dem nach dem Alter zu erwartenden Niveau Rechtschreibprobleme später meist gravierender 19
Klassifikation nach ICD-10 F81 umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten F81.0 Lese- u. Rechtschreibstörung F81.1 Isolierte Rechtschreibstörung F81.8 Andere: Umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen 20
Lernstörungen Klassifikation nach DSM-IV 315.00 Lesestörung 315.2 Störung des schriftlichen Ausdrucks 315.9 Nicht näher bezeichnete Lernstörung 21
Sdörungspilt des Lesns Aslasen, Ersedsen, Verdren oder Hinsufugn von Worden nibrige Lesgeswinbigkeid Startswirigkeidn bim Vorlesn, langs Zogern ober Ferlirn ber Ziele im Tekst, ungnaues Phrasirn Fertausn von Wörtern oder Buchstaen 22
Störungsbild des Lesens Auslassen, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Worten niedrige Lesegeschwindigkeit Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text, ungenaues Phrasieren Vertauschen von Wörtern oder Buchstaben Schwächen im Leseverständnis: Unfähigkeit, Gelesenes wiederzugeben Unfähigkeit, aus Gelesenem Schlüsse zu ziehen Verwendung allgemeinen Wissens anstelle von Informationen zur Geschichte 23
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Störungsbild des Rechtschreibens Reversionen (b-d, p-q, u-n) Reihenfolge- oder Sukzessionsfehler (die-dei) Auslassungen von Buchstaben (auch-ach) Einfügungen falscher Buchstaben Regelfehler Wahrnehmungsfehler Fehlerinkonstanz 25
Differenzialdiagnose Mangelnde Unterrichtung (Analphabetismus) Neurologische Erkrankung psychische Störung 26
Differenzialdiagnose psychische Störung 27
Differenzialdiagnose Mangelnde Unterrichtung (Analphabetismus) Neurologische Erkrankung psychische Störung körperliche Störung 28
Prävalenz 4 8% in der deutschen Schülerpopulation Punktprävalenz von 2,7% bei achtjährigen Schülern Diagnose vorwiegend im Grundschulalter Jungen mit 60 80% häufiger betroffen ABER Genetische Studien zeigen einen Geschlechterausgleich auf! LRS in allen Bevölkerungsschichten vertreten 29
Komorbiditäten Primär: Sprachentwicklungsstörungen 30
Primäre Komorbidität Sprachentwicklungsstörung: verspätete Sprachentwicklung Artikulationsstörungen Dysgrammatismus Wortfindungsstörungen wichtig: phonologische Bewusstheit 31
Komorbiditäten Primär: Sprachentwicklungsstörungen Störung der Visuomotorik Hyperkinetische Störung 32
Primäre Komorbidität Störung der Visuomotorik: psychomotorisches Ungeschick Schwierigkeiten in visueller Wahrnehmung Schwierigkeiten in visuomotorischer Koordination Hyperkinetische Störung: Aufmerksamkeits motorische Impulsivität schwierigkeiten Unruhe bei etwa 30% aller Kinder mit LRS 33
Komorbiditäten Primär: Sprachentwicklungsstörungen Störung der Visuomotorik Hyperkinetische Störung WICHTIG: keine Prognose dadurch möglich! 34
Komorbiditäten Primär: Sprachentwicklungsstörungen Störung der Visuomotorik Hyperkinetische Störung Sekundär: 35
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Komorbiditäten Primär: Sprachentwicklungsstörungen Störung der Visuomotorik Hyperkinetische Störung Sekundär: Konzentrationsstörung niedrige Leistungsmotivation Schulangst Disziplin-/ Erziehungsschwierigkeiten 37
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! 38