Übung Qualitative Methoden. Samplingtechniken

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Übung Qualitative Methoden Samplingtechniken 1

Wofür steht der "Fall"? Für sich selbst als Repräsentant einer Erfahrung als Repräsentant einer Gruppe/sozialen Einheit als Experte für eine Professionalisierung als Experte für eine Institution.. 2

Fallmerkmale Welche Merkmale des Falles sind für die Fragestellung relevant, welche nicht??? Wird aus der Auswertung am Material erarbeitet! 3

Sampling-Strategien Homogenes Sampling: Suche nach möglichst gleichen Fällen "Typical case sampling": Gezielte Suche nach besonders "typischen" Fällen (Expertenvotum, Allgemeinwissen, eigene Erfahrung) "Extreme case sampling": Gezielte Suche nach Extremfällen bezüglich Merkmalsintensität "deviant sampling": Gezielte Suche nach maximal abweichenden Fällen "intensity sampling": starke Ausprägung des interessierenden Phänomens Fallauswahl nach Gelegenheit und Zugangsmöglichkeit ("convenience", in schwierig zugänglichen Informantengruppen) Theoretical sampling: Glaser & Strauss, "Grounded Theory". Strategien können theoretisch begründet kombiniert werden! 4

Theoretisches Sampling (Glaser & Strauss, 1967) Ziel: gegenstandsfundierte Theorie ( grounded theory ) Wenn kein empirisch gehaltvolles Vorwissen über den zu untersuchenden Phänomenbereich vorliegt 5

Theoretisches Sampling Entwicklung von Richtlinien für die Datenerhebung und Entwicklung der Theorie Datenauswertung und Bestimmung neuer Untersuchungseinheiten gehen Hand in Hand! Schrittweise Auswahl, die theoretisch (nach Maßgabe der bisherigen Erkenntnisse) getroffen wird Vergleich von Untersuchungseinheiten nach dem Prinzip der Minimierung und Maximierung von Unterschieden 6

Vergleich Theoretisches Sampling Umfang der Grundgesamtheit ist vorab unbekannt Merkmale der Grundgesamtheit sind nicht vorab bekannt Mehrmalige Ziehung von Stichprobenelementen nach jeweils neu festzulegenden Kriterien Stichprobengröße vorab nicht definiert Statistisches Sampling Umfang der Grundgesamtheit ist bekannt Merkmalsverteilung in der Grundgesamtheit ist abschätzbar Einmalige Ziehung einer Stichprobe nach einem vorab festgelegten Plan Stichprobengröße vorab definiert Sampling beendet, wenn theoretische Sättigung erreicht ist Sampling beendet, wenn die gesamte Stichprobe untersucht ist 7

Minimax-Prinzip Minimierung von Unterschieden: Ausarbeitung/Bestätigung theoretisch relevanter Kategorien Maximierung: Suche nach Heterogenität und Varianz im Untersuchungsfeld Zielpunkt: Theoretische Sättigung, d.h. im Datenmaterial werden keine neuen theoretisch relevanten Unterschiede oder Ähnlichkeiten mehr entdeckt 8

"Internes" Theoretisches Sampling Aufgrund verdeckter Merkmale des Falles, die nicht vorab (erst in der Fallbearbeitung selbst) erkennbar werden, wird eine "convenience" Stichprobe untersucht. Die Fallauswertung erfolgt dann bei (grober) Kenntnis der Daten aus der Minimax- Kontrastierung, d.h. die Fälle werden bei der Erarbeitung nach und nach kontrastierend herangezogen 9

Arbeitsprogramm Forscher 4 (11) Protokoll der heutigen Gruppensitzung und Diskussion Erstellen einer Zeittafel (Anordnung der Ereignisse im Interview in ihrer chronologischen Abfolge) Erstellen eines Inventars Literatur: Lucius-Hoene, G. & Deppermann, A. (2002). Rekonstruktion narrativer Identität. Opladen: Leske & Budrich (S. 304-309) (Text auf der Homepage im Literaturordner "Interviewdurchführung" und im Semesterapparat "Qualitative Methoden" in der Bibliothek) Vorbereitung von Vorschlägen an die Gruppe (am 17.12.), welche Textstellen transkribiert werden könnten 10

Interview Nr.. vom. Spalte weglassen! Zeit Thema Überwiegende Textsorte Besonderheiten 00-28 Warum ich nach USA ging Berichten, Beschreiben 28-1.46 Ankunft in USA, erste Eindrücke (witzige) Anekdote Prägnante Wortwahl, witzige Anekdote "Freiheitsstatue" 1.47-2.49 Schilderung der Gasteltern Berichten 11

Zeittafel: Chronologie der erwähnten Ereignisse 2005 2005-2006 April 2007 Juli-August 2007 Nov. 2007 Abitur Zivildienst Erste WG in Tübingen Zweite WG bei Sommerakademie Auszug nach Streit. 12

Literatur zum Sampling Flick, U. (2002). Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek: Rowohlt (S. 102-115). Ritchie, J. & Lewis, J. (2003). Qualitative research practice. A Guide for social science students and researchers. Los Angeles: Sage (Kap. 4). 13

Arbeitsprogramm Kleingruppen heute Kurze Einzelarbeit: Aufschreiben von Eindrücken zum Interview Interviewte Person: Offenheit, Art der Aufgabenübernahme, Engagement bezüglich Thema, sprachliche Kompetenzen, persönlicher Sprech- und Denkstil, Inhalt des Interviews: Art der Themenbearbeitung, Ausführlichkeit der Themenbearbeitung, Passung zwischen Leitfaden und Interviewverlauf, interessante Inhalte? Gestaltung des Interviews: Verlaufsdynamik, Beziehung zu den Interviewern, Eingangs- und Verabschiedungspassagen, unerwartete Vorkommnisse, schwierige / besonders geglückte Passagen? Austausch der Eindrücke Bericht der InterviewerInnen: Setting, Situationsgestaltung, Verlauf, Beziehungsdynamik, eigene Gefühle, Gedanken, Manöverkritik (was lief gut, was hätten wir anders machen können/sollen?) 14