Voraussetzungen und Rahmenbedingungen freiwilligen Engagements Clemens Tesch-Römer Deutsches Zentrum für Altersfragen Freiwilliges Engagement in Deutschland Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), 23. Juni 2016 www.freiwilligensurvey.de
Gliederung des Vortrags 1. Einleitung 2. Werthaltungen 3. Bildung, Erwerbsstatus, Einkommen 4. Soziale Integration, Gesundheit 5. Ausblick 2
Voraussetzungen und Rahmenbedingungen freiwilligen Engagements I Voraussetzung Zustand, Vorgang oder Sachverhalt, der gegeben sein muss, bevor ein anderer Vorgang oder Sachverhalt eintreten kann. Fahrerlaubnis und Zugang zu einem Auto sind Voraussetzungen für Autofahren. Rahmenbedingungen In der Volkswirtschaftslehre werden darunter wirtschaftliche und politische Parameter verstanden, die sich auf Nachfrage und/oder Angebot von Waren und Dienstleistungen auswirken. Lohnhöhe wirkt sich auf Nachfrage nach Waren aus. Welche Voraussetzungen wirken sich auf die Häufigkeit freiwilligen Engagements aus? 3
Voraussetzungen und Rahmenbedingungen freiwilligen Engagements II Faktoren, die die Engagementquote beeinflussen könnten Alter und Geschlecht [Vortrag Julia Simonson] Haltung (Werte) Kenntnisse und Gelegenheiten (Bildung, Erwerbsstatus, Einkommen) Soziale Integration und Gesundheit (Freunde, Alltagseinschränkungen) Darstellung der Befunde Engagementquoten in verschiedenen Gruppen von Personen im Jahr 2014 4
Gliederung des Vortrags 1. Einleitung 2. Werthaltungen 3. Bildung, Erwerbsstatus, Einkommen 4. Soziale Integration, Gesundheit 5. Ausblick 5
Abfrage Solidarität und Sicherheit Wie wichtig sind Ihnen folgende Dinge? Solidarität Sozial Benachteiligten und gesellschaftlichen Randgruppen helfen Zwei Gruppen: (eher) wichtig vs. teils/teils bzw. (eher) unwichtig Sicherheit Nach Sicherheit streben Zwei Gruppen: (eher) wichtig vs. teils/teils bzw. (eher) unwichtig 6
Anteile freiwillig Engagierter 2014 nach Wichtigkeit des Wertes Solidarität, nach Alter und Geschlecht 100 80 Prozent 60 40 20 46,8 44,8 49,2 50,2 48,7 48,6 39,5 42,1 42,5 45,1 36,3 41,1 25,3 39,9 0 Gesamt Frauen Männer 14-29 Jahre 30-49 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Nicht wichtig Wichtig Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.384-28.492). 7
Anteile freiwillig Engagierter 2014 nach Wichtigkeit des Wertes Sicherheit, nach Alter und Geschlecht 100 80 Prozent 60 40 20 50,2 48,8 51,5 56,2 50,4 53,3 42,0 40,0 44,3 46,1 44,6 43,4 37,6 33,7 0 Gesamt Frauen Männer 14-29 Jahre 30-49 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Nicht wichtig Wichtig Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.384-28.492). 8
Gliederung des Vortrags 1. Einleitung 2. Werthaltungen 3. Bildung, Erwerbsstatus, Einkommen 4. Soziale Integration, Gesundheit 5. Ausblick 9
Schulische und berufliche Bildung Schulbildung 1. Noch Schüler/in 2. Niedrige Bildung: Volks- und Hauptschule, DDR-Abschluss 8. Klasse 3. Mittlere Bildung: Mittlere Reife (Realschule, DDR-Abschluss 10. Klasse) 4. Hohe Bildung: Fachhochschulreife oder Abitur/EOS (DDR) oder weiterführende Schule im Ausland oder Hochschulstudium Schulische und berufliche Bildung 1. Haupt-/Realschulabschluss ohne berufliche Ausbildung 2. FH-Reife/Abitur ohne berufliche Ausbildung 3. Haupt-/Realschulabschluss und berufliche Ausbildung 4. FH-Reife/Abitur und berufliche Ausbildung 5. Abschluss Berufs-/Fachakademie 6. FH-/Universitätsabschluss 10
Anteile freiwillig engagierter Personen 2014, nach Schulbildung 60 40 Prozent 20 43,6 54,8 41,1 52,3 28,3 0 Gesamt Noch Schüler/in Niedrige Bildung Mittlere Bildung Hohe Bildung Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.689). 11
Anteile freiwillig engagierter Personen 2014, nach schulischer und beruflicher Bildung 80 60 Prozent 40 20 54,8 23,5 49,4 36,2 44,4 49,9 54,1 0 Noch Schüler/in Haupt-/Realschulabschluss ohne berufliche Ausbildung FH-Reife/ Abitur ohne berufliche Ausbildung Haupt-/Realschulabschluss und berufliche Ausbildung FH-Reife/Abitur und berufliche Ausbildung Abschluss Berufs- Fachakademie FH-/Universitätsabschluss Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.681). 12
Anteile freiwillig Engagierter 2014, nach Erwerbsstatus 80 erwerbstätig nicht erwerbstätig 60 Prozent 40 20 46,7 51,1 26,1 35,3 52,5 38,5 0 Erwerbstätig in Vollzeit Erwerbstätig in Teilzeit/ geringfügig beschäftigt Nicht erwerbstätig: Arbeitslos Nicht erwerbstätig: In Rente oder Pension Nicht erwerbstätig: In Ausbildung Nicht erwerbstätig: Sonstige Gründe Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.590). 13
Anteile freiwillig Engagierter 2014, nach Erwerbsstatus 80 60 Prozent 40 20 46,7 51,1 26,1 35,3 52,5 38,5 0 Erwerbstätig in Vollzeit Erwerbstätig in Teilzeit/ geringfügig beschäftigt Nicht erwerbstätig: Arbeitslos Nicht erwerbstätig: In Rente oder Pension Nicht erwerbstätig: In Ausbildung Nicht erwerbstätig: Sonstige Gründe Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.590). 14
Anteile freiwillig Engagierter 2014, nach finanzieller Situation (Selbsteinschätzung) 80 60 Prozent 40 20 50,0 48,3 39,6 37,9 26,9 0 Sehr gut Gut Mittel Eher schlecht Sehr schlecht Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.413). 15
Gliederung des Vortrags 1. Einleitung 2. Werthaltungen 3. Bildung, Erwerbsstatus, Einkommen 4. Soziale Integration, Gesundheit 5. Ausblick 16
Netzwerkqualität und Unterstützungspotenzial Subjektive Netzwerkqualität Inwiefern trifft die folgende Aussage auf Sie zu? Es gibt genügend Menschen, mit denen ich mich eng verbunden fühle. Zwei Gruppen: trifft eher bzw. voll und ganz zu = Netzwerkqualität hoch; teils/teils; trifft eher nicht zu; trifft ganz und gar nicht zu = Netzwerkqualität niedrig Potenzial für soziale Unterstützung Wenn Sie mal Hilfe brauchen, zum Beispiel bei Besorgungen, kleineren Arbeiten oder der Betreuung von Kindern oder Kranken: Gibt es da Personen außerhalb Ihres Haushaltes, an die Sie sich unentgeltlich wenden können? Zwei Gruppen: Ja vs. Nein 17
Anteile freiwillig Engagierter 2014 nach Netzwerkqualität, nach Alter und Geschlecht 100 80 Prozent 60 40 20 48,1 45,2 29,9 28,5 30,9 51,4 50,6 51,8 50,2 35,8 32,3 29,8 21,3 38,6 0 Gesamt Frauen Männer 14-29 Jahre 30-49 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Netzwerkqualität: niedrig Netzwerkqualität: hoch Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.420). 18
Anteile freiwillig Engagierter 2014 nach Unterstützungspotenzial, nach Alter und Geschlecht 100 80 Prozent 60 40 20 46,0 43,9 48,3 48,8 49,5 47,8 26,9 23,8 29,9 29,6 28,8 29,9 21,2 36,6 0 Gesamt Frauen Männer 14-29 Jahre 30-49 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Unterstützungspotenzial: nein Unterstützungspotenzial: ja Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.472). 19
Gesundheit Krankheitsbedingte Alltagseinschränkungen In welchem Ausmaß sind Sie durch Krankheit in der Ausübung Ihrer alltäglichen Arbeiten dauerhaft eingeschränkt? Vier Gruppen: habe keine Erkrankung, nicht eingeschränkt, etwas eingeschränkt, stark eingeschränkt Subjektive Gesundheitseinschätzung Wie bewerten Sie Ihren derzeitigen Gesundheitszustand? Drei Gruppen: sehr gut/eher gut; mittel; eher schlecht/sehr schlecht 20
Anteile freiwillig Engagierter nach krankheitsbedingten Alltagseinschränkungen, 2014 100 Prozent 80 60 40 Habe keine Erkrankung Durch Erkrankung nicht eingeschränkt Durch Erkrankung etwas eingeschränkt Durch Erkrankung stark eingeschränkt 20 48,5 47,4 38,7 25,8 0 Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.549). 21
Anteile freiwillig Engagierter nach krankheitsbedingten Alltagseinschränkungen, nach Alter, 2014 100 80 Prozent 60 40 Gesamt 43,6 20 0 47,4 47,3 44,8 48,9 50,4 51,8 49,6 41,4 42,9 41,2 28,2 32,5 44,0 40,8 32,5 18,3 14-29 Jahre 30-49 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Habe keine Erkrankung Durch Erkrankung nicht eingeschränkt Durch Erkrankung etwas eingeschränkt Durch Erkrankung stark eingeschränkt Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.549). 22
Anteile Engagierter in Gruppen mit unterschiedlicher subjektiver Gesundheit 100 80 Sehr/eher gute Gesundheit Mittlere Gesundheit Prozent 60 40 Gesamt 43,6 Eher/sehr schlechte Gesundheit 20 48,5 34,5 28,9 0 Quelle: FWS 2014, gewichtet, eigene Berechnungen (DZA). Basis: Alle Befragten (n = 28.549). Seite 23
Gliederung des Vortrags 1. Einleitung 2. Werthaltungen 3. Bildung, Erwerbsstatus, Einkommen 4. Soziale Integration, Gesundheit 5. Ausblick 24
Fazit Faktoren, die Zugang zum Engagement erleichtern (oder erschweren) Auf die Haltung kommt es an: Werte (Solidarität, Sicherheit) sind bedeutsam für freiwilliges Engagement. Kenntnisse und Gelegenheiten sind wichtig: Bildung, Erwerbsstatus und Einkommen spielen eine Rolle für freiwilliges Engagement. Freiwilliges Engagement bedarf der Ermöglichung: Soziale Einbettung und gute Gesundheit sind relevant für freiwilliges Engagement. Ungleichheiten im Zugang zum freiwilligen Engagement Unterschiede im freiwilligen Engagement zwischen gesellschaftlichen Gruppen zeigen, dass es für einige Gruppen gute Zugänge zum freiwilligen Engagement gibt und für andere Gruppen mehr oder weniger hohe Barrieren. 25
Implikationen Engagement als Indikator dafür, in der Gesellschaft angekommen zu sein? Die hier analysierten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen freiwilligen Engagements können als Auswirkungen sozialer Ungleichheit interpretiert werden. Soziale Ungleichheit als Barriere Bestimmte Faktoren wirken als Barrieren für den Zugang zum freiwilligen Engagement (z.b. niedrige Bildung, geringes Einkommen, gesundheitsbedingte Alltagseinschränkungen). Freiwilliges Engagement als Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe Interaktion mit anderen Menschen, Horizonterweiterung und (informelle) Weiterbildung, Sinnerleben, Spaß an gemeinsamen Aufgaben für jene Gruppen ermöglichen, die weniger häufig Zugang zum freiwilligen Engagement finden. 26
Voraussetzungen und Rahmenbedingungen freiwilligen Engagements Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer Deutsches Zentrum für Altersfragen Freiwilliges Engagement in Deutschland Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), 23. Juni 2016, Berlin www.freiwilligensurvey.de