Finanzierung: (1) Beschaffung (Zufluss) finanzieller Mittel... (2)... welche in der Folge einen Abfluss liquider Mittel zur Folge Hat/haben kann... Neo-Institutionalistischer Finanzierungsbegriff (3)...unter Berücksichtigung der rechtlichen, vertraglichen und institutionellen Rahmenbedingungen 1. Lieferantenkredit (Skript: 2.1.2.1.) 1.1. Merkmale Zahlungsaufschub/Kaufpreisstundung oft ERZWUNGEN durch den Kunden Kreditgeber = Lieferant Kreditnehmer = Kunde Kreditsicherung durch Eigentumsvorbehalt 1.2. Vorteile Schnell Formlos Keine Kreditwürdigkeitsprüfung Keine Offenlegung von Jahresabschluss 1.3. Nachteile Teuer, wenn Skontoabzugsmöglichkeiten nicht wahrgenommen werden
Beispiel: Zahlungsbedingungen: 14 Tage mit 2 % Skonto oder 30 Tage rein netto Problem: Umrechnung der 2 % Skonto auf Effektivverzinsung pro Jahr Rechnungseingang Beginn der Kreditlaufzeit Spätester Zahlungseingang 0 14 30 Skontofrist Kreditlaufzeit (ab dem 15.) (Skontobezugszeitraum) Formel: Skontosatz[%] *360Tage ( Zahlungsziel Skontofrist)[ Tage] 2% *360[ Tage] 30[ Tage] 14[ Tage] 2% *360[ Tage] = 16[ Tage] 45% Merke: Skontoabzug ist lohnend, selbst wenn dafür das Konto überzogen werden muss.
2. Kundenanzahlung (Skript: 2.1.2.2.) Kreditnehmer = Hersteller (Lieferant) Kreditgeber = Besteller (Kunde) Bei langfristigen Aufträgen (Langfristfertigung), z.b. o Großanlagenbau o Baugewerke (⅓ bei Vertragsabschluss, ⅓ bei Rohbau, ⅓ bei Bauabnahme) o Maschinenbau Höhe abhängig von o Volumen des Auftrages o Verhandlungsposition der Vertragspartner ( Marktmacht ) Bei Preisgestaltung/Preisverhandlung mitberücksichtigt 3. Wechselkredit (Skript: 2.1.2.3.) 3.1. Merkmale Wechsel = Zahlungsversprechen des Akzeptanten (Käufer) Kreditnehmer = Akzeptant/Bezogener Kreditgeber = Verkäufer/Wechselaussteller Nach Unterschriftleistung durch Akzeptant geht Wechsel in den Besitz des Ausstellers über (Besitzwechsel) 3.2. Inhalt Verbindliche Festlegung von Höhe des Zahlungsbetrages Zeitpunkt der Fälligkeit (i.d.r. 90 Tage) 3.3. Vorteile für den Kreditgeber Wechselstrenge, d.h. wird Wechsel bei Fälligkeit nicht eingelöst -> Gericht (Wechselprozess)
3.4. Varianten Der Besitzer des Wechsels verkauft den Wechsel weiter; er überträgt ihn durch Indossament (s. Skript S. 24) Bisher üblich Verkauf des Wechsels an die Hausbank des Wechselbesitzers Diese zahlt die Wechselsumme abzüglich der Zinsen bis zur Fälligkeit (z.b. für 3 Monate) = Wechseldiskont (Ab)Diskontierung von Wechseln Weiteres Verfahren bisher: Banken reichen Wechsel bei der ZENTRALBANK ein, um sich Zentralbankgeld zu beschaffen (Rediskontierung) Weiteres Verfahren in Zukunft: Es ist ungewiss, wie die europäische Zentralbank sich in Zukunft verhalten wird. 4. Kontokorrentkredit (Skript: 2.1.2.4.) 4.1. Dispositionskredit Dem Inhaber eines Girokontos wird ein Verfügungsrahmen (Dispositionsrahmen) eingeräumt, bis zu welchem das Konto eine Soll-Stellung aufweisen darf Inanspruchnahme ohne weiteren Antrag Kosten o Soll-Zinsen (z. Zt. 11 12 %) o Bereitstellungsprovision (nur im Geschäftskundenbereich üblich) o Kontoführungsgebühr o Umsatzprovision o Porto,... 4.2. Überziehungskredit Bei Überziehung über den eingeräumten Dispositionsrahmen hinaus Kosten o Überziehungszinsen (z. Zt. 4 5 % zusätzlich! zu den Soll-Zinsen) o Bereitstellungs-/Überziehungsprovision
5. Lombardkredit (Skript: 2.1.2.5.) Kredit der größten Not Teuer Kredit nur gegen Pfand (Wertpapiere, Waren,...) Meistens werden Wertpapiere verpfändet Die Beleihungs-/Verpfändungsgrenze liegt zwischen 50 und 80 %, d.h. wenn man Wertpapiere im Wert von 1000 verpfändet, erhält man max. 800 ausbezahlt Bisherige Vorgehensweise bei Wertpapier-Lombardkrediten: Weitergabe der Wertpapiere durch die Geschäftsbanken an die Zentralbank Zukünftige Vorgehensweise: Ungewiss 6. Langfristige Darlehen (Laufzeit 4 Jahre, Skript: 2.1.2.6.) 6.1. Ratendarlehen (Ratentilgung) Tilgungsraten sind jedes Jahr gleichhoch Zinsanteil (bezogen auf die ) wird jährlich kleiner Gesamt-Liquiditätsbelastung im Jahr ( Zins + Tilgung) sinkt Beispiel: zu Beginn des Jahres 2001: 200.000 Laufzeit: 5 Jahre Zinssatz: 10 % Zins- und Tilgungsverrechnung am Jahresende Jahr am Jahresanfang Zinsen 1) Tilgung 2) Liquiditätsbelastung (3) + (4) am Jahresende (2) (4) (1) (2) (3) (4) (5) (6) 1 200.000,-- 20.000,-- 40.000,-- 60.000,-- 160.000,-- 2 160.000,-- 16.000,-- 40.000,-- 56.000,-- 120.000,-- 3 120.000,-- 12.000,-- 40.000,-- 52.000,-- 80.000,-- 4 80.000,-- 8.000,-- 40.000,-- 48.000,-- 40.000,-- 5 40.000,-- 4.000,-- 40.000,-- 44.000,-- - 60.000,-- 200.000,-- 260.000,-- 1) 2) 10 % bezogen auf die (hier: 10 % von 200.000, Grund: Tilgung erfolgt erst am Jahresende) Tilgungsrate = 200.000 5 = 40.000 / Jahr
6.2. Annuitätendarlehen Annuität: Zahlung in gleicher Höhe Jährliche Liquiditätsbelastung ist gleich hoch Tilgung wird jährlich größer Zins wird jährlich kleiner Ersparter Zinsanteil wird zur Erhöhung des Tilgungsanteils benutzt Beispiel: zu Beginn des Jahres 2001: 200.000 Laufzeit: 5 Jahre Zinssatz: 10 % Zins- und Tilgungsverrechnung am Jahresende Jahr am Jahresanfang Zinsen Tilgung Liquiditätsbelastung (Annuität) (3) + (4) am Jahresende (2) (4) (1) (2) (3) (4) (5) (6) 1 200.000,-- 20.000,-- 32.759,50 52.759,50 167.240,50 2 167.240,50 16.724,05 36.035,45 52.759,50 131.205,05 3 131.205,05 13.120,51 39.638,99 52.759,50 91.566,01 4 91.566,01 9.156,61 43.602,89 52.759,50 47.963,17 5 47.963,17 4.796,33 47.963,17 52.759,50-63.797,50 200.000,-- 263.797,50 Die Annuität berechnet sich mit Hilfe des (Kapital-)Wiedergewinnungsfaktor (WGF). Dieser wird i. d. R. einer Tabelle entnommen. Die Formel für die Berechnung der Annuität lautet: Annuität = Kapitalwert () * WGF = 200.000 * 0,26379 = 52.759,50 (bei 7 Nachkommastellen)
6.3. Tilgung in 1 Betrag am Ende der Laufzeit (Ballondarlehen) Beispiel: zu Beginn des Jahres 2001: 200.000 Laufzeit: 5 Jahre Zinssatz: 10 % Zins- und Tilgungsverrechnung am Jahresende Jahr am Jahresanfang Zinsen Tilgung Liquiditätsbelastung (3) + (4) am Jahresende (2) (4) (1) (2) (3) (4) (5) (6) 1 200.000,-- 20.000,-- - 20.000,-- 200.000,-- 2 200.000,-- 20.000,-- - 20.000,-- 200.000,-- 3 200.000,-- 20.000,-- - 20.000,-- 200.000,-- 4 200.000,-- 20.000,-- - 20.000,-- 200.000,-- 5 200.000,-- 20.000,-- 200.000,-- 220.000,-- - 100.000,-- 200.000,-- 300.000,-- Sehr hohe Liquiditätsbelastung Vorteil: Geringe Liquiditätsbelastung in den ersten Jahren Anwendung dann, wenn am Ende der Laufzeit Liquidität in großem Umfang frei wird (Lebensversicherung, Kapitalanlage,...)
7. Unterschied Effektivverzinsung Nominalverzinsung Effektivverzinsung: tatsächlich gezahlter Zinssatz, i. d. R. größer als der Nominalzins Nominalverzinsung: Zinssatz gemäß Kreditvertrag Ursachen: Auszahlung des Darlehens mit Disagio (Damnum) Beispiel: Darlehensbetrag: 200.000 Disagio: 2 % Auszahlungsbetrag: 196.000 Disagio: 4.000 (vorweggenommene Zinsen) Rückzahlungsbetrag: 200.000 Verzögerte Tilgungsverrechnung z.b. Verrechnung der Tilgung erst am Ende des Jahres statt monatlich/täglich Unterjährige Sollstellung von Zinsen z. B. viertel- oder halbjährlich wird im laufenden Jahr höher PFLICHT der Banken, den Effektivzinssatz anzugeben