Fußabdruck der deutschen Fleischindustrie - 61 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in DE sind Futterflächen* - DE beansprucht 20 % mehr Agrarfläche in Ländern des Südens als hier zur Verfügung steht, v.a. für Futterimporte (EU-Landwirtschaft: auch 20 % externe Mehrfläche)** > EU- eigene Eiweiß-Futtermittel reichen nicht zur Selbstversorgung aus Früher selbstverständlich, heute Raritäten auf konventionellen Feldern Eiweißpflanzen: Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Luzerne, Kleegras, u.v.a. Fazit: Wachstum der Fleischindustrie ist hochgradig abhängig - von billigen Protein-Importen - von Regenwaldrodung -Von Futteranbau im Süden statt Lebensmittelanbau Zusätzlich: Plus: Der Importbedarf für Agrosprit (Soja, Palmöl, u.a.) mittelfristig: ca. 60% des Rohstoffbedarfs für die EU-Beimischungspflicht von 10 % bis 2020 *Quelle: Deutscher Bundestag 2006 **Quelle: Ökoinstitut 2009, 2005
Hühnerfleischexport aus DE und Flächenbedarf für Soja Erzeugung und Sojaflächenbedarf von Hühnchenfleisch 1997-2007 1.000.000 900.000 800.000 700.000 600.000 500.000 400.000 300.000 Erzeugung in t Sojaschrot in t Sojaflächenbedarf (ha) Ausfuhr in t Sojafläche für Ausfuhren (ha) 200.000 100.000-1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Quelle: BUND 2008; Studie Für Fleisch nicht die Bohne; Schuler, Benning 2008
Beispiel: Entwicklung der Schweinehaltung in Deutschland bis 2008 Zahl der Betriebe mit Schw einehaltung in DE 2004-2008 100.000 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: BUND 2008, eigene Berechnungen nach Stat. Bund 2008 -Rekord bei deutschem Schweinefleischexport Wert fast 5 Mrd -Rekord bei Betriebsaufgabe in Schweinehaltung: - 17 % Fazit: Bauern haben vom Export nichts!
Fleischexporte nehmen zu und machen Hunger Beispiel Hühner-Fleischexport aus EU nach Kamerun: 1 kg Hühnerfleisch lokal erzeugt: 5,- Tiefgekühltes Hühnerfleisch aus Europa: 1,80,- EU-Hauptexporteure von Fleisch und Milchpulver in der EU: DE und BeNeLux-Länder Hühnerfleisch wird nur selten, aber auch mit staatlichen Exportsubventionen exportiert. Der Mechanismus im Regelfall: -Brustfleisch und Flügel (Chicken Wings) werden teuer in DE/ EU verkauft. -Rest (v.a. Rücken) ist hier fast unverkäuflich. Nur ¼ der Hühner in Supermärkten werden ganz verkauft. -Entsorgung des Restes kostet mehr als betrieblich subventionierter Export in Drittstaaten. Dieses Export- Dumping zerstört Märkte für Kleinbauern in Kamerun und vielen anderen Entwicklungsländern.
Treibhausgase der Landwirtschaft in Deutschland: mehr als 13 % der Gesamt THG Landwirtschaft (ohne Futterimporte) 133 Mio t CO2 Äquivalente = 13 % Mit Futtermittel >140 Mio t CO2 äqu = 14 % der THG Quelle: IÖW 2008
Biodiversität Hauptursachen für Artenverlust - Landnutzungsänderung (z.b. Verlust von Grünland) - Überdüngung Verlust nährstoffarmer Lebensräume - Flächenversiegelung/ Zerschneidung von Lebensräumen - In Regenwaldregionen: Abholzung
Woher kommt die Überdüngung? Anteile Stickstoffzufuhr in den deutschen Agrarsektor 66 % aus Mineraldünger 21 % aus Tierfutterimporten 6 % Lufteintrag 7% Leguminosen u.a. Quelle: UBA 2004 N-Überschuss: > 100 kg N/ha/ Jahr
Sicht der Fleischindustrie -Der Markt in der EU für Fleisch und Milch ist übersättigt -EU-Bürger sind tendenziell überernährt, teils krank daran -Rund 30 % der Lebensmittel landen bereits im Müll -EU-Bürger essen Brust und andere Feinteile, der Rest kostet Entsorgung -> Wachstum ist dennoch herrschende Ideologie Ziele der exportorientierten Industrie: -Rohstoffpreise senken mehr Agrarfabriken -Überschüsse steigern > Erzeugerpreise senken -Rationalisieren > Strukturwandel -Teure Umweltstandards senken -Subventionen abgreifen - Exportmärkte liberalisieren (WTO-Doha-Runde) > Entwicklungs- und Schwellenländer sollen Zölle abbauen -Image aufbessern!genau das tut die jetzige Bundesregierung! Werbung der Geflügelindustrie fü angeblich klimafreundliches Geflügelfleisch 2010
EU, Bundesregierung und Länder fördern Industrialisierung der Tierhaltung Instrumente - Investitionsförderung für Ställe + Schlachthöfe - Ausbau der Exportförderung (Neu: BMELV-Staatsekretär ist Exportbeauftragter des Bundeslandwirtschaftsministeriums) - Verhandlungen mit Export-Zielländern über Zollsenkungen, Agrar-Außenhandelsgespräche (Werbung), Vermarktungsorganisationen und Messen in vielen Ländern bezahlt mit 10 Millionen Steuergeldern vom BMELV - Umwelt-Dumping: Abbau der Umweltauflagen seit CDU-Agrarministerium (Aufhebung der Flächenbindung für Tierhaltung, Erhöhung der Tierzahlen bevor UVP, Aufweichung der Dünge-VO, Baurecht: Agrarfabriken werden mit Privilegien bäuerlicher Betriebe ausgestattet, u.v.a.) - Regionale Förderung: ca. 9 Mio allein für Schlachthof Rothkötter - Direktzahlungen für Futterflächen = indirekte Subventionen für industrielle Tierhaltung Fazit: Investoren werden in DE ermutigt oder nach DE gelockt, weil in anderen Ländern strengere Auflagen gelten
Diese alte Agrarpolitik versagt beim Erreichen öffentlicher Güter 1. Hungerbekämpfung Millenniumsziel: Zahl der Hungernden bis 2015 halbieren. 2010: Zahl der Hungerden steigt 2. Klimaschutz Ziel der Bundesregierung: CO2-Emissionen bis 2020 um 40 % senken. Ohne Senkung der Fleischerzeugung nicht zu erreichen. 3. Biodiversität Ziel der Konvention zum Artenschutz: Stopp des Biodiversitätsverlustes bis 2010. Ziel verfehlt. 4. Wasserschutz EU-Wasser-Rahmenrichtlinie: Bis 2015 sind Gewässer in gutem Zustand. Erreichung nicht in Sicht. 5. Ammoniak-Emissionen senken EU-Richtlinie: DE muss Ammoniak-Emissionen bis 2010 auf 555 kt/jahr senken. Ziel verfehlt. (95% aus Tierhaltung) 6. Märkte stabilisieren EU-Verträge enthalten Ziel der Marktstabilisierung. Ausrichtung der Agrarwirtschaft auf Weltmarkt heute: Starke Preisschwankungen, keine Reglementierung der Spekulation mit Lebensmitteln, 2015 ersatzlose Streichung der Milchquote geplant.
Zusammenfassung Die industriehörige Agrarpolitik in Deutschland und der EU setzt seit Jahrzehnten auf Wettbewerbsfähigkeit durch Kostenführerschaft Dies aber belastet Natur und Umwelt (bei Einhaltung der Greenwashing- Mindeststandards in Cross Compliance) führt zu Rationalisierung und Arbeitsplatzabbau fördert Ausbau intensiver Massentierhaltung gegen Willen der EU-BürgerInnen fördert Konzentration, entleert den ländlichen Raum zentralisiert Vorleistung, Verarbeitung und Vermarktung treibt Bauern/ Bäuerinnen in problematische Abhängigkeiten führt zu Uniformität beim Angebot: Essbare Industrieprodukte statt Lebensmittel schreibt Exportsubventionen fort Kostet die Gesellschaft extrem viel Geld und unsere Lebensgrundlage
Was zu tun ist - Agrarsubventionen legitimieren: umverteilen auf Agrarumwelt-Programme (EU- Agrarpolitik nach 2013 ist die Chance!) - Umstellen auf Ökolandbau (- 50 % Energiebedarf, 70 % der Ernte = Effizienz, Anpassung an Klimawandel, Artenschutz) - Marktregulierung aus ökologischen Gründen: EU-Proteinstrategie zur Selbstversorgung entwickeln, Limit für Tierhaltung, Stopp der Exportförderung - Beimischungszwang für Agro-Kraftstoffe abschaffen - Konsum: Weniger Fleisch, weniger Milch und dann aus Weidehaltung - Weniger wegwerfen - Öko- und Fair-Trade Produkte kaufen - Saisonal und regional einkaufen - Konzerne und Discounter meiden regional kaufen - Einmischen, mitmachen, organisieren!
Regionalität statt Weltmarkt Diversifizierung/ Regionalisierung Ökologisierung Qualitätsproduktion
Wettbewerbsfähigkeit heißt Intensivierung
BUND Ziel: Nachhaltige Landwirtschaft nach dem Leitbild Low-Input-System auf Basis heimischer Ressourcen und artgerechter Tierhaltung.
BUND fordert für GAP 2014: Geld der Steuerzahler nur für gesellschaftliche Leistungen! Erforderliche Instrumente der GAP-Reform 1.Mindeststandards anheben 10 % Vorrangfläche für Artenschutz weite Fruchtfolgen Ausgeglichene N- und Humus-Bilanzen Ausschluss der Agro-Gentechnik Grünlanderhalt Tierschutzstandards anheben Die Sicherung der Biodiversität erfordert eine Reform der GAP!
BUND fordert für GAP 2014: Geld der Steuerzahler nur für gesellschaftliche Leistungen! Erforderliche Instrumente der GAP-Reform 2. Faire Marktregeln Mengenregulierung ermöglichen Kennzeichnung deutlich verbessern Intervention abschaffen Gezielte Förderung für regionale Verarbeitung und Vermarktung Direkte und indirekte Exportsubventionen abschaffen International: Eco-Fair-Trade Regeln Fairtrade in DE 2009: + 26 %
BUND fordert für GAP 2014: Geld der Steuerzahler nur für gesellschaftliche Leistungen! Erforderliche Instrumente der GAP-Reform 3. Subventionen gezielt einsetzen Kofinanzierung: Je höher die Leistung eines Betriebes im Umwelt- und Tierschutz, desto höher muss der Finanzanteil aus Brüssel sein Wirksame Erhöhung der Anreize für besondere Leistungen (Ökolandbau, bes. artgerechte Tierhaltung, ect.); Wirksame Anreizprogramme für Klima und Biodiversität Ausgleichsprämie beibehalten