Die Lügen der Agrarindustrie
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- Damian Langenberg
- vor 6 Jahren
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1 Die Lügen der Agrarindustrie und die Fakten
2 Bauernhöfe statt Agrarindustrie Der BUND engagiert sich gegen eine Politik, die Agrarindustrien fördert, während sie Bauernhöfe, den Ökolandbau und den Verbraucherschutz schädigt. Die Bundesregierung will den Durchmarsch der Gentechnik erleichtern, vereitelt Informationen über Antibiotika in Tierfabriken, lässt irreführende Kennzeichnung zu und fördert den Export von Überschüssen. Wir VerbraucherInnen sollen nichts erfahren über die Risiken der Agrarindustrie und stumm konsumieren. Das haben wir satt! Subventionen für die Landwirtschaft in der EU in Höhe von jährlich gut 50 Milliarden Euro sind bislang nicht an besondere Tierschutz- und Umweltstandards gekoppelt. Brüssel will jetzt für eine grünere Agrarpolitik sorgen, einen Teil der Gelder an Umweltprogramme binden und Obergrenzen einführen. Doch die Bundesregierung blockiert eine grünere und gerechtere Verteilung der Subventionen. Das alles haben wir satt! Bisher hat die Bundes - regierung nur mit Placebo-Maßnahmen und Ankün - digungspolitik reagiert. Der BUND fordert: Eine Umkehr in der Agrarpolitik für hohe Umwelt- und Tierschutzstandards, faire Marktregeln und gezielte Förderung für bäuerlich-ökologische Landwirtschaft und regionale Verarbeitung und Vermarktung.
3 Die Fleischindustrie in Deutschland behauptet:»moderne, intensive Landwirtschaft bietet sichere Lebensmittel«Das ist falsch. Folgendes trifft dagegen zu: 96 Prozent der Masthühner in Nordrhein-Westfalen werden mit Antibiotika behandelt. 83 Prozent der Hühnermästereien in Niedersachsen setzen Antibiotika ein. Andere Untersuchungen fanden bei fast allen Geflügelfleischproben antibiotikaresistente Darmkeime (ESBL). Bei jedem fünften Hähnchen und 43 Prozent der Puten finden sich gegen Antibiotika resistente MRSA- Keime, die gefährliche Infektionen auslösen können. 80 Prozent der Schweinehalter sind Träger von Antibiotikaresistenzen. Wo besonders viele Mastanlagen mit Geflügel und Schweinen stehen, kommen auch bei Menschen besonders viele Keime mit Resistenzen gegen Antibiotika vor, die eindeutig aus Tierhaltungen stammen. Verbraucher können sich beim Zubereiten des Fleisches mit antibiotikaresistenten Keimen kontaminieren. In Deutschland sterben jedes Jahr nach Einschätzung des Robert-Koch-Insitutes etwa Menschen, weil bei ihnen Antibiotika nicht mehr wirken. Der BUND fordert, die gesetzlichen Regeln für die Tierhaltung, Zucht und Fütterung zu verbessern, so dass die Tiere gesund bleiben und allerhöchstens Einzeltiere mit Antibiotika behandelt werden. Die Bundesregierung muss klare Ziele setzen: Für die Human medizin wichtige Antibiotika-Wirkstoffe dürfen nicht mehr in der Massentierhaltung eingesetzt werden. Der BUND empfiehlt Vebraucherinnen und Verbrauchern, Fleisch aus Ökolandbau oder von Neuland zu kaufen, weil auf diesen Höfen Antibiotikagaben die absolute Ausnahme und nicht die Regel sind.
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5 Die Gentech-Lobby behauptet:»agro-gentechnik bekämpft den Welthunger«Gentech-Pflanzen sollen durch Resistenz gegen Hitze, Trockenheit oder Kälte für höhere Erträge sorgen. Das ist falsch. Folgendes trifft dagegen zu: Diese Pflanzen gibt es nicht. Sie sind reine Kopfgeburten der PR-Strategen von Gentechnik-Konzernen. Keine einzige Gentech-Pflanze, die derzeit auf dem Markt ist, hilft den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Gentechnisch veränderte Pflanzen sind nicht für die Teller der Armen bestimmt, sondern sie gelangen als Tierfutter in die Tröge oder als»biodiesel«oder»bioethanol«in die Tanks von Autos. Die Erzeugnisse dienen nicht zur Ernährung Bedürftiger, sie werden in die EU oder nach China exportiert. Auch in Zukunft wird die Agro-Gentechnik keinen Beitrag zur Bekämpfung des Welthungers leisten. Alle Gentech-Multis arbeiten an weiteren herbizidtoleranten und insektenresistenten Pflanzen. Das ist konsequent: Es sind schließlich Wirtschaftsunternehmen und keine Wohlfahrtsorganisationen. Sie wollen vor allem den Absatz ihrer firmeneigenen Spritzmittel sichern und Märkte besetzen. Hungerkrisen haben vor allem gesellschaftliche und politische Ursachen und können nicht mit gentech - nischen Methoden vermieden werden. Der BUND unterstützt die Empfehlungen des Weltagrarrats zur Hungerbekämpfung: Förderung einer bäuerlichen Landwirtschaft, Produktion regional angepasster Pflanzensorten für heimische Märkte mit gerechten Preisen, Unterstützung und Ausbildung vor allem der Frauen, die in den meisten Fällen die Ernährung der Familien sichern. Gentechnik nennt der Weltagrarrat nicht.
6 Die Nahrungsmittelindustrie will uns weismachen:»die Lebensmittel-Kennzeichnung ist transparent und ehrlich«das ist falsch. Folgendes trifft dagegen zu: In Deutschland ist es erlaubt, dass»wiesenhof«und Bilder von Fachwerkhöfen und Weiden auf Fleischprodukte gedruckt werden, auch wenn die Tiere darin niemals auf einer Wiese waren und aus intensiver Massentierhaltung ohne Wiesen oder andere Auslauf-Flächen stammen. Außerdem ist erlaubt, dass Aldi eine Fleischmarke»Bauernglück«nennt, auch wenn Bauern keine kostendeckenden Preise bekommen. dass Milchkonzerne»Mark Brandenburg«oder»Weihenstephan«auf Milchpackungen schreiben, auch wenn die Milch nicht aus der jeweiligen Region stammt. dass Firmen eine gute CO 2 -Bilanz ihrer Produkte bewerben, obwohl es noch keine verbindlichen Regeln gibt, wie Klimaemissionen von Lebensmitteln überhaupt berechnet werden. Eier in Nudeln und Kuchen zu verarbeiten, ohne zu kennzeichnen, ob sie aus Käfighaltung stammen. Milch, Fleisch, Eier und Honig zu verkaufen, ohne zu kennzeichnen, ob sie mit Hilfe von Gentechnik im Futter der Tiere hergestellt wurden. Der BUND fordert: VerbraucherInnen müssen Produkte aus Massentierhaltung ebenso leicht erkennen können wie heute schon das Ei mit der Kennzeichnung 3 aus Käfighaltung. Lebensmittel von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter erhalten haben, müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Der BUND empfiehlt VerbraucherInnen, die Gentechnik in der Landwirtschaft ablehnen: Ökoprodukte, Fleisch und Wurst von Neuland oder Produkte mit dem Siegel»Ohne Gentechnik«. Vorsicht: Für Tierschutz gibt es noch kein verbindliches Siegel mit strengen Standards.
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9 Die Agrarindustrie will uns glauben machen:»von der Verteilung der Subventionen profitieren die Bauern«Das ist falsch. Folgendes trifft dagegen zu: Der BUND hat nachgewiesen, dass die Fleischindustrie in Deutschland von über einer Milliarde Euro Agrarsubventionen pro Jahr aus Brüssel, Berlin und den Ländern profitiert. Rund 80 Prozent der Agrarsubventionen aus Brüssel gehen an kaum 20 Prozent der Betriebe in der EU. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland bekommen weniger als 5000 Euro pro Jahr an Hilfen aus Brüssel, macht zusammen knapp fünf Prozent aller Direktzahlungen. Gleichzeitig bekommt eine kleine Spitzengruppe von rund Subventionsempfängern (1,7 Prozent der Betriebe) jeweils mehr als Euro pro Jahr, zusammen satte 30 Prozent aller Direktzahlungen. Die Bundesregierung verteidigt die Millionensubventionen, die oft an Millionäre gehen. Und sie wehrt sich gegen eine Obergrenze für Subventionen und eine soziale Bindung an den Arbeitsbedarf auf den Höfen. Der BUND fordert eine tiefgreifende Agrarreform für ein Ende der Überproduktion, faire Marktregeln für umwelt- und tiergerecht wirtschaftende Bauernhöfe und eine Umverteilung der Agrarsubventionen für den Schutz öffentlicher Güter wie Boden, Klima, Tiere, Wasser und Artenvielfalt.
10 Agrarpolitik, die schmeckt: Bio und regional einkaufen Machen Sie ganz einfach selbst jeden Tag ein Stück Agrarpolitik mit dem Einkaufskorb. Wählen Sie, wann immer möglich, regionale, ökologisch erzeugte Lebensmittel. Denn als Kunde tragen Sie eine große Verantwortung Ihre Nachfrage steuert das Angebot. Mit dem Kauf von Ökoprodukten unterstützen Sie eine Landwirtschaft ohne Gentechnik und synthetische Pestizide. Mit weniger Fleisch und das dann aus Öko- oder Neuland- Metzgereien tragen Sie zum Tierschutz und zum Klimaschutz in der Landwirtschaft bei. Biobauern bieten im Vergleich zu ihren konventionellen Kollegen mehr Arbeitsplätze und halbieren den Energieverbrauch und den Ausstoß von Treibhausgasen. Sie schonen die natürlichen Ressour cen, bewahren schöne Kulturlandschaften und legen offen dar, wie sie unsere Lebensmittel erzeugen. Im BUND-Ratgeber»Zu Bio wechseln«finden Sie u.a. eine Bewertung verschiedener Umwelt-Siegel:
11 Der BUND engagiert sich für eine echte Agrarreform Auch in Zukunft bleibt der BUND aktiv gegen Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporte. Wir informieren, stärken und vernetzen Bürger - initiativen, die vor Ort aktiv sind für gentechnikfreie Regionen und gegen Massentierhaltungen. Der BUND trägt mit Gutachten und Recherchen dazu bei, Fakten an die Öffentlichkeit zu bringen, die von Agrarindustrie und Politik allzugern unter Verschluss gehalten werden. Mit unserem internationalen Netzwerk»Friends of the Earth«werden wir weiterhin direkt aus Entwicklungs- und Schwellenländern Berichte und Reportagen über Landraub und Menschenrechtsverstöße durch die Agrarindustrie veröffentlichen. Zugleich trägt der BUND die Argumente der Umweltbewegung direkt an die PolitikerInnen in Brüssel und Berlin heran. Machen Sie mit! Die besten Argumente für eine neue Lebensmittelund Landwirtschaftspolitik sind nur so stark wie die Bewegung, die hinter ihnen steht. Daher brauchen wir Ihre Unterstützung als Mitglied oder Förderer, um mit Ihrer Hilfe den entscheidenden Gegendruck zur Lobby der Lebensmittelindustrie, der Agro-Gentechnik und der Fleischkonzerne zu erzeugen. Auf finden Sie Tipps für eigene Aktivitäten. Zum Beispiel die BUND-Leitfäden gegen Massentierhaltung und zur Gründung gentechnikfreier Regionen, Service-Infos zu ökologischen und gentechnikfreien Lebensmitteln oder die BUND-Agrarbroschüre mit Hintergründen zu Fleischerzeugung und Klimaschutz. Außerdem halten wir Sie dort über unsere Aktionen auf dem Laufenden.
12 BUND gegen die Lügen der Agrarindustrie für eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft Sie möchten den BUND unterstützen? Senden Sie eine SMS mit dem Inhalt AGRAR an und helfen Sie mit 5 Euro. Der Betrag von 5 Euro zzgl. SMS-Gebühr wird einmalig über Ihre Telefonrechnung oder Ihr Prepaid-Guthaben abgebucht. 4,83 Euro gehen direkt an den BUND und unterstützen unsere Arbeit für eine ökologische Landwirtschaft. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.v. Friends of the Earth Germany Am Köllnischen Park Berlin Tel. (0 30) Fax -40 info@bund.net Konzept und Text: R. Benning, H. Moldenhauer, S. Guttenberg Redaktion: Dr. N. Franck (ViSdP) Fotos: J. Oberguggenberger/pixelio.de (S.3), istockphoto.com (S.8), Bauckhof (S.10), Jörg Farys (alle anderen), BUND, 1/2012
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