Germanistik Lisa Maria Herzog E.T.A. Hoffmann. Ein Universalgenie? Facharbeit (Schule)
E.T.A. Hoffmann - ein Universalgenie? - Facharbeit im Rahmen des Wissenschaftspropädeutischen Seminars Genie und Wahnsinn Verfasst von Lisa M. Herzog Augsburg, im März 2013 Maria-Theresia-Gymnasium Augsburg
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Begriffsdiskurse und klärungen 2.1 Wahnsinn 2.2 Genie 2.3 Universalgenie 3. Geniale und krankhafte Aspekte 3.1 Methodik 3.2 Leben 3.2.1 Biographische Zäsuren 3.2.2 Hoffmanns Krankheit 3.3 Werk und Wirken 3.3.1 Kunst 3.3.1.1 Literatur 3.3.1.2 Bildende Kunst 3.3.1.3 Musik 3.3.2 Wissenschaft 3.3.2.1 Geisteswissenschaft 3.3.2.2 Naturwissenschaft 3.4 Konklusion 4. Schlussbemerkung 5. Literaturverzeichnis 6. Abbildungsverzeichnis 7. Anhang
1. Einleitung Der um die Jahrhundertwende von 1800 lebende Romantiker, Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, von Deutschen wie Goethe und Hegel missachtet, von ausländischen Autoren wie Baudelaire, Poe und Dostojewski verehrt, wandelte durch eine Vielzahl von Schaffensbereichen. Die vielen Bekannten und Unbekannten, die den Weg des Geister-Hoffmann 1 kreuzten, sahen in ihm meist nur den Grimassenschneider und Spaßmacher, den Geisterseher und Trunkenbold, unter ihnen der junge Student Heinrich Heine. Er beschrieb Hoffmann als das kleine bewegliche Männchen mit ewig vibrierenden Gesichtsmuskeln, mit possierlichen und doch unheimlichen Gesten 2. Dass es sich um einen der hervorragendsten deutschen Erzähler handelte, begriffen damals nur die wenigsten. Er war ein vielseitiger Künstler und mehr, oft wird er als Universalgenie gehandelt, da es scheint, als würde nur diese Bezeichnung seine Begabungsfülle umfassen. Da Vinci oder Beethoven werden heute als Universalgenies bezeichnet, kann er auch in diese Reihe eingeordnet werden? Dabei stellt sich auch die grundlegende Frage, was ein Universalgenie überhaupt ausmacht und wie dieser Begriff aus heutiger Sicht verwendet wird, da es den Anschein erweckt, als wäre die Bezeichnung einem ständigen Wandel unterworfen. In der folgenden Arbeit soll E.T.A. Hoffmanns Gesamtwerk in besonderer Hinsicht auf die Vielfältigkeit seines Schaffens im Zentrum stehen, um Klarheit über diese Grauzone zu schaffen. Im Zusammenhang mit biographischen Zäsuren werden Tätigkeitsbereiche nachvollzogen und auch der Aspekt seiner Krankheit beleuchtet. 2. Begriffsdiskurse und -klärungen 2.1 Wahnsinn Im Folgenden sollen die, zur späteren Erörterung der Frage, notwendigen Begriffe definiert werden. Der Wahnsinn bezeichnet einen Zustand psychischer Deformation, welcher als Krankheit gewertet werden kann. Umgangssprachlich ist die Rede von psychischen Störungen, bei denen Wahnideen auftreten und der Betroffene den Bezug zur Realität verliert, im psychopathologischen Kontext sind damit allerdings nicht nur Geisteskrankheiten gemeint, die eine Wahnidee voraussetzen, sondern die Gesamtheit von Schizophrenie, Cyclothymien, Epilepsie, Psychosen, Wahn, Neurose, Depression und Psychopathie. 3 Diese Bezeichnung für Störungen der kognitiven und affektiven Funktionen, mit denen eben Wahn oder Halluzinationen einhergehen, 4 ist also medizinisch gesehen nicht ganz zutreffend und wie oben bereits erwähnt, muss angemerkt werden, dass die Bezeichnung Wahnsinn oder gleichwertige Begriffe wie Irrsinn oder Verrücktheit mittlerweile als veraltet gelten und somit in die Umgangs- und Allgemeinsprache einzuordnen sind, da sie eher verwendet wurden, um eine generelle Abweichung von der Norm zu beschreiben, statt ein klinisches Krankheitsbild. 1 Zit.: Günzel, Klaus (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Leben und Werk in Briefen, Selbstzeugnissen und Zeitdokumenten. Berlin. 1976. S. 13. 2 Zit.: Günzel, a. a. O., S. 5 3 Vgl.: Lange-Eichbaum, Wilhelm; Kurth, Wolfram: Genie, Irrsinn und Ruhm. Die Lehre vom Genie. Band 1. München. 1985. S. 170. 4 Vgl.: Pschyrembel, Willibald (Hg.): Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin. 1982. 1