Sehr geehrte Damen und Herren, das Thema "Landwirtschaft in der Uckermark - Heute und Morgen" verlangt zuerst einmal die Betrachtung der Entwicklung in den letzten Jahren. Mit der Gründung des Landkreises Uckermark im Jahre 1993 durch Fusion der ehemaligen Kreise Prenzlau, Templin, Angermünde mit der Stadt Schwedt/Oder entstand der flächenmäßig größte Landkreis Deutschlands. Über die Hälfte der Kreisfläche von 3.058 km² wird landwirtschaftlich genutzt. Dabei machen rd. 150.000 ha Ackerland und rd. 30.000 ha Grünland aus. Die Landwirtschaft stellt mit über 500 Betrieben den prägenden Erwerbszweig in der Uckermark dar.
Anhand der nachfolgenden Darstellungen sollen die Anbauflächen ausgewählter Kulturen und die Tierbestandsentwicklung über die Jahre verdeutlicht werden. Aufgrund der überwiegend guten natürlichen Voraussetzungen nehmen Wintergetreidearten, Raps und Mais den Großteil der LN ein.
Mit Durchschnittserträgen in den Jahren 2002-2007 von 65 dt/ha Winterweizen, 35 dt/ha Winterraps und 502,1 dt/ha Zuckerrüben erzielen die uckermärkischen Landwirtschaftsbetriebe mit die besten Ergebnisse im Land Brandenburg. Die Erträge des Jahres 2009 übertreffen den Durchschnitt noch deutlich. Im Bereich der Tierproduktion ist eine sehr differenzierte Situation festzustellen.
Der Gesamtschweinebestand schwankte zwischen 84.500 (1998) und 63.000 (2000) und erreichte zur letzten Zählung im Jahre 2007 77.800 Tiere. Die Anzahl der Rinder nahm beständig von 67.760 (1995) auf 50.100 (2007) ab. Entscheidend wird dieser Rückgang von der gesunkenen Zahl der Milchkühe von 23.640 (1995) auf 15.200 (2007) beeinflusst. Diese Entwicklung ist auf zwei wesentliche Faktoren zurückzuführen. Zum einen stieg die durchschnittliche Milchleistung von 5.675 kg/a (1996) auf 9.318 kg/a (2008). Gleichzeitig verringerte sich die im Landkreis zur Verfügung stehende Milch-Referenzmenge von 145,2 Mio. kg/a (1997) auf 117 Mio. kg/a (2008). Von den 1996 82 aktiven Milcherzeugern wirtschaften in diesem Jahr noch 44. Wie viele es in Zukunft sein werden, hängt sicher von der Entwicklung der im Moment schwierigen Rahmenbedingungen ab. Gestatten Sie mir noch einige Ausführungen zu den wichtigsten nachwachsenden Rohstoffen. Die Landwirtschaft hat sich in der Vergangenheit ständig den Marktgegebenheiten angepasst. Beispiele dafür sind der Anbau von Öl- und Faserlein. Wurden 1996 noch 2.038 ha Faserlein in der Uckermark angebaut, gibt es ihn seit 2001 quasi nicht mehr. Ähnlich verhält es sich mit dem Öllein. Nach einem Anbauhoch von 3.810 ha im Jahre 1999 reduzierte sich die Fläche auf 52 ha im Jahr 2008. Einen beständig hohen Flächenanteil nimmt der Winterraps mit ca. 9.000 (1996) bis rd. 32.000 ha in diesem Jahr ein. Er hat nach wie vor die größte Bedeutung als Food- und Non-Food-Pflanze in der Region und neben dem Weizen, der mit über 45.000 ha rd. der LN umfasst, die größte Anbauausdehnung.
Jetzt noch einige Worte zum Silomais. War diese Kultur bis 2005 im Wesentlichen für die Wiederkäuerfütterung, abhängig von den Tierbeständen, in einem Flächenumfang von ca. 5.700 ha bis 10.400 ha im Anbau, erhöhte sich die Fläche auf über 13.500 ha in diesem Jahr. Daran haben sicher die in den letzten Jahren in Betrieb genommenen Biogasanlagen einen großen Anteil. Denn neben den tierhaltenden Landwirtschaftsbetrieben erzeugen immer mehr gewerbliche Anlagen Biogas und benötigen Mais als Inputmaterial. Anhand der Zahlen ist kein übermäßiger Anstieg des Anbauumfangs zu verzeichnen. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass nur die Hauptfrucht Mais erfasst wird. Soviel zu einigen Fakten der heutigen Landwirtschaft in der Uckermark. Die Frage steht: Wie sieht es in der landwirtschaftlichen Produktion der Zukunft aus? Wenn ich diese Frage konkret beantworten könnte, würde ich mein Geld woanders verdienen und heute nicht hier stehen. Aber folgende Aspekte werden die landwirtschaftliche Produktion aus meiner Sicht in Zukunft entscheidend beeinflussen: - Die derzeitigen Marktprobleme bzgl. der Erzeugerpreise für Ernteprodukte, Milch und Fleisch werden sich mit Blick auf den Weltmarkt entschärfen, aber sicher weiterhin Schwankungen auftreten. - Die Produktionskosten sind auch weiterhin durch Nutzung der neuesten wissenschaftlichen, technischen und betriebsorganisatorischen Lösungen zu optimieren, da sicher keine gravierende Reduzierung eintritt. - Die Nutzung von Biomasse wird sich im Hinblick auf die globalen Klimaprobleme weiterentwickeln und deren Erzeugung nicht ohne die Landwirte stattfinden. - Die Leistungen der Landwirtschaft für eine gesunde und zukunftsfähige Umwelt werden durch angepasste Förderinstrumente stärker honoriert werden. - Die EU-Agrarpolitik wird ab 2014 auf die neuen Herausforderungen reagieren und sicher Veränderungen zum derzeitigen Stand erfahren. Zusammenfassend lässt sich feststellen: Die landwirtschaftliche Produktion wird in der Uckermark nicht aussterben. Fraglich ist, wie sich die Anbau- und Betriebsstrukturen entwickeln werden. Aber ich bin mir sicher, dass es dem Berufsstand durch Fachwissen und kaufmännisches Denken in Verbindung mit einer Portion Bauernschläue gelingen wird, die Klippen der Zukunft erfolgreich zu umschiffen.