forum dfgs 20 Jahre DFGS 20 Jahre bilinguale Pädagogik 20. Jahrestagung des DFGS in Berlin Ausgabe 2014 / 22. Jahrgang

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Transkript:

Ausgabe 2014 / 22. Jahrgang dfgs forum Jahresschrift des deutschen Fachverbandes für Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik 20 Jahre DFGS 20 Jahre bilinguale Pädagogik 20. Jahrestagung des DFGS in Berlin

internesforum Inhalt 02 Vorwort Johannes Hennies forum internes 05 Verabschiedung von Vorstandsmitgliedern 07 Grußwort Hubert Hüppe forum tagungsberichte 08 Stand und Perspektiven bilingualer Bildung in der Schule - Haben hörgeschädigte Kinder und ihre Eltern heute eine echte Wahl? Claudia Becker 15 Podiumsdiskussion: Taube Pädagogen/innen blicken zurück Lutz Pepping & Sieglinde Lemcke 16 signlanguage@school - Bücher in DGS und Unterrichtsmaterialien für die bilinguale Förderung hörgeschädigter Kinder Jürgen Wessel, Katja 22 Perspektiven gehörloser Erwachsener auf ihre eigene Lesesozialisation Daniela Gnerlich 40 (An)Forderungen an das Unterrichtsfach Deutsche Gebärdensprache und seine Gestaltungsräume Bengt Förster Impressum: Herausgeber: Deutscher Fachverband für Redaktionsanschrift: Deutscher Fachverband für und die Autoren/Innen (für ihre eigenen Bilder) Satz und Layout: Tina Schönig Druck: PRESS GROUP Slowakei oder des Verfassers und nicht unbedingt die der Redaktion vorheriger schriftlicher Zustimmung der Redaktion erfolgen 44 Inklusive (integrative) bilinguale Schulmodelle in Österreich Silvia Kramreiter 50 gehörloser SchülerInnen einer bilingualen Integrationsklasse Florian Schweitzer 60 Berliner Referendariat 4 Perspektiven Martina Klemm, Nicole Reuß, Laura Kathmann & Lutz Pepping 70 Austauschrunde zum Referendariat Inga Beecken & Bettina Rörig 73 Entwicklungsaspekte und Erwerbsfaktoren im Solveig Chilla & Kristin Hofmann 90 Bilingual-bimodale Früherziehung hörgeschädigter Kinder Stand der Diskussion und Perspektiven Klaus-B. Günther 107 Deaf History im DGS-Unterricht forum tagung 125 127 Anmeldung und Anfahrt 128 Tagungsprogramm forum verbandsinformationen 130 135 136 Aufnahmeantrag, Einzugsermächtigung Inhaltsverzeichnis / 1

forumtagungsberichte Inklusive (integrative) bilinguale Schulmodelle in Österreich Silvia Kramreiter - An der Sekundarstufe I erfolgte die Veran- Volksschule und Sekundarstufe I wählen, ob sie ihr Kind in eine Integrationsklasse oder in ein Sonderpädagogisches Zentrum schi- technischen Schule laufen ab dem Schuljahr gibt bis heute in Österreich nur sehr wenige grationsklassen für Schüler/innen mit Behin- Die gesetzlichen Grundlagen für die Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelschulen sind im Schul- - BILINGUALER INTEGRATIVER Da sich in Österreich die schulische Integra- hatte, wurde das bilinguale integrative Unterrichtssetting in die regulären Integrations- - Teamteaching (Zwei-Lehrer/innen-System in allen Unterrichtsstunden): Für beide Sprachen sind Pädagogen/innen für die wechselnd sollte ein/e gehörlose/r Pädago- ge/in oder Unterrichtsassistent/in und eine hörende gebärdensprachkompetente Integrationslehrkraft den Unterricht als Zweit- Gemischte Klassen (hörende mit gehör- an einer Regelschule, wobei die organisatorischen Belange im Verantwortungsbereich der Sonderinstitution (Stammschule) Sonderinstitution die technische Ausstattung übernimmt, die gebärdensprachkompetenten Pädagogen/innen zur Verfügung stellt und somit die gesamte Unterrichtsstundenanzahl durch eine/n Sonderpäda- - Das Zeugnis wird von der Regelschule ausgestellt, wobei Lehrplanzuordnungen kon- - Die Integration kann somit zielgerichtet, zelnen Gegenständen im Lehrplan für Gehörlose erfolgen; - Die Unterrichtssprachen sind ÖGS (Österreichische Gebärdensprache) und Deutsch, wobei beide Sprachen eine gleichberechtigte Stellung im Unterricht einnehmen; - Vorrangiges Ziel ist es, die Gebärdensprachkompetenzen der gehörlosen Schüler/innen zu erweitern und Lautsprache als Lese- und Schreibkompetenzen aufzubauen; - Wenn die Schüler/innen es selber wollen, 44 / Tagungsberichte / Kramreiter

tagungsberichteforum wird die Lautsprache Deutsch sprechtechnisch geübt und verfeinert; - Das Fach Gebärdensprache soll zumindest in einer UÜ (unverbindliche Übung) von einem/er Native Signer/in unterrichtet werden (getrennt für hörende und gehörlose Schüler/innen); - Die Gebärdensprache wird zur Vermittlung von Bildungsinhalten und als Unterrichtsund Alltagskommunikation eingesetzt; didaktisch-methodischen Unterrichtspraktiken und andererseits auch mit Hilfe der - In Integrationsklassen soll Gebärdensprache für hörende Schüler/innen im Rahmen einer UÜ durch eine/n Native Signer/in an- - Sensibilisierung der hörenden Schüler/innen und der Regelschulpädagogen/innen durch Bildungsinhalte über Gehörlosenkultur und Gebärdensprache soll mit in den Das allgemeine Schulsystem in Österreich wird in Primarstufe (Grundschule, Volksschu- Unterstufe/AHS) und in die Sekundarstufe II (Allgemeinbildende Höhere Schule- Oberstufe/AHS, Berufsbildende Höhere Schule/ Nun möchte ich gezielt auf das bilinguale Förderangebot in Wien eingehen: - In Wien gibt es mittlerweile im Elementar- - In der Primarstufe gibt es zurzeit zwei bilin- - am gleichen Standort der neu geplanten Somit ist ein reger Austausch zwischen den jüngeren und älteren gehörlosen Schüler/ - In der Sekundarstufe II gibt es seit dem Klasse Oberstufe, in denen bilingual unter- in Österreich eine durchgehende bilinguale integrative Förder- und Beschulungsschiene, STRUKTUREN In der Regel kommen folgende schulorganisa- Kramreiter / Tagungsberichte / 45

forumtagungsberichte torischen Strukturen zur Anwendung: - Standort: - Stammschule: Jeweilige Sonderinstitution losenbildung (BIG); - Stundenplan: Regelschulstundenplan + zusätzliche Förderstunden (Hörübungen, Therapeutisch-funktionelle Übungen, UÜ ÖGS) - Lehrplan: nen Fächern nach dem LP für Gehörlose und AHS-Lehrpläne ohne Umstufungen) - Benotung: Fächer im Regelschullehrplan Regelschulpädagogen/innen/ Fächer im Gehörlosenlehrplan Integrationspädagogen/innen - Nachmittagsbetreuung im BIG: möglich aufgrund der geringen Distanz zwischen den Schulen; - Nachmittagsbetreuung in der Standortschule: mit einem/er ÖGS-kompetenten Sozialpädagogen/in NOTWENDIGE REFLEXIONS- UND - Sensibilisierungsseminare für das gesamte Lehrer/innenteam vor Beginn des zur Gehörlosigkeit der Schüler/innen, zur Gebärdensprache, zum Unterrichtsablauf - Klare Strukturen bezüglich Teamsitzungen, Supervisionen und dem Besprechungsmo- - Im Vorfeld sollen Kompetenzzuordnungen und Kompetenzgrenzen zwischen den Regelschulpädagogen/innen und Integrationspädagogen/innen besprochen werden: Wer ist wofür verantwortlich? - Hinweis auf gegenseitige Wertschätzung bezüglich unterschiedlicher pädagogischer unvorhergesehene Situationen positiv einstellen zu können ohne sich sofort gestört - - Inklusion bedeutet keine Anpassung von Seiten der gehörlosen Schüler/innen an die Regelschulklassen, sondern setzt eine gleichberechtigte Teilhabe im Schulsystem - Gleichberechtigung im Rahmen einer manchmal erforderlichen individuellen Un- und Zusatzerklärungen) und des Einsatzes - ERFAHRUNGSWERTE schreiben umfassend zwei bilinguale Schulprojekte in Österreich und können folgende Ergebnisse zusammenfassen: - Integrative/inklusive bilinguale Beschulung 46 / Tagungsberichte / Kramreiter

tagungsberichteforum funktioniert hervorragend im sozialen Bereich. - Gehörlose Schüler/innen erzielen vergleich- wie ihre hörenden - Hohe Sensibilität bezüglich einer gezielten Sprachanwendung zwischen den Ge- - Kommunikative Barrieren zwischen den hörenden und den gehörlosen Schüler/innen werden über kreativen Strategien ge- - Hohe Leistungsmotivation der gehörlosen Schüler/innen trotz intensiver Anstrengungen durch die Zuweisung in eine lei- - Der hohe Lernaufwand verlangt und schult - und Aufwertung - Die Anerkennung und positive Leistungsbewertung durch Pädagogen/innen, Eltern und Freunde stärkt das genen Möglichkeiten. - Dies wiederum motiviert, verstärkt eigene Ressourcen einzusetzen dere in der Phase der Alphabetisierung vom - Die Gebärdensprache wird von den hö- - - Eine bilinguale integrative Beschulung ist UNTERSTÜTZUNG bilinguale Setting im Zwei-Lehrer/innen- - eingesetzt, da die Bezahlung dieser in Österreich erst ab den weiterführenden Schulen stufe II gibt es folgende Unterstützungsmaßnahmen, welche ergänzend zueinander eingesetzt werden: Unterstützung der gehörlosen Schüler/innen Stützlehrer/innensystem: Sonderpädagogen/innen mit hoher Gebärdensprachkompetenz unterrichten die gehörlosen Schüler/innen in sieben Unterrichtseinheiten - einer Klasse, dann verdoppelt sich die Anzahl drei Schülern/innen umfassen die Stützstun- innen werden alle Unterrichtsstunden doppelt besetzt, da die Klasse dann als Integrati- Der Aufgabenbereich der Sonderpädagogen/ innen umfasst folgende Teilbereiche: Pädagogen/innen zu den Themen Gehörlosigkeit, Gehörlosenkultur, Gebärdensprache Kramreiter / Tagungsberichte / 47

forumtagungsberichte - Bei komplizierten Inhalten, kann sich der/ die Sonderpädagoge/in bedenkenlos aus dem aktuellen Unterrichtsablauf kurzfristig ausklinken und eine weitere Erklärung oder eine zusätzliche Ergänzung zum direkten Dolmetschzwang und kann sich - Schriftliche Visualisierung in den Fremdspra- - Angebot von Förderstunden außerhalb des - Begleitung und Unterstützung des/der Schülers/in bei unterschiedlichen Belangen (Prüfungsvorbereitung, Begleitung bei - Einberufung und beratende Funktion bei Gebärdensprachverdolmetschung im Unterricht: Die Gebärdensprachdolmetscher/innen stehen für sieben Unterrichtseinheiten pro Woche und Klasse (genehmigt durch das Bundesministerium für Unterricht) plus zwei weitere Unterrichtseinheiten pro Woche (bezahlt über den Fonds soziales Wien) zur Verfügung und sind hauptsächlich für die Absicherung der Gebärdensprachdolmetscher/innen übernehmen keine pädagogischen Aufgaben und sind auch nicht an der Planung des Unter- den direkt an den/die Regelschulpädagogen/ eine weitere Stunde oder für ein Gespräch noch Bedarf bestehen würde, da die meisten Dolmetscher/innen zu ihren nächsten Termi- hohe Gebärdensprachkompetenz der Dolmetscher/innen wird jedoch in der Sekundarstufe II insbesondere in den naturwissenschaft- Kommunikationsassistenz: Kommunikationsassistenten/innen werden für grundsätzlich zwei Hauptaufgaben ein- inhalte (Laptop) mit, welche der/die Regelschulpädagoge/in (im Idealfall auch Inhalte, ßert, so dass der/die gehörlose Schüler/in voll und ganz dem Unterrichtsgeschehen folgen kann (insbesondere in den Fremdsprachen) oder andererseits ist er/sie für die Verdolmetschung des Unterrichtsinhaltes in ÖGS ver- kann auch für Gespräche mit dem/der Regelschullehrer/in hinzugezogen werden und ebenso bei Schüler/innengesprächen hilfreich kationsassistenten/in ist nicht so streng ge- bezüglich ihrer Unterstützungsmaßnahmen 48 Tagungsberichte / Kramreiter

tagungsberichteforum Verfasserin Lektorin an der Universität Wien/Pädagogin am Bundesinstitut für Gehörlosenbildung Wien/ Projektleiterin der Plattform Integration & Gebärdensprache - PLIG Zusammenfassend ist aufgrund unserer Erfahrungen im Sekundarstufenbereich II die fehlenswert, wobei der/die Sonderpädagoge/ in die Koordination von Unterrichtsstunden, welche nun gedolmetscht oder durch ihn selbst gestützt oder durch die Kommunikationsassistenz begleitet werden sollten, koordinieren der Pädagogen/innen präsent und weiß somit meist ganz genau, in welchen Fächern welche fungiert als Hauptansprechperson für Schüler/innen, Eltern, Lehrer/innen und Direktion und ist in viele Belange des Unterrichtsgesche- innen und Kommunikationsassistenten/innen kann diese Hauptansprechperson entlastend zieherischer und pädagogischer Inhalte abge- Nach meinem Vortrag in Berlin bin ich gefragt worden, ob diese bilingualen Entwicklungen in ganz Österreich zu spüren sind, und ich stützung der gehörlosen und hörenden Eltern in Wien, welche eine bilinguale Beschulung für ihre Kinder beanspruchen, ist dort die Entwicklung von bilingualen Schulprojekten der, wo sich ebenfalls innovative Projekte zeigen, doch es gibt auch Bundesländer in denen In Österreich wird die gesamte Lehrer/in- versitäten und Pädagogischen Hochschulen werden Umstrukturierungen im Bereich der werden weitere Ressourcen in Richtung inklusiver Bildung freigesetzt und diese für Entwicklungsprozesse an Schulen mit zu- rogenität auch im Bereich der Zugänge an Hochschulen für Studierende mit Beeinträch- Literatur Kindern in der Grundschule mit Gebärdensprache und Kramreiter / Tagungsberichte / 49