Bewegung Bildung - Gesundheit Dr. phil. Dieter Breithecker Entwicklungspotentiale benötigen besondere Bewegungsqualitäten Der Vortrag zeigt die grundsätzliche Wertigkeit der Ressource Bewegung für ganzheitliche Entwicklungsprozesse von Kindern auf. Bewegung steht dabei nicht Synonym zum Begriff Sport und Fitness. Die Inhalte fokussieren sich auf erforderliche Bewegungsqualitäten, die den Motor der kindlichen Entwicklung darstellen. Sie weichen häufig von dem ab, was wir Erwachsene für Kinder als notwendig erachten. Denn eigentlich sind es die Kinder selbst, die dank ihres natürlichen Grundbedürfnisses Bewegung die eigentlichen Dirigenten und auch Experten ihrer Entwicklung sind. Diese selbstorganisierten Aktivitäten sind nicht nur wichtig für eine ausgewogene körperlichgeistige Entwicklung, sie vermitteln auch elementare Kernkompetenzen für das Leben. Dazu gehören speziell auch Erfahrungen die unter die Haut gehen. Der sichere Umgang mit Wagnis und Risiko vermittelt ihnen nachhaltige Kompetenzen, welche sie zu selbstsicheren, selbständigen und selbstbewussten Persönlichkeiten entwickeln lassen.
Bewegungsraum Schule DI in Karin Schwarz-Viechtbauer Bewegung und körperliche Aktivität sind sehr wichtige Einflussfaktoren für ein gesundes Aufwachsen. Ausreichende Bewegung ist aber bei vielen Kindern vor allem mit steigendem Alter nicht gegeben, da auch bei ihnen ein sitzender Lebensstil bereits weit verbreitet ist. [...] Es ist daher von großer Wichtigkeit, jede Art von Sport und Bewegung zu fördern. Da die Leistungsorientiertheit vieler Sportvereine jedoch nicht alle Kinder anspricht, gilt es insbesondere die Alltagsbewegung, aber auch den nicht leistungsorientierten Sport für ALLE Kinder und Jugendlichen zu fördern. [...] 1 Aktionsräume von Kindern und Jugendlichen im unmittelbaren Wohnumfeld nehmen ab. Immer mehr Zeit wird in Bildungseinrichtungen verbracht, insbesondere in Zusammenhang mit ganztägigen Schulformen. Vor dem Hintergrund gesundheitlicher Probleme, mangelnder Sozialkompetenz, steigender Aggressionsbereitschaft, Adipositas sowie motorischer und koordinativer Schwächen der Kinder kommt dem Bewegungsraum Schule immer größere Bedeutung zu. Das Referat widmet sich dem Faktor Bewegung in Bildungseinrichtungen in der Vielschichtigkeit seiner Bedeutung. Der Bogen wird gespannt von mehr oder weniger genormten Sporthallen und -anlagen in Zusammenhang mit dem Unterrichtsfach Sport und Bewegung, über informelle Bewegungsareale für das nicht organisierte Spiel, bis hin zu Freiräumen als soziales Experimentierfeld der Kinder und Jugendlichen. Die ÖISS-Initiative rund um Schulfreiräume wird ausführlich vorgestellt.
Das Gedankenspiel geht aber auch auf die geistige Beweglichkeit in Schule ein: Bildungseinrichtungen des 21. Jahrhunderts sind Orte einer neuen Lernkultur. Sie sind keine Belehrungs- und Aufbewahrungsorte, sondern erlauben vielfältige Unterrichtsarrangements, in denen neben der Instruktion auch die Selbstaneignung von Welt, soziales Miteinander, Hilfsbereitschaft und die Entwicklung von Gemeinsinn erlebt und erlernt werden. 2 Auszug aus Ziel 7: Bewegung von Kindern und Jugendlichen ermöglichen und fördern, Bundesministerium für Gesundheit (2011), Kindergesundheitsstrategie. Wien
Schulfreiräume als Teil der Quartiersinfrastruktur Beispiele von einfach-mehrfach in Wien DI in Jutta Kleedorfer Schulsportanlagen und Schulfreiflächen sind aus Sicht vieler Kinder und Jugendlicher, vor allem außerhalb der Schulzeiten, sehr begehrte Orte. Langsam setzt sich in Wien die Öffnung nachmittags, an den Wochenenden oder in den Ferien (jeweils lokale Rahmenbedingungen und Reaktionen auf die Wünsche der Kids vor Ort) durch. So werden diese Orte allmählich auch als Quartierinfrastruktur begriffen, wie in der Schweiz z.b. seit Jahren üblich, wobei dort nicht nur sozial, sondern v.a. auch ökonomisch (Flächen vielseitig verwenden statt verschwenden!) argumentiert wird. Im Rahmen des Wiener strategischen Projektes einfach-mehrfach www.einfach-mehrfach.at gibt es in den verschiedenen Bezirken ganz unterschiedliche Beispiele, von nach wie vor geschlossenen Schulfreiräumen über stundenweise Mitbenutzung und Betreuung z.b. durch außerschulische Jugendarbeit bis zur Schule ohne Zäune, dem sogenannten ActInPark in Hirschstetten Die Öffnung und Mehrfachnutzung als Quartiers Freiräume hat auch für Schulen, ganz besonders bei den vielen ganztägigen Bildungsformen heutzutage, eine große Bedeutung als Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche einen intensiveren Bezug zu ihrem Wohnquartier bzw. der Stadt aufbauen können.
Benötigt die moderne Schule andere Zeitstrukturen? Dr. Rosemarie Felder-Puig, MSc Schule ist längst nicht mehr nur Unterrichtsort, sondern zu einem wichtigen Lebensort für Kinder und Jugendliche geworden. Hier können soziale Bezüge zu Gleichaltrigen entstehen, hier kann die Entwicklung persönlicher und sozialer Kompetenzen systematisch begleitet und hier müssen auch oft die familiären Defizite der Schüler/innen kompensiert werden. Von Seiten der Erziehungs-, Bildungs-, Neuro- und Gesundheitswissenschaften gibt es zahlreiche Empfehlungen, was Schulen tun können, um den vielfältigen Anforderungen, die an sie gestellt werden, gerecht zu werden. Eine diese Herausforderungen betrifft die zeitliche Strukturierung des Schulalltags. Diese findet an den meisten Schulen noch traditionell mit frühem Unterrichtsbeginn, einem im Schulstundentakt wechselnden Fächerkanon und großteils kurzen Pausen zwischen den einzelnen Schulstunden statt. Innovative pädagogische Konzepte wie situiertes, selbstgesteuertes oder individualisiertes Lernen und die Stärkung der Soft Skills der Schüler/innen erfordern jedoch nicht nur andere Lernumgebungen, sondern auch andere Zeitstrukturen. Jede Schule ist anders und ein Patentrezept für diese Änderungen gibt es deshalb nicht. Hilfestellung soll deshalb eine systematische Zusammenstellung von Wissen, rechtlichen Vorgaben, Empfehlungen und Beschreibung von Best Practice Modellen geben, die im Jahr 2014 vom Forschungsinstitut LBIHPR erarbeitet und in der Folge den Schulen zur Verfügung gestellt werden soll.
Mach mal Pause Toni Anderfuhren Schwatzierwege, bewegte Lümmelplätze und Tatorte der Kreativität wichtige Zwischenräume auf dem Weg zum neuen Schulhof. Mach mal Pause unterbrich den Alltag, nimm Abstand, finde Deinen besten Ort und lass die Sinne schwelgen, Gedanken schweifen, das Herz erblühen. Triff Dich mit Gleichgesinnten, befreie Dich vom vorgegebenen Lernprogramm. So wird Deine Pause zur nachhaltigen Tankstelle für neue Energien, zur erlebnisreichen Neuausrichtung, zur Wohlfühloase im Alltag. Rückzugsorte und Verstecke zählen in partizipativen Planungsprozessen meist zu den wichtigsten Themen einer Schulhofaufwertung. Hier gilt es, das Schulareal als Ganzes zu betrachten, sich Wege und Treffpunkte von Mädchen und Knaben vor Augen zu führen, ihnen gebührend Raum zu schaffen. Inszenieren wir den Kindern Hügelzüge quer in ihre Alltagswege, so schaffen wir ihnen Einladungen für bewegte Expeditionen, Aussichtspunkte, Chancen für Umwege und Nischen für Privates. Bewegte Topografien verwandeln öde Schulhöfe in abenteuerliche Landschaften, locken Sinne und Kinder auch mal auf Abwege, weitab von Schule und Stress. Schleichwegplanung steht Pate beim Entwickeln von Schwatzierwegen Bewegungsachsen mit kleinen Treffpunkten, bewegten Spielstationen, feinen Nischen. Und das rund um die Schule. Bilder dokumentieren Beispiele, Spielträumer-Geschichten bieten handfeste Tipps. Hand aufs Herz in der Schweiz sind Schulhöfe jederzeit frei zugänglich. Sie gelten als wichtige Spielräume im Siedlungsgebiet. Spielzeiten vor und nach der Schule, Freizeit in Tagesschulstrukturen und Funktionen als verspielte Treffpunkte fürs Quartier ergänzen die Anforderungen an den Pausenplatz weit über kurze Pausen hinaus. Dies macht Planungsprozesse spannend, rückt Kinder und ihre Spiellust ins Zentrum und hilft mit, den Schulhof neu zu sehen von Spielgrausen nach Spielhausen?! PS eine uralte Faustregel zur Beurteilung von Schulhofqualitäten meint: Wie lange kannst Du hier Verstecken spielen, ohne das gleiche Versteck zwei Mal zu benutzen?