Lärm und Schlafqualität im stationären Bereich

Ähnliche Dokumente
Die Schlafqualität im Krankenhaus und der Einfluss von Lärm

Schlafqualität und Stresserleben bei Studierenden. Töpritz, K.; Gusy, B.; Gräfe, C.; Farnir, E.; Lohmann, K.

Unterschiedliche Wahrnehmung von Flug-, Straßen- und Schienenverkehrslärm

GEFRAGTE GÄSTE WAHRNEHMUNG UND WIRKUNG VON SCHALL

Lärmminderungsplanung

TK- Krankenhaus-Patientenbefragung 2013: Daten und Fakten zur Methodik

Schlafstörungen im frühen Kindesalter ein Beratungskonzept mit Wirkung

Charité Jetlag Scale Version 2.3

Verknüpfung der Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung mit der Lärmkartierung des Landes Berlin

Gesundheitliche Auswirkungen von Schienenverkehrslärm

Lärm in Deutschland Haben wir nicht wichtigere Probleme?

Feldstudie im Umkreis des Flughafens Frankfurt Ausführung Dr. med. Y. Aydin Anleitung Prof. Dr. med. M. Kaltenbach

NORAH Studie DAGA 2012

Schlaf. Ergotherapie, Gesundheitsförderung und Schlaf eine optimale Kombination. Workshop 2. Barbara Droth und Cristina Staub

Schlafmedizinische Untersuchungen im NRZ Rosenhügel im Jahr 2008 Bericht von: Dr. Michael Saletu Schlafqualität in der Neurorehabilitation:

Wie wirkt (Verkehrs-)Lärm auf Schlaf? Vortrag auf der DAGA 2016 in Aachen mit zusätzlichen

Bearbeitung des Lesetextes: Auswirkungen des Fluglärms auf die Gesundheit der Menschen. Aufgaben zum Leseverstehen

Newsletter - Ausgabe Juni 2017

Fact-sheet zum Thema Fluglärm Flughafen Düsseldorf

Interviewgesteuerter Fragebogen an die 11- bis 14-jährigen Kinder

Interpretation von Bevölkerungsumfragen zum Lärm

Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaften Die Rolle der Patientenzufriedenheit im Krankenhaus

Gesundheitsreport 2017 Bayern. München, Mai 2017

Informationen zu gesundheitlichen Auswirkungen von Schienenlärm

Medienkonsum und Schlaf bei Jugendlichen

Gesundheit: NORAH-Studie zu Krankheitsrisiken (Sekundärdatenanalyse mit vertiefender Befragung, Modul 2.1)

Patientenfragebogen Erstuntersuchung

Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Bonn. Schlaflabor. optimale Diagnose und Therapie

Ergebnisse der Umfrage des Vereins Gesund in Brandenburg an der Havel e.v. Sommer 2012

Umfrage zum Thema Schlafen

Anerkennung von Facharztbezeichnungen

1 99 % Häufigkeit und Einteilung der Schlafstörungen. Häufigkeit von Schlafstörungen

Lärmbelästigung im eigenen Zuhause - Befragungsergebnisse -

Pressemitteilung. Lärmwirkungsstudie NORAH abgeschlossen. 29. Oktober 2015

Pilotprojekt Tempo 30 Herxheimweyher. Sabine Augustin-Gohlke LUWG

Entwicklung und Überprüfung eines Indexes zur Beurteilung des Risikos physischer und sozialer Beeinträchtigungen durch die Arbeitszeitgestaltung

2

DAK-Gesundheitsreport 2017: Weniger Krankmeldungen, weniger Depressionen

Lärmkartierung Stuttgart 2012

Der Stellenwert der ambulanten Tinnitus Bewältigungs-Therapie

Gesundheitsbezogene Lebensqualität, körperliche Beschwerden, psychische Komorbidität und Interventionen bei Dyspepsie

SCHLAFFORSCHUNG NACHT

Stress, Schlafstörungen, Depressionen und Burn-out. Wie belastet sind wir?

Lärm in Deutschland Haben wir nicht wichtigere Probleme?

Betroffenheit durch Straßenverkehrslärm

6. Internationales Schlaganfallsymposium des KNS und CSB

Ergebnisse der Befragungsaktion Präsentation anlässlich der BV-Tagung am 3.März 2010

Windkraftanlagen und Tourismus. Bevölkerungsumfrage 2003

Online-Fragebogen zur Dokumentation von Guidelines

Der Österreichische Arbeitsgesundheitsmonitor: Gesundheitsberufe belasten die Gesundheit

Interviewgesteuerter Fragebogen an die 8- bis 10-jährigen Kinder

Alternative Heilmittel für die Seele

Köln aktiv gegen Lärm

Belästigung & Lebensqualität

Inhalte und Ziele der EU-Umgebungslärmrichtlinie Informationsveranstaltung SSG/SMUL am

Zentrum für Schlafmedizin Zürcher Oberland Zürcher RehaZentrum Wald

Angst vor Krankenhausaufenthalten

Gesundheitsreport 2017 Schleswig-Holstein

Psychotherapie als Sachleistung

Drei-Burgen-Klinik / DRV-Rheinland-Pfalz Bad Münster am Stein Fachklinik für Herz- und Kreislaufkrankheiten / Orthopädie

DAK-Gesundheitsreport 2010

Mathematische Verfahren zur Bewertung und zum Vergleich von Befragungen zur Verkehrslärm-Lästigkeit

Erschütterungen des Eisenbahnverkehrs Prof. Dr. Frieder Kunz

Lavendelölauflagen bei Schlafstörungen

Nachtarbeit und Überstunden machen krank! Ergebnisse einer Befragungsaktion bei Beschäftigten im Vertretungsbereich der Produktionsgewerkschaft

Auswirkungen nächtlichen Fluglärms auf die Bevölkerung

Parkinson: Zunehmende Aufmerksamkeit für nicht-motorische Störungen eröffnet neue Therapieoptionen

Anamnesebogen Schlaflabor Schulkinder / Jugendliche

Internationales Tinnitus Symposium

Umgebungslärm-Aktionsplan Österreich Teil A2 Zusammenfassende Darstellung der Daten

Lärm in Deutschland Haben wir nicht wichtigere Probleme?

Prof. Dr. med. Jörn P. Sieb. Restless Legs: Endlich wieder ruhige Beine. I Mit Selbsttests zur sicheren Diagnose. I Wieder erholsam schlafen TRIAS

Risikofaktor nächtlicher Fluglärm macht Fluglärm krank?

Befragung der überweisenden Ärzte 2017

Ambulant-stationäre Vernetzung eine Lösung des Dilemmas?

Evaluierung der Forschung zur Wirkung von Fluglärm auf den Menschen

Erfahrungen von Patientinnen meiner Praxis mit der GyneFix

Erfahrungen und Konzepte der Krankenkassen. Projekte der AOK Rheinland/Hamburg

PATIENTEN. Vielen Dank für Ihre Mühe! Name: Vorname: Vorgespräch:

B a d Wa l d s e e. L ä r m a k t i o n s p l a n. Ergebniszusammenfassung der Befragung STADT BAD WALDSEE

Gesundheitsreport 2017

Turnusevaluierung Abteilungsradar

Unfälle älterer Radfahrerinnen und Radfahrer

Externe Kosten des Straßenverkehrs. Ein Überblick

Regionale Bürgerbefragung 2015 Zentrale Ergebnisse

Nächtliche Unruhe. Loretta Giacopuzzi Schätti Leiterin Pflege Gerontopsychiatrie und COEUR Kantonale Psychiatrische Dienste-Sektor Nord, Wil

NORAH Studie. Tag gegen Lärm Noise-Related Annoyance, Cognition and Health. Ermittlung der akustischen Kennwerte

Auswirkungen von Lärmbelastung auf die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen

und Wissen auf dem Information Punkt Gesunder Schlaf Zahnärztliche Schlafmedizin

Was kostet uns der Lärm? Prof. Dr. Kerstin Giering HS Trier, Standort Umwelt-Campus Birkenfeld

Dr. Elke Stöcker-Meier. Rede zur Eröffnung der Veranstaltung. Workshop zur Lärmaktionsplanung Lärmarme Mobilität - für Gesundheit, Umwelt und Klima

Energieversorgung im. Scharnhauser Park Ergebnisse einer Bewohnerbefragung. T. Jenssen L. Eltrop. Bewohner

STADT SCHLESWIG. Vitale Innenstädte Ergebnisse der Kundenbefragung für Schleswig

Monozentrische Analyse chirurgischer und urologischer Komplikationen nach Nierentransplantation

Lärmaktionsplanung in Garbsen

Transkript:

Interdisziplinäres Schlafmedizinisches Zentrum Charité Universitätsmedizin Berlin Lärm und Schlafqualität im stationären Bereich Thomas Penzel, David Wiesenäcker, Ingo Fietze Berlin, 19. September 2007

Motivation Nächtliche Lärmexposition beeinträchtigt den Schlaf auch im Krankenhaus Eröffnung des Hauptbahnhof Berlin und Beschallung des Charite Bettenhauses durch Zugansagen Änderung der Lautsprecheranlage Vergleich von Lärmeinflüssen außerhalb des Krankenhauses mit Einflüssen innerhalb

Untersuchung Befragung von Patienten im Bettenhaus aus Kardiologie, Neurologie, Orthopädie, Nephrologie, Rheumatologie, Gynäkologie und Urologie Zeitraum: 3. April bis 17. Juli 2007 Fragebögen: Audiologische Eigenanamnese (Bochum) Lärmbelastung im Krankenhaus Lärmbelastung zu Hause Lärmquellen (Zimmernachbarn, Schiene, Strasse, Flugverkehr, Baustellen) Gegenmaßnahmen in Form von "Schlafhilfen" Pittsburgh sleep quality index (PSQI)

Teilnahme 757 Patienten wurden befragt: 313 Fragebögen wurden ausgefüllt (41.4%) 300 Fragebögen waren über 50% ausgefüllt und wurden bewertet Alter: Median 55 Jahre 52% Männer und 48% Frauen 54 (18%) Patienten hatten eine Hörstörung 34 (11%) Patienten hatten ein Hörgerät 266 Patienten wurden ausgewertet

Alter der Befragten Alter: Median 55 Jahre Altersverteilung Alter in Jahren 71-80 51-60 31-40 16-20 0 20 40 60 80 Anzahl

Alter der Befragten 52% Männer und 48% Frauen Altersverteilung Männer Altersverteilung Frauen Alter in Jahren 71-80 51-60 31-40 16-20 Alter in Jahren 71-80 51-60 31-40 16-20 0 20 40 60 Anzahl 0 10 20 30 40 Anzahl

Angabe von Schlafstörungen Zu Hause Einschlafstörungen: 22,7 ja Durchschlafstörungen: 34,7 ja Im Krankenhaus Einschlafstörungen: 33,8% ja Durchschlafstörungen: 46,6% ja Nicht erholsamer Schlaf: 32,0% ja (Kategorien: ja, gelegentlich, nein, weiß nicht)

Gestörtheit zu Hause Gesamtgestörtheit in der Nacht zu Hause 120 100 80 Häufigkeit 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Gestörtheit im Krankenhaus Gesamtgestörtheit im Krankenhaus am Tag in der Nacht 30,0% 25,0% 25,0% 20,0% 20,0% Prozent 15,0% 10,0% Prozent 15,0% 10,0% 5,0% 5,0% 0,0% 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0,0% 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Ursachen der Störungen Im Krankenhaus Störung durch Lärm: 11,7% Störung durch Bettnachbar: 20,4% Störung durch Personal: 4,4% Störung durch technische Geräte: 7,7% (Kategorien: niedrig, unterdurchschnittlich, durchschnittlich, überdurchschnittlich, hoch)

Wodurch wurde die Schlafqualität beeinträchtigt? durch Baustellenlärm: 6,1% durch Fluglärm: 1,9% durch Schiene: 4,4% durch Straßenverkehrslärm: 11,9% durch technische Geräte: 9,1% durch Zimmernachbar: 20,8% durch Personal: 3,6% durch Lautsprecherdurchsagen: 1,4% (Kategorien: gering, unterdurchschnittlich, mittlere, überdurchschnittlich, maximal)

Schlafqualität und Schienenverkehrslärm Beeinflussung der Schlafqualität durch Schienenverkehrslärm 250 200 150 100 Häufigkeit 50 0 maximale Störung überdurchschnittliche Störung mittlere Störung unterdurchschnittliche Störung geringste Störung

Schlafqualität nach PSQI 120 100 80 93 111 60 40 50 20 0 22 <5 <10 <15 <20 bis 5: guter Schläfer darüber: gestörter Schlaf und stark gestörter Schlaf

Belästigung und Störung des Schlafes Gesamtbelästigung und Störung durch Lärm korrelieren mit r=0.62 Belästigung durch Schienenverkehr und Beeinträchtigung der Schlafqualität durch Schienenlärm korrelieren mit r=0.68 Belästigung durch Straßenverkehr und Beeinträchtigung der Schlafqualität durch Straßenverkehr korrelieren mit r=0.79 Belästigung durch Personal und Beeinträchtigung der Schlafqualität durch Personal korrelieren mit r=0.79 Belästigung durch Zimmernachbar und Beeinträchtigung der Schlafqualität durch Zimmernachbar korrelieren mit r=0.52

Gegenmaßnahmen Einsatz von "Schlafhilfen" wie Ohrstöpsel, Kopfhörer, Schlaftabletten zu Hause: 20% nehmen Schlafhilfen im Krankenhaus: 33,9% nehmen Schlafhilfen

Zusammenfassung Subjektive Schlafqualität im Krankenhaus ist niedrig Der Einfluß von Lärm wirkt sich negativ auf die Schlafqualität aus Schienenverkehrslärm ist nur im geringen Umfang für Lärm und Belästigung verantwortlich Zimmernachbar ist stark für Schlafstörung verantwortlich Mehr Gebrauch von Schlafhilfen im Krankenhaus

Ausblick