94 Facility Manager ein vielseitiges Berufsbild Bereits nach 10 Jahren Gebäudebetrieb sind die Kosten für ein Bürogebäude bereits so hoch wie dessen Erstellungskosten. Die Bewirtschaftung der Immobilie und die Erbringung von Dienstleistungen sind anspruchsvoll und benötigen gut ausgebildete Berufsleute. Der Facility Manager ist ein Beruf mit Zukunftsperspektiven und kennt keine Krise. Ausgangslage Wer hat schon vor 20 Jahren gewusst was Facility Management (FM) ist. Sogar heute ist dies für eine Bevölkerungsschicht nur schwer verständlich. Dies ist umso verwunderlicher, da eigentlich jeder ein Facility Manager in den eigenen vier Wänden ist. Wir schliessen privat einen Mietvertrag ab, richten die Wohnung ein, reparieren kleine Mängel, schliessen den Fernseher und das Telefon an, haben ein Wirelessmodem für den Computer. Nicht zu vergessen, haben wir einen Keller und lagern ein und last but not least reinigen wir, verpflegen uns in der Küche und holen die Post täglich. Dies sind alles Dienstleistungen, welche wir für das tägliche private Leben benötigen. All dies sind auch in einem beruflichen Umfeld Notwendigkeiten. Natürlich gibt es im geschäftlichen Umfeld andere Anforderungen, andere Volumen und Abläufe und v.a. sind dies Leistungen, welche nicht für den Selbstzweck erbracht werden, sondern für Dritte. Gebäudebetrieb Ursprünglich konzentrierte sich das FM auf den Betrieb und Unterhalt für das Gebäude. In Deutschland wurde der Begriff Gebäudemanagement in den 80- Jahren eingeführt. Dies sind durchaus Tätigkeiten, welche heute noch sehr wichtig sind. Das heisst ein FM stellt sicher, dass eine technische Installation (Heizung, Lüftung, Licht, etc.) fachmännisch gewartet wird. Er betreibt auch diese Systeme, indem er Sollwerte einstellt und im laufenden Betrieb die Anlagen überwacht und ggf. neu justiert. Dazu gehören aber auch Sanierungsarbeiten bei defekten Teilen oder ganzen Anlagen. Auch die Gebäudehülle wie Fassade, Fenster, Dach und Boden benötigen Unterhaltsarbeiten. In grösseren zeitlichen Zyklen werden auch Sanierungen oder Optimierungen durchgeführt, welche durch Facility Manager begleitet oder
Marktteilnehmer der Immobilienwirtschaft 95 gesteuert werden. Schlussendlich ist es wichtig, dass Arbeitsplätze bzw. Räume für die Nutzung optimal bereitgestellt werden können. Dienstleistungen an Menschen Im Gegensatz zum Gebäude, welches unabhängig von der Belegung in einem gewissen Umfang unterhalten werden muss, sind Dienstleistungen an die Menschen und Organisationen erst bei der effektiven Belebung dieser Flächen wichtig. Wie bereits erwähnt, werden dann Dienstleistungen (FM Services) benötigt, damit der Betrieb überhaupt funktioniert. In einem Bürogebäude bspw. benötigt ein Mitarbeiter einen Schlüssel oder Badge für den Zutritt, einen ergonomischen Arbeitsplatz mit IT Anschluss. Für Sitzungen werden Konferenzräume gebucht und bei Bedarf eine Verpflegung zur Verfügung gestellt. Bis hin zur Briefpost oder die Anmeldung für einen Besucher, der Sie besuchen möchte. Allrounder oder Spezialist? Natürlich stellt sich nun die Frage ob Reinigung oder Postverteilen wirklich schwierig ist und auf der anderen Seite eine Bedienung einer Brandmelde- und Sicherheitsanlage für einen Nicht-Techniker möglich ist. So einfach lässt sich diese Frage in der heutigen Zeit tatsächlich nicht mehr beantworten. Alle Fachdisziplinen haben die letzten 2 Jahrzehnte eine unglaubliche Professionalisierung durchgemacht. Nur schon in der Reinigung gibt es ganze Ausbildungszweige, wie effektiv und effizient gereinigt wird. Dies beinhaltet einerseits neben der Definition der Leistung auch die Planung der Touren, Einsatzplanung, Planung der Technik und dazu notwendigen Mittel und Utensilien. Für jeden Raumtyp gibt es eine zeitliche Vorgabe und dies unter Einhaltung von der gewünschten Qualität. Auch im Gebäudebereich, sind heute Abschätzungen für die Instandhaltungsmassnahmen zu treffen, indem Gebäude beurteilt und bewertet werden. Typischerweise wird ein Allrounder für klassische Hauswartaufgaben eingesetzt. Der Vorteil liegt hier in der täglichen Abwechslung der Tätigkeiten. Oft wird diese Funktion bei Wohnimmobilien eingesetzt, da der Mieter allerlei Hilfe benötigt und die Immobilienbesitzer einen Vertreter vor Ort benötigen.
96 Zukunftsaussichten Das Facility Management wird immer komplexer, da immer mehr Gebiete unter diesem Bereich subsummiert werden. Nebst den klassischen Leistungen im Gebäudebetrieb folgen auch Verantwortungen im Bereich Flächen- und Layoutplanungen, Baumanagementleistungen, Finanzplanung und Kostenmanagement, bis hin zu ICT (Kommunikation) und Betreuung von Intranetinformationen. Der Trend geht klar in die Steuerung und Koordination von solchen Leistungen durch fachlich sehr gut ausgebildete Personen. Diese müssen verstehen, wie die Leistungen erbracht und verrechnet werden, aber auch Führungskompetenzen für die Mitarbeiter und Unternehmer aufweisen, bis hin zu Verhandlungsgeschick und konzeptionelles Verständnis für komplexe Zusammenhänge aufweisen. Der Berufszweig ist stark zunehmend, solange es Gebäude und Unternehmungen gibt, werden diese Dienstleistungen beansprucht. Berufsbild FM In der Schweiz sind einige Berufsverbände vorhanden. Die wichtigsten sind die IFMA; fmpro und die Fachkammer FM vom SVIT. Gerade die IFMA (International Facility Management Association, www.ifma.org) definiert schon seit über 10 Jahren Standards in der Branche. Auch das Berufsbild wurde im Jahre 2004 in 9 Kompetenzfeldern definiert. Inzwischen haben einige Verbände ein länderübergreifendes (deutschsprachige Länder), einheitliches Verständnis geschaffen und ein Berufsbild veröffentlicht. Unter http://www.ifma.ch/standards-richtlinien/berufsbild/ ist dieses Werk aus dem Jahr 2013 frei zugänglich. Bei wem ist ein FM ler tätig? Das Einsatzgebiet ist in der Tat sehr breit gefächert: 1. In der Regel arbeitet man entweder in einer Unternehmung und erbringt Dienstleistungen für die weiteren Angestellten (Bank, Versicherung, Industrie, etc.). 2. Andererseits ist man bei einer Immobilienfirma angestellt, welche Immobilien vermieten, dort werden Eigentümer FM Leistungen erbracht.
Marktteilnehmer der Immobilienwirtschaft 97 3. Es gibt auch einen riesigen Markt für Firmen, welche diese Dienstleistungen für Dritte erbringen (FM Provider), welche sehr spezialisiert sind. Weitere Einsatzgebiete sind aber auch in Planungsfirmen (Innenarchitektur), Beratungsgeschäften und künftig verstärkt auch in IT Unternehmungen bis hin zu Ingenieursleistungen und Robotics. Kompetenzen Durch das breite Einsatzgebiet sind die Kompetenzanforderungen sehr breit gefächert. Keiner kann all diese Kompetenzen vollumfänglich erfüllen, dies gibt dem FM die Möglichkeit sich ständig weiter zu entwickeln und auch im Rahmen seiner Karriere weitere Kompetenzen auf- und auszubauen: Strategische Fähigkeiten indem komplexe Zusammenhänge in den Kontext gesetzt werden müssen. Spezialwissen in einem Kernbereich vom FM, dies gibt die Basis und Sicherheit für den Einstieg. Zudem bildet dies die Basis für die weitere berufliche Entwicklung Vernetztes Denken, indem Abläufe und Schnittstellen verstanden werden. Nebst den fachlichen Kompetenzen sind auch methodische Kompetenzen gefragt: Management wie Planung, Führung und Koordination von Projekten und Personen Analysefähigkeiten von Daten, Zusammenhänge von Prozessen und Organisationen, aber auch von Immobilien und deren Ertrags- und Kostenstrukturen. IT Affinität für die Führung von Datenbeständen in ERP, CAFM oder anderen Immobilien- Software. Da der Facility Manager ständig mit Menschen zu tun hat, sind folgende soziale Kompetenzen wichtig: Kommunikationsfähigkeit gegenüber Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Auftraggebern. Kooperationsfähigkeit und lösungsorientiertes Denken mit einer starken Ausprägung zur Kundenorientierung Teamfähigkeit
98 Der Facility Manager ist in einem stark ändernden Umfeld tätig, Zudem sind die beruflichen Entwicklungen sehr vielseitig. Der innere Antrieb zur ständigen Weiterbildung aber auch eine gesunde Selbsteinschätzung über die eigene Fähigkeiten und der Wahrnehmung durch ihr Umfeld ist sehr wichtig. Kann man FM lernen? Der Weg zum FM ist vielseitig und kann über eine einfache Berufslehre oder einer Berufsmatura zu einer höheren Prüfung führen. Darunter sind Fachausweise (FA) wie: Instandhaltungsfachmann, Hauswart, Immobilienbewirtschafter und weitere. Mit der erfolgreichen Fachprüfung gibt es weitere Titelbezeichnungen wie: dipl. Leiter FM, dipl. Immobilientreuhänder, dipl. Instandhaltungsleiter etc. Beliebt sind auch Kursangebote als CAS oder DAS, gerade die Hochschule Luzern bietet hier ein umfassendes Angebot an. Auch über den akademischen Weg gelangt man ins Aufgabengebiet des Facility Managements. Abgänger eines Gymnasiums oder Kantonsschule besuchen nach einem Praktikum einen Bachelorstudiengang in einem FM nahen Studiengang wie beispielsweise im Bereich von Technik & Architektur bei der Hochschule Luzern. Kontakt Roger Krieg Geschäftsführer Direktwahl: +41 809 21 02 r.krieg@resopartners.ch RESO Group AG Richtiplatz 3 8304 Wallisellen www.resopartners.ch www.offconsult.ch