Workshop "Alp- und agrotouristische Wertschöpfungspotenziale" 16. Februar ein Überblick

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Transkript:

Workshop "Alp- und agrotouristische Wertschöpfungspotenziale" 16. Februar 2010 Wertschöpfungspotenziale und Wettbewerbsfaktoren des Agrotourismus - ein Überblick über den Stand des Wissens Luisa Vogt Eidg. Forschungsanstalt WSL Regionalökonomie und -entwicklung

1. Definition Agrotourismus - eine Begriffsbestimmung "eine Form von Vermietung, die in einer engen räumlichen und funktionalen Beziehung zu einem landwirtschaftlichen Betrieb steht" (Arnold/Staudacher 1981) Agrotouristisches Leistungsspektrum heute: Unterkunft (Ferienwohnungen, Gästezimmer, Schlaf im Stroh etc.) Gastronomie (Restaurants, Cafés, Partyservice etc.) Erlebnisangebote (Kindergeburtstage, Heubäder etc.) Alptourismus als Unterform des Agrotourismus

2. Ökonomische Kennziffern zum Agrotourismus (1) Umsatzkennziffern für Deutschland Anzahl Gästeankünfte Urlaub auf dem Bauernhof/Lande im Jahr 2007: 3,7 Mio. (Grimm 2009) Umsatz des Urlaubs auf dem Bauernhof/Lande im Jahr 2007 (nur Gästeausgaben auf dem Bauernhof für Übernachtungen): 337 Mio. EUR (Grimm 2009) Bei 25 000 Anbietern (BAG 2008) durchschnittlicher Umsatz pro Betrieb: 13 500 EUR in Bayern Anteil des Agrotourismus an allen touristischen Logiernächten: 13% (Flury 2007)

2. Ökonomische Kennziffern zum Agrotourismus (2) Umsatzkennziffern für Österreich Umsatz des Urlaubs am Bauernhof im Jahr 2005 - Schätzung (nur Gästeausgaben auf dem Bauernhof): 500 600 Mio. EUR (Embacher 2009) Bei ca. 15 500 Betrieben (Statistik Austria 2000) durchschnittlicher Umsatz pro Betrieb: 35 500 EUR Bei ca. 170 000 Gästebetten (Statistik Austria 2000) durchschnittlicher Umsatz pro Bett: 3 200 EUR in Österreich Anteil des Agrotourismus an allen touristischen Logiernächten: 4% (Flury 2007)

2. Ökonomische Kennziffern zum Agrotourismus (3) Umsatzkennziffern für die Schweiz Umsatz des Agrotourismus - Schätzung (ausgehend von landwirtschaftlichen Buchhaltungsdaten): 35 Mio. CHF (ART 2008, Egger et al. 2008) Bei ca. 3 000 Anbietern (Hemmerlein 2009) durchschnittlicher Umsatz pro Betrieb: 11 700 CHF in der Schweiz Anteil des Agrotourismus (200 Anbieter Schlaf im Stroh, 230 Anbieter Ferien auf dem Bauernhof, gesamt 2000 Betten inkl. Matrazenlager) an allen touristischen Logiernächten: 0,2% (Flury 2007)

2. Ökonomische Kennziffern zum Agrotourismus (4) Einzelbetriebliche Rentabilität In der Schweiz: Reich werden lässt sich mit dem Nebenerwerb nicht, aber er trägt zum Lebenserwerb bei und macht Freude (Götz 2009). In Österreich: Anteil des agrotouristischen Einkommens am Gesamteinkommen der 3 000 Betriebe, die Mitglied des österreichischen Bundesverbands "Urlaub am Bauernhof" sind: 33% (Flury 2007) In Deutschland: Der Betriebszweig Tourismus liefert für die entsprechenden Unternehmen oftmals einen wesentlichen Beitrag zum Betriebseinkommen. Gut geführte Betriebe berichten von stabilen oder ansteigenden Übernachtungszahlen Trotz guter Perspektiven für den Einzelnen wird die Gesamtzahl der Anbieter in den kommenden Jahren eher ab- als zunehmen (BAG 2009).

2. Ökonomische Kennziffern zum Agrotourismus (5) Bedeutung des Alptourismus In der Schweiz: Keine Zahlen zum Anteil der Alpen, die agrotouristische Leistungen anbieten In Österreich: 1986 letzte Alperhebung in Österreich: über 50% der Alpen mit agrotouristischem Angebot (Statistisches Zentralamt, zit. in Arnberger et al. 2006) In Deutschland: 1976 letzte Alperhebung in Bayern: 22% der Alpen mit agrotouristischem Angebot im Sommer, ca. 50% der Alpen mit agrotouristischem Angebot im Winter (Englmaier et al. 1978). Insgesamt grosse Spannweite bei der ökonomischen Bedeutung des agrotouristischen Einkommens

3. Wettbewerbsfaktoren im Agrotourismus Exogene Faktoren Touristische Konkurrenzsituation Globales Makroumfeld Intervenierende Variablen (z.b. Preisniveau) Staatliches Handeln (z.b. Raumplanung) Nachfragebedingungen Erreichbarkeit Endogene Faktoren Erreichbarkeit Hauptressourcen / Attraktionen Touristische Hardware und Software Unterstützende Faktoren (z.b. Infrastruktur) Anbieter / Betriebe Institutionelles Arrangement in einer Region (z.b. kooperationsfreundliches Klima) Destinationsmanagement / regionale, sektorale Vermarktung Quelle: eigener Entwurf in Anlehnung an Crouch / Ritchie 1999

4. Wettbewerbsfaktor Nachfragebedingungen (1) Schweiz: keine Erhebungen, keine gesicherte Kenntnis des Marktes Deutschland: Reiseanalyse 2008, Exklusivfragen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Grimm 2009 Soziodemographie der deutschen AgrotouristInnen Alter: Durchschnittsalter bei den Kurzurlaubern: 44,9 Jahre Durchschnittsalter bei den Urlaubern (> 5 Tage): 42,8 Jahre insgesamt in den letzten Jahren gestiegenes Durchschnittsalter Lebensphasen: Kurzurlaube: hoher Anteil ältere erwachsene Paare Urlaube (> 5 Tage): fast 50% Familien mit Kindern

4. Wettbewerbsfaktor Nachfragebedingungen (2) Soziodemographie der deutschen AgrotouristInnen - Fortsetzung Monatliches Haushalts-Netto-Einkommen: Kurzurlauber: Urlauber: überdurchschnittlich hoch im Vergleich zum Bevölkerungsmittel leicht überdurchschnittlich, doch grössere Haushaltsgrösse Reiseverhalten der deutschen AgrotouristInnen Reiseausgaben: Urlauber: 43 EUR / Tag und Person (Mittel aller Urlaubsreisen: 65 EUR / d, P) Organisation: Urlaube: geringer Anteil an Pauschalreisen (8%) relativ hoher Anteil an Reisen ohne Buchung im Voraus (22%)

4. Wettbewerbsfaktor Nachfragebedingungen (3) Interessen, Aktivitäten deutschen AgrotouristInnen Wichtigste Urlaubsmotive: Entspannung, keinen Stress haben (68%) Frische Kraft sammeln, auftanken (63%) Abstand zum Alltag gewinnen (60%) Frei sein, Zeit haben (59%) Zeit füreinander haben (57%) Natur erleben (55%) Gesundes Klima (52%)

4. Wettbewerbsfaktor Nachfragebedingungen (4) Interessen, Aktivitäten deutschen AgrotouristInnen - Fortsetzung Urlaubsaktivitäten: Ausflüge in die Umgebung gemacht (72%) Landestypische Spezialitäten genossen (69%) Ausgeruht und viel geschlafen (65%) Naturattraktionen besucht (53%) Geschäfte angesehen, Einkaufsbummel (53%) Wanderungen (50%)

4. Wettbewerbsfaktor Nachfragebedingungen (5) Entwicklung des Marktsegments Grimm 2009: 12

4. Wettbewerbsfaktor Nachfragebedingungen (6) Entwicklungspotenziale des Marktsegments Grimm 2009: 39

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