Die Bedeutung des Krafttrainings bei der Therapie des Impingementssyndroms

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Transkript:

Sport Vanessa Schweppe Die Bedeutung des Krafttrainings bei der Therapie des Impingementssyndroms Examensarbeit

Die Bedeutung des Krafttrainings bei der Therapie des Impingementsyndroms Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe II mit Zusatzprüfung für die Sekundarstufe I, dem Staatlichen Prüfungsamt für Erste Staatsprüfungen für Lehrämter an Schulen in Essen vorgelegt von: Vanessa Schweppe Düsseldorf, 1. September 2005 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Institut für Sportwissenschaft 1

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung...6 2 Anatomie der Schulter... 9 2.1 Gelenke...9 2.1.1 Das Glenohumeralgelenk.. 9 2.1.2 Die Schulternebengelenke... 13 2.2 Die Muskulatur...14 2.3 Die Gelenkräume... 19 3 Die Verletzungsanfälligkeit des Schultergelenks... 20 3.1 Akute Sportverletzung.... 20 3.2 Chronische Überlastungsschäden... 20 3.3 Schulterinstabilität... 21 4 Das Impingementsyndrom... 23 4.1 Erscheinung...23 4.1.1 Subakromiales Impingement 23 4.1.2 Subkorakoidales Impingement..... 25 4.2 Symptome... 25 4.3 Ursachen... 26 4.3.1 Extrinsische Faktoren 26 4.3.1.1 Primäres Impingement.. 26 4.3.1.2 Sekundäres Impingement. 28 4.3.2 Intrinsische Faktoren... 31 5 Diagnostik des Impingementsyndroms...33 5.1 Klinische Diagnostik... 33 5.1.1 Inspektion 33 5.1.2 Palpation... 33 5.1.3 Impingement-Tests 34 5.1.3.1 Painful Arc.... 34 2

5.1.3.2 Impingement-Test nach Neer.. 35 5.1.3.3 Impingement-Test nach Hawkins... 35 5.1.3.4 Jobe-Test. 36 5.1.4 Funktionstests bei Überkopfsportlern.... 36 5.1.4.1 Werfertest 37 5.1.4.2 Relokationstest... 37 5.1.4.3 Apprehension-Test 37 5.2 Bildgebende Diagnostik... 38 5.2.1 Röntgen... 38 5.2.2 Sonographie 38 5.2.3 Magnetresonanztomographie (MRT)... 39 5.2.4 Computertomographie (CT)... 39 6 Therapie des Impingementsyndroms... 40 6.1 Konservative Therapie... 40 6.1.1 Medikamentöse Behandlung 41 6.1.2 Therapeutische Lokalanästhesie... 41 6.1.3 Physikalische Schmerztherapie...... 42 6.1.3.1 Thermotherapie. 42 6.1.3.1.1 Kryotherapie... 42 6.1.3.1.2 Wärmeapplikation.. 43 6.1.3.2 Elektrotherapie.. 43 6.1.3.3 Ultraschall... 44 6.1.4 Krankengymnastik 44 6.1.4.1 Methode nach Cyriax 45 6.1.4.2 Brügger-Konzept... 46 6.1.4.3 PNF.. 48 6.1.4.3.1 PNF-Methode..... 49 6.1.4.3.2 PNF-Techniken.. 50 6.1.4.3.2.1 Grundtechniken. 50 6.1.4.3.2.1 Arbeitstechniken... 51 6.1.4.4.3 Bewegungsmuster der oberen Extremität... 53 3

6.2 Operative Therapie... 54 6.2.1 Subakromiale Dekompression... 54 6.2.2 Refixationen... 54 7 Krafttraining...55 7.1 Definition der motorischen Fähigkeit Kraft... 55 7.2 Struktur der Kraftfähigkeiten... 55 7.3 Dimensionen der Kraft... 57 7.4 Belastungsnormative... 58 7.4.1 Belastungsintensität.. 59 7.4.2 Belastungsdauer 59 7.4.3 Belastungsumfang... 59 7.4.4 Belastungsdichte 60 7.4.5 Trainingshäufigkeit... 60 7.5 Methoden des Krafttrainings... 60 7.6 Ziele des Krafttrainings... 63 8 Krafttraining in der Rehabilitation und Therapie... 64 8.1 Grundsätze des Aufbautrainings... 64 8.2 Ziele des rehabilitativen Krafttrainings... 65 8.3 Aufbau des rehabilitativen Trainings... 66 8.3.1 Koordinationstraining... 66 8.3.2 Kraftausdauertraining 67 8.4 Rehabilitatives Krafttraining als Kompensation von Instabilität... 68 8.5 Trainingsmittel... 69 9 Schulterrehabilitation... 71 9.1 Die Rolle der Skapula... 71 9.2 Skapulasetting... 72 9.3 Ziele der Schulterrehabilitation... 72 4

9.4 Phasen der konservativen Therapie beim Impingementsyndrom... 73 9.4.1 Schmerzbehandlung. 74 9.4.2 Mobilisation... 74 9.4.3 Kräftigung 74 9.5 Prävention eines erneuten Impingements... 75 10 Die Impingement-Symptomatik des Sportlers... 77 10.1 Das Modell der erworbenen Instabilität... 77 10.2 Sportartspezifische Verletzungsmuster...79 10.2.1 Werferschulter 79 10.2.2 Schwimmerschulter.. 80 10.3 Diagnostik... 81 10.4 Therapie... 82 11 Gezielte Kräftigungsübungen für die Schultermuskulatur... 84 11.1 Innen- und Außenrotatoren... 84 11.2 Schulterblattfixatoren und rotatoren... 86 11.3 Bizeps... 91 11.4 Stabilisation... 92 12 Schlussbetrachtung... 93 Literaturverzeichnis... 95 Abbildungsverzeichnis... 102 Tabellenverzeichnis... 105 Abkürzungsverzeichnis... 106 Anhang... 107 5

1 Einleitung Die volle Funktionsfähigkeit des Schultergelenks ist untrennbar mit der Gebrauchsfähigkeit des Armes verbunden. Erst eine gut funktionierende Schulter ermöglicht es uns, die Hand im Raum zu positionieren und somit zu gebrauchen. Nahezu jede Bewegung des Armes wird auch im Schultergelenk vollzogen. Eine Schädigung des Schultergelenks hat deshalb sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen auf den gesamten Arm. So kann es ebenso beim Impingementsyndrom zu erheblichen Einschränkungen für den Alltag und das Berufsleben kommen. Umso wichtiger ist das frühzeitige Erkennen und die richtige Behandlung der Ursachen dieses Krankheitsbildes. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gelenken verschleißt das Schultergelenk aufgrund seiner anatomischen und biomechanischen Gegebenheiten weniger häufig im Bereich seiner knorpeligen Struktur, als vielmehr im Bereich seiner umgebenden Weichteile, der Muskeln, Sehnen und Bänder. Das Impingementsyndrom gehört zu einem der häufigsten orthopädischen Krankheitsbilder der Schulter überhaupt. Allerdings wird ein Schulterschmerz häufig allzu schnell als ein Impingementsyndrom klassifiziert, so dass es aus diesem Grund schwierig ist, die Häufigkeit des Syndroms genau zu beziffern (Gumpert & Jungermann, 2005). Patienten jeder Altersklasse können davon betroffen sein. Zum Verständnis des Impingementsyndroms ist es wichtig, einige Grundkenntnisse in der Anatomie der Schulter zu besitzen. Deshalb werde ich zu Anfang dieser Arbeit die Funktion der beteiligten Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder zum besseren Verständnis des Nachfolgenden beschreiben und herausstellen, warum das Schultergelenk so extrem verletzungsanfällig ist. Im Kapitel vier möchte ich dann das Impingementsyndrom mit seinen Erscheinungsformen, Symptomen und Ursachen thematisieren, bevor ich in Kapitel fünf verschiedene Diagnoseverfahren vorstelle. 6

In der Diagnostik ist es wesentlich, herauszuarbeiten, welche Struktur für den Schmerz verantwortlich ist, damit dann in der Therapie diese Struktur angegangen werden kann. Bei der Diagnose des Impingementsyndroms sind besonders die bildgebenden Verfahren von Bedeutung. Hinzu kommen spezielle Provokationstests, mit denen das Impingement von anderen Schulterschmerzen differenziert werden kann. Die Pathogenese des subakromialen Schmerzsyndroms ist multifaktoriell. Sie hat viele teils sehr verschiedene Ursachen und es ist schwer möglich, eine adäquate Therapie zu bestimmen, ohne die genauen Ursachen der Entstehung des Krankheitsbildes zu kennen. Je nachdem ob die Ursachen mechanischer oder funktioneller Natur sind, muss zwischen einer konservativen und einer operativen Therapie entschieden werden. Nicht bei jedem Impingementsyndrom hilft eine konservative Therapie. Da aber gerade beim Sportler die funktionellen Ursachen überwiegen, soll in dieser Arbeit ausschließlich die konservative Therapie behandelt werden, deren wichtigstes Element das Krafttraining ist. Um die Bedeutung des Krafttrainings bei der Therapie des Impingementsyndroms näher zu beleuchten, ist es zuerst notwendig, die motorische Fähigkeit Kraft zu erklären. Welche Erscheinungsformen der Kraft gibt es? Welche Arbeitsweisen des Muskels sind möglich? Und welche Rolle spielen die Belastungsnormative beim Krafttraining? Die verschiedenen Methoden des Krafttrainings stelle ich nur im Überblick dar, auf die Methoden, die in der Rehabilitation eine Rolle spielen können, werde ich detaillierter eingehen. Auf die Thematisierung des allgemeinen Krafttrainings folgt in Kapitel acht die Spezialisierung zum Krafttraining in der Rehabilitation und Therapie. Ich möchte klären, wie sich ein Krafttraining in der Rehabilitation vom allgemeinen Krafttraining unterscheidet, auf welchen Trainingszielen hier der Schwerpunkt liegt und welche Trainingsmittel vorrangig zum Einsatz kommen. Wichtig ist auch der Aspekt des Trainingsaufbaus in der Rehabilitation. Das Kapitel neun ist speziell der Schulterrehabilitation gewidmet. Ich erkläre zunächst die Bedeutung der Skapula, die bei der Therapie des 7

Impingementsyndroms nicht außer Acht gelassen werden darf, dann den Begriff des Skapulasettings und anschließend stelle ich die verschiedenen Phasen der konservativen Therapie des Impingementsyndroms vor. Neben der Mobilisation des Gelenkes spielt die Koordination der Schulterbewegungen und die Kräftigung der Schultergelenk- und Schultergürtelmuskulatur, besonders der Rotatorenmanschette, die größte Rolle. War die Therapie des Impingementsyndroms nun erfolgreich, muss sich für den Betroffenen natürlich die Frage stellen, was er in Zukunft tun kann, um ein erneutes Impingement zu verhindern. Deswegen werde ich am Ende dieses Kapitels den Unterpunkt Prävention behandeln. Das Kapitel zehn soll noch einmal die Impingement-Symptomatik des Sportlers vertiefen. In manchen Sportarten kommt es gehäuft zum Impingementsyndrom und ich möchte die Gründe dafür erläutern. Abschließend habe ich in Kapitel elf eine Reihe von Kräftigungsübungen zusammengestellt, die bei der Therapie des Impingementsyndroms anwendbar sind. 8

2 Anatomie der Schulter 2 Anatomie der Schulter 2.1 Gelenke Die funktionell-anatomische Betrachtung des Schultergelenks schließt den gesamten Schultergürtel mit ein, der aus dem Schlüsselbein, dem Schulterblatt und den knöchernmuskulärgelenkigen Verbindungen zwischen Arm und Rumpf besteht. Diese setzen sich aus dem Glenohumeralgelenk, dem Akromioklavikulargelenk, dem Sternoklavikulargelenk, dem Skapulathorakalgelenk und dem Humeruskopf-Subakromial-Gelenk zusammen. 2.1.1 Das Glenohumeralgelenk Das eigentliche Schultergelenk (med. glenohumerales Gelenk) ist ein Kugelgelenk. Es erlaubt den größten Bewegungsumfang aller Gelenke des Menschen. Gleichzeitig ist es aber auch das am wenigsten gesicherte Gelenk des Körpers. Am Aufbau dieses Gelenks sind verschiedene Strukturen beteiligt: Knöcherne Strukturen mit Knorpelüberzug, die Gelenkkapsel, Bänder, Muskeln und Schleimbeutel. Das Glenohumeralgelenk wird vom Oberarmkopf des Oberarmknochens (Caput humeri) und der Gelenkpfanne der Schulterblattes (Glenoid) gebildet. Die sich berührenden Flächen des Oberarmkopfes und der Pfanne sind wie bei allen Gelenkflächen mit Knorpel überzogen. Das Gelenk kann in drei Achsen des Raumes entsprechend einem Kugelgelenk bewegt werden. Dementsprechend sind die möglichen Bewegungen im Glenohumeralgelenk Extension und Flexion (Ante- und Retroversion), Ab- und Adduktion und Innen- und Außenrotation. Eine Elevation des Armes ist nur durch Drehung des Skapula möglich, da der Oberarm bei dieser Bewegung durch das Dach der Schulterhöhe eine Anschlagsperre erfahren würde. Diese Sperre wird jedoch durch die Drehung der Skapula kompensiert (Weineck, 2002, S. 122). Der Grund für die außergewöhnliche Beweglichkeit und die geringe Sicherung des Gelenks liegt in den unterschiedlichen Größenverhältnis- 9