Symposium REHA TICINO 2014

Ähnliche Dokumente
Das Krankenversicherungsgesetz (KVG):

Das Krankenversicherungsgesetz (KVG):

SwissDRG Begleitstudie: Leistungs- und Kostenverschiebungen vom stationären in den ambulanten Sektor

Was kommt auf die postakute Versorgung zu?

6 Monate nach Einführung

RICHTWERTE FÜR DIE ERBRINGUNG STATIONÄRER SPITALLEISTUNGEN: LEISTUNGSMENGEN

Zwischenergebnisse der Versorgungsplanung im Kanton Bern

Neue Spitalfinanzierung aus Sicht des Krankenversicherers: Einführung geglückt?

Kanton Thurgau OKP-Tarife Spital stationär ab 1. Januar 2018 (Stand 9. November 2018)

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

Schweizerisches Tarifsystem Rehabilitation ST Reha. Markus Tschanz, Projektleiter ST Reha ein Mandat der SwissDRG AG

Leistungsorientierte Spitalfinanzierung in der Schweiz

Kanton Zürich Gesundheitsdirektion Kenndaten 2016 Rehabilitation

Gemeinsames Lernen mit Hilfe von Modellprogrammen / Modellversuchen / Pilotprojekten

Gesundheitssystem Schweiz/Kt. Freiburg Ausserkantonale Spitalbehandlungen

Massgebend sind ausschliesslich die in den jeweiligen Beschlüssen, Entscheiden oder genehmigten Tarifverträgen aufgeführten, rechtskräftigen Tarife.

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

Referat: Finanzierung nach DRG; Einfluss auf die kardiovaskuläre und pulmonale Rehabilitation Valens

Herzlich willkommen Neue Spitalfinanzierung + Fallpauschalensystem SwissDRG: kostenneutral. Charles Favre, Präsident von H+

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

SwissDRG AG. Christopher Schmidt, Gesundheitsökonom Bereichsleitung Rehabilitation und Psychiatrie

GNW SZO Spital Visp. Spitalliste des Kantons Wallis. A. Gesundheitsnetz Wallis (GNW) Genehmigt am 14. Dezember Staatsrat.

Haben Privatspitäler eine Zukunft?

Übersicht über die Tarife für stationäre Behandlungen in den Spitälern und Kliniken mit Standort im Kanton Aargau

GNW SZO Spital Visp. Spitalliste des Kantons Wallis. A. Gesundheitsnetz Wallis (GNW) Staatsrat Leistungsauftrag Genehmigt am 14.

Versorgungsmonitoring als Instrument zur Evidenzbasierten Entscheidungsfindung:

Klinikanlass. Einblick in die Bereinigung der Daten. Eva Spring Abteilung Ökonomie

Massgebend sind ausschliesslich die in den jeweiligen Beschlüssen, Entscheiden oder genehmigten Tarifverträgen aufgeführten, rechtskräftigen Tarife.

Kongress PLATEFORME-REHA.CH,

ANQ Q-Day vom 28. Januar 2016

DRG Auswirkungen auf die ambulante Medizin: Lösungsmöglichkeiten aus Sicht SwissDRG

Aufenthalte in Akutspitälern nehmen unterschiedlich zu

Nationaler Qualitätsvertrag Umsetzung

Mobile Rehabilitation der RehaClinic. Wir sind da, wo die Patienten uns brauchen. Auch zu Hause!

La regenza dal chantun Grischun

Provisorische Tarife (für die Dauer des Beschwerdeverfahrens vor dem Bundesverwaltungsgericht)

Nationale Strategie Palliative Care

Integrierte Versorgung weshalb will die GDK sie fördern?

Pauschalisierte Vergütung in der Akutsomatik: Auswirkungen auf die Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen

La regenza dal chantun Grischun

OKP-Tarife Spital stationär ab 1. Januar 2017 (Stand 23. August 2018)

Neue Spitalliste für den Kanton Bern

Zusatzvereinbarung. zwischen. H+ Die Spitäler der Schweiz (H+) und

Staatswachstum im Gesundheitswesen: Ursachen und Folgen

Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) Mehr Autonomie Mehr Erfolg?

Zürcher Spitalplanung 2012 Teil 1: Versorgungsbericht. Das Wichtigste in Kürze

Wachkomaversorgung Steiermark.

Stationäre Tarifstrukturen Ein Buch mit 7 Siegeln? Projekt: Frühlingsveranstaltung SGfM und SGMC Datum: Folie 1

Die Zukunft der Übergangsund der Somatischen Langzeitpflege in den Spitälern Schaffhausen

Spitex von morgen als Teil einer integrierten Grundversorgung. 25. April 2018

Spitallandschaft Schweiz

SYMPOSIUM REHA TICINO Freitag, EINLADUNG

Forum Freud-Institut. 10. Februar 2017

über die Liste der Spitäler ausserhalb des Kantons Freiburg

SwissDRG Forum Stefan Kaufmann, santésuisse

Der nationale Messplan Rehabilitation

Eingereichte Datensätze auf der GDK-Plattform mit Datenjahr 2015 im Vergleich zu Akutsomatik Rehabilitation Psychiatrie

Helsana Versicherungen AG Fallmanagement: Zusammenarbeit mit Spitälern und Rehakliniken

Verordnung des EDI über Leistungen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung

Wer definiert Entlassungsfähigkeit? Aus Sicht der Krankenversicherer

Medienkonferenz santésuisse 9. Oktober 2014

Die neue Spitalfinanzierung 2012 unter ehealth im Kanton Aargau. Departement Gesundheit und Soziales Melanie Wagner

Die Altersmedizin am Universitätsspital

Swiss DRG: Was wird wirklich neu für die Spitäler? Dr. Bernhard Wegmüller, Direktor H+

SwissDRG - Herausforderungen für Fachpersonen. Chancen und Risiken der Einführung von SwissDRG aus der Sicht des Kantons Bern

Das Krankenversicherungsgesetz (KVG): Diktat oder Wettbewerb? Grand Casino Luzern (1033.) 22. August 2012

Spitalliste für Rehabilitation und Psychiatrie, gültig ab

SPITALLISTE DES KANTONS BERN AB 1. JANUAR 2010

Massgebend sind ausschliesslich die in den jeweiligen Beschlüssen, Entscheiden oder genehmigten Tarifverträgen aufgeführten, rechtskräftigen Tarife.

Kennzahlen und Daten des Gesundheitswesens in Uri

Gesundheitsversorgung im Kanton Zürich

Verordnung über die ausserkantonalen Hospitalisierungen

Kanton Aargau: führend in der Rehabilitation

Integrierte Versorgung am Beispiel der Endoprothetik aus Sicht einer Rehabilitationsklinik

La regenza dal chantun Grischun

Zürcher Spitalplanung 2012: Festsetzung der Spitallisten

Peer Review Schweiz warum freiwillig?

KIQ Fachbereiche Rehabilitation & Psychiatrie Pilotprojekte

Kosten von Bluttransfusionen Die Sicht der Geschäftsleitung. Kosten eines Zentrumsspitals. Können wir uns Bluttransfusionen noch leisten?

Rehabilitation als wesentlicher Wertschöpfungsfaktor

Massgebend sind ausschliesslich die in den jeweiligen Beschlüssen, Entscheiden oder genehmigten Tarifverträgen aufgeführten, rechtskräftigen Tarife.

Herausforderungen für die Spitalversorgung

Massgebend sind ausschliesslich die in den jeweiligen Beschlüssen, Entscheiden oder genehmigten Tarifverträgen aufgeführten, rechtskräftigen Tarife.

Herzlich Willkommen Mittagsveranstaltung für Grossräte des Kantons Bern

Massgebend sind ausschliesslich die in den jeweiligen Beschlüssen, Entscheiden oder genehmigten Tarifverträgen aufgeführten, rechtskräftigen Tarife.

Pflegeheime, Betreutes Wohnen Wie entwickeln sich die Angebote in der Langzeitpflege weiter und wer bezahlt was?

Massgebend sind ausschliesslich die in den jeweiligen Beschlüssen, Entscheiden oder genehmigten Tarifverträgen aufgeführten, rechtskräftigen Tarife.

zur Genehmigung der Tarifverträge 2012 und 2013 für die spitalmedizinische Versorgung in der allgemeinen Abteilung des freiburger spitals

Kostenübernahme von grenzüberschreitenden Behandlungen. die rechtliche Situation in der Schweiz

Delegiertenanlass SWICA

Tarifverhandlungen unter DRG: Wie weiter? Die Position von tarifsuisse ag

«RehaClinic erfolgreich im Jubiläumsjahr 2013»

CURAVIVA Zentralschweiz für die kantonalen Verbände Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri und Zug

Kanton Zürich Gesundheitsdirektion Spitalplanungs- und -finanzierungsgesetz (SPFG)

Transkript:

Symposium REHA TICINO 2014 Planung und Finanzierung von ambulanter und stationärer Rehabilitation: Herausforderungen an die Grundversicherung Verena Nold Direktorin von santésuisse Projekt: Datum: 10.09.2014 Folie 1

Etwas zur Geschichte: Um 1900 erste orthopädische Klinken Neue Bedürfnisse neue Angebote 1928: Suva engagiert sich im Bereich der medizinischen Rehabilitation, insbesondere mit dem Betreiben einer Bäderheilstätte in Baden. 1967: eidg. Rheumagesetz fördert Bau von zahlreichen Bäder- und Rheumakliniken in traditionellen Badekurorten. Umwandlung der Bäderkliniken in Reha-Kliniken für muskuloskelettale Rehabilitation Neuzeit: Gründung von Kliniken für neurologische, kardiologische und traumatologische Rehabilitation Folie 2

Bedeutung der Rehabilitation Anzahl Kliniken: 45 (+ Rehabilitationsabteilungen in den Akutspitälern) Betten in Reha-Kliniken: 3 314 Pflegetage: 1,1 Mio. (Reha-Kliniken) 0,5 Mio. (Reha-Abteilungen Akutspitäler) Ausgaben für Rehabilitation Total: 1,2 Mrd. Fr. Quelle: BfS, Krankenhausstatistik 2012 Folie 3

Gesetzliche Grundlagen Pflichtleistung gemäss Art. 25 Abs. 2 KVG: Ärztlich durchgeführte oder angeordnete Massnahmen der medizinischen Rehabilitation Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV), Kapitel 11 Rehabilitation: - Stationäre Rehabilitation: Leistungspflicht ja, aber Kostenübernahme nur auf vorgängige besondere Gutsprache des Versicherers mit ausdrücklicher Bewilligung des Vertrauensarztes oder der Vertrauensärztin. Folie 4

Gesetzliche Grundlagen Rehabilitation für Patienten und Patientinnen mit Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes: - Nur nach Gutsprache des Versicherers und Bewilligung des Vertrauensarztes Rehabilitation der Hauptdiagnose periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): - Ambulant Kardiale Rehabilitation: - Stationär oder ambulant Pulmonale Rehabilitation: - Stationär oder ambulant - Nur nach Gutsprache des Versicherers und Bewilligung des Vertrauensarztes Folie 5

Kriterien für Kostengutsprache Behandlungsziel Z. B. Funktionseinschränkung beheben, CO2-Austausch verbessern, usw. Rehabilitationsfähigkeit Folie 6

Trends: Beispiel kardiale Rehabilitation Die Leistungspflicht der Krankenversicherer für die stationäre kardiale Rehabilitation wurde in den letzten Jahren immer stärker eingeschränkt. Die ambulante kardiale Rehabilitation wurde gefördert. Folie 7

Trends: Beispiel kardiale Rehabilitation Hin zu ambulanter, kardialer Rehabilitation. Die Patienten werden immer früher in die stationären Rehabilitationskliniken verlegt. Die Patienten in den stationären Rehabilitationskliniken werden immer komplexer. Sinkende Aufenthaltsdauer in den Rehabilitationskliniken (2011: 23,2 Tage, 2001: 25,7 Tage). Folie 8

Pro und kontra ambulant vor stationär Für eine ambulante Rehabilitation sprechen: Wohnortnähe Möglicher Einbezug von Angehörigen Durchführung abgestuft über längere Zeit Teilzeitberufstätigkeit möglich Für eine stationäre Rehabilitation sprechen: Komplikationsreicher Verlauf Ausgeprägte Komorbidität Frühpostoperativer Eintritt erwünscht Erhöhter Pflegebedarf Intensive medizinische Überwachung und Kontrollen nötig Milieuwechsel angezeigt Fehlende Betreuung zu Hause Folie 9

Versorgungsplanung: Sind die Angebote am richtigen Ort? Clinique Le Noirmont Réadaptation Cardiovasculaire, Billens Berner Reha Zentrum Heiligenschwendi Klinik Barmelweid Zürcher Höhenklinik Wald Rehaklinik Hasliberg Klinik Schloss Mammern Klinik Gais Reha Seewis 12 stationäre kardiale Rehabilitationskliniken (von der SAKR anerkannt) 52 ambulante kardiale Rehabilitationszentren (von der SAKR anerkannt) Clinique La Lignière, Gland Luzerner Höhenklinik Montana Walliser Klinik für Lungenkrankheiten, Montana-Vermala Quelle: Schweizerische Arbeitsgruppe für kardiale Rehabilitation (SAKR), Stand: April 2013 Folie 10

Herausforderung: Abstimmung von Angebot und Nachfrage Stationär: Versorgungsplanung der Kantone teilweise sehr kleinräumig. Beispiel: Kanton Wallis vergibt in seiner Versorgungs- und Leistungsplanung Leistungsauftrag über ein Bett. Folie 11

Herausforderung: Verlagerungseffekte Gefahr, dass Kosten aus der akutstationären Versorgung in die ambulante und stationäre postakute Versorgung verlagert werden. Fallmanagement der Krankenversicherer wird immer wichtiger. Folie 12

Herausforderung: Verlagerungseffekte Verlagerungseffekte seit Einführung SwissDRG: Wachstum Bruttoleistungen der stationären Rehabilitation zu Lasten der Krankenversicherer 2012 / 2013: Rund 10 bis 20 Prozent santésuisse geht davon aus, dass der Bereich der stationären Rehabilitation auch im Zeitraum 2013 bis 2015 auf Grund von Verlagerungseffekten überdurchschnittlich wachsen wird. Die Auswirkung dieses Verlagerungseffektes für den Zeitraum 2014 / 2015 schätzt santésuisse auf rund 100 Mio. CHF. Bezogen auf das Volumen im Bereich SwissDRG entspricht dies einem Anteil von rund 1 Prozent. Frage: Ist der Niveausprung einmalig oder bleibend? Folie 13

Herausforderung: Finanzierung Stationär: Status heute: Finanzierung über leistungsabhängige Tagespauschalen Rehabilitationsklinik muss auf kantonaler Spitalliste geführt sein Folie 14

Herausforderung Tarifierung: Stationär Künftig: Fallpauschalen auf Basis DRG Gesetzgeber will Pauschalisierung im ganzen stationären Bereich Finanzielle Grössenordnung: Spital akut rund 5 Mrd. Fr. Rehabilitation rund 0,5 Mrd. Fr. Antwort: ST Reha Basiert auf der Art der zu erbringenden Leistung und der Intensität der Leistung Definition von Leistungsbereichen mit Schweregradklassierung Folie 15

Herausforderung Tarifierung: Ambulant Ambulant: Status heute: Kein Rehabilitationstarif definiert Patchwork von separat abgerechneten Leistungen: Physio- und Ergotherapie, Labor, Pflege, usw. Für Erbringung von ambulanten Reha-Leistungen ist keine spezielle Zulassung erforderlich; Angebotsinduzierte Nachfrage treibt Kosten in die Höhe Andererseits: Wohnorts-/zentrumsnahe ambulante Angebote sind ein Bedürfnis Folie 16

Fazit und Ausblick Die Behandlungsprozesse zwischen akuter und postakuter Versorgung müssen optimal abgestimmt sein, d. h. administrative Hürden müssen vereinfacht werden (Bsp. Kostengutsprachen), wobei das Instrument der Kostengutsprache beibehalten werden muss Folie 17

Fazit und Ausblick Stationäre Rehabilitationskliniken müssen sich ausrichten auf komplexere Patienten, d.h. die Spitalinfrastruktur muss angepasst werden (Frührehabilitation) die Personalressourcen in der Pflege müssen erhöht werden Die Fallkosten in der stationären Rehabilitation werden steigen Verlagerungseffekt nach Einführung SwissDRG kann evtl. bleibend sein Die Gesamtkosten werden steigen Folie 18

Fazit und Ausblick Im ambulanten Bereich Leistungspakete sind zu definieren und Pauschalen sind anzustreben (z. B. analog Adipositas-Programm für Jugendliche) Ohne diese Massnahmen werden die Kosten in der ambulanten Rehabilitation unkontrolliert steigen Folie 19

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Folie 20