12.13 Perioperatives anästhesiologisches Management beim polytraumatisierten Patienten

Ähnliche Dokumente
Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin

Anästhesie und Analgesie beim Klein- und Heimtier

Erschwertes Atmen - Atemnot. Dr. med Gábor Polony

1.1 Vorbereitung zur Anästhesie Klinische Untersuchung (Checkliste) Weiterreichende diagnostische Untersuchungsmethoden 2

3 Lebensrettende Sofortmaßnahmen Diagnostik der vitalen Funktionsstörungen Konsequenzen aus der Prüfung der Vitalfunktionen 18

Störung vitaler Funktionen Atmung

Atemwegserkrankungen und Narkose. Dr. Robert D. Fitzgerald Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, KH Lainz, Wien

Das ABCDE- Schema. Veranstaltungen des Bildungsinstituts. Folie 1

Bereitschaft 8 Stuttgart-Untertürkheim

Curriculum Facharztweiterbildung Anästhesiologie (unter Berücksichtigung des Logbuches zur Weiterbildungsordnung) Stand 7/15

Kapnometrie. Georg Geister

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie: Kardiogener Schock: Überlebenschancen werd

Das Polytrauma. Erstversorgung & Management Erstellt von G. Kubiak (Referent Sanitätswesen DLRG Bezirk Bochum) 1

Prozeduren: Kostentrennend bei DRG

Physiologie der Atmung

Auszug aus der (Muster-)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer nach den Beschlüssen des 95. Deutschen Ärztetages 1992 in Köln: Anästhesiologie

Notfallmedizin. Bearbeitet von Thomas Ziegenfuß

Logbuch der Notfallmedizin

Label. Beste Klinik Allgemeine Chirurgie. Patientenblatt. Seite 1 von 7. Patient: Mustermann, Erika Geb-Dat: , OP-Dat:

Inhalt. Inhalt. 3 Zugangswege zum Kreislaufsystem Atemwege... 39

Module Zertifikatslehrgang Intermediate Care IMC

Narkose im Rettungsdienst

Anhang III. Änderungen relevanter Abschnitte der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und der Packungsbeilage

Die Atmungsorgane. Erstellt von Ludger Emmerling, Christoph Schenk, Hans-Jürgen Diel, Ronny Helmer und Andreas Schiebelhut

Der Atemweg - mit oder ohne Tubus

Reanimation des Polytraumatisierten vergebene Liebesmühe?

Kerncurriculum Anästhesie im RKK, Bremen

Notfälle im Kindesalter

Team-Management und Behandlung lebensbedrohlicher Verletzungen im Schockraum

Basics Beatmung. P. Becker Institut für Anästhesie und Intensivmedizin Diakonissenkrankenhaus Mannheim

Kerncurriculum Anästhesie im RKK, Bremen

Der präklinisch schwierige Atemweg

Notfallpharmakotherapie bei Anaphylaxie. Ruth Koeniger Notfallzentrum München Bogenhausen SKM ÄLRD RD-B München

Hypothermie nach Reanimation

Reanimation Empfehlungen & Leitlinien. Der Notfallpatient lt. Definition bei: Kontrolle: Bewusstsein

Schwerpunktausbildung im Sonderfach. Anästhesiologie und Intensivmedizin. Salzkammergutklinikum Vöcklabruck

Störungen der Funktionen Atmung und/oder Herz-Kreislauf können also auch zur Bewußtlosigkeit führen.

ABGA. Notfallpflegekongress 2008 Solothurn. Notfallpflege am Stadtspital Triemli Zürich

Bewusstlosigkeit. Stabile Seitenlage

Kardiopulmonale Reanimation bei Kindern jenseits der Neugeborenenperiode Erweiterte lebensrettende Maßnahmen

BASIC LIFE SUPPORT Die Erste Hilfe

Anästhesie, Intensivmedizin, Notfall medizin, Schmerztherapie

Wie viel Management braucht ein Trauma?

ANALGOSEDIERUNG für schmerzhafte Eingriffe in der Kinder- und Jugendheilkunde im stationären Bereich

Vitalfunktionen. Bewusstsein. Atmung. Kreislauf. Gehirn. Lunge. Herz

Der akute Notfall in der Arbeitsmedizin

AGNN. AGNN Arbeitsgemeinschaft in Norddeutschland tätiger Notärzte Traumamanagement. Alte Zöpfe? conflict of interest. Hauptsache Schnell!?

PALS Basic Life Support

Curriculum Famulatur Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie. Block 1 - Anästhesie. Dauer: 2-3 Wochen Wo: Zentral-OP

European Resuscitation Council

Alveolo-arterielle Sauerstoffpartialdruckdifferenz, vereinfachte Berechnung

QSB Notfallmedizin - 3. Klinisches Jahr 2006/2007, mittwochs Uhr / HS Chirurgie. Das Akute Abdomen

Die neue Surgicric VBM. 3 Techniken 3 Koniotomie Sets zur Sicherung der Atemwege in cannot intubate cannot ventilate -Situationen

Atmen Dr. Peter Reichenpfader.

Die Lungenembolie in der Notfallaufnahme. Oana-Maria Driga

European Resuscitation Council

Ertrinkungsunfälle. Definitionen 1. Ertrinkungsformen. Wassernotfälle. Wassernotfälle Fortbildung für den Rettungsdienst. Ertrinken.

Fortbildungskurs klinische Hämotherapie

Der schwierige Atemweg: Wie wird die Sauerstoffversorgung sichergestellt? Übungen am Simulator der HGK

Ersteinschätzung und initiale Beurteilung Patient ABCDE

Sectio caesarea. Indikationen ( Notfallsectio, geplante Sectio) pathophysiologische Besonderheiten physiologische Besonderheiten Anästhesieverfahren

Radiologie im Schockraum

Ersteinschätzung und initiale Beurteilung Patient ABCDE

Stand der Bearbeitung: AUSBILDUNG ZUM ATEMSCHUTZGERÄTETRÄGER

Pulmonale Notfälle. Veranstaltungen des Bildungsinstituts. Folie 1

TRAUMA EPIDEMIOLOGIE: TRAUMA. 3-gipfelige Letalitätskurve. Letalität: Trauma NOTARZT REFRESHERKURS 2017

Ursachen: - Allergische Asthma (Tierhaare, Pollen, etc.) - Nichtallergisches Asthma (Anstrengung, Kälte, etc.)

Spontanatmung vs. Beatmung: Ist der alte Mensch, der atmen kann, auch beatembar? Moderne Beatmungsstrategien

Lungenfunktionstest. Die Spirometrie ("kleine Lungenfunktion", spirare (lat.): atmen) dient zur Messung des Lungen- bzw. Atemvolumens.

Ausbildungsprogramm Klinisch-Praktisches - Jahr (KPJ) der medizinischen Universität Wien. Erste Schritte in der Anästhesie

Anaesthesiology and Resuscitation Anaesthesiologie und Wiederbelebung Anesthesiologie et Reanimation

Ein-Lungen-Anästhesie PEEP und Beatmungsformen. Dr. L. Fischler, Klinik für Anästhesie/ IPS, Kantonsspital Bruderholz

Die individuellen Therapieangebote von VitalAire.

Transfusionsmedizinisches Seminar Für Ärzte in der Weiterbildung zum Facharzt für Transfusionsmedizin 12. Mai 2011, Bielefeld. Fremdblut-Transfusion

Keine Beatmung: geht das? - Allgemeinanästhesie ohne Beatmung -

Handout Die Atmung. Anatomie

Leitlinien Reanimation 2015

Kerncurriculum. Zur Facharztweiterbildung Anästhesiologie am Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen. Eine Einrichtung der St. FRANZISKUS-Stiftung Münster

Intensivmedizin bei. adipositas

Akute respiratorische Insuffizienz - Evidenzbasierter Behandlungspfad

Reanimation: Advanced Life Support (ERC 2015)

Jenseits der Routine -

Aufgaben der Beatmung

Epidemiologische Entwicklungen und altersabhängige Besonderheiten

Schriftlich, Klausur 1 im Modul 2b 10 Tage AIN

Inhaltsverzeichnis. Grundlagen der Anästhesie. Praxis der Anästhesie. 4 Präoperative Vorbereitung... 83

Weiterbildungscurriculum der Klinik für Anästhesiologie. Agaplesion Diakonie-Klinikum Hamburg. 1. Einleitung:

Sedierungsleitlinien Wann wie viele Personen? Christian Madl

Physiologische Werte

6 Nebenwirkungen der Beatmung

Sicherung des Atemweges während der Anästhesie... Wie lange habe ich denn eigentlich Zeit dafür... Präoxygenierung wie lange ist erforderlich?

FRRP. Kinderreanimation. Reanimation. Nach den aktuellen Guidelines Dr. M. Schiffer, Dr. C. Voigt, Simone Felgenheier 1

Hohe Notarzt-Qualifikation ist erst außerhalb von Algorithmen notwendig.

PHV-issue: Hydroxyethylstärke (HES) hältige Arzneispezialitäten (Infusionen) Änderungen der Fach- und Gebrauchsinformationen

ernst-moritz-arndt-universität greifswald unfall- und wiederherstellungschirurgie Polytrauma

Inhaltsverzeichnis. Adipositas 1.1. Akutes Abdomen 2.1. Akutes Koronarsyndrom 3.1 Myokardinfarkt 3.2. Therapie 3.6. Allergie/Anaphylaxie 4.

Exazerbierte COPD. Fallbeispiel

Transkript:

572.13 Perioperatives anästhesiologisches Management beim polytraumatisierten Patienten Jörg Haberstroh und Sabine Tacke Inhalt Einführung... 573 Behandlungsziel... 574 Reanimationsphase (Primärversorgung)... 575 Sicherung der Atemfunktion... 575 Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems... 578 Ursachen der Herz-Kreislauf-Störungen. 578 Stabilisierung des Kreislaufs durch Volumensubstitution... 578 Herz-Kreislauf-Monitoring... 579 Einsatz kardiovaskulär wirksamer Medikamente... 580 Säure-Basen-Haushalt und Blutgase... 581 Schutz des ZNS... 581 Senkung des intrakraniellen Druckes... 581 Aufrechterhaltung normoventilatorischer Verhältnisse... 582 Analgo-sedative Maßnahmen... 582 Unterstützende medikamentöse Maßnahmen... 582 Analgetische Maßnahmen... 583 Anästhesie im Rahmen der operativen Phasen 1 und 2... 583 Anästhesieeinleitung... 584 Sedativa... 584 Hypnotika... 584 Anästhesiefortführung... 584 Sicherung der Atmung... 584 Schonende Narkose... 584 Zusammenfassung... 585

.13 Perioperatives anästhesiologisches Management beim polytraumatisierten Patienten 573 Einführung Im Rahmen des Anästhesiemanagements beim polytraumatisierten Patienten Hund und Katze wird das stufenweise Vorgehen dargestellt. In der Phase der Primärversorgung gilt es, vorrangig die Vitalfunktionen Atmung, Kreislauf und ZNS zu sichern bzw. zu stabilisieren. Bereits zu diesem Zeitpunkt kommt der Analgesie eine bedeutende protektive Funktion zu. Nach Stabilisierung der Vitalfunktionen ist ein adaptiertes Anästhesieregime für lebenserhaltende chirurgische Maßnahmen in der Sekundärversorgung erforderlich. Dabei hat sich eine modifizierte Balanced Anaesthesia besonders bewährt. Der besondere Zustand des polytraumatisierten Patienten (ptp) beruht auf einer gleichzeitigen Schädigung verschiedener Organe bzw. Körperteile. Die Gefährdung des Patienten ist sehr hoch, da sich die Auswirkungen der Einzelschädigungen potenzieren. Bei aller Komplexität des Traumageschehens sind die pathophysiologischen Reaktionen des Organismus doch gleichsinnig. Regelmäßig kommt es im posttraumatischen Geschehen zu einer mehr oder weniger starken Beeinträchtigung der Vitalfunktionen Atmung, Kreislauf und ZNS im Sinne eines Schocks (Abb..13-1). Der traumatisierte Patient besitzt eine Reihe für die Anästhesie relevanter Risiken: Bewusstseinsverlust Beeinträchtigung der Atmung zentral oder peripher (Lungenkontusion, Pneumothorax, Spannungspneumothorax) mit daraus resultierender Hypoventilation Verlust protektiver Reflexe zum Schutz der Atemwege voller Magen (Aspirationsgefahr) Hypothermie Blutverlust Herztamponade Der Tod als Folge eines Traumas tritt dabei fallspezifisch in drei typischen Zeitverlaufsmustern ein: 1. innerhalb der ersten Sekunden oder Minuten nach Eintritt des Traumas durch Verletzungen, die chirurgisch nicht behandelbar gewesen wären; 2. innerhalb der nächsten Stunden im Schock meist infolge massiver nicht kontrollierbarer oder auch durch Volumensubstitution oder Transfusion nicht kompensierbarer Blutungen; 3. nach Tagen oder auch Wochen infolge Sepsis und Multiple organ dysfunction syndrome (MODS) früher auch als Multiorganversagen (MOV) bezeichnet. Trauma Atmung Kreislauf Wasser- und Elektrolythaushalt Wärmehaushalt ZNS Abb..13-1 Vitalfunktionen und Funktionskreise (modifiziert nach Glück und Ahnefeld 1990). Säure-Basen- Haushalt Stoffwechsel

574 Anästhesie bei Tieren mit physiologischen oder pathophysiologischen Besonderheiten Die entscheidende Regel ist die der Goldenen ersten Stunde. Gelingt es in dieser Zeit nicht, die Vitalfunktionen des Patienten durch Volumensubstitution,, chirurgische Intervention zu stabilisieren, sinkt die Überlebenschance des Patienten unter 10 %. Eine frühe, aggressive Wiederherstellung der Vitalfunktionen wirkt sich positiv auf das Überleben im weiteren posttraumatischen Verlauf aus. Behandlungsziel Das gemeinsame Ziel aller medizinischen Bemühungen ist zunächst die Wiederherstellung bzw. Stabilisierung der Vitalfunktionen, ohne die weiterführende diagnostische und therapeutische Maßnahmen zum Scheitern verurteilt sind. Bei Diagnostik und Therapie haben alle Maßnahmen, die Vitalfunktionen sichern, absolute Priorität. Daraus resultiert die Rangfolge der Interventionen im Rahmen der Primärversorgung (s. auch Tab..13-1): 1. Sicherung der Atmung 2. Stabilisierung des kardiozirkulatorischen Systems 3. Protektion des ZNS 4. Blutstillung Vor allem die Maßnahmen der Primärversorgung haben wegen der gebotenen Eile und Dringlichkeit iander greifenden Charakter. Tab..13-1 Dringlichkeitsfolge in der Notfallmedizin. A. Reanimationsphase 1. Atmung sichern 2. kardiozirkulatorische Funktionen stabilisieren 3. ZNS schützen 4. Blutungen stillen 5. Notfalldiagnostik B. Operative Phase 1 (nur vitalbedrohliche Verletzungen) nur solche Maßnahmen, die zur Aufrechterhaltung stabiler Vitalfunktionen notwendig sind, wie die chirurgische Versorgung unmittelbar lebensbedrohlicher Verletzungen des Atmungs- und Kreislaufsystems, des Verdauungs- und Urogenitaltraktes (außer Blasenruptur) C. Stabilisierungsphase erst nach Stabilisierung des Patienten und der Behandlung evtl. bestehender Blutgerinnungsstörungen oder massiver Hypothermie erfolgen Eingriffe der operativen Phase 2 D. Operative Phase 2 1. viszerale Verletzungen ohne Massenblutungen 2. offene Frakturen 3. stark dislozierte Beckenfrakturen 4. Gefäßverletzungen 5. zunehmende Rückenmarkskompression 6. instabile Wirbelsäulenverletzungen 7. geschlossene Frakturen insbesondere des Humerus und des Femur 8. ausgedehnte Weichteilverletzungen 9. kosmetische Wundrevisionen

.13 Perioperatives anästhesiologisches Management beim polytraumatisierten Patienten 575 Reanimationsphase (Primärversorgung) Eine kurze, nur orientierende Befunderhebung Eine-Minute-Notfalldiagnostik soll einen Überblick über den Zustand des Patienten ermöglichen. Die Sicherstellung der Ventilation und Zirkulation stellt die erste und entscheidende Maßnahme in der Schockprophylaxe und -therapie dar. Aus formalen Gründen werden respiratorisches und kardiozirkulatorisches Management getrennt abgehandelt. Es ist jedoch selbstverständlich, dass beide zeitgleich und kombiniert am Patienten durchzuführen sind. Sicherung der Atemfunktion Das Gebot der Minute heißt Sauerstoffversorgung und CO 2 -Elimination. Deshalb muss hier als Leitspruch gelten: Jeder ptp ist als respiratorisch insuffizient anzusehen, solange nicht das Gegenteil bewiesen worden ist. Die Reduktion des physiologischen Atemzugvolumens (V T ; 10 15 ml/kg KGW) oder des Atemminutenvolumens (AMV; 150 250 ml/ kg KGW) um ⅓ bedeutet bereits eine Hypoventilation und stellt damit die Indikation zur dar. In Abbildung.13-2 sind die vielfältigen Ursachen einer Hypoxie und/oder Hyperkapnie aufgeführt. Nach der groben visuellen und auskultatorischen Beurteilung der Atemfunktion ist im Zweifelsfall die Sicherung der Atemwege der erste Schritt. Dazu ist u. U. der Atemweg freizulegen: Aus der Mundhöhle müssen Flüssigkeiten wie Blut, Schleim, Erbrochenes etc. abgesaugt werden. Prinzipiell bieten sich mehrere Möglichkeiten der O 2 - Gabe an (Abb..13-3). Bei freien Atemwegen und suffizienter Spontanatmung genügt zunächst die nasale O 2 -Insufflation bzw. die Atmung von O 2 -angereicherter Raumluft im Sauerstoffzelt. Diese Maßnahmen sind auch am wachen Patienten bei geringer Kooperation leicht durchführbar. Aber auch beim nicht mehr suffizient atmenden Patienten oder einem Patienten mit Atemstillstand ist es sinnvoll, in der, wenn auch nur kurzen Zeitspanne bis zur Intubation, 100 % Sauerstoff z. B. pernasal zu insufflieren. Der Sauerstoff gelangt über den Effekt der Massenbewegung via Trachea in die Lunge. Bei intaktem Kreislauf wird O 2 kontinuierlich über die alveolokapilläre Membran ins Blut aufgenommen. Die O 2 -Konzentration in den Alveolen sinkt dabei nur in dem Maße, wie die al- Schädel-Hirn-Trauma Störung der zentralen Atemregulation Obstruktion der Atemwege neuromuskuläre Entkopplung Aspiration, Laryngobzw. Bronchospasmus hohes Rückenmarktrauma Atelektase, Lungenkontusion, -emphysem Atelektase, Lungenödem Distributionsstörung Diffusionsstörung Hypoventilation Hyperkapnie und Hypoxie behinderter Gasaustausch Dyspnoe Lungenembolie Perfusionsstörung Abb..13-2 Entstehungsmechanismus der traumaassoziierten Dyspnoe.

576 Anästhesie bei Tieren mit physiologischen oder pathophysiologischen Besonderheiten laryngoskopisch ortotracheale Intubation möglich? Intubation und erforderlich? partielle/totale Obstruktion der oberen Luftwege Koniotomie/ Tracheotomie Sauerstoffinsufflation pernasal partielle Spontanatmung noch erhalten? perkutaner intratrachealer Katheter retrograde Intubation Jet-Ventilation Abb..13-3 Leitpfad bei komplizierten Intubationsverhältnissen. veoläre CO 2 -Konzentration aufgrund der nicht vorhandenen oder nur insuffizienten Ventilation steigt. Bei Atemstillstand steigt die CO 2 -Konzentration um ca. 3 6 mmhg/ min. Unter rein theoretischen Überlegungen kann ein Patient, der zunächst 100 % Sauerstoff solange eingeatmet hat, bis sein p a O 2 auf über 500 mmhg angestiegen ist, unter Apnoe mit Insufflation von O 2 einen mit dem Leben vereinbaren p a O 2 über 1 2 h aufrechterhalten. Der limitierende Faktor ist der massive Anstieg des p a CO 2 auf Werte jenseits 100 mmhg und damit einer massiven Absenkung des Blut- und des LiquorpHs auf 7 und darunter, was per se schon einen narkotischen Zustand hervorruft (Erhardt et al. 1989). Es ist daher unbedingt erforderlich, den Patienten mit Atemstillstand so rasch wie möglich orotracheal zu intubieren. Wenn dies nicht möglich ist (z. B. bei totaler Obstruktion der oberen Luftwege) ist die Koniotomie indiziert. Sie ist als lebensrettende Notfallmaßnahme der Tracheotomie vorzuziehen, da sie einfacher, schneller und mit geringerem Risiko durchgeführt werden kann (s. Kap. 6.3). Alternativ und insbesondere bei kleinen Patienten unter 5 kg KGW ist die perkutane Punktion zwischen Schild- und Ringknorpel mit einer 14-G-Braunüle sinnvoll. Über sie kann bei verlegten oberen Luftwegen zumindest die vorübergehende Versorgung mit Sauerstoff erfolgen und eine minimale Ventilation erreicht werden. Als Adapter zwischen Kanülenkonus und sbeutel kann ein Tubuskonnektor (I.D. 3,5) verwendet werden. Für die im Folgenden beschriebenen penetrierenden bzw. invasiven Techniken ist beim wachen Patienten zumindest eine sedative Prämedikation notwendig. Mit Ausnahme der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) bzw. beim komatösen Patienten ist die Intubation nur nach vorheriger Gabe eines Benzodiazepins ggf. in Kombination mit einem Opioid zu empfeh-