I. Fachtheoretischer Teil 1. Was sind eigentlich Spiele? Es gibt zahlreiche Theorien zu Spielen und ihrem Ursprung, aber Spiel einfach und klar zu definieren ist eine Schwierigkeit. Richard Göbel führt in Lernen mit Spielen die Definition des Spieles so an: Spiel, allgemein im Ggs. zur Arbeit ist jede Betätigung, die nicht auf einen außerhalb ihrer selbst liegenden praktischen Nutzen gerichtet ist, sondern ihren Sinn allein in sich trägt und deshalb, sich selbst genügend, nur um ihrer selbst willen geübt wird. (Göbel, 1979, S.13) In den Definitionen von Spiel im Wörterbuch (Duden, 1985, S.608) steht dieses: Spiel ist 1) eine Aktivität, die man freiwilig ohne Zweck und zum Vergnügen macht; 2) etwas, womit man sich (meist mit anderen) nach bestimmten Regeln, aber zum Spaß beschäftigt unterhält; 3) Beschreibung zur Unterhaltung, zum Zeitvertreib, Tätigkeit ohne besonderen Sinn, ohne größere Anstrengung. Alle Spiele sollten diese Wesenmerkmale aufweisen: 1. Das Moment der Freiheit: Es wird vorrangig um des Spielens willen gespielt. Spiel verfolgt keinen außerhalb seiner selbst liegenden Zweck. 2. Das Moment der inneren Unendlichkeit: Ein Spiel ist beliebig oft wiederholbar, und die Spieler streben nach zeitlicher Ausdehnung beim Spiel. Ein Spiel muss nicht beendet sein. 3. Das Moment der Scheinhaftigkeit: Ein Spiel spielt sich in einer eigenen Welt ab, ist irreal. Ein Spiel könnte auch als Abbild einer Realität angesehen werden. 16
4. Das Moment der Ambivalenz: Es muss einen Wechsel zwischen Spannung und Entspannung geben, damit das Spiel nicht an Reiz verliert, aber auch nicht überfordert. 5. Das Moment der Geschlossenheit: Spiele sind regelgeleitet. Die Regeln können individuell oder von Organisationen festgelegt werden. Fair-Play gilt meistens als generelles Gesetz bei Spielen. 6. Das Moment der Gegenwärtigkeit: Das Spiel spielt sich immer im Hier und Jetzt. Es gibt keine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Zu jedem Spiel gehört auch Phantasie, mit der wir uns in die eigene Welt des Spieles vertiefen, weites Aktivität, Spielfreude und offener Ausgang, weil der Verlauf und das Ergebnis des Spieles nicht vorherbestimmt werden können, sie hängen darüber hinaus auch von der Initiative der Spieler und Mitspieler ab. (www.sprachen-interaktiv.de/magister/kapitel16.html) 1.1. Die Spielpläne Zu jedem Spiel gehört ein Spielplan für den Lehrer/Spielleiter. Er enthält didaktischmethodische Vorschläge zu folgenden Punkten: - Name des Spieles, meist mit Bezug auf Thema und Inhalt; - Durchschnittliche Dauer des Spiels ohne Vorbereitung und Auswertung; - Sozialform: Spiel im Plenum, Reihenspiel, Spiel in Großgruppen, Partnerspiel, Spiel in Kleingruppen oder Einzelspieler mit Plenum. Die Grundform des Arrangements ist der Kreis oder die U-Form; - Das nötige Material für das Spiel; - Redeabsichten, die für das jeweilige Spiel wichtig sind; - Redemittel, die für die Versprachlichung der Redeabsichten benutzt werden können; 17
- Grammatik - hier werden grammatische Bereiche angegeben, die schwerpunktmäßig vorkommen; - Wörter, die für das Spiel nötig sind. Es sind meist Inhaltswörter, also Nomina. Oft beziehen sie sich auf die Bilder auf den Spielblättern. Die Artikel des Wörter sind in Abkürzungen notiert: r = der, e = die, s = das - Spielbeschreibung - die Hinweise auf die Vorbereitung, die Durchführung und die Regeln des Spieles gibt; - Anmerkungen, Variationen oder Besonderheiten. (Lohfert, 1993, S.11) Die Spielpläne bilden nur jeweils eine Variation des jeweiligen Spiels ab, nicht die einzig mögliche. Sie ist jedoch die Form, die während der Erprobung am häufigsten benutzt worden ist. 1.2. Was ist für alle Spiele charakteristich? Alle Spiele haben dieses charakteristisch: - Sie werden von Muttersprachlern gespielt. - Sie haben immer ein dem Spiel zugeordnetes Spielziel. - Sie werden zum Vergnügen, zur Entspannung, zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib gespielt. - Sie werden nach festgelegten Regeln gespielt. - Sie haben einen Wettbewerbs - und Gewinncharakter. Jedes Spiel hat also Spielregeln. In der Unterrichtspraxis kann eine Schwierigkeit sein, wie der Lehrer die Spielregeln einführen sollte. Walter Lohfert empfiehlt in Kommunikative Spiele für Deutsch als Fremdsprache diese Möglichkeiten: 1. Der Lehrer macht den Anfang und führt das Spiel exemplarisch vor. 18
2. Der Lehrer erklärt den Schülern die Regel in der Muttersprache. (Lohfert, 1993, S.3) Damit der Einsatz von jedem Spiel erfolgreich war, müssen die Teilnehmer ihm sprachlich gewachsen sein. Wenn ein Spiel nicht unmittelbar der Wiederholung von Grammatik oder Wortschatz dient, ist es gut, den benötigen Wortschatz vorher zu rekapitulieren, zum Beispiel durch Auslegen und Besprechen der Wortkarten. Die Spiele im Unterricht ist sicher gut zu benutzen, aber das Spielen im Unterricht hat nicht nur seine Vorteile sondern auch Nachteile: 1.3. Vorteile des Spielens im Unterricht: - Entwicklung der Aktivität, der Phanasie und Interessen von Kindern. - Es ist anziehend, motivationsfördernd, geeignet für spontane Unterrichtsgestaltung, gut für Gruppenklima. - Bei vielen Spielen gehen die Teilnehmer direkt miteinander um, ohne sich immer wieder auf den Lehrer zu beziehen, und oftmals ist der Lehrer nur als Mitspieler gefragt. (Göbel, 1979, S.63) - Gut ist Paare oder Kleingruppenarbeit nach dem Zufallsprinzip zu bilden oder Gruppen, in denen Bessere die Schwächeren unterstützen, zu bilden. - Das Spiel ermöglicht aktives, kreatives und selbstständiges Lernen. Im Spiel kann man Verhaltensweisen erproben, Erfahrungen machen, Zusammenhänge erkennen, einige Standpunkte bestimmen und Verantwortung übernehmen. Das Spiel legt die Grundlage für Können, Wissen und Moral. Der Schüler muss selbst handeln. Das Spiel ist also sehr gut geeignet, um Wissen zu erlernen. - Der Spieler kann Gefühle wahrnehmen, zulassen und auch sich verbal oder nonverbal ausdrücken. 19
- Körperwahrnehmung nimmt viel Raum in Motorik, Gestik und Mimik bei Handeln im Spiel ein. - Kreativität und Einfallsreichtum, die in der realen Welt häufig nicht gefragt sind. - Der Spieler kann im Schonraum des Spieles andere Verhaltensweisen erproben. 1.4. Nachteile des Spielens im Unterricht: - Es kann passieren, dass der Lehrer ein Spiel ankündigt und das Spiel nicht von den Lernenden als Spiel empfunden ist. Die Unlust und die Enttäuschung können auch die Spiele mit zu langen und komplizirten Regeln erwecken. Entscheidend für den erfolgreichen Einsatz von jedem Spiel ist, dass die Teilnehmer ihm sprachlich gewachsen sind. - Es ist gefährlich, Lernende mit Lernspielen zu überfordern und zu dressieren. Sie sollten selbst den Weg zum Spielen finden. - Es können verschiedene Disziplinschwierigkeiten der Schüler entstehen. - Nur Spielen ist genauso falsch, wie überhaupt nicht Spielen. - Dem Mehraufwand, den die Bearbeitung eines Themas und der Methoden erfordern, will sich nicht jeder Lehrer widmen. - Der Lehrer muss umfassender über das Thema informiert sein, muss mehrere Materialien vorbereiten. - lärmintensiver - Sie können andere Klassen stören. - Eltern wollen nicht, dass Schüler spielen. - Schwächere können frustriert werden. - räumliche und zeitliche Begrenzung. - Kostenintensiv - Lehrmittel. 20
2. Die Lehrerrolle - Der Lehrer ist meistens mit den Übungen in den einschlägigen Lernbüchern nicht zufrieden. - Der Lehrer muss wissen, warum er das Spiel einordnet, wann es am besten ist. - Der Lehrer muss aufpassen, damit neue Kenntnisse und Geschicklichkeiten an vorhergehende anknüpfen. - Er sollte Phantasie und Interesse haben und kreativ sein. - Mancher Lehrer verwendet die Spiele als Belohnung, andere sehen darin einen willkommenen Lückenfüller, manch einer erwartet vom Spielerischen eine Verbesserung des Gruppenklimas, und andere Lehrer bieten Spiele an, um lernpsychologische ungünstige Übungsformen zu vermeiden. (Spier, 1981, S.7) - Der Lehrer muss sich an die neue Lehrerrolle gewöhnen. - Der Lehrer soll mit kleinen Spielen beginnen, damit Schüler sich an die selbständige und kooperative Arbeit, an Partner oder Kleingruppenarbeit gewöhnen können. 21