Silke Birgitta Gahleitner Vertrauen schaffen in der Begleitung gewaltbetroffener Frauen und Ma dchen Z. B. Martina Melnar Das war der einzige gute Mensch Und seit dann,... sie aufgehört mich zum schlagen, aber dann hat sie angefangen, sehr starke psychische Druck zu machen. Ja und dann mit dem verkauft Das war auf den Zeit wo ich habe gehabt Zeit nur zum überleben. Habe ich nicht gedacht über die ganze Psyche und über die ganze ja, das war Überleben, ja. Ich war nur fürs Überleben wichtig Die Maria habe ich in der Alraunstraße kennengelernt.... Die hat immer so mit den anderen Frauen auf den Straßen gegangen, von Mädchen zu Mädchen 1
Übersicht 1 2 3 4 5 An den Rand geraten... Vertrauen in der Theorie Vertrauen in der Praxis Was bedeutet das für die Arbeit? Schlussfolgernde Skizze Übersicht 1 2 3 4 5 An den Rand geraten... Vertrauen in der Theorie Vertrauen in der Praxis Was bedeutet das für die Arbeit? Schlussfolgernde Skizze 2
Sozialisation heute Formung von Persönlichkeit und Biografie in der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt und mit sich selbst (Böhnisch, Lenz & Schröer, 2009, S. 9) sind durch Entgrenzungen und die Chance und den Zwang zur Selbstorganisation geprägt (ebenda, S. 10). Vom Pilger zum Touristen Es ist jetzt nur zu leicht, Identität zu wählen, aber nicht mehr möglich, sie festzuhalten. Im Augenblick des höchsten Triumphs muss Befreiung erleben, dass sie den Gegenstand der Befreiung vernichtet hat. (Bauman, 1993/1995, S. 295) 3
Am Rand? (Wilkinson & Pickett, 2009, S. 497; Übersetzung SGB) Keiner, sagen wir so, nicht nur meine ganze Familie ausgeschlossen, ganze Heimatstaat hat mich ausgeschlossen, ja. Die ganze Staat hat mich ausgestoßen Disembedding körperliche bzw. psychosomatische Erkrankungen, aber auch (Dauer-) Arbeitslosigkeit und Armutslagen Retraumatisierungen soziale Bindungslosigkeit und Isolation Alkoholgefährdung oder -krankheit Wohnungslosigkeit oder drohende Wohnungslosigkeit (Giddens, 1990/1995; vgl. auch Keupp, 1997) 4
Martina Melnar Ja, diese Wort Vertrauen war so geschrumpft, das musst du mit einem Mikroskop sehen. Auch ist die Wahrscheinlichkeit, auch mit Mikroskop ist schwer zu sehen Übersicht 1 2 3 4 5 An den Rand geraten... Vertrauen in der Theorie Vertrauen in der Praxis Was bedeutet das für die Arbeit? Schlussfolgernde Skizze 5
Vertrauen Vertrauen als Mechanismus zur Aufhebung von Ungewissheit (Simmel, 1908/1983) Vertrauen als Komplexitätsreduktion, als kulturelle Ressource (Luhmann, 1968/1989, S. 7) Vertrauen = Strukturkategorie zum Überleben in modernen Gesellschaften, Risikominimierung auf ein akzeptables Risiko (Giddens, 1990/1995, S. 51) Urvertrauen (Erikson, 1959/1966) 6
Übersicht 1 2 3 4 5 An den Rand geraten... Vertrauen in der Theorie Vertrauen in der Praxis Was bedeutet das für die Arbeit? Schlussfolgernde Skizze Vertrauen in der Praxis Veränderung sozialer Beziehungsformen impliziert eine Zunahme der Bedeutung von professionellen Vertrauensbeziehungen (Tiefel & Zeller, 2012 a,b) Soziale Arbeit kann... - Vertrauen bilden - Vertrauen zu Zutrauen machen - Handlungsmöglichkeiten eröffnen (u. a. Arnold 2009; Bartmann, Fabel-Lamla, Pfaff & Welter, 2014; Tiefel & Zeller, 2012; Wagenblass 2004, 2013) 7
Vertrauensbildung Wie gewinnt man das Vertrauen eines Klienten? (Salomon, 1928, S. 30) Vertreterinnen abstrakter Systeme müssen an Zugangspunkten die Vertrauenswürdigkeit unter Beweis stellen (vgl. Giddens, 1990/1995, S. 116ff.) Schnittstelle, an der die sozialen Beziehungen ihre institutionelle Form bekommen ( access points nach Wagenblass, 2004, S. 80) Vertrauensbildung Die Maria habe ich in der Alraunstraße kennengelernt. Die hat immer so mit den anderen Frauen auf den Straßen gegangen, von Mädchen zu Mädchen. Und Anfang habe ich sie gesehen, mir gedacht, was wollen die von mir... hat immer zu mir gekommen, Süßigkeiten, so eine kleine Buch und so, zwei Jahre hat gedauert, dass ich ihr vertraue. 8
Vertrauen wird Zutrauen Vertrauensprozesse haben die Aufgabe, Erwartungen zu stabilisieren (Wagenblass, 2013, S. 2; vgl. ursprünglich Luhmann, 1968/1989) Vertrauen wird zu Zutrauen (Luhmann, 2001) Vertrauen wird Zutrauen Die hat, die hat das gesehen, dass ich habe diese Vertrauen nix. Und die hat auf so langsam, langsam. Langsam, langsam ist durch mich gekommen. Ja, öfters Gespräche, weißt du und so, wie man sagt, mit Gespräche verdient man die, die Vertrauen, ja. Und dann hat sie gesagt: Wenn du hast Problem, kannst du mich ruhig anrufen,... o. k., ich hab die Problem bekommen, ich habe sie angerufen und dann war wirklich das, was sie hat versprochen. 9
Handlungsmöglichkeiten Vertrauensbildung auf dyadischer wie Netzwerkebene (vgl. Giddens, 1990/1995, S. 116ff.) Vertrauensprozesse können Handlungsmöglichkeiten... erhöhen (Wagenblass 2013, S. 2; vgl. ursprünglich Luhmann 1968/1989) Handlungsmöglichkeiten Die hat immer so wiedergekommen, ja ist so immer wieder gekommen... hat sie gekommen, ja, mit, mit, ich weiß nicht, mit noch einer Frau ist gekommen. Ja und dann nächste Tag sind wir in eine andere Stadt gegangen... ja, und die hat mich auch unterstützt, ja, hat mich immer wieder so und na, wirklich, die Leute hat mir sehr, sehr viel geholfen... ja, habe ich auch den Schulabschluss gemacht. Ja, den Hauptschulabschluss habe ich gemacht und jetzt gebe ich uns unsere Ausbildung. 10
Übersicht 1 An den Rand geraten... 2 Vertrauen in der Theorie 3 Vertrauen in der Praxis 4 Was bedeutet das für die Arbeit? 5 Schlussfolgernde Skizze Was bedeutet dies alles...... für die Arbeit mit gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen Psychosoziale Geborgenheit als positive Gegenerfahrung... (Hanses, 2008; Keupp, 1997) Ø Transformationsprozesse Ø Brüche und Übergänge Ø Ungleichheitsverhältnisse Ø Verlust von Deutungsmustern Ø Orientierung? 11
Urvertrauen Wichtigster Einflussfaktor... emotional corrective experiences (Alexander & French, 1949; Rogers, 1957; vgl. auch ; Cremerius, 1979; Crits-Christoph, 2013; Grawe et al., 1994; Orlinsky et al., 1994) schützende Inselerfahrungen (Gahleitner 2005, 63; vgl. bereits Petzold 1969, 4; Katz-Bernstein 1996, 2004) 12
life events Sichere Bindung + wenig Trauma life events Desorganisierte Bindung + Komplexes Trauma 13
Helfende Professionen... sind im Sinne der Bindungstheorie für das Reparieren und das Anknüpfen an die unterbrochene Kommunikation zuständig (Döring 2004, S. 196), aber NICHT nur auf der Ebene der Dyade Voraussetzung dafür: bio-psycho-soziale Diagnostik und umfassendes Fachwissen aus interdisziplinären Wissensbeständen Bindung "Ich bin. - Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst (Ernst Bloch) 14
I. Prozessual verstehen 1. operationalisierbare Diagnostik 2. biographische Diagnostik (rekonstruktiv) 3. Sozial- und Lebenswelt-Diagnostik (Passung) Psychosoziale Diagnose (mehrdimensionale Problem- und Ressourcenmatrix) (Gahleitner & Pauls, 2013; Gahleitner & Weiß, 2016) II. Mehrdimensional Versorgen (Sommerfeld & Hollenstein, 2008) 15
Übersicht 1 An den Rand geraten... 2 Vertrauen in der Theorie 3 Vertrauen in der Praxis 4 Was bedeutet das für die Arbeit? 5 Schlussfolgernde Skizze Psychosoziale Arbeit als Vertrauensprofession Für Adressat/innen... werden die institutionellen Hilfsangebote erst annehmbar, wenn in ihren Augen die professionellen Rollenträger/innen zu Personen werden, die ein Interesse an ihnen als ganzer Person haben (Zeller, 2012, S. 100; vgl. auch Wigger, 2009). Mit diesem Bestimmungsmerkmal lassen sich persönliche Beziehungen von Rollenbeziehungen abgrenzen, die auf einer bloßen sozialen Kategorisierung aufbauen (Lenz & Nestmann, 2009, S. 11; vgl. auch Goffman, 1963/1967). 16
Professionelle Beziehung = mehr als eine Beziehung! Professionelle Beziehung = professionelle Rollenbeziehung und persönliche Beziehung (Großmaß, 2009, S. 545) persönlich in Bezug auf Kontinuität, Nähe, Intimität (Lenz & Nestmann, 2010) Rollenbeziehung als reflektierte, dezentrierte, theoretisch begründbare und lehrbare Beziehung - in formal-organisatorischen Rahmungen (Dörr, 2007) 17
Alle reden von Bindung...... aber ist es üblich, in der pyschosozialen Arbeit: den Bindungsstatus bindungsdiagnostisch präzise zu erfassen? die Bindungstypen für die Hilfeplanung zu Rate zu ziehen? den Hilfeverlauf stets bindungssensibel zu reflektieren? möglichst oft feinfühlig zu intervenieren, zu mentalisieren? den pädagogischen Bezug entwicklungssensibel zwischen Nähe und Distanz zu verorten? Alle reden von Netzwerken...... aber wer in der pyschosozialen Arbeit hat Kenntnis über: primäre, sekundäre und tertiäre, totale, partielle und egozentrierte Netzwerke? Größe, Dichte, Reziprozität von Netzwerken funktionale Aspekte wie emotionale, kognitive, materielle bzw. instrumentelle Unterstützung, Begleitung und Bindung, jeweils als Haupt- und Puffereffekte über negative Aspekte von Netzwerken und behutsame dialogische Netzwerkarbeit 18
Alle reden von Kooperation...... aber welche Kooperationsnetzwerke... treffen sich oder tagen regelmäßig? verfügen über geteilte interdisziplinäre Wissensbestände? sind in institutionalisierte Hilfeabläufe dauerhaft eingebettet? überleben vereinzelte persönliche Verbindungsnahtstellen? sind materiell wie institutionell-strukturelle gut ausgestattet? EU- und sozialpolitische Initiativen Interdisziplinäre Fachgespräche Vertrauenskompetenzen Selbstreflexion Motivation + Traumakompetenzen Globale und Engagement Stärkung Transparenz und lokale vorhandener Rückhalt Chancenstruktur Schutz vor Ressourcen Verlässlichkeit in den Teams destruktiven + Nachvollziehbarkeit Einflüssen Zuwachs an Selbstwert, Trauma- Bindungs- und begleitete Selbstprägnanz Pädagogische Beziehungs Arbeit in der Veränderung der + Autonomie Bewältigung Interventionen Wertschätzende kompetenzen Peer-Group Bindungsmuster der traumatischen und antidiskrimnierende Erfahrungen Vernetzung Arbeits- Haltung Strukturelle der Perspektive Soziale Ausstattung des Rechtliche Unterstützug Einbettung Hilfesysztems ssysteme Erfolg Interventionen In beiden Ländern Gesicherter Abgrenzung vom Aufenthalt Gewaltsystem Erwerb einer ausgewogenes fördern Empathiefähigkeit Zukunftsperspektive Verhältnis von Aufbau einer Netzwerk- Nähe + Distanz Vertrauensstruktur funktionale Interventionen Copingstrategien Vernetzung der MitarbeiterInnen Fördern der einer Einrichtung Introspektionsfähigkeit Alternativ- korrigierende bindungstheoretisch Vernetzung erfahrungen Rechtskompetenzen fundierte Dialogsequenzen im Alltag Authentizität Wissensbestände interdisziplinärer Rechtliche Unterstützungs systeme für Thematische Feldkompetenz Frauen Kompetenz Politisches Klima für Frauen in Prositution und Gewaltverhältnissen Vernetzung der Opfer untereinander und im Frauenhaus 19
EU- und sozialpolitische Initiativen Interdisziplinäre Fachgespräche Vertrauenskompetenzen Selbstreflexion Motivation + Traumakompetenzen Globale und Engagement Stärkung Transparenz und lokale vorhandener Rückhalt Chancenstruktur Schutz vor Ressourcen Verlässlichkeit in den Teams destruktiven + Nachvollziehbarkeit Einflüssen Zuwachs an Selbstwert, Trauma- Bindungs- und begleitete Selbstprägnanz Pädagogische Beziehungs Arbeit in der Veränderung der + Autonomie Bewältigung Interventionen Wertschätzende kompetenzen Peer-Group Bindungsmuster der traumatischen und antidiskrimnierende Erfahrungen Vernetzung Arbeits- Haltung Strukturelle der Perspektive Soziale Ausstattung des Rechtliche Unterstützug Einbettung Hilfesysztems ssysteme Erfolg Interventionen In beiden Ländern Gesicherter Abgrenzung vom Aufenthalt Gewaltsystem Erwerb einer ausgewogenes fördern Empathiefähigkeit Zukunftsperspektive Verhältnis von Aufbau einer Netzwerk- Nähe + Distanz Vertrauensstruktur funktionale Interventionen Copingstrategien Vernetzung der MitarbeiterInnen Fördern der einer Einrichtung Introspektionsfähigkeit Alternativ- korrigierende bindungstheoretisch Vernetzung erfahrungen Rechtskompetenzen fundierte Dialogsequenzen im Alltag Authentizität Wissensbestände interdisziplinärer Rechtliche Unterstützungs systeme für Thematische Feldkompetenz Frauen Kompetenz Politisches Klima für Frauen in Prositution und Gewaltverhältnissen Vernetzung der Opfer untereinander und im Frauenhaus Spannungsfeld zwischen Fördern + Fordern Spannungsfeld zwischen Beziehung + Grenzsetzung EU- und sozialpolitische Initiativen Interdisziplinäre Fachgespräche Vertrauenskompetenzen Selbstreflexion Motivation + Traumakompetenzen Globale und Engagement Stärkung Transparenz und lokale vorhandener Rückhalt Chancenstruktur Schutz vor Ressourcen Verlässlichkeit in den Teams destruktiven + Nachvollziehbarkeit Einflüssen Zuwachs an Selbstwert, Trauma- Bindungs- und begleitete Selbstprägnanz Pädagogische Beziehungs Arbeit in der Veränderung der + Autonomie Bewältigung Interventionen Wertschätzende kompetenzen Peer-Group Bindungsmuster der traumatischen und antidiskrimnierende Erfahrungen Vernetzung Arbeits- Haltung Strukturelle der Perspektive Soziale Ausstattung des Rechtliche Unterstützug Einbettung Hilfesysztems ssysteme Erfolg Interventionen In beiden Ländern Gesicherter Abgrenzung vom Aufenthalt Gewaltsystem Erwerb einer ausgewogenes fördern Empathiefähigkeit Zukunftsperspektive Verhältnis von Aufbau einer Netzwerk- Nähe + Distanz Vertrauensstruktur funktionale Interventionen Copingstrategien Vernetzung der MitarbeiterInnen Fördern der einer Einrichtung Introspektionsfähigkeit Alternativ- korrigierende bindungstheoretisch Vernetzung erfahrungen Rechtskompetenzen fundierte Dialogsequenzen im Alltag Authentizität Wissensbestände interdisziplinärer Rechtliche Unterstützungs systeme für Thematische Feldkompetenz Frauen Kompetenz Professionelles Handeln In komplexen Rahmenbedingungen Politisches Klima für Frauen in Prositution und Gewaltverhältnissen Vernetzung der Opfer untereinander und im Frauenhaus Spannungsfeld Sicherheit bieten + Ausländerrecht 20
Geht s auch einfacher? 21