F A C H H O C H S C H U L E S T U T T G A R T H O C H S C H U L E F Ü R T E C H N I K Master Thesis Internationaler Masterstudiengang Projektmanagement Strategien zur Steuerung von Architekturqualität Kurzzusammenfassung Eingereicht von: Betreuer: Dipl.-Ing. Architektin Silke Mudrony-Schepp Matrikelnr.: 810 025 Professor Roland Dieterle FH Stuttgart - Hochschule für Technik Professor Dr.-Ing. Friedrich Hensler FH Stuttgart - Hochschule für Technik
- 1 - Architekturqualität ist steuerbar Die These Architekturqualität ist steuerbar bildet die Grundlage der vorliegenden Arbeit und deren Beweis wird im Laufe der Master-Thesis erbracht. Entsprechend der Steuerung von Kosten und Terminen innerhalb eines Projekts gibt es Möglichkeiten, auch die Generierung sowie Einhaltung von Qualität eines Gebäudes entsprechend leiten und den Wert einer Immobilie gezielt beeinflussen zu können. Es werden immer weniger Gebäude realisiert und der prophezeite Rückgang der Bevölkerung lässt die Qualität von Gebäuden immer mehr in das Rampenlicht rücken. Dies führt in der nahen Zukunft zwangsläufig auch zu einer Veränderung des Immobilienmarktes, so dass sich die Frage nach entsprechenden Systemen zur Steuerung von Qualität stellt. Ein Projekt bewegt sich grundsätzlich im Spannungsfeld zwischen dem Aufwand in Form von Kosten, der dafür aufzuwendenden Zeit (Termine) und dem daraus resultierenden Ergebnis (Qualität). Verändert sich einer der Faktoren, so hat dies Auswirkung auf die anderen beiden. Bei einer gleichwertigen Bearbeitung aller Aspekte liegt der Schwerpunkt eines Projekts im Idealfall im geometrischen Schwerpunkt des Dreiecks aus Kosten, Termine, Qualität. Qualität Termine Kosten Abb. 1 Magisches Dreieck der Kosten- Termine- Qualität mit idealem Schwerpunkt
- 2 - Betrachtet man die Tätigkeiten der Projektmanager, so stehen überwiegend Kostenund Terminsteuerungen im Vordergrund. Es werden bei beiden Tätigkeitsbereichen Zielsetzungen definiert, ein Controlling-System generiert und entsprechende Steuerungsmöglichkeiten eingesetzt. Die Entwicklungen des Projekts können durch Sollund Ist-Wert-Vergleiche grafisch anhand von Termin- und Kostenplänen aufgezeigt werden. Im Spannungsfeld eines Projekts von Kosten, Terminen und Qualität ist eine Übertragung dieser Systematiken auch auf den Qualitätsaspekt zu prüfen. Ziel dieser Arbeit ist es in diesem Zusammenhang, Ansatzpunkte aufzuzeigen, die die Beeinflussung von Architekturqualität ermöglichen. Auf Basis industrieller Qualitätsmethoden wird eine Strategie zur Steuerung von Architekturqualität aufgezeigt und auf ein Praxisbeispiel übertragen. Die Entwicklung und Anwendung einer einfachen, handhabbaren und leicht ausführbaren Technik/ Strategie zur Steuerung steht hierbei im Mittelpunkt. Im Bausektor ist seit einiger Zeit eine Tendenz zum Qualitätsmanagement zu beobachten. Auffallend sind hier zahlreiche Angebote z.b. der Architektenkammern in Deutschland, die Total Quality Management-Ansätze in ihr Fortbildungsprogramm mit aufnehmen. Im Rahmen der QM-Beratung orientiert man sich hier an den Prozessen und Strukturen innerhalb eines Planungsbüros. Das Endprodukt Gebäude, also die Produktqualität im Sinne von Architekturqualität, bleibt dabei als Einzelbetrachtung außen vor. Doch ist es gerade im Sinne einer zielgerichteten Vorgehensweise notwendig, ein klares Projektziel zu definieren, um die Prozesse und Strukturen darauf abstimmen zu können. Somit kann der Ansatzpunkt zur Steuerung von Architekturqualität nicht nur in der Ordnung von Prozessen und Strukturen liegen, sondern muss viel mehr an der Definition der Qualität eines Produkts ansetzen. Die vorliegende Arbeit liefert eine ausführliche Definition von Architekturqualität als Produktqualität. Grundlage der Untersuchungen bildet die parallele Betrachtung der Bereiche Architektur und Qualität. Entsprechend des zusammengesetzten Themenbegriffs Architekturqualität wird die Verschmelzung beider Bereiche als Strategie innerhalb der Arbeit verwendet und dient so auch als Grundlage zur Entwicklung der Strategie zur Steuerung von Architekturqualität. Als Ansatzpunkt wird innerhalb der Begriffsdefinition die Inception-Phase (Projektstufe 1/ Projektvorbereitung nach AHO) mit der Erarbeitung einer Zieldefinition ausgewiesen. Ein in dieser Phase erstellter Qualitätsplan soll Kundenanforderungen des Bauherrn und Kriterien für Architekturqualität vereinen und als Zieldefinition des Projekts dienen.
- 3 - Die aus dem Industriebereich entlehnte Qualitätsmethode des Quality Function Deployment stellt hierbei die Grundlage zur Entwicklung eines bauspezifischen Qualitätsplans sowie einer Messlatte für ein Bauprojekt dar. Durch Modifikation der Qualitätsmethode werden den Anforderungen an ein branchenspezifisches System entsprechende Ergänzungen vorgenommen. Im Hinblick auf eine einfache Handhabung wird das Grundsystem vereinfacht und auf die für die Baubranche wesentlichen Punkte reduziert. Der Qualitätsplan wird im interdisziplinären Projektteam anhand der Anforderungen des Bauherrn erstellt sowie auf Basis der technischen Umsetzung der Anforderungen aus Ingenieursicht. Ergebnis ist ein bauprojektspezifischer Qualitätsplan, der als Grundlage für den weiteren Prozess der Umsetzung der Anforderungen dient. Die branchenspezifische Anwendung der Methode auf ein Bauprojekt wird innerhalb des Praxisteils anhand eines Fallbeispiels nachgewiesen. Aus dem Qualitätsplan lässt sich die von allen Projektbeteiligten erarbeitete Zieldefinition in Form einer Messlatte ableiten. Die Messlatte dient als Grundlage zum Abgleich der Anforderungen mit dem aktuellen Stand des Projekts. Während des Umsetzungsprozesses können Qualitätsstände rückgemeldet und Abweichungen frühzeitig erkannt werden. In Anlehnung an die Kosten- und Terminsteuerung kann die Messlatte so zur Generierung eines Reports für den Qualitätsstand des Bauprojekts eingesetzt werden. Entsprechende Ansatzpunkte zur prozessorientierten Anwendung der entwickelten Messlatte sowie des Qualitätsplans werden in der Master-Thesis beispielhaft als Ausblick aufgezeigt.
- 4 - Literaturverzeichnis AHO (Hrsg.) (2004) Untersuchungen zum Leistungsbild, zur Honorierung und zur Beauftragung von Projektmanagement-Leistungen in der Bau- und Immobilienwirtschaft, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin, 2004 Akao, Yoji (1992) QFD Quality Function Deployment, Übersetzung aus dem Amerikanischen von Prof. Günter Liesegang, Landsberg: Verlag Moderne Industrie, 1992 Bernecker, Michael Eckrich, Klaus (2003) Handbuch Projektmanagement, München, Wien: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2003 DGQ (Hrsg.) (2001) QFD Quality Function Deployment, DGQ-Band 13-21, Berlin, Wien, Zürich: Beuth, Verlag 2001 DIN (Hrsg.) (2003) DIN-Taschenbuch 226 Qualitätsmanagement Verfahren, 4. Auflage, Berlin, Wien, Zürich: Beuth Verlag, 2003 Kamiske, Gerd F. und Brauer, Jörg-Peter (2003), Qualitätsmanagement von A bis Z, 4. aktualisierte und ergänzte Auflage, München, Wien: Carl Hanser Verlag, 2003 Kamiske, Gerd F. (Hrsg.) (2002), Qualitätstechniken, 3. Auflage, München, Wien: Carl Hanser Verlag, 2002 Klein, Bernd (1999) QFD Quality Function Deployment: Konzept, Anwendung und Umsetzung für Produkte und Dienstleistungen, Renningen-Malmsheim: Expert Verlag; Wien: Linde, 1999 Prefi, Thomas (2001) Qualitätsorientierte Unternehmensführung, Habil., RWTH Aachen, 2003 Schieler, Jürgen (1998), Der leichte Weg zum Qualitätsmanagement: ohne Formalismus zu optimalen Arbeitsabläufen im Baugewerbe, Köln: R. Müller Verlag, 1998 Weeber, Hannes und Bosch, Simone Zollondz, Hans-Dieter (2003) Bauqualität. Verfahrensqualität und Produktqualität bei Projekten des Wohnungsbaus, Bauforschung für die Praxis Band 60, Stuttgart: Fraunhofer IBR Verlag, 2003 (2002) Grundlagen Qualitätsmanagement: Einführung in Geschichte, Begriffe, Systeme und Konzepte, München, Wien: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002 o.v. (1996), Brockhaus - Die Enzyklopädie: in 24 Bänden, 20., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Leipzig, Mannheim: Brockhaus Verlag, 1996
- 5 - Dieterle, Roland (2004) Tag der Architekturqualität, Vortragsreihe an der Fachhochschule Stuttgart/ Hochschule für Technik Hensler, Friedrich (2003) Qualitätsmanagement, Skript zur gleichnamigen Vorlesung an der Fachhochschule Stuttgart/ Hochschule für Technik im International Masters Course Project Management, SS 2003 Wittmann, Robert G. (2004) Wertorientiertes Business Planning, Vortrag an der University of Applied Sciences Ingolstadt (2004), TÜV Journal, 2004, Nr. 1, München: TÜV Süddeutschland Holding AG