Gibt es Besonderheiten bei der Betreuung einer Frauen- Fußballmannschaft? Ingo Tusk Abteilung für Sportorthopädie und Endoprothetik Klinik Rotes Kreuz Frankfurt am Main
Spezielle Betrachtungen Im 19ten Jahrhundert äußerte Pierre de Coubertin, dass Frauen im Sport das unästhetischste sind, das ein menschliches Auge betrachten kann Er wäre sicher erstaunt, dass Frauen während des monatlichen geschlechtlichen Sturmes Höchstleistungen erbringen können.
Vergleich Männer - Frauen Aus: F-MARC Fussballmedizin Manual
Unterschiede bei Verletzungen
Unterschiede bei Verletzungen
Epidemiologie Weibliche Athleten erleiden in Spielsportarten (Volleyball, Fußball, Handball, Basketball) 2,4-9,5 mal öfter VKB-Risse als männliche Athleten (Garrett et al. 2002, Hewitt et al. 2005, 2008, Petersen et al. 2005) www.trauma.uni-frankfurt.de
Epidemiologie 72-95% der VKB-Risse treten in Nicht- Kontakt-Situationen auf (Adirim et al. 2003, Garrett et al. 2002) VKB-Verletzungen in Ballsportarten treten am häufigsten bei der Landung nach Sprüngen und bei schnellen Richtungswechseln auf (Fussball: Stollen) (Petersen 2005, Teitz 2000)
Epidemiologie Videoanalysen zeigen, dass sich das Kniegelenk zum Zeitpunkt der Verletzung nur in leichter Beugung, Valgus- und Außenrotationsstellung befindet Dabei ist die Spannung auf das VKB am höchsten und die Synergisten (Beugergruppe) haben einen ungünstigen Hebelarm um das Tibiaplateau zu sichern
Epidemiologie Neuromuskuläre Ermüdung verstärkt die Risikofaktoren für VKB- Rupturen in der Landephase und bei Stopp-Bewegungen (Chappell et al. 2005) Es existiert eine familiäre Disposition für VKB-Verletzungen: die Wahrscheinlichkeit einer VKB-Verletzung ist mehr als 2x so hoch, wenn ein direkter Verwandter eine solche Verletzung hatte (Flynn et al. 2005)
Anatomische Hypothesen Das breitere Becken von Frauen führt zu einem größeren Q-Winkel und damit zu einer stärkeren X-Bein-Stellung (Haycock et al. 1976, Zelisko et al. 1982) Studien zeigen, dass statische Q-Winkel-Werte nicht mit Kreuzbandverletzungen korrelieren (Gray et al. 1985, Myer et al. 2005)
Anatomische Hypothesen Im weiblichen Knie ist weniger Platz (Notch) für die Kreuzbänder Bänder sind kleiner und schwächer VKB reißt schneller (Emerson 1993, Uhorchak et al. 2003) Andere Untersuchungen zeigen keinen Zusammenhang zwischen der Notchgröße und VKB-Verletzungen (Arendt et al. 1995, LaPrade et al. 1994)
Physiologische Hypothesen Frauen haben eine größere generelle Gelenklaxizität was ein höheres Risiko für Bandverletzungen bewirkt (Boden et al. 2000, Sodermann et al. 2001) Frauen mit genereller Gelenklaxizität wiesen ein 2,7 mal höheres Risiko für VKB-Rupturen auf als Frauen mit normaler Gelenkbeweglichkeit (Uhorchak 2003)
Physiologische Hypothesen Frauen haben eine höhere Band- und Gelenklaxizität im OSG/Fuß Timble et al. Zeigten den Zusammenhang zw. erhöhter Pronation im Subtalargelenk und verstärkter ventraler ap-translation der Tibia. (Timble et al., 2002)
Physiologische Hypothesen Frauen haben schwächere und dehnbarere Beinbeugemuskeln geringere synergistische Wirkung mit dem VKB schlechtere dynamische Kontrolle des Kniegelenks (Boden et al. 2000, Huston et al. 1996, Youdas et al. 2005) Frauen sind mehr quadriceps-dominant, was die antagonistische Wirkung auf das VKB verstärkt (Huston et al. 1996, Petersen et al. 2005)
Physiologische Hypothesen Frauen haben einen höheren BMI als Männer. Der BMI erwies sich als signifikanter Indikator für VKB-Verletzungen (Uhorchak et al. 2000, Bühler-Jund 1999)
Hormonelle Hypothesen Einige Autoren berichten von Zusammenhängen zwischen Menstruationsphasen und der Häufigkeit von VKB-Verletzungen widersprüchliche Untersuchungen (Moller-Nielson et al. 1991, Wojtys et al. 2002, Slauterbeck et al 2002, Hewitt et al, 2006) Mehr VKB-Rupturen während Ovulationsphase (Orale Kontrazeptiva?) Wojtys et al., 1998
Hormonelle Hypothesen Hormone (insbes. Östrogen) haben einen signifikanten Einfluss auf die neuromuskuläre Funktion und Koordination bei Frauen Gelenk-Kinästhesie ist sig. schlechter in der prämenstruellen Phase (Friden et al. 2006) Koordination ist am schlechtesten in der prämestruellen Phase und am besten in der Ovulationsphase (Posthuma et al. 1987, Friden et al. 2006)
Zwischenfazit Die erhöhte Verletzungsrate am VKB bei Frauen scheint aus multifaktoriellen muskuloskeletalen Besonderheiten zu resultieren
Beispiel: Patellabeschwerden
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aber unvergessliche Erlebnisse!
Vielen Dank!