Qualifizierung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund und Pflegefachkräften

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Transkript:

Qualifizierung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund und Pflegefachkräften Kultursensibel Versorgungsbedürfnisse identifizieren und Chancen nutzen (KURVE) 14. Gesundheitspflege- Kongress, 4.11.16 ProjektleiterInnen: Prof. Dr. phil. habil. Corinna Petersen-Ewert, Prof. Dr. phil. Uta Gaidys, Prof. Dr. rer. nat. Joachim Westenhöfer Wiss. Mitarbeiterinnen: Dr. Johanna Buchcik, Katrin Kern

Gliederung 2 1. Gesundheitliche Versorgung älterer Migranten 2. Das Projekt KURVE 3. Arbeitsschritte im Projekt 3.1 Literaturrecherche 3.2 Expertenworkshop 3.3 Qualitative Interviews 4. Schulungen 5. Herausforderungen

Demografische Entwicklung 3 In Deutschland: 1,5 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund ab 65 Jahren in 2010 (Statistisches Bundesamt, 2011) In Hamburg: vor allem aus der Türkei (18%) und Polen (13%) (Stat. Amt f. Hamburg/Schleswig-Holstein, 2010) Zwischen 2005 und 2025: Verdoppelung der Menschen mit Migrationshintergrund über 55 Jahren in HH (Freie u. Hansestadt Hamburg, 2012)

Gesundheitliche Versorgung älterer Migranten 4 Defizitäre Pflegeversorgung (Brzoska/Razum, 2011; Dietzel-Papakyriakou/Olbermann, 2005; Schopf/Naegele, 2005) Häufigerer Bezug von ausschließlich Pflegegeld 75% möchten nicht von Fremden gepflegt werden (Bundesgesundheitsministerium, 2011) Der Pflegebedarf wächst (zunehmendes Alter und arbeitsbezogene Belastungen) (Robert Koch-Institut, 2008)

Das Projekt KURVE 5 Förderung: 09/2013 02/2017 Zielgruppe: Pflegende Angehörige mit einem türkischen und polnischen Migrationshintergrund Ziele: Verbesserung der häuslichen Pflegesituation für pflegende Angehörige und Pflegebedürftige Verbesserung der pflegerischen Versorgung Erweiterung pflegerischer Kompetenzen

Arbeitsschritte 6 (A) Bestandsanalyse (B) Entwicklung einer Schulung für pflegende Angehörige (C) Entwicklung einer Schulung für professionell Pflegende (D) Durchführung und Überprüfung der Schulungen (E) Identifizierung von Transfermöglichkeiten

Bestandsanalyse 7 (A) Literaturrecherche Bedarfsanalyse Expertenworkshop Qualitative Interviews (B) Entwicklung einer Schulung für pflegende Angehörige (C) Entwicklung einer Schulung für professionell Pflegende (D) Durchführung und Überprüfung der Schulungen (E) Identifizierung von Transfermöglichkeiten

Literaturrecherche 8 Formulierung Recherche Erstes Ergebnis Endgültiges Ergebnis Ziel Einschlusskriterien Zeitraum 2003 bis 2013 Medline (Pubmed), Cinahl (EBSCO), Cochrane Library November 2013 N=377 Publikationen N=14 Duplikate, N=333 ausgeschlossen N=30 Studien (2003-2013) Bedarfe Bedarfe: (non-verbale) Kommunikation, Information (über Angebote), Krankheit, Entlastung der Pflegenden

Expertenworkshop 9 VertreterInnen aus Behörde, KK, Pflegestützpunkten, Migrationsforschung, ambulanten Pflegediensten, KooperationspartnerInnen etc. Diskussionsschwerpunkte: Sprache, Nutzung von Pflegedienstleistungen, Selbstpflegekompetenzen, Gesundheit der Angehörigen, Zugang zur Zielgruppe

Qualitative Interviews 10 Teilstrukturierte, leitfadengestützte Interviews (n=11) In der jeweiligen Muttersprache Auswertung anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) Soziodemographische Daten

Qualitative Interviews 11 9 Frauen und 2 Männer im Alter von 32-76 Jahren 6 Personen mit einem polnischen und 5 mit einem türkischen Migrationshintergrund Überwiegend weibliche Angehörige (n=9) Pflege als Belastung: Sprache, Vereinbarkeit von Pflege, Beruf und Familie, emotionale Belastungen, kulturelle Anforderungen, Krankheiten Pflege als Potential: Familie als Ressource, Identifikation, kulturelle Identität

Schulungen 12 (A) Bedarfsanalyse (B) Entwicklung einer Schulung für pflegende Angehörige (B) Zwei Schulungen mit türkischen Frauen (C) Entwicklung einer Schulung für 4 Modulen professionell Pflegende (C) Drei-tägige Schulung bestehend aus (Bremen und Hamburg) (D) Durchführung und Überprüfung der Schulungen (E) Identifizierung von Transfermöglichkeiten

Schulungen mit pflegenden Angehörigen 13 4 Module Zwei Schulungen mit türkischen Frauen In interkulturellen Einrichtungen 4 bzw. 6 Termine Frauen (n=35) zw. 55 und 81 Jahren Überwiegend nicht in der Pflege involviert Prävention und Selbsthilfe Entlastungsangebote Netzwerkbildung Vereinbarkeit von Beruf und Pflege Rahmenbedingungen: Finanzierung und Beratung Finanzierungsmöglichkeiten verschiedener Angebote Krankheit und Krankheitsverarbeitung Beratung und Antragstellung Diabetes mellitus Typ 2 Demenz Depression Körperpflege und Mobilität Eigene Gesundheit Inkontinenz Lagerung Transfer Sturzgefahr

Herausforderungen 14 Zugang zu den Einrichtungen Ausrichtung an den bestehenden Strukturen Schwerpunkt Pflege die Motivation der Teilnehmer/innen erhalten (konstante Gruppe) Nachhaltigkeit gewährleisten (Abhängigkeit von finanziellen und personellen Mitteln)

15 Vielen Dank! Weitere Informationen: www.pflegeundmigration.de johanna.buchcik@haw-hamburg.de

Referenzen 16 Bundesgesundheitsministerium (2011): Abschlussbericht zur Studie Wirkungen des Pflege- Weiterentwicklungsgesetzes. Bericht zu den Repräsentativerhebungen im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit Berlin, Juni 2011. Brzoska, Patrick; Razum, Oliver (2011): Migration und Pflege. In: Schaeffer, Doris; Wingenfeld, Klaus (Hrsg.): Handbuch Pflegewissenschaft. Weinheim und München: Juventa, 429-445. Dietzel-Papakyriakou, Maria; Olbermann, Elke (2005): Gesundheitliche Lage und Versorgung alter Arbeitsmigranten in Deutschland. In: Marschalck, Peter; Wiedl, Karl-Heinz (Hrsg.): Migration und Krankheit. Göttingen: V&R unipress, 283-311. Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (2012): Älter werden in Hamburg. Bilanz und Perspektiven. Entwurf. Hamburg. Robert Koch Institut (Hrsg. 2008): Schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Migration und Gesundheit. Berlin, 2012. Schopf, Christine; Naegele, Gerhard (2005): Alter und Migration. Ein Überblick. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. 38/6, 384-395. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig Holstein (2010) Bevölkerung mit Migrationshintergrund in den Hamburger Stadtteilen. Online: http://www.statistiknord.de/uploads/tx_standocuments/si_spezial_v_2010_01.pdf. [Zugang: 01.03.2016]. Statistisches Bundesamt (2011): Zensus 2011. Bevölkerung. Bundesrepublik Deutschland am 09. Mai 2011. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. Mayring, P. (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken 11. aktualisierte und überarbeitete Auflage: Beltz Verlag.