Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Karl Rombach CDU.

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Transkript:

Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 2923 24. 01. 2013 Kleine Anfrage des Abg. Karl Rombach CDU und Antwort des Ministeriums für Integration Mediennutzung in Migrantenfamilien Kleine Anfrage Ich frage die Landesregierung: 1. Gibt es Erkenntnisse darüber, welche Print- und elektronischen Medien (ein - schließlich Internet) im privaten Umfeld von Migranten und in deren Familien genutzt werden? 2. Ist die Annahme richtig, dass häufig in solchen Familien überwiegend oder ausschließlich Medien aus dem Herkunftsland und in der Heimatsprache genutzt werden? 3. Sieht sie die Notwendigkeit, Migranten und deren Familien besser an inländische Print- und elektronische Medien heranzuführen und wenn ja, auf welche Weise soll dies erreicht werden? 22. 01. 2013 Rombach CDU Eingegangen: 24. 01. 2013 / Ausgegeben: 25. 02. 2013 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1

Begründung Für Migranten und deren Familien besteht vor allem mit Internet und Satellitenfernsehen, aber auch im Bereich der Printmedien, meist unbeschränkter Zugang zu den Medien aus den Herkunftsländern. Dieses Angebot zu nutzen ist ein Grundrecht. Auf der anderen Seite besteht bei ausschließlicher Nutzung von Medien aus den Herkunftsländern das Risiko, dass diese Migranten und ihre Familien in Deutschland kaum ankommen, oder dass sie sich aus der einheimischen Gesellschaft, Kultur und Politik wieder stärker auskoppeln. Antwort Mit Schreiben vom 15. Februar 2013 Nr. 2-0141.5/15/2923 beantwortet das Minis - terium für Integration im Einvernehmen mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Gibt es Erkenntnisse darüber, welche Print- und elektronischen Medien (ein - schließlich Internet) im privaten Umfeld von Migranten und in deren Familien genutzt werden? 2. Ist die Annahme richtig, dass häufig in solchen Familien überwiegend oder ausschließlich Medien aus dem Herkunftsland und in der Heimatsprache genutzt werden? Zu 1. und 2.: Verschiedene Erhebungen geben Auskunft über das individuelle Mediennutzungsverhalten von Migrantinnen und Migranten. Einen Überblick über Studien und Erkenntnisse zum Thema gibt der Integrationsreport, Teil 8, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Über die Nutzung verschiedener Medien unterschiedlicher Migrantengruppen im Vergleich geben z. B. der BMBF-Integrationsreport Mediennutzung von Migranten in Deutschland 2010 oder die deutschlandweite Befragung der ARD/ZDF-Medienkommission 2011, Weber-Menges (2007) und die Repräsentativuntersuchung Ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland 2006/2007 Auskunft. Die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund stehen beispielsweise im Fokus der Untersuchung von Trebbe/Heft/Weiß (2010) für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (NRW) und bei der Schülerbefragung 2007/2008 des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern. Erkenntnisse zur Mediennutzung von spezifischen Migrantengruppen, z. B. von Personen mit türkischem Migrationshintergrund, geben die jährlich durchgeführte Mehrthemenbefragung des Zentrums für Türkeistudien und Integration in NRW oder die Sonderauswertung der Umfrage Deutsch Türkische Lebens- und Wertewelten 2012 der INFO Markt- und Meinungsforschung GmbH. Zudem gibt es Erhebungen, die sich auf bestimmte Medien fokussieren und in ihrer Auswertung einer Differenzierung nach Migrationshintergrund Rechnung tragen, so z. B. eine Auswertung des jährlich von der Initiative D21 vorgelegten (N)Onliner Atlas zu Internetnutzung und Migrationshintergrund in Deutschland (2008) oder die Studie Lesen in Deutschland 2008 der Stiftung Lesen. Einen Fokus auf den Medienkonsum im familiären Kontext legt z. B. die Exper - tise zum Mediengebrauch in Familien mit Migrationshintergrund von Susanne Eggert und Helga Theunert (2002) oder die qualitative Studie Weil wir da alle zusammen sind (2008) des Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen beim Bayerischen Rundfunk. 2

Danach liegen folgende zentrale Ergebnisse zur Mediennutzung vor: Fernsehen ist wie für alle Bevölkerungsgruppen auch für Migranten das wichtigste Medium. Hingegen hören Migranten deutlich weniger Radio als Nicht-Migranten. Allgemein ist die komplementäre Nutzung deutscher und herkunftssprachiger Medien das gängige Nutzungsmuster. Die Nutzung deutschsprachiger oder herkunftssprachiger Medien ist abhängig von der Zuwanderergeneration, der Aufenthaltsdauer, den Sprachkenntnissen und dem Bildungsstatus. Jüngere, in Deutschland geborene und formal höher gebildete Migranten mit guten deutschen Sprachkenntnissen neigen besonders stark zu diesem Muster oder sogar zur ausschließlichen Nutzung deutscher Medien. Demgegenüber nutzen ältere Migranten, im Ausland geborene Personen und solche mit niedrigerem formalen Bildungsgrad häufiger Medienangebote in der Muttersprache. Migranten bevorzugen beim Fernsehen Privatsender mit hohen Unterhaltungsanteilen, was mit der jüngeren Altersstruktur der Zuwanderer zusammenhängt. Deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Programmen wird zwar eine hohe Informationskompetenz zugeschrieben, sie werden jedoch in der Praxis seltener genutzt. Die türkischstämmigen Migranten neigen im Vergleich zu anderen Herkunftsgruppen am stärksten zur Nutzung muttersprachiger Medien, insbesondere dem Fernsehen. Für sie gibt es auch das größte entsprechende Angebot, besonders bei Fernsehen und Printmedien. Jedoch ist es über alle Umfragen hinweg nur eine Minderheit, die ausschließlich türkische Medien nutzt. Demgegenüber scheinen insbesondere Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus Polen eine Affinität zu deutschsprachigen Medien zu haben. Das Internet wird von Migranten mittlerweile intensiv genutzt, vor allem von den Jüngeren. Die Internetnutzung scheint sich vor allem zu Ungunsten des Konsums von Printmedien auszuweiten. Es dominieren deutschsprachige Angebote oder zweisprachige Portale. Migranten, insbesondere männliche Kinder und Jugendliche, nutzen Bildschirmmedien wie Fernsehen, Mobiltelefone, Computer und Spielekonsolen häufiger und länger als entsprechende einheimische Vergleichsgruppen. Dies geht oft einher mit problematischen Aspekten wie z. B. der Nutzung nicht alters angemessener Angebote, Bewegungsmangel, Übergewicht, schlechtere Schulleistungen und erhöhte Gewaltbereitschaft. Es ist aber nicht hinreichend geklärt, ob dies kausal mit der Mediennutzung zusammenhängt. Für die Leseintensität von Büchern werden keine Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund aufgezeigt, jeweils ein Drittel der Bevölkerungsgruppe beschreibt sich als intensiven, weniger intensiven und nicht intensiven Leser. Die überwiegende Mehrheit in der Schülerbefragung gibt an, Zeitschriften, Zeitungen und Bücher auf Deutsch zu lesen. Die gemeinsame Nutzung des Fernsehens in der Familie hängt vom Alter der Kinder und dem Zeitbudget der Familienmitglieder ab. Wie bei Familien all - gemein findet das gemeinschaftliche Fernsehen meist am Abend bzw. am Wochenende statt. Sprachkenntnisse spielen die ausschlaggebende Rolle bei der Programmwahl, meist Kinder- oder Familiensendungen. Die Familientauglichkeit wird bei deutschen Privatsendern teilweise kritisiert. Schülerinnen und Schüler sehen gemeinsam mit ihren Eltern großenteils deutsche Fernsehangebote; ohne ihre Eltern steigt die Nutzung deutscher Sender weiter an. Deutschsprachiges Fernsehen wird am wenigsten häufig im familiären Kontext bei Türkischstämmigen gesehen, gefolgt von Familien aus der ehemaligen Sowjetunion. Gemeinsam mit den Eltern sehen Kinder mit ost - europäischem Hintergrund fast ausschließlich deutsches Fernsehen. 3

Susanne Eggert und Helga Theunert beschreiben in ihrer Expertise weiter die Funktion von herkunftssprachigen Medien, gerade auch im familiären Kontext: 1. Medien können lntegrationsprozesse unterstützen: Als Träger von Information liefern sie Wissen über die deutsche Gesellschaft ebenso, wie sie zur Vermittlung deutscher Kultur und Gepflogenheiten beitragen können. Darüber hinaus können Medienangebote auch das Erlernen der deutschen Sprache unterstützen. 2. Medien können eine Brücke zu den Herkunftsländern sein: Dies gilt einerseits für informative und unterhaltsame deutschsprachige Angebote, die die Herkunftsländer und dortige Ereignisse zum Thema machen. Andererseits gilt dies für muttersprachliche Angebote, mit denen Migrantinnen und Migranten sich in ihrer Landessprache unterhalten lassen, sich über das Geschehen in ihrem Herkunftsland informieren oder über das Internet in direktem Austausch mit Landsleuten treten können. 3. Medien bieten Orientierungen für das Balancieren zwischen den Kulturen: Ebenso wie bei deutschen Kindern und Jugendlichen ist auch bei Heranwachsenden mit Migrationshintergrund davon auszugehen, dass sie die Medien gezielt nach alltagstauglichen Orientierungen durchforsten. Eine besondere Ausrichtung kann die orientierende Bedeutung der Medien bei den Heranwachsenden erfahren, wenn Diskrepanzen zwischen unterschiedlichen Lebenswelten und Kulturen ausgeglichen werden müssen. 3. Sieht sie die Notwendigkeit, Migranten und deren Familien besser an inlän - dische Print- und elektronische Medien heranzuführen und wenn ja, auf welche Weise soll dies erreicht werden? Zu 3.: In einer Einwanderungsgesellschaft gehören zur Medienlandschaft neben deutschen Medien auch sog. Ethnomedien. Diese können Menschen mit Migra - tionshintergund die Möglichkeit bieten, den Kontakt zur Herkunftskultur aufrechtzuerhalten. Als Brücke zur Heimat liefern sie Informationen aus dem jeweiligen Herkunftsland und können kulturelle, sprachliche oder emotionale Bedürfnisse befriedigen. Für eine erfolgreiche Integration ist jedoch auch die Nutzung der deutschen Medien wichtig. Denn diese vermitteln Wissen über die jeweilige Gesellschaft, über Verhaltensweisen und Gepflogenheiten, über aktuelle Entwicklungen, Prozesse und Vorgänge. Sie können das Erlernen der deutschen Sprache fördern und ermöglichen somit eine adäquate Wahrnehmung und Teilhabe am gesellschaft - lichen Leben. Von Vorteil ist somit eine adäquate Mischung bei der Nutzung deutsch- und herkunftssprachiger Medien. In der modernen Wissensgesellschaft kommt es jedoch grundsätzlich auf eine adäquate Mediennutzung an. Entscheidend ist letztlich nicht, welche Medien genutzt werden, sondern auf welche Weise. Gefordert ist somit ein kompetenter Umgang mit Medien und ihren Produkten. Dabei gilt es beispielsweise, einen bewussten Umgang mit Printmedien, Rundfunk und digitalen Medien zu vermitteln sowie Chancen, aber auch Risiken des digitalen Zeitalters aufzuzeigen. In diesem Sinne gehört die Förderung von Medienkompetenz zu den wichtigen Anliegen der Landesregierung. Im Rahmen der Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg werden zahlreiche Projekte u. a. zur Stärkung der Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern angeboten, die auch Menschen mit Migrationshintergrund zugutekommen. Eine Fortführung bzw. Verstetigung der Initiative ist vom Kabinett beschlossen. So werden beispiels - weise im Rahmen des Projekts 101 Schulen Eltern, Lehrer und Schüler für das Thema Medienkompetenz sensibilisiert; das Projekt Medienpädagogische Eltern - arbeit ist der Ausbildung von Multiplikator(inn)en für die medienpädagogische Arbeit mit Eltern, Kindern und Jugendlichen gewidmet; im Projekt Eltern- Medienmentoren-Programm werden Eltern zu Medienmentoren ausgebildet. 4

Im Rahmen des letzteren Programms werden beispielsweise zielgruppenspezifische Angebote zur Medienbildung, Medienkompetenzförderung und zum pädagogischen Jugendmedienschutz entwickelt und erprobt, um den Eltern für den Alltag pädagogische Tipps zu geben und sie in ihrer Erziehungsarbeit zu bestärken. Dazu werden Eltern zu Mentorinnen und Mentoren ausgebildet, die anderen Eltern als Ansprechpartner für Themen der Mediennutzung und Medienerziehung zur Verfügung stehen und in Eigeninitiative Informations- und Gesprächsange - bote unterbreiten. Die als Mentorinnen und Mentoren qualifizierten Eltern agieren wohnortnah und beziehen bestehende lokale Netzwerke in ihre Tätigkeit ein. Im Jahr 2012 fanden flächendeckend 22 Multiplikatorenveranstaltungen ausschließlich für Menschen mit Migrationshintergrund statt. Des Weiteren wurde z. B. mit der vom Bund ausgezeichneten Aktion Anne wird Bürgermentorin aus Gaggenau (2. Preisträger des Deutschen Bürgerpreises 2011 in der Kategorie Alltagshelden ) erfolgreich eine Kooperation geschlossen, die Mentorenschulungen vor Ort bewirkte. Hier werden insbesondere türkische Mütter ( Anne ist das türkische Wort für Mutter) regional als Bürgermentorinnen qualifiziert. Im Rahmen der Kooperation fand eine Weiterbildung der Bürgermentorinnen im Bereich Medienpädagogik statt, die sehr erfolgreich verlief und großes Echo fand. Darüber hinaus hat das LMZ einen Elternratgeber zur Mediennutzung heraus - gegeben (www.lmz-bw.de/elternratgeber). Schließlich ist die Mediennutzung von Migranten nicht nur vom Verhalten der Nutzer selbst, sondern auch von den Angeboten der Medien abhängig. Studien zeigten vor allem für den Sektor Nachrichten, Information und Dokumentation eine geringe Medienberichterstattung über die Situation der Migranten in Deutschland und diese tendenziell in weniger positiven Kontexten. In den letzten Jahren gibt es positive Entwicklungstendenzen. Im Bereich der Unterhaltung, und hier vor allem im Fernsehen, wird unsere Gesellschaft zusehends facettenreicher dargestellt, sodass sich verschiedene Kulturen und Ethnien darin nun möglicherweise eher wiederfinden. Zu einem vielfältigeren Gesellschaftsbild auf der Angebotsseite können auch Journalisten mit Migrationshintergrund durch ihre Präsenz und möglicherweise andere Sichtweisen beitragen. Der Soziologe Rainer Geißler weist unter anderem auf nordamerikanische Studien hin, die zeigen, dass eine angemessene Beteiligung von Migranten an den Medienschaffenden eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung für integrative Medieninhalte ist. Öney Ministerin für Integration 5