Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) Patientenforum Medizinethik Die Krankenkasse zahlt nicht (mehr) alles Tutzing, den 29. Oktober 2011 Dr. Franziska Diel fdiel@kbv.de
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Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 4 von 13 Was sind IGeL? IGeL =? IGeL = Individuelle Gesundheitsleistungen Synonyme: Wahlleistungen, Zusatzleistungen, etc.
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 5 von 13 Definitionen Keine einheitliche und allgemeingültige Definition KBV/ BÄK WIdO Raspe 2007 Krimmel 1998 KBV/ Keine BÄK WIdO Sinnvoll, aber Raspe Nicht-gewerbliche 2007 Krimmel Behandlungsanlass 1998 Keine Leistungspflicht keine Leistungen liegt außerhalb Sinnvoll, aber keine Nicht-gewerbliche Behandlungsanlass der Leistungspflicht GKV der Finanzierung Nicht im durch Leistungen der liegt GKV- außerhalb der Aus GKVärztl. Sicht durch Solidarge- Solidargemeinschaft Leistungsum-fang der GKV Behandlungsver- Nicht Leistungsum- im GKV-Zuständigkeit Aus erforderlich ärztl. Sicht oder erforderlich empfehlenswert, oder empfehlenswert, zumindest aber zumindest vertretbar aber Von vertretbar Patienten Von ausdrücklich Patienten ausdrücklich gewünscht gewünscht Medizinisch überflüssig Umstrittener Nutzen Potentiell schädlich enthalten der GKV enthalten Überschreitung des Maß 12 SGB an aktuell V als Von nützlich, Patienten notwendig und akzeptiert wirtschaftlich Vollständig Definierten privat zu Von finanzieren Patienten fahren nicht Gegenstand der GKV akzeptiert Vollständig privat zu finanzieren
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 6 von 13 Welche Leistungen gehören zu IGeL? Permanentes IGeL-Verzeichnis durch medizinischtechnischen Fortschritt nicht möglich Keine offizielle IGeL-Liste vorhanden Beispiele für IGeL: Früherkennungsuntersuchungen Freizeit, Urlaub, Sport Medizinisch-Kosmetische Leistungen Labordiagnostische Wunschleistungen Ärztliche Serviceleistungen Psychotherapeutische Wunschleistungen
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 7 von 13 Zahlen, Daten, Fakten 19-53 % der Versicherten haben IGeL schon einmal angeboten bekommen Häufig durchgeführte IGeL Augeninnendruckmessung (ca. 40 %) Ultraschalluntersuchungen (ca. 25 %) IGeL-Einnahmen in 2010 ca. 1,5 Mrd. Euro Rund 50 %iger Anstieg seit 2008 Quelle: DIMDI (2011), HTA-Bericht, Individuelle Gesundheitsleistungen
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 8 von 13 Gebote zur Erbringung von IGeL Umfassende und verständliche Beratung Ausführliche sachliche Informationen zu Nutzen und Wirksamkeit Risiken und Nebenwirkungen Kosten Schriftlicher Vertrag (schriftliches) Informationsmaterial Angemessene Informations- und Bedenkzeit Aktiver Hinweis auf das Einholen einer Zweitmeinung Freie Entscheidungsmöglichkeit des Patienten Rechnung nach erfolgter Behandlung Keine Koppelung mit sonstigen Behandlungen Einhaltung von Gebietsgrenzen Quelle: Beschlussprotokoll des 109. Deutschen Ärztetages
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 9 von 13 Pro und Contra von IGe-Leistungen perspektivenabhängig! PRO Beitrag zu mehr Eigenverantwortung der Patienten Optimierte Individualmedizin Angebot von innovativen Leistungen Zeitliche Überbrückung bis zur Aufnahme in den GKV- Leistungskatalog (Hautkrebsscreening) Finanzielle Entlastung der GKV Haftungsrecht?? CONTRA Anpreisende Werbung Patienten werden zu Kunden Kommerzialisierung der Medizin Verunsicherung der Patienten Vertrauensverlust Fehlende Qualitätskontrolle Nutzenbeleg Widerspruch zur MBO-Ärzte Angebotsinduktion Defensivmedizin
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 10 von 13 Ethische Aspekte der IGeL Kommerzialisierung der Medizin Immanuel Kant Gleichstellung von ärztlichen und sonstigen Dienstleistungen Aufklärungs- und Informationspflichten des Arztes Mögliche Konfliktlage durch kommerzielle Eigeninteressen des Arztes Möglicher Missbrauch durch mangelnde Aufklärung Rolle und Verhältnis von Arzt und Patient Transformation des Patienten in Kunden und Verbraucher Soziale Ungleichheit Konsum der IGeL hängt von finanzieller Lage ab
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 11 von 13 Zukünftige Entwicklungen GKV-VStG (Regierungsentwurf) Leistungsangebot der KK kann in der Satzung festgelegt werden Aufnahme von Leistungen außerhalb des gesetzlichen Leistungskataloges (IGeL) möglich ( 11 Abs. 6 SGB V) Ausgestaltung und Weiterentwicklung des Gesundheitssystems Mehr oder weniger Eigenverantwortung der Patienten? IGeL sind Teil der grundsätzlichen Diskussion Erarbeitung des Patientenrechtegesetzes
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 12 von 13 Resümee IGeL sollten nicht grundsätzlich negativ bewertet, aber kritisch hinterfragt werden Auch wenn IGeL nur bedingt zum Solidarprinzip passen, sind sie im Einzelfall durchaus sinnvoll und sollten vom Arzt und Patienten in Betracht gezogen werden Der Arzt trägt die Verantwortung, die Patienten sachlich zu informieren, umfassend zu beraten und gesetzliche Vorgaben einzuhalten Patient trägt die Behandlungsentscheidung und muss daher souveräne Entscheidungen treffen www.patienten-information.de
Patientenforum Medizinethik 29.10.2011 Seite 13 von 13 Haben Sie Fragen? http://www.igel-check.de/ VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!