Gerechte Ressourcenallokation und Priorisierung im Gesundheitswesen Vortrag im Rahmen der Tagung Gerechtigkeit im Gesundheitswesen Akademie Die Wolfsburg 26.09.2011 Folie Nr. 1von 20
Gliederung 1. Ausgangspunkt und Problemlage 2. Begriffsklärungen 3. Gerechte Allokation nicht nur von Gesundheitsleistungen 4. Explizite oder implizite Priorisierung und Rationierung? 5. Kriterien für Priorisierung und Rationierung 1. Formale und inhaltliche Kriterien 2. Kosten-Nutzen-Verhältnis als Kriterium 3. Individuelle Tragbarkeit und Nähe zu Konsumgütern 4. Eigenverantwortung und Beeinflussbarkeit des Risikos 5. Keine Alterdiskriminierung 6. Begrenzung der Leistungen auf wirksame Maßnahmen 7. Begrenzung auf sinnvolle Maßnahmen kurz vor dem Lebensende 6. Schluss Folie Nr. 2von 20
1. Ausgangspunkt und Problemlage steigende Gesundheitsausgaben keine direkte Verbindung von Gesundheit und Gesundheitsausgaben hohe Kosten kurz vor dem Tod weitere Kostensteigerungen durch medizinischen Fortschritt höhere Lebenserwartung Probleme der Finanzierung angesichts zurückgehender Erwerbspersonenzahl Verdrängung dieser Probleme in der politischen Öffentlichkeit Folie Nr. 3von 20
2. Begriffsklärungen Allokation Rationierung implizit versus explizit hart versus weich Priorisierung (versus Posteriorisierung) Rationalisierung Folie Nr. 4von 20
3. Gerechte Allokation nicht nur von Gesundheitsleistungen Gerechtigkeit im Gesundheitswesen: Bedarfsgerechtigkeit was ist Bedarf? weder Maximalismus noch Minimalismus Diskriminierungsfreiheit welche Kriterien sind auszuschließen? Abwägung verschiedener Bedarfe Verbindung zu Gerechtigkeitsproblemen außerhalb des Gesundheitssystems Bildung Umwelt Arbeit Folie Nr. 5von 20
4. Explizite oder implizite Priorisierung und Rationierung pro explizit tranparent regelhaft demokratisch legitimiert ermöglich individuelle Vorsorge pro implizit Probleme nicht im Diskurs lösbar Entwertung bisher funktionierender Kriterien sehr individuelle Dilemmata Folie Nr. 6von 20
5. Kriterien für Priorisierung und Rationierung formal: siehe Abschnitt pro explizit inhaltlich: Menschenwürde, Grundrechte Stufenmodell Lebensschutz und Schutz vor schwerem Leid und Schmerzen (z. B. Herzinfarkt) Schutz vor dem Ausfall oder der Beeinträchtigung wesentlicher Organe und Körperfunktionen (z. B. Behandlung eines verletzten Auges) Schutz vor weniger schwer wiegenden oder nur vorübergehenden Beeinträchtigungen des Wohlbefindens (z. B. Behandlung einer Erkältung) Verbesserung und Stärkung von Körperfunktionen (z. B. Schönheitsoperationen) Problem: genaue Einordnung von Diagnose Therapie Paaren in diese Ebenen Folie Nr. 7von 20
5. Kriterien für Priorisierung und Rationierung formal: siehe Abschnitt pro explizit inhaltlich: Menschenwürde, Grundrechte Stufenmodell Lebensschutz und Schutz vor schwerem Leid und Schmerzen (z. B. Herzinfarkt) Schutz vor dem Ausfall oder der Beeinträchtigung wesentlicher Organe und Körperfunktionen (z. B. Behandlung eines verletzten Auges) Schutz vor weniger schwer wiegenden oder nur vorübergehenden Beeinträchtigungen des Wohlbefindens (z. B. Behandlung einer Erkältung) Verbesserung und Stärkung von Körperfunktionen (z. B. Schönheitsoperationen) Problem: genaue Einordnung von Diagnose Therapie Paaren in diese Ebenen Folie Nr. 8von 20
5. Kriterien für Priorisierung und Rationierung Besonders diskutierte Kriterien Kosten Nutzen Vergleich intrapersonell o.k. interpersonell problematisch, aber utilitaristischer Umschlagpunkt infrastrukturell unvermeidbar Probleme des QALY Verfahrens Individuelle Tragbarkeit und Nähe zu Konsumgütern z. B. Brillen (?) Eigenverantwortung und Beeinflussbarkeit des Risikos positive Anreize, Sanktionen für eigene Gesundheitsgefährdung, Ausschluss bestimmter Risiken Folie Nr. 9von 20
5. Kriterien für Priorisierung und Rationierung Alterdiskriminierung welche Leistungen sind gemeint? pro hohes Einsparpotenzial trifft nach Übergangszeit alle gleich Eindeutigkeit des Kriteriums Vorhersehbarkeit contra Individuelle Differenzen gegen feste Altersgrenze ökonomisch nicht immer sinnvoll Verbot der Diskriminierung Dammbruch in Richtung weiterer Diskrimnierung Folie Nr. 10 von 20
5. Kriterien für Priorisierung und Rationierung Begrenzung auf Wirksamkeit Problem der Überversorgung/Übertherapie falsche Anreize eigentlich Rationalisierung aber Problem strittiger Wirksamkeit Zumutbarkeit des Ausschlusses strittiger Maßnahmen, wenn es weniger strittige gibt hohe Plausibilität Folie Nr. 11 von 20
5. Kriterien für Priorisierung und Rationierung Begrenzung auf sinnvolle Maßnahmen kurz vor dem Lebensende falsche Anreize Aktionismus zur Bewältigung von Ohnmacht und zur Vermeidung unangenehmer Gespräche hohes Einsparpotenzial allgemeine Regelbarkeit? Mentalitätswandel, Palliativmedizin Patientenverfügung Folie Nr. 12 von 20
6. Schluss Priorität auf Ausschluss von nicht oder wenig wirksamen Maßnahmen, vor allem kurz vor dem Lebensende Werden die so möglichen Einsparungen ausreichen oder sind weitere Rationierungen nötig? Folie Nr. 13 von 20