Arbeit 4.0: Präventiv gestalten, kompetent bewältigen! Workshop: Psychische Belastungen im Arbeitskontext 30.11.2016, Print Media Academy Heidelberg Dr. Miriam Rexroth, BG RCI Elisa Feldmann, M.Sc., Universität Heidelberg 1
Ablauf 1. Einführung in das Thema 2. Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen 3. Zusammenfassung 2
1. Einführung in das Thema Gesetzliche Grundlage 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen (ArbSchG) (1) Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. (2) Der Arbeitgeber hat die Beurteilung je nach Art der Tätigkeiten vorzunehmen. Bei gleichartigen Arbeitsbedingungen ist die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend. (3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch 1. die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte und des Arbeitsplatzes, 2. physikalische, chemische und biologische Einwirkungen, 3. die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz von Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeitsstoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie den Umgang damit, 4. die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren, Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren Zusammenwirken, 5. unzureichende Qualifikation und Unterweisung der Beschäftigten, 6. psychische Belastungen bei der Arbeit 3
1. Einführung in das Thema Belastung vs. Beanspruchung Alltagssituationen, Aktuelle Ereignisse Freizeit, Sport, Hobby Arbeit, Beruf, Organisation Klima, Wetter Partner/in, Freunde, Familie Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken Individuelle Voraussetzungen: -Fähigkeiten, Fertigkeiten -Erfahrungen -Gesundheit -Aktuelle Verfassung -Bewältigungsstrategien Psychische Beanspruchung ist die unmittelbare Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit seiner jeweiligen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien DIN EN ISO 10075-1 4
1. Einführung in das Thema Belastungsfaktoren 10. Psychische Faktoren 10.1 Arbeitsaufgabe (z. B. Vollständigkeit der Aufgabe, Handlungsspielraum, Abwechslungsreichtum, Information, Verantwortung, emotionale Inanspruchnahme) 10.2 Arbeitsorganisation (z. B. Arbeitszeit, Arbeitsablauf, Kommunikation/ Kooperation) 10.3 Soziale Beziehungen (Kollegen, Führung) 10.4 Arbeitsumgebung (z. B. physikalische Faktoren, physische Faktoren, Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsmittel) --------------------------------------------------------------------------------------------------------- 10.5 Neue Arbeitsformen (räumliche Mobilität, Entgrenzung der Arbeit, atypische Arbeitsverhältnisse) Nationale Arbeitskonferenz (2012; 2015) 5
1. Einführung in das Thema Gefährdungsbeurteilung nach Arbeitsschutzgesetz GDA-Arbeitsprogramm Psyche (2016) 6
Ablauf 1. Einführung in das Thema 2. Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen 3. Zusammenfassung 7
2. Erfassung psychischer Belastungen BAuA Toolbox http://www.baua.de/de/informationen-fuer-die-praxis/handlungshilfen-und- Praxisbeispiele/Toolbox/Toolbox.html 8
2. Erfassung psychischer Belastungen Kategorisierung von Verfahren Richter (2010)
2. Erfassung psychischer Belastungen Methoden Befragungsverfahren, z.b. COPSOQ (Nübling, Stößel, Hasselhorn, Michaelis, & Hofmann, 2005)) Moderierte Besprechungsverfahren, z.b. Ideen-Treffen (DGUV, 2014) Beobachtungsverfahren, z.b. GPB (Michel, Sonntag, & Menzel, 2011; Sonntag, Frieling, & Stegmaier, 2012; Sonntag, Turgut, & Feldmann, 2016) 10
2. Erfassung psychischer Belastungen Befragungsverfahren COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) Fragebogen, z.b. Anforderungen, Feedback Langversion (30 Skalen, 141 Items) Standardversion (25 Skalen, 87 Items) Beispiel: Müssen Sie sehr schnell arbeiten? (5-stufig) Auswertung: Individueller Bericht oder Betriebsbericht Nübling et al. (2005); Richter (2010) 11
2. Erfassung psychischer Belastungen Moderierte Besprechungsverfahren Ideen-Treffen (DGUV) Inhalte Tipps für die Moderation Gefährdungsbeurteilung arbeitsbedingter psychischer Belastungen Strukturiertes Vorgehen im Arbeitsschutzausschuss Dialogorientiert unterweisen DGUV (2014) 12
2. Erfassung psychischer Belastungen Moderierte Besprechungsverfahren Ideen-Treffen (DGUV) DGUV (2014) 13
2. Erfassung psychischer Belastungen Beobachtungsverfahren GPB (Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung) Beobachtungsinterview durch ein Analyseteam Allgemeine Daten Arbeitsaufgaben Anforderungen, z. B. Verantwortungsumfang, Zeitspielraum Beispiel: Kann im Rahmen der Tätigkeit die Arbeitsgeschwindigkeit selbst bestimmt werden? (5-stufig) Auswertung: Kritische Kombinationen psychischer Belastungen Michel et al. (2011); Sonntag et al. (2012; 2016) 14
Austausch 15
Austausch: Vorteile verschiedener Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen 16
Austausch: Nachteile verschiedener Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen 17
Austausch: Die verschiedenen Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen sind besonders geeignet für 18
Austausch: Bedeutet ein Wandel der Arbeit auch einen Wandel der psychischen Belastungen? 19
Ablauf 1. Einführung in das Thema 2. Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen 3. Zusammenfassung 20
3. Zusammenfassung Zentrale Ergebnisse Vorteile Nachteile Geeignet für Befragung - Jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit zur Teilnahme - Anonymität Befragung - Subjektivität - Momentaufnahme Befragung - Überblick - Einstieg Moderierte Besprechung - Wertschätzung - KMU - Betroffene als Experten Beobachtung - Experten - Objektivierbarkeit Moderierte Besprechung - Offenheit? - Moderator - Soziale Erwünschtheit Beobachtung - Aufwand - Veränderung im Feld Moderierte Besprechung - KMU - Produktion - Etablierte Diskussionskultur Beobachtung - Große Unternehmen - Ausgeprägte Hierarchien 21
3. Zusammenfassung Zentrale Ergebnisse Wandel der Arbeit = Wandel der psychischen Belastungen?! Zunahme von Komplexität Beschleunigung Verdichtung Abhängigkeit von Maschinen Fremdbestimmung Abnahme von Physische Belastungen Kommunikation Feste Arbeitsverhältnisse 22
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Miriam Rexroth miriam.rexroth@bgrci.de Elisa Feldmann, M.Sc. elisa.feldmann@psychologie.uni-heidelberg.de 23
Literatur Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) (2013). Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetz ArbSchG). Berlin: Deutscher Bundestag. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) (2014). Gesund und fit im Kleinbetrieb. So geht s mit Ideen-Treffen. Tipps für Wirtschaft, Verwaltung und Dienstleistung. Berlin: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.v. (DGUV). DIN EN ISO 10075-1:2000-11, Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung Teil 1: Allgemeines und Begriffe (ISO 10075:1991) GDA-Arbeitsprogramm Psyche (2016). Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (2., erweiterte Aufl.). Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, GDA-Arbeitsprogramm Psyche. Michel, A., Sonntag, Kh., & Menzel, L. (2009). Instrument zur Analyse von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz Beanspruchung erkennen, Fehlbelastung vermeiden. Personalführung, 7, 40-47. Nationale Arbeitsschutzkonferenz (2012). Leitlinie Beratung und Überwachung bei psychischer Belastung am Arbeitsplatz. Berlin: Nationale Arbeitsschutzstrategie. Nationale Arbeitsschutzkonferenz (2015). Leitlinie Gefährdungsbeurteilung und Dokumentation. Berlin: Nationale Arbeitsschutzstrategie. Nübling, M., Stößel, U., Hasselhorn, H.-M., Michaelis, M., & Hofmann, F. (2005). Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen - Erprobung eines Messinstrumentes (COPSOQ). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW. Richter, G. (2010). Toolbox Version 1.2: Instrumente zur Erfassung psychischer Belastungen. Dortmund/Berlin/Dresden: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Sonntag, Kh., Frieling, E., & Stegmaier, R. (2012). Lehrbuch Arbeitspsychologie (3. Aufl.). Bern: Huber. Sonntag, Kh., Turgut, S., & Feldmann, E. (2016). Arbeitsbedingte Belastungen erkennen, Stress reduzieren, Wohlbefinden ermöglichen: Ressourcenorientierte Gesundheitsförderung. In Kh. Sonntag (Hrsg.), Personalentwicklung in Organisationen: Psychologische Grundlagen, Methoden und Strategien (4. Aufl., S. 411-453). Göttingen: Hogrefe.) 24