Expertenstandards aktuell Umsetzung im Akutkrankenhaus Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 1
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 2 Gliederung 1. Implementierung aus Managementsicht 2. Juristischer Hintergrund 3. Pflegerische Aspekte/Pflegerische Verantwortung 4. Ethische Aspekte 5. Einbindung in die Organisation/Pflegepraxis 6. Praxis und Ergebnisse am Beispiel ukb 7. Fazit - Nachhaltigkeit
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 3 Implementierung aus Managementsicht Gewährleistung von Ergebnisqualität Motivation der Mitarbeiter Bereitstellung von Wissen und Ressourcen unter Berücksichtigung juristischer, pflegerischer, ökonomischer und ethischer Aspekte Anpassung der Expertenstandards in die Organisation und in die pflegerische Praxis
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 4 Juristischer Hintergrund 11 Abs 4 SGB V (Rechtsanspruch auf Versorgungsmanagement) 113a SGB XI (Expertenstandards zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege -> zum Schutz des Pflegebedürftigen) nationale Expertenstandards dienen als vorweggenommenes Sachverständigengutachten (aktueller Stand in der Pflegeforschung) Haupthaftungsverantwortung des Managements S. Schmidt (2009): Expertenstandard in der Pflege: Eine Gebrauchsanleitung
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 5 Pflegerische Aspekte/Pflegerische Verantwortung (1) erhöht die Patientenorientierung verbessert die praxisrelevante Fortbildung und Anleitung regt interdisziplinäre Qualitätsdiskussionen an unterstützt die Behandlung nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen dient der Professionalisierung fördert den Theorie-Praxis-Transfer
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 6 Pflegerische Aspekte/Pflegerische Verantwortung (2) fördert die Transparenz und Verbindlichkeit verbessert die Ergebnisqualität verstärkt die Verantwortung für die Nachsorge der Patienten unterstreicht die gesellschaftliche Verantwortung (Gesundheitskosten) dient als Qualitätsindikator für die Pflege in der Öffentlichkeit (jährliche Meldung der Dekubitusfallzahl an das AQUA-Institut)
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 7 Ethische Aspekte sichert bestmögliche pflegerische Versorgung des Patienten (gesellschaftliche Verantwortung) untermauert die Fürsorgepflicht gegenüber den Patienten fördert die gleichberechtigte Behandlung
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 8 Einbindung in die Organisation/Pflegepraxis Expertenstandards legen das Wie und Was fest, aber nicht Womit. 1) Anpassung des Expertenstandards 2) Einführung des hausinternen Standards 3) Anwendung des Standards 4) Evaluation des Standards 5) ggf. wieder Anpassung des Standards
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 9 Phasen zur Implementierung des Expertenstandards Phase 0 Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4 Projektvorbereitung Fortbildung zum Thema des Expertenstandards und zur Qualitätsentwicklung Anpassung des Standards an die besonderen Anforderungen der Zielgruppe/Pflegeeinheit Einführung des Standards Datenerhebung (Audit) Quelle: Schiemann & Moers (2006)
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 10 Einführung im ukb Standard Implementierung 1. Dekubitusprophylaxe Juli 2000 - Oktober 2003 2. Entlassungsmanagement Januar 2003 - Mai 2004 3. Sturzprophylaxe Januar 2005 - Dezember 2005 4. Schmerzmanagement Januar 2004 - Juni 2005 keine hausweite Einführung, da keine Vereinbarung mit ärztlichen Dienst möglich 5. Förderung der Harnkontinenz März 2006 hausweite vollständige Implementierung des Standards aufgrund von kurzen Verweildauern nicht sinnvoll 6. chronische Wunden Januar 2008 Juli 2008 nur in einer Abteilung
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 11 Beispiel: Sturz Projektplan Modellstationen Sturzprophylaxe Vorbesprechung mit den PL B3/C3 Dezember 2004 Vorbesprechung mit dem Klinikdirektor Kick-Off-Terminabsprache mit Pflegeleitungen Dezember 2004 Kick-Off-Veranstaltung Januar 2005 Fortbildungen je Bedarf (im Rahmen von Dienstbesprechungen) Februar Juni 2005 MA-Info über aktuellen Stand in den Stationsbesprechungen Februar Juni 2005 Anpassung des Standards Februar März 2005 Vorstellung des überarbeiteten Standards in einer Stationsbesprechung März 2005 Einführung des Standards April - Mai 2005 Datenerhebung (Audit) Mai - Juni 2005 Auswertung der Daten Juni 2005
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 12 Beispiel: Sturz 2004 2005 2006 2008 2010 2011 2012 Behandlungstage (Pflegetage) stationäre Patienten 175.536 173.855 173.009 178.990 186.329 191.009 194.624 18.336 19.089 19.628 21.051 22.342 22.888 23.333 Stürze gesamt 287 243 179 162 203 161 108 Sturzrate/1000 Pflegetage 1,6 1,4 1,0 0,9 1,1 0,8 0,6 Einführung des Expertenstandards im ukb
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 13 Beispiel: Dekubitus 2003 2004 2005 2007 2009 2010 2011 2012 stationäre Patienten Dekubitus (nosokomial) 19.075 18.336 19.089 20.608 21.687 22.342 22.888 23.333 146 144 123 53 48 50 43 25 Dekubitusrate 0,7 0,8 0,7 0,3 0,2 0,2 0,18 0,11 Einführung des Expertenstandards im ukb
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 14 Fazit - Nachhaltigkeit Expertenstandards müssen strukturiert eingeführt und auf die eigene Institution abgestimmt werden, dies macht Evaluation und evtl. Anpassung notwendig. Standardnutzung muss durch eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung, eine laufende Überprüfung der Pflegepraxis und durch ein positives Management unterstützt werden. Fachliche Supervision wird durch wissenschaftlich ausgebildete Mitarbeiter durchgeführt. (Theorie-Praxis Transfer) Audits erfolgen alle zwei Jahre, denn einmal eingeführt heißt nicht für immer gelebt.
Dipl.-Kfm. Matthias Witt, 11. Gesundheitspflege-Kongress, 15. und 16. November 2013, Radison Blue Hotel Hamburg Seite 15 Vortagsthesen: Expertenstandards dienen als vorweggenommenes Sachverständigengutachten dienen zum Schutz des Pflegebedürftigen dient als Qualitätsindikator für die Pflege in der Öffentlichkeit regt interdisziplinäre Qualitätsdiskussionen an verbessert die Ergebnisqualität Haupthaftungsverantwortung des Managements müssen strukturiert eingeführt werden.