Grundkurs VWL Kapitel 18 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage und Angebot Artur Tarassow Universität Hamburg Fachbereich Sozialökonomie Artur.Tarassow@wiso.uni-hamburg.de 1 / 62
Outline Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Vollbeschäftigungsangebot Kurzfristige nachfragebestimmtes Angebot Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Determinanten des privaten Konsums Der Multiplikatoreffekt Aufgaben 2 / 62
Unterschiede zwischen der Analyse auf mikro- und makroökonomischer Ebene Mikroökonomik: Bei der Analyse einzelner Märkte wird das Einkommen der Verbraucher als exogen betrachtet. So haben z.b. Veränderungen auf dem Markt für Produkt X keinen Einfluss auf das Einkommen der Studenten. Makroökonomik: Bei der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung wird das Einkommen im Marktprozess bestimmt. Es ist eine endogene Größe. Erfordert, die Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots und der Nachfrage. Wie bereits am Beispiel empirischer Daten gezeigt, ist die Beschäftigung positiv mit der Konjunktur korreliert. 3 / 62
Inhalt dieses Kapitels Einfaches Modell ( Einkommen-Ausgaben-Modell ), bei dem nur Mengen-Größen vorkommen. Preise, Zinsen und Löhne sind per Annahme konstant. Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots. Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. 4 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Zwei verschiedene Konzepte: 1. Vollbeschäftigungsangebot: Angebot, das bei Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt möglich wäre (langfristig mögliches Angebot oder Produktionspotential). 2. Nachfrageabhängiges Angebot: Angebot, das von den Unternehmen tatsächlich auf den Markt gebracht wird (kurzfristig tatsächlich realisiertes Angebot). 5 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Vollbeschäftigungsangebots Herleitung aus dem Modell für den Arbeitsmarkt (Kapitel 10) bzw. siehe Folien zum Mikroteil. Annahme: Es handelt sich dabei um den Arbeitsmarkt für die gesamte Volkswirtschaft. Verlauf von gesamtwirtschaftlichem Arbeitsangebot und gesamtwirtschaftlicher Arbeitsnachfrage identisch wie bei einzelwirtschaftlicher Betrachtung. Hierarchie der Märkte: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt bestimmt Produktionsoutput. 6 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Vollbeschäftigungsangebots Das klassische Arbeitsmarktmodell 1 Arbeitsangebot: Bestimmt durch Präferenzen der Arbeitnehmer für Arbeit und Freizeit. Arbeitsnachfrage: Produktionstechnologie der Unternehmen, Produktivität der Arbeitnehmer. Kapitalstock K wird ist gegeben und konstant ( K). Vollbeschäftigungsangebot ergibt sich als Gleichgewicht aus Arbeitsnachfrage und angebot. Im Gleichgewicht findet jeder, der zum angebotenen Preis arbeiten will, eine Beschäftigung. Das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt ist in diesem Ansatz unabhängig von der aktuellen Nachfragesituation auf dem Gütermarkt. 1 Zur Herleitung der Kurven siehe Kapitel 10. 7 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Vollbeschäftigungsangebot Figure : Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots über den Arbeitsmarkt 8 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Vollbeschäftigungsangebot 1. Schritt: Am Arbeitsmarkt werden der Gleichgewichts-Reallohn und die gleichgewichtige Beschäftigung (N ) bestimmt 2. Schritt: Diese Beschäftigungsmenge wird in eine gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion eingesetzt Y = f (N, K) 2 3. Der so ermittelte Output (Y ) ist das Vollbeschäftigungsangebot 2 Der Ausdruck bedeutet, dass der Output eine Funktion der beiden Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital ist, wobei K als fix angenommen wird in der kurzen Frist. 9 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Kurzfristiges nachfragebestimmtes Angebot Die Keynesianisch-geprägte Hierarchie der Märkte: Gütermarktsituation bestimmt die Arbeitsmarktsituation. Annahme: Unternehmen lassen sich bei ihren Angebotsentscheidungen stark von der aktuellen Nachfragesituation auf dem Gütermarkt leiten. Rolle der Erwartungen über künftige Situationen sind zentral. Mögliche Erwartungsbildungsprozesse: extrapolative Erwartungen (reines Fortschreiben der Vergangenheit). adaptive Erwartungen (Erwartungen werden nach Maßgabe der Erwartungsfehler korrigiert). rationale Erwartungen: Rein vorausschauende Erwartungen. 10 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Kurzfristiges nachfragebestimmtes Angebot Es wäre dumm, wenn wir uns bei unserer Erwartungsbildung sehr stark von Dingen leiten ließen, die sehr unsicher sind. Es ist deshalb vernünftig, sich im Wesentlichen an Fakten zu orientieren, über die wir uns einigermaßen sicher fühlen, selbst wenn sie weniger relevant sind als andere Fakten, über die wir nur ungenau und unzureichend informiert sind. Deshalb haben die Fakten über die aktuelle Situation einen überproportional hohen Einfluss auf unsere langfristige Erwartungsbildung. Wir gehen also üblicherweise so vor, dass wir die aktuelle Situation einfach in die Zukunft projizieren und sie nur in dem Maße anpassen, in dem wir mehr oder weniger gute Gründe haben, eine Änderung zu erwarten Keynes (1936, S. 148) 11 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Figure : Ifo-Test: Geschäftslage und Erwartungen der Unternehmen stimmen häufig überein 12 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Kurzfristiges nachfragebestimmtes Angebot Annahmen des Kurzfristmodells: Unternehmen bieten kurzfristig die Menge an, von der sie erwarten, dass sie auch nachgefragt wird. Unternehmen können Nachfrage richtig antizipieren. Angebot wird somit nur von der (erwarteten) Nachfrage bestimmt. 13 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Kurzfristiges nachfragebestimmtes Angebot Das kurzfristige Angebot hängt von der Nachfrage ab. Die 45-Grad-Linie verdeutlicht, dass im Gleichgewicht Nachfrage und Angebot gleich sein müssen (Gleichgewichtsbedingung). Figure : Das kurzfristige Angebot der Unternehmen auf dem Gütermarkt 14 / 62
Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Vereinfachte Herleitung des kurzfristigen Angebots Figure : Das kurzfristige Angebot und (klassisches) Vollbeschäftigungsangebot 15 / 62
Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Gesamtwirtschaftliche Nachfrage 16 / 62
Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Determinanten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Wie bereits von der Verwendungsseite der VGR bekannt: privater Konsum (C) staatlicher Konsum (G) Investitionen (I ) Vorratsveränderung ( V ) Export (X ) Importe (M) Y n = C + G + I + V + (X M) (1) 17 / 62
Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Determinanten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in einer geschlossenen VW ohne Staatssektor: Privater Konsum C Private Investitionen I Y n = C + I (2) 18 / 62
Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Die Determinanten des privaten Konsums Konsumausgaben (C) werden bestimmt: vom laufenden Einkommen (Y ) (absolute Einkommenshypothese) sowie von autonomen Konsumausgaben (a), die unabhängig von der Höhe des Einkommens getätigt werden. Weitere Determinanten des Konsums, wie z.b. Zinseinkommen, erwartetes Einkommen bleiben unberücksichtigt. 19 / 62
Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Die Determinanten des privaten Konsums Konsumfunktion C = a + b Y (3) a > 0 steht für den einkommensunabhängigen Teil des Konsums. 0 b 1 = dc dy bezeichnet die marginale Konsumquote (zusätzliche Konsumausgaben mit jedem zusätzlichen Einkommenseuro) Da das Einkommen vollständig aus der laufenden Produktion stammt, gilt auch: Y = Y a Das tatsächliche Angebot entspricht dem geplanten Angebot. 20 / 62
Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Die Determinanten des privaten Konsums Figure : Die Konsumfunktion 21 / 62
Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Aufgabe 1. Was passiert, wenn der autonome Konsum auf a = 4 ansteigt? Zeichnen Sie die dazugehörige Konsumfunktion. 2. Wie ändert sich die Konsumfunktion, wenn die Konsumneigung auf b = 1 ansteigt? Zeichnen Sie die dazugehörige Konsumfunktion. 3. Wie ändert sich die Konsumfunktion, wenn die Konsumneigung auf b = 0.1 sinkt? Zeichnen Sie die dazugehörige Konsumfunktion. 22 / 62
Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Ersparnis Die Ersparnisse der Haushalte sind definiert als der nicht-konsumierte Teil des Einkommens: S = Y C Um sicherzustellen, dass die gesamte Produktion (das gesamte Einkommen) Y verbraucht wird, müssen die Ersparnisse einer anderen Verwendung zukommen. Die Investitionen der Unternehmen werden mittels der Ersparnisse der Haushalte finanziert. Damit die gesamte Produktion verbraucht wird, müssen der gesamte nicht-konsumierte Teil für Investitionszwecke genutzt werden. Die Gleichgewichtsbedingung für einen geräumten Gütermarkt lautet: S = I (4) 23 / 62
Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Konsum, Ersparnis und Investitionen Es gilt weiterhin: Y n = C + I Durch Einsetzen der Konsumfunktion aus Gl. (3): Y n = a + by a + I Wir nehmen an, dass die Investitionen exogen vorgegeben sind: Dies ist also unsere Nachfragegleichung Y n = a + by a + Ī (5) 24 / 62
Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Figure : Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage für Ī = 1 und C = 2 + 0.5Y 25 / 62
Gleichgewichtsproduktion Gleichgewichtsproduktion 26 / 62
Gleichgewichtsproduktion Wie kommt es zu einem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage? Gleichgewicht: Pläne von Anbietern und Nachfragern sind miteinander kompatibel. In dem hier dargestellten Modell kommt es stets zu einem Gleichgewicht von kurzfristigem Angebot und Nachfrage. Unternehmen bestimmen ihr kurzfristiges Angebot so, dass es der Nachfrage entspricht: Unternehmen passen Ihre Produktionsmenge an die Nachfrageerwartungen an. 3 Dieses ergibt sich im Schnittpunkt von Y n (= gesamtwirtschaftliche Nachfrage) mit 45 -Linie (=kurzfristiges Angebot). Das Gleichgewicht kann über oder unter dem Vollbeschäftigungsangebot Y v liegen. 3 Merke: In diesem Modell gibt es keine Preis- sondern nur Mengenanpassungen an Ungleichgewichte, da die Preise fix sind. 27 / 62
Gleichgewichtsproduktion Figure : 45 -Linie ist der Ort aller Gleichgewichte von kurzfristigem Angebot und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage 28 / 62
Gleichgewichtsproduktion Figure : Drei denkbare Konstellationen für das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht 29 / 62
Gleichgewichtsproduktion Die Determinanten der Lage des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts Autonomer Konsum (a) Verschiebung entlang der Y-Achse. marginale Konsumneigung (b) Veränderung der Steigung der Nachfragefunktion. Investitionsneigung (I ) Verschiebung entlang der Y-Achse. Ob es zu A, B oder C kommt hängt von den konkreten Werten dieser Größen ab. 30 / 62
Gleichgewichtsproduktion Drei denkbare Konstellationen für das kurzfristige gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Bestimmung der Gleichgewichtsproduktion, Y : Y : Y n = Y a Y n = a + by a + Ī Y = 1 1 b (a + I ) Wichtig: Gleichgewichtsproduktion Y und Vollbeschäftigungsoutput Y v müssen nicht notwendigerweise übereinstimmen. Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung: Schnittpunkt links von Y v Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung: Schnittpunkt bei Y v Gleichgewicht bei Überauslastung: Schnittpunkt rechts von Y v 31 / 62
Gleichgewichtsproduktion Aufgabe 1. Angenommen der autonome Konsums steigt. Welchen Effekt hat dies für das ges.-wirtschaftliche Gleichgewicht? 2. Erklären Sie den Effekt einer Senkung des marginalen Konsumneigung für das ges.-wirtschaftliche Gleichgewicht. 3. Berechnen Sie das Gleichgewichtseinkommen für eine Konsumneigung von b = 1. 4. Welchen Effekt hat eine Veränderung der aggregierten Nachfrage, wenn die klassische vertikale Angebotskurve statt der kurzfristigen 45-Grad-Linie angenommen wird? Erläutern Sie. 32 / 62
Der Link zur Beschäftigung Der Link zur Beschäftigung 33 / 62
Der Link zur Beschäftigung Ist ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftgung überhaupt möglich? Ökonomen vor Keynes: 4 Das Angebot schafft sich immer eine ausreichende Nachfrage (Say s Law). Keynes: Wirtschaft kann für längere Zeit aus eigener Kraft nicht mehr aus Unterbeschäftigung herauskommen, da das kurzfristige Angebot durch die Nachfrage bestimmt wird. Permanente Unterbeschäftigung durchaus möglich. 4 Ausnahmen sind u.a. die Arbeiten von Mill und Marx. 34 / 62
Der Link zur Beschäftigung I Zahlenbeispiel für ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung Angenommen das Vollbeschäftigungseinkommen liegt bei Y v = 8 Konkrete Werte: I = 1, a = 2, b = 0, 5 Y n = 1 + 2 + 0, 5 Y (gesamtwirtschaftl. Nachfrage) Y a = Y (gesamtwirtschaftl. Angebot) Gleichgewichtsbedingung: Y n = Y a Y = 1 + 2 + 0, 5Y Gleichgewichtseinkommen Y = 1 1 0,5 (1 + 2) = 6 Bei gegebener Parameterkonstellation ist das Gleichgewichtseinkommen unterhalb des Vollbeschäftigungseinkommens 35 / 62
Der Link zur Beschäftigung II Zahlenbeispiel für ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung Was geschieht, wenn Unternehmen an Say glauben und im Umfang von Y a = 8 produzieren? Die Unternehmen nehmen fälschlicherweise an, dass das Gleichgewichtseinkommen Y = 8 = Y v entspricht: C = 2 + 0.5 8 = 6 (6) Die ges.-wirts. Nachfrage beträgt für C = 6 und I = 1 jedoch nur: Y n = 1 + 6 = 7 (7) Somit Y n < Y a Überangebot an Waren. 36 / 62
Der Link zur Beschäftigung III Zahlenbeispiel für ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung Geplante Ersparnis S der Haushalte bei Y = 8: S ex ante = 8 }{{} =Y }{{} 6 = 2 =C Geplante Investitionen (I ) der Unternehmen: I ex ante = 1 S ex ante > I ex ante, d.h. die Sparpläne der privaten Haushalte und die Investitionspläne der Unternehmen passen nicht zusammen. Y = 8 könnte nur dann zum Gleichgewicht führen, wenn die Haushalte weniger sparen würden. Konkret, wenn b von 0, 5 auf 5/8 ansteigen würde. Weitere Alternative: Unternehmen steigern ihre Investitionen. 37 / 62
Der Link zur Beschäftigung Aufgabe: Zeigen Sie, dass bei einer marginalen Konsumquote von b = 0, 625 das Gleichgewichtseinkommen dem Vollbeschäftigungseinkommen Y v = 8 entspricht! 38 / 62
Der Link zur Beschäftigung Sparen ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nicht immer eine Tugend Eine individuelle Sparentscheidung bedeutet beispielsweise, dass man heute darauf verzichtet, in ein Restaurant zu gehen. Aber es ergibt sich daraus keine Notwendigkeit in einer Woche oder einem Jahr essen zu gehen oder ein Paar Stiefel zu kaufen oder irgendetwas anderes zu einem bestimmten Zeitpunkt. Also beeinträchtigt das Sparen das Geschäft derjenigen, die das Essen für heute vorbereiten, ohne dass es das Geschäft derjenigen belebt, die Konsumgüter in der Zukunft anbieten. Es bedeutet also nicht, dass die gegenwärtige Konsumnachfrage durch eine zukünftige Konsumnachfrage substituiert wird. Es stellt insgesamt eine Verminderung dieser Nachfrage dar. John Maynard Keynes (1973, S. 210) 39 / 62
Der Link zur Beschäftigung Auswirkungen eines kurzfristigen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, das unter dem Vollbeschäftigungs-Output liegt Wenn Y 0 < Y v Unternehmen fragen maximal soviel Arbeit nach, wie sie zur Produktion von Y 0 benötigen. Dies führt zu einer Rationierung am Arbeitsmarkt, die mit (keynesianischer) Arbeitslosigkeit einhergeht. 40 / 62
Der Link zur Beschäftigung Figure : Rationierung auf dem Arbeitsmarkt 41 / 62
Der Link zur Beschäftigung Figure : Keynesianische Arbeitslosigkeit (isolierte Betrachtung) Notionale Nachfragekurve: Nachfrage der Unternehmen in einer Situation ohne Rationierung durch den Gütermarkt. 42 / 62
Der Link zur Beschäftigung I Auswirkungen eines kurzfristigen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, das unter dem Vollbeschäftigungs-Output liegt Für einen Reallohn (w/p) liegt das geplante Arbeitsangebot der Beschäftigten bei N Aufgrund der deflatorischen Lücke fragen die Unternehmen jedoch nur Beschäftigung in Höhe von N 0 nach Es kommt zur Arbeitslosigkeit in Höhe von U: U = N N 0 Somit kann Arbeitslosigkeit auch makroökonomisch erklärt werden Keynesianische Arbeitslosigkeit Die Möglichkeiten diesen Typ Arbeitslosigkeit zu reduzieren liegen außerhalb des individuellen Wirkungsbereichs, da ein makroökonomisches Problem 43 / 62
Der Link zur Beschäftigung Figure : Klassische Arbeitslosigkeit 44 / 62
Der Link zur Beschäftigung Entscheidender Unterschied zur klassischen Arbeitslosigkeit Keynesianische Arbeitslosigkeit Kann nur durch zusätzliche Nachfrage abgebaut werden. (Real-)Lohnsenkungen sind wirkungslos, unter Umständen sogar kontraproduktiv. EinkommenY C Y n Y a Y... Klassische Arbeitslosigkeit (Real-)Lohnsenkung führt zu Vollbeschäftigung Das Problem besteht darin, zwischen beiden Formen der Arbeitslosigkeit in der Praxis zu unterscheiden! 45 / 62
Der Multiplikatoreffekt Der Multiplikatoreffekt 46 / 62
Der Multiplikatoreffekt Wir haben gesehen, dass eine Veränderung des Konsums oder der Investitionen um eine Einheit, einen vielfach größeren Effekt auf die Nachfrage ausüben kann: 1 Y = (1 + 2) = 6 1 0.5 1 Y = (1 + 3) = 8 1 0.5 Der Multiplikator des Konsums entspricht: dy dc = 1 1 0.5 = 2 (8) Der Anstieg des Konsums um eine Einheit, erhöht die Nachfrage um 2 Einheiten Wie kommt es zu diesem Effekt? 47 / 62
Der Multiplikatoreffekt Startpunkt: Gleichgewicht in Punkt A Angenommen die autonomen Konsumausgaben steigen um eine Milliarde EUR ZZ-Kurve steigt auf ZZ. 5 Temporäre Situation: In Punkt B Nachfrage > Angebot. Wie wird diese Ungleichgewichtssituation abgebaut? Unternehmen steigern Produktion um eine Milliarde EUR: Von B nach C. Produktionsanstieg führt nun zu höherem Einkommen, wodurch zusätzliche Nachfrage induziert wird: Von C nach D. Kumulativer Prozess bis neuer Gleichgewichtspunkt A erreicht wird. 5 Die Nachfragekurve Y n ist in diesem Beispiel ZZ benannt. 48 / 62
Der Multiplikatoreffekt Der Multiplikatoreffekt 49 / 62
Der Multiplikatoreffekt Der Multiplikator ist die Summe sukzessiver Anstiege der Produktion, die aus einem Anstieg der Nachfrage resultieren Steigt die Nachfrage um 1 Mio. EURO, dann ergibt sich nach n Runden eine Erhöhung der Produktion um 1 Mio. EURO multipliziert mit der folgenden Summe: 1 + c 1 + c 2 +... + c n Diese Summe bezeichnet man als geometrische Reihe Der Multiplikator ist umso höher, je niedriger die Sparneigung bzw. je höher die Konsumneigung Sparen hat zumindest kurzfristig einen negativen Effekt auf die Produktion 50 / 62
Der Multiplikatoreffekt Beispiel 1: Der Ausgabenmultiplikator Angenommen wir sind in einer Ökonomie mit mehreren Personen, die alle eine Konsumquote von 0,9 haben: c = 1 s = 1 0.1 = 0.9 Person 1 gibt 100EUR aus, welches Person 2 als Einkommen empfängt Person 2 wiederum gibt von den 100EUR, 90EUR aus, welche Person 3 als Einkommen empfängt usw... Ausgaben =111*0.9=100 Ausgaben = 100*0.9=90 Ausgaben = 90*0.9=81 Ausgaben = 81*0.9=72.9 Ausgaben = 72.9*0.9=65.61 und so fort... 51 / 62
Der Multiplikatoreffekt Beispiel 1: Der Ausgabenmultiplikator Fortsetzung Die Höhe der gesamten Wertschöpfung lässt sich unter Verwendung einer unendlich geometrischen Reihe (n-folgen) wie folgt berechnen: Ges. Wertschoepfung = 100 + 90 + 81 + 72.9 + 65.61 +... = 100 (1 + 0.9 1 + 0.9 2 + 0.9 3 + 0.9 4 +... + 0.9 n ) 1 = 100 ( 1 0.9 ) = 100 1 0.1 = 1000 52 / 62
Der Multiplikatoreffekt Beispiel 2: Ausgabenmultiplikator Die Produktion, Y t, im Monat t gleicht der Summe der Konsumund Investitionsausgaben, C t bzw. I t : Y t = C t + I t In jedem Monat werden 90% der Einkommen aus dem Vormonat für Konsumgüter ausgegeben: C t = 0.9 Y t 1 Für 2 Monate sind die Größen I t, C t und Y t konstant bei 1EUR, 9EUR und 10EUR In Monat 3 entscheiden sich die Unternehmen, die Investitionen um 0.1EUR dauerhaft zu erhöhen, um mehr Leute zu beschäftigen Das wird zu einer Erhöhung der Einkommen sowie (verzögert) zu einem Anstieg der Konsumausgaben führen, was wiederum die Einkommen steigert... 53 / 62
Der Multiplikatoreffekt Beispiel 2: Ausgabenmultiplikator Fortsetzung t Monat Y t 1 C t = 0.9Y t 1 I t Y t Y t = Y t Y t 1 1 10 9 1 10 0 2 10 9 1 10 0 3 10 9 1.1 10.1 0.1 4 10.10 9.09 1.1 10.19 0.09 5 10.19 9.17 1.1 10.27 0.08 6 10.27 9.24 1.1 10.34 0.073 7 10.34. 1.1 -............. n.. 1.1 11. 54 / 62
Der Multiplikatoreffekt Beispiel 2: Ausgabenmultiplikator Fortsetzung Der totale Anstieg des Einkommens in Monat n ergibt sich aus der Summe der Veränderungen, Y t : 0.1 1 cn 1 c Im 4. Monat beträgt das zusätzlich induzierte Einkommen, resultierend aus einem autonomen Anstieg der Investitionen von 0.1 Einheiten: 0.1 1 0.94 1 0.9 = 0.1 1 0.6561 0.1 = 0.34 Nach n Monaten steigt das Einkommen, Y, um 1 Einheit infolge der dauerhaft gestiegenen Investitionsausgaben von 0.1: 0.1 1 0.9n 1 0.9 = 0.1 1 1 0.9 = 1 Das Einkommen steigt somit um das 10-fache der zusätzlichen Investitionen: 1 1 0.9 = 10 55 / 62
Der Multiplikatoreffekt Beispiel 2: Ausgabenmultiplikator Fortsetzung Z= C+I Anpassungspfad für das dynamische Modell: 1. Y(t) = C(t)+I(t) 2. C(t) = 0.9*Y(t-1) = 9.9+1.1 =10 dz=0.081 dz=0.09 dz=0.1 Z=9+1 =10 dy =0.1 dy =0.09 dy =0.081 10 11 Einkommen Y 56 / 62
Der Multiplikatoreffekt Die verbale Analyse Kurzfristig wird die Produktion von der Nachfrage bestimmt. Nachfrage hängt ihrerseits vom Einkommen ab. Das Einkommen entspricht wiederum der Produktion. Ein Anstieg der Nachfrage (z.b. ein Anstieg der Investitionen) führt zu einem Anstieg der Produktion und zu einer entsprechenden Veränderung des Einkommens. Einkommenserhöhung induziert einen weiteren Anstieg der Nachfrage. Das führt wiederum zu einer weiteren Produktionssteigerung usw. Im Endergebnis fällt der Anstieg weit größer aus als die ursprüngliche Verschiebung der Nachfrage, und zwar genau um den Faktor, der dem Multiplikator entspricht. 57 / 62
Wie lange dauert es, bis der Anpassungsprozess abgeschlossen ist? Nach einem Anstieg der Konsumausgaben wird nicht sofort das neue Gleichgewicht erreicht. Es findet vielmehr ein allmählicher Prozess der Anpassung statt Die Geschwindigkeit hängt davon ab, wie schnell die Firmen auf die neue Situation mit Produktionsanpassungen reagieren 1. Autonomer Anstieg von c 0 zum Zeitpunkt t, aber geplante Produktion ist bereits festgelegt für t 2. In t + 1 erhöhen die Unternehmen die Produktion, um die höhere Nachfrage zu kompensieren 3. Produktionsanstieg in t + 1 erhöht aber wiederum das Einkommen und somit die Nachfrage in t + 1 4. Der Gleichgewichtspunkt wird somit nicht sofort erreicht, sondern sukzessiv über die Zeit Die formale Beschreibung dieser Anpassung der Produktion über die Zeit wird als Dynamik der Anpassung bezeichnet 58 / 62
Wie lange dauert es, bis der Anpassungsprozess abgeschlossen ist? In diesem Cobweb-Digargramm kann der Anpassungspfad für diskrete Gleichungen analysiert werden. In der linken Abb. beträgt die Konsumneigung c = 0.25 und in der rechten Abb. c = 0.75. Figure : Anpassung bei einem Multiplikator von = 1 1 0.25 Figure : Anpassung bei einem Multiplikator von 1 1 0.75 59 / 62
Grundgleichungen des einfachen Modells Konsumnachfrage: Investitionsnachfrage: C = a + by I = Ī Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y n = a } + {{ by } + }{{} Ī =C =I Gesamtwirtschaftliches Angebot Gleichgewicht Y a = Y Y a = Y n Y = 1 1 b (a + I ) 60 / 62
Aufgaben Aufgabe 1 Die Konsumfunktion in Land A lautet: C(Y ) = 5 + 0, 75 Investitionen liegen bei I = 4 Wie hoch ist das Gleichgewichtseinkommen? Nehmen Sie an, dass die Unternehmen sich bei der Produktionsplanung am Vollbeschäftigungsoutput von Y v = 40 orientieren! Was ergibt sich durch diese spezielle Angebotsentscheidung für die Volkswirtschaft? Zeigen Sie daran insbesondere, wie sich Sparen aus makroökonomischer Sicht nachteilig auswirken kann! 61 / 62
Aufgaben Aufgabe 2 Stellen Sie grafisch den Unterschied zwischen klassischer und keynesianischer Arbeitslosigkeit dar. Welche Therapien sind bei diesen beiden divergierenden Diagnosen angemessen? 62 / 62