Wie funktioniert sozial verantwortlicher Einkauf von Dienstbekleidung? Das Beispiel Dortmund

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Transkript:

Wie funktioniert sozial verantwortlicher Einkauf von Dienstbekleidung? Das Beispiel Dortmund 4. Fachtag: Faire Beschaffung und nachhaltige Beschaffung in Thüringen, 26.10.2016, Nordhausen Christian Wimberger, Christliche Initiative Romero (CIR), Schillerstr. 44a, 48155 Münster, E-Mail: wimberger@ci-romero.de, Tel: 0251 / 67 44 13-21

Agenda 1. Faire Berufsbekleidung und sozial verantwortliche Beschaffung 2. Erfahrung in der Praxis: Das Pilotprojekt der Stadt Dortmund 3. Fazit zum Pilotprojekt

1. Faire Berufsbekleidung und sozial verantwortliche öffentliche Beschaffung Dritte Unternehmensbefragung zu Sozialstandards bei Berufsbekleidungsunternehmen veröffentlicht: 20 von 27 befragten Unternehmen haben sich einen Verhaltenskodex für Zulieferbetriebe auferlegt. Bewusstsein gestiegen! Sieben Unternehmen verwenden Faitrade-zertifizierte Baumwolle (2013 waren es nur drei) Sozialaudits bei der Konfektionierung: Ohne Begleitung durch Management- Maßnahmen nicht ausreichend Oft unzureichende Nachweise: Eigenerklärungen, Mitgliedschaften bei reinen Business-Initiativen wie dem BSCI, Verhaltenskodizes, Auditberichte Drei Unternehmen lassen sich von einer unabhängigen Multistakeholder- Initiative (Fair Wear Foundation) kontrollieren Abrufbar unter: www.ci-romero.de/cora

2. Erfahrungen in der Praxis - Das Pilotprojekt der Stadt Dortmund Einige Fakten: Im Rahmen eines EU-Projekts Gegenstand: Arbeits- und Schutzbekleidung für städtische Bedienstete bei der Feuerwehr, im Zoo, im Umweltamt, im Vermessungs- und Katasteramt und weitere Ämter Art der Ausschreibung: offenes europaweites Verfahren Rahmenvertrag: Zwei Jahre mit Option auf Verlängerung Volumen: 100.000 Euro Den Leitfaden zum Pilotprojekt können Sie hier herunterladen: http://www.ciromero.de/cora/

2. Erfahrungen in der Praxis Pilotprojekt Dortmund Im Vorfeld der Ausschreibung: Marktforschung: Welche Siegel und Nachweise garantieren eine glaubwürdige und transparente Umsetzung sowie Kontrolle von sozialen Kriterien? Dialog mit Bietern: Technische Spezifikationen (Produktkategorien, Dicke der Stoffe, Verhältnis Baumwolle zu Polyester, Farben) Bieterdialog mit Unternehmen, Verwaltungsangestellten und NGOs: Verwaltung stellte Zielsetzung vor; Unternehmen konnten sich zu Produktanforderungen äußeren Bringt Bewegung in den Markt und ist für den Erfolg ein Ausschreibung wichtig! Bieterfragen mit Unterstützung von NGOs beantworten, z.b. auf Vergabeportalen Häufiges Missverständnis: Eine allgemeine Marktrecherche ist zulässig. Lediglich die Durchführung von Vergabeverfahren zur reinen Markterkundung sind nicht zulässig. Dialog mit den Nutzern: Für den Erfolg der sozial verantwortlichen Beschaffung von Berufsbekleidung ist es wichtig, die Nutzer*innen der Bekleidung für das Projekt zu gewinnen Öffentlichkeitsarbeit zur Ausschreibung

2. Erfahrungen in der Praxis Pilotprojekt Dortmund Aufbau der Ausschreibung: Sozialen Kriterien in den Auftragsausführungsbestimmungen Bei einfachen Textilprodukten wie T-Shirts: Kriterien des Fairen Handels Bei komplexeren Produkten, bei denen ein höherer Aufwand beim Nähen anfällt: ILO-Kernarbeitsnormen, Nachweis entweder durch: Multistakeholder-Initiative: Unternehmen, Gewerkschaften und NGOs gleichberechtigt beteiligt Zielführende Maßnahmen: Verabschiedung eines Verhaltenskodex, Offenlegung der Lieferkette des Produkts und die Vorlage eines Auditberichts für die entsprechenden Fabriken. Für unterschiedliche Schritte der Lieferkette können verschiedene soziale Standards gefordert werden. Zielführende Maßnahmen: Unternehmen einbinden, die noch keine Maßnahmen durchgeführt haben. höhere Marktwirkung und mehr Angebote

3. Erfahrungen in der Praxis Pilotprojekt Dortmund Verlauf des Prozesses: 54 Bewerber 55 Bieterfragen Drei Änderungen der Leistungszusammenstellung Anpassung und Erweiterung der Lose von fünf auf sieben Angebotsphase 85 Tage Drei Angebote Händler ATLAS bekommt den Zuschlag für alle Lose

3. Fazit zum Pilotprojekt Positive Rahmenbedingungen in Dortmund: Politischer Wille: sowohl beim Oberbürgermeister als auch in der Verwaltung Zentrale Beschaffung: Bündelung, Vereinheitlichung von Standards und Formulierung strategischer Ziele durch das Vergabe- und Beschaffungszentrum (seit 2008) Gute Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren Öffentlichkeitsarbeit Ausstrahlungseffekt der Ausschreibung Weitere Städte z.b. Bonn führen ähnliche Projekte durch oder haben Interesse bekundet. Herausforderungen: Situation des Marktes: sozial verantwortliches Angebot noch nicht so breit (aber deutlich verbessert) Mangelnde Unterstützung durch Bundes- und Landesbehörden z.b. bei der Kontrolle Unsere Strategische Herangehensweise: vom Pilot über das Projekt zum Prinzip! Aiko Wichmann, stv. Leiter des Vergabezentrums Dortmund

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Christian Wimberger, Christliche Initiative Romero (CIR), Schillerstr. 44a, 48155 Münster, E-Mail: wimberger@ci-romero.de, Tel: 0251 / 67 44 13-21