Weniger Kinder weniger Rente? Prof. Dr. Federico Foders Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel
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GLIEDERUNG Einführung: Die demographischen Fakten Risiken der umlagefinanzierten RV Wie gehen wir heute mit den Risiken um? Was könnten Erwerbstätige, Unternehmen, Staat und Politik tun? Federico Foders 3
Einführung I Der demographische Wandel: Infolge sinkender Geburtenraten und Sterberaten schrumpft die Bevölkerung (es sterben mehr Menschen, als Kinder zur Welt kommen) D nimmt in Europa einen mittleren Platz ein, und zwar zwischen den skandinavischen Ländern und Frankreich einerseits, die immer noch eine höhere Fertilität aufweisen, und den Ländern Südeuropas (Italien, Spanien) andererseits, welche die niedrigsten Geburtenraten besitzen Auch die Altersstruktur der Bevölkerung verschiebt sich im Gefolge niedriger Geburten- und Sterberaten sowie einer höheren Lebenserwartung Federico Foders 4
Einführung II Gründe für den demographischer Wandel: die verbesserte medizinische Versorgung, aber auch die Ernährung und der Lebensstil Gründe für die höhere Lebenserwatung: s.o. Gründe für die niedrige Fertilität: Übergang von einer agrarischen zu einer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft: mit steigendem Wohlstand ändert sich die materielle Bedeutung von Kindern für die Familie; auch die Rolle der Frau ändert sich; die Lebensformen ändern sich Federico Foders 5
Einführung III Die Zuwanderung bewirkt, dass die Bevölkerung noch nicht stark schrumpft Allerdings kann die Zuwanderung allein wohl kaum den notwendigen Ausgleich bringen, um die Bevölkerung auf dem heutigen Niveau zu halten Die Familienpolitik war bisher nicht in der Lage, die Fertilität zu beeinflussen Federico Foders 6
Die Bevölkerung schrumpft und altert Gibt es eine ambulante Therapie? Nein. Schnellschüsse sind ungeeignet. Der demographische Wandel vollzieht sich über Jahrzehnte hinweg Gibt es eine stationäre Therapie? Ja! Aber: Sie wird die Entwicklung nicht aufhalten. Sie kann nur darauf gerichtet sein, die Folgen der Entwicklung aufzufangen und den Wohlstand zu sichern bzw. zu mehren Federico Foders 7
Was wird aus unserem Wohlstand? Wird das Wirtschaftswachstum stagnieren? Wenn keine Reformen durchgeführt werden JA! In welchen Bereichen ist mit Konsequenzen zu rechnen? Strukturwandel (Nachfrage, Angebot), öffentliche Finanzen, Bildung, Arbeitsmarkt, Innovationsfähigkeit, soziale Sicherung (Kranken- Renten-, Pflege-, Arbeitslosenversicherung) usw. Federico Foders 8
Rentenversicherung I Der Altenquotient wird steigen: 2001 lag er bei 44 (100 Erwerbstätige standen 44 Rentnern gegenüber), 2050 wird er bei 78 liegen Folge: Das von Otto von Bismarck im 19. Jahrhundert eingeführte Rentensystem muss reformiert werden, wenn es überleben soll Spätestens wenn die Babyboomgeneration in den Ruhestand geht, wird das bereits heute defizitäre System großen Belastungen ausgesetzt sein Federico Foders 9
Rentenversicherung II Finanzierungsprobleme des RV-Systems: Schwache Entwicklung der Einnahmen: Hohe Arbeitslosigkeit; Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung; Beitragsfreiheit bei der geförderten betrieblichen Altersvorsorge; Kürzungen von Urlaubs- und Weihnachtsgeld Höhere Ausgaben (Rentenbestand gestiegen) Defizite werden aus dem Haushalt gedeckt Federico Foders 10
Rentenversicherung III Stellschrauben des Systems: das Renteneintrittsalter, die Beiträge, die Rentenleistung, die Höhe der jährlichen Zuschüsse aus dem Haushalt Es drohen: Heraufsetzung des Rentenalters, höhere Beiträge, niedrigere Renten, Reduzierung der Haushaltszuschüsse Federico Foders 11
Was sollten wir tun? Die individuelle Altersvorsorge sollte aus mehreren Bausteinen bestehen: staatliche RV, betriebliche Altersversorgung und private Vorsorge (Ersparnisse anlegen in Immobilien und Wertpapieren; Aktien erfordern ein gutes Risikomanagement) Eine wichtige Form der Altersvorsorge ist die Bildung. Sie ermöglicht ein höheres Einkommen und somit auch höhere Ersparnisse Federico Foders 12
Was können Unternehmen tun? I Neues Personalmanagementssystem einführen: Auf die Mischung kommt es an Frühverrentungsprogramme beenden; sie werden vom Steuerzahler mitfinanziert Betriebliche Altersvorsorge aufbauen (dort wo möglich und sinnvoll) Federico Foders 13
Was können Unternehmen tun? II Neues Personalmanagementssystem: Lebenslanges Lernen, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, flexible Arbeitszeiten Das lebenslange Lernen hilft, die Entwertung der Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer zu vermeiden; den Jüngeren bietet es die Chance, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten Federico Foders 14
Was kann der Staat tun? Reform der umlagefinanzierten Rente (Anpassung: Beitrag, Leistung, Eintrittsalter) Anreize für die private Vorsorge setzen (Einbeziehung von Immobilien in die Riesterrente; neue private Modelle zulassen) Anreize für die betriebliche Vorsorge verbessern Reform des Bildungssystems: mehr Wettbewerb, Anreize für die Weiterbildung schaffen Federico Foders 15
Was kann die Politik tun? I Rentenversicherung und Bildungssystem reformieren! Je früher mit den Reformen begonnen wird, um so erträglicher wird die Last, welche die heutige Generation und die künftigen Generationenzutragenhabenwerden Federico Foders 16
Was kann die Politik tun? II Rentenversicherung: Umlagefinanzierung reformieren: Haushaltszuschuss reduzieren; Rente laufend an die Inflationsententwicklung (nicht: Lohnentw.) anpassen; Eintrittsalter an Lebenserwartung knüpfen; entweder konstante Beiträge oder gleichbleibende Rente (inflationsbereinigt) Ergänzung der umlagefinanzierten RV mit privaten und betrieblichen Komponenten Einführung einer kapitalgedeckten RV? Federico Foders 17
Was kann die Politik tun? III Kapitalgedeckte RV: ungelöste Probleme Ersatz oder Ergänzung der umlagefinanzierten RV? Übergang? Private Konten: welche Anreize? Private Konten: welche Träger? Private Konten: staatl. Ausfallbürgschaft? Staatliche Mindestrente beibehalten? Federico Foders 18
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