Immunadsorption, eine Chance für chancenlose Transplantationsempfänger

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Transkript:

Immunadsorption, eine Chance für chancenlose Transplantationsempfänger Claudia Mayer Akutdialyse, AKH Wien Die Transplantationschirurgie ist eine sich rasant entwickelnde Disziplin in der Medizin. Etwa 700 Transplantationen werden jährlich in Österreich durchgeführt. Im Gleichklang dazu steht die Entwicklung der Medizin an sich und die dadurch resultierende längere Lebenserwartung. Mit dieser steigt auch die Zahl der Patienten, die auf ein Organ warten. Im Jahr 2006 standen 835 Patienten auf der Warteliste für eine Nierentransplantation, 58 auf der für ein Herz, 115 warten auf eine Leber. 85 Patienten erhoffen sich Besserung durch eine Lunge, Pankreas - 32 Patienten. (Stand 31.12. des jeweiligen Jahres) Bedingt durch eine gute österreichische Gesetzeslage im Bereich der Organspende, sind die Transplantationszahlen im Vergleich zur Warteliste sehr gut. Es wurden im Jahr 2006-413 Nieren-, 51 Herz-, 139 Lebertransplantationen durchgeführt. Die Lungentransplantationen teilen sich in 32 single und 67 double Transplantationen. Betrachtet man diese Zahlen, kann festgestellt werden, dass die Warteliste auf eine Niere jährlich halbiert und mit neuen Wartenden wieder gefüllt wird. Die Warteliste auf eine Leber und Lunge wird rein rechnerisch jährlich erneuert. Auch die Herztransplantationen halten sich mit Wartenden und Transplantierten einigermaßen die Waage. Nun kann gesagt werden, wer in Österreich ein Organversagen erleidet, hat sehr hohe Chancen auf ein geeignetes Spenderorgan und somit eine angepasst gute Lebenssituation. WENN da nicht die Ausnahmefälle wären: Jene Patienten die aufgrund verschiedenster Ursachen die kleine Zahl darstellen die die durchschnittliche Wartezeit auf ein Organ überschreiten oder deren Chancen sehr gering sind, überhaupt ein geeignetes Organ zu erhalten. Diese Anzahl ist natürlich im Vergleich zu der Warteliste ein verschwindend geringer Prozentsatz, bin aber jetzt genau ich, dieser eine Patient der wartet und dem mit jedem neuem Monat oder Jahr bewusst wird, das meine Chancen immer geringer werden, bin ich über jede Chance die mir geboten wird dankbar. Genau diese Chance kann die Immunadsorption sein.

WIE kann die Immunadsorption Abhilfe schaffen und WAS ist das überhaupt? Entwicklung der Immunadsortion So alt wie die Medizin selbst, ist die Erkenntnis das Krankheit eine Disharmonie im Menschen darstellt. Medizinmänner und Heiler der Jungsteinzeit haben bereits versucht Gutes vom Schlechten zu trennen. (= griechisch apheirein) Über die Etablierung des Aderlasses als anerkannte begründete Therapie bis hin zur Entwicklung geeigneter Adsorbertechnologie zieht sich ein weiter Weg durch die Medizin. Viele Mediziner, viele Länder sammelten ihre Erfahrungen im Aderlass bis hin zu Abel, Rowntree und Turner. Sie versuchten 1914 an Hunden den ersten Plasmaentzug und führten offiziell den Begriff der Plasmapherese ein. Interessant ist dass diese Drei bereits 1912 an Hunden erstmalig eine Hämodialyse als Blutreinigungsverfahren durchgeführt haben. So gesehen ist historisch zu begründen, dass bis auf den heutigen Tag meistens Dialyseärzte auch die Plasmapherese/Immunadsorption durchführen. Bei einer therapeutischen Plasmapherese wird das gesamte gewonnene Plasma verworfen, obwohl nur ein kleiner Teil der enthaltenen Proteine entfernt werden soll. Damit gehen dem Körper Gerinnungsfaktoren, Hormone etc. verloren. Das entfernte Plasma muss durch eine dem Krankheitsbild entsprechende Substitutionslösung ersetzt werden, wobei meist als Ersatz Fremdplasma oder 5% Humanalbumin verwendet wird. Die klassische Plasmapherese hat damit die Nachteile, dass durch ihre unspezifische Wirkung zahlreiche Substanzen aus dem Körper entfernt werden, die gar nicht entfernt werden sollten und gleichzeitig ein hoher Bedarf an Zufuhr von fremden Plasmabestandteilen als Substitutionsflüssigkeit besteht. Dadurch resultierte das Bestreben, pathogene Substanzen spezifisch aus dem Blut zu entfernen und führte zu der Entwicklung verschiedener Adsorber welche Immunglobuline und zirkulierende Immunkomplexe die IgG enthalten selektiv binden können. Protein-A Immunadsorption: 1958 haben Jensen und Forsgen P herausgefunden, daß Protein A, ein in der Zellwand von Staphylokokkus aureus enthaltenes Protein Immunglobulin-G (Ig-G) und zirkulierenden Immunkomplexen, die Ig-G enthalten, selektiv binden kann. 1974 wurde die Plasmapherese mit einer Protein-A Säule kombiniert, so dass isoliert Immunglobuline aus dem Körper entfernt werden konnten. Diese Technik wurde als Protein-A Immunadsorption (IAS) bezeichnet. Das so gereinigte Plasma wird dabei dem Patienten zurückinfundiert, so dass kein Bedarf an Fremdproteinen besteht. Mittlerweile gibt es auf dem Markt der Adsorbertechnologie verschiedenste Adsorber mit ebenso verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

Durchführung der Immunadsorption: Das Immunadsorptionssystem besteht aus einem Primärkreislauf, in dem die Plasmaseparation stattfindet (dazu kann prinzipiell jedes Gerät zur Plasmaseparation eingesetzt werden) und einem Sekundärkreislauf, in dem die Adsorption von Immunglobulinen stattfindet. Ein pumpengesteuertes Gerät fördert das zu behandelnde Plasma über den Adsorber. Bei der Behandlung wird für jeden Patienten jeweils ein regenerierbares Adsorberpaar eingesetzt, wobei das Plasma zunächst einen Adsorber durchfließt, und die Immunglobuline haften bleiben. Wenn der Adsorber voll (abgesättigt) ist, wird er über ein Puffersystem regeneriert, während die 2. Säule für die Adsoprtion eingesetzt wird. Dadurch wird eine kontinuierliche Behandlung ohne Wartepausen gewährleistet. Nach einer definierten Zeit, oder definierten Ladevolumen wird das Plasma auf den anderen Adsorber umgeleitet, in der der gleiche Vorgang stattfindet. Das wird so oft wiederholt, bis das vorgegebene Plasmavolumen erreicht ist. WANN und für WEN genau kann die Immunadsorption eine Chance darstellen? ABO-inkompatible Lebend-Nieren-Transplantation: Auf Basis der Blutgruppenhäufigkeiten einer Population besteht eine etwa 30-35%ige Chance, dass 2 Individuen HLA ident aber ABO-inkompatibel sind. Abb.1a: Blutgruppenkonstellationen bei der herkömmlichen Nierentransplantation Bei Patienten, bei denen kein Blutgruppen-kompatibler Spender zur Verfügung steht, kann trotzdem eine Lebend-Nieren- Transplantationen durchgeführt werden. Diese Art der Transplantation ist bisher nur in wenigen Zentren der Welt durchgeführt worden. Abb. 1b:Blutgruppenkonstellationen bei ABO-inkompatiblen Nierenlebendspende

Die größten Erfahrungen liegen in Japan vor, wo über 400 Patienten ABO-inkompatibel transplantiert wurden. Die Patienten wurden vor und nach der Transplantation plasmasepariert, die Milz wurde bei der Transplantation entfernt und eine hochdosierte immunsuppressive Therapie wurde eingeleitet. Bedingt durch diese Maßnahmen stieg die postoperative Komplikationsrate und somit fand die Methode weltweit vorerst keine breite Anwendung. Interessant ist, dass das Risiko einer Abstoßung, vermittelt durch Blutgruppenantikörper nur in den ersten zwei Wochen nach der Transplantation besteht. In dieser Zeit ist es essenziell für das Gelingen der Transplantation, dass die Antikörper-Spiegel im Blut des Empfängers (sog. Antikörper-Titer) gegen die fremde Blutgruppe niedrig gehalten werden. Ist diese kritische Phase überwunden, hat der Patient im Vergleich zu herkömmlich transplantierten Patienten kein erhöhtes Abstoßungsrisiko mehr. Mittlerweile gibt es ein japanisches, ein schwedisches (ein etwas modifiziertes Schema wird in Deutschland und Österrreich angewandt)und ein amerikanisches Protokoll über den genauen Ablauf einer Lebend-Nieren- Transplantation bei ABO-Inkompatibilität. Ein Gesamt europäisches Protokoll fehlt leider noch. Ziel aller ist es den ABO-Antikörpertiter vor der Transplantation zu senken und danach nieder zu halten, dies kann man mit einer unspezifischen Immunadsorption (Protein-A) oder spezifische Immunadsorption (Glycosorb Anti- A/Anti-B) erreichen. Was passiert postoperativ nach Beenden der Antikörperelimination? Der Patient hat im Vergleich zu herkömmlich transplantierten Patienten bereits nach 2 Wochen kein erhöhtes Abstoßungsrisiko mehr, obwohl die Titer langsam wieder ansteigen und BG-Antigene an den Endothelien der Nierengefäße exprimiert werden. Dieser Vorgang der Toleranzentwicklung gegen das gespendete Organ wird Akkommodation genannt. Akkommodation bedeutet das Fehlen einer Reaktion zwischen AB0-Blutgruppen-Antigenen des Spendeorgans (Endothel) und Antikörpern des Empfängers. WIEN AKH Im Juni 2007 wurde der 1. Patient (Organspende von Gattin) nach dem modifizierten deutsch/schwedischen Protokoll erfolgreich transplantiert. z.z Kreatinin 1,0 ABO-inkompatible Knochenmarkstransplantation: Unter Stammzelltransplantation (genauer hämatopoetische Stammzelltransplantation; HSZT) versteht man die Übertragung von Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger. Dabei kann es sich bei Spender und Empfänger um ein und dieselbe Person handeln (autologe Transplantation) oder um zwei verschiedene Personen (allogene Transplantation). Allogene Stammzelltransplantationen werden vor allem bei den verschiedenen Formen der Leukämie eingesetzt, wenn andere Behandlungsmethoden nicht zum Erfolg geführt haben, aber auch bei verschiedenen anderen Erkrankungen wie z. B. malignen Lymphomen. Oftmals ist eine Transplantation für den Patienten die einzige Möglichkeit für eine vollständige Heilung. Wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche (allogene) Transplantation ist die Verfügbarkeit eines kompatiblen Spenders. Hierzu werden bestimmte Gewebemerkmale, die so genannten HLA-Typen, untersucht.

Entgegen der landläufigen Meinung spielt bei der Spendersuche die Blutgruppe keine Rolle - Spender und Empfänger können eine unterschiedliche Blutgruppe besitzen, da die BG-Merkmale nicht über das HLA-System vererbt werden. In diesem Fall hat der Patient nach einer erfolgreich verlaufenen Transplantation eine andere Blutgruppe als vorher, nämlich die des Spenders. Viele HLA identische Spender (350/50) sind allerdings mit dem Empfänger ABO inkompatibel. Hier ist ein Unterdrücken der Antikörperreaktion notwendig um eine der häufigsten Komplikationen, die PRCA - Pure Red Cell Aplasie = eine erworbene Anämie, die durch die Zerstörung oder fehlende Neubildung der Erythrozytenvorläufer im transplantierten Knochenmark entsteht, zu vermeiden, bzw. zu behandeln. Die Probleme durch die PRCA für den Patienten zeichnen sich durch eine hohe Transfusionsfrequenz (2-3 Erythrozytenkonzentrate / Woche) Eisenüberladung Infektionsgefahr eingeschränkte Lebensqualität aus. Für einen Patienten, welcher gerade wieder eine Lebenschance bekommen hat, sind dies erhebliche Probleme. Diese machen ihn wieder zu einem kranken Menschen. Hier nun ein Beispiel zur Behandlung von KMT-Patienten mittels Immunadsorption am AKH Wien: Die Station KMT Wien führt im Jahr ca.100 Transplantationen durch davon sind Allogene Transplantationen ca. 70% Ca. 50% der allogenen Transplantationen AB0-missmatch Ca. 20% davon entwickeln eine PRCA Bei 13 Patienten im Durchschnitt 41 Jahre alt (27-59) wurden die normalen Vorbereitungen getroffen Konditionierung des Empfängers die Transplantation durchgeführt. Ab Tag+30 wurde mit der EPO-Therapie (Erythropoetin) begonnen, ab Tag+60 mit der Diagnostik der PRCA und eventuell Immunadsorption. 7 (bis dato schon 16) Patienten wurden mittels Immunadsorption behandelt. Die Intervalle der Behandlungen waren sehr intensiv, zu Beginn 2 Wochen lang 5xpro Woche, danach Reduktion der Frequenz je nach Ansprechen. Nach durchschnittlich19 (2-60) Behandlungen haben alle Beteiligten auf die Behandlung angesprochen. Die Ergebnisse waren Transfusionsunabhängigkeit Komplette Regeneration der Erythropoese (Wechsel auf Spender-BG) Keine schwerwiegenden Komplikationen Keine erhöhte Infektionsgefahr.

Hochsensibilisierte Transplantationsempfänger am Beispiel einer Nierentransplantation: Von den Patienten mit chronischem Nierenversagen des Transplantzentrums AKH-Wien die als transplantabel gemeldet sind, haben 15-20 % entweder durch eine vorhergegangene Transplantation, Bluttransfusion oder Gravidität hohe Antikörperspiegel gegen Gewebstypen, sogenannte HLA - oder - zytotoxe Antikörper. Mit hohem Antikörpertiter haben diese Patienten eine geringe Chance, dass für sie ein geeignetes Transplantat gefunden wird und ein hohes Risiko dieses Spenderorgan durch eine akute Abstoßung zu verlieren. (Transplantetverlust ~ 60% in den 1-3 Wochen nach der Transplantation) Diese im Plasma befindlichen Antikörper müssen vor einer geplanten Nierentransplantation entfernt werden. Da HLA- Antikörper sehr gut mittels Immunadsorption entfernt werden können, hat sich gezeigt, dass Patienten, welche mittels dieser Verfahren vor und nach einer Transplantation behandelt wurden, eine wesentlich besseres Transplantatüberleben haben.(80-85% 1 Jahres TP-survival) Bei nierentransplantierten Patienten zeigt die Kontrolle der Zytotoxen- Ak und der IgG Spiegel vor jeder IAS die Wirksamkeit der Behandlung. In den ersten Tagen nach der Transplantation werden massiv HLA-Antikörper freigesetzt, die Behandlung wird an drei aufeinander folgenden Tagen, dann jeden zweiten Tag durchgeführt. Die intensive Absenkung der Immunglobuline bewirkt ein Gefälle zwischen intra- und extravasalen Raum, welches eine Mobilsierung von gewebsständigen Ig-G hervorruft. Diese können bei der nächsten Immunadsorption eliminiert werden. Je nach Klinik und Laborbefunden des Patienten kann danach eine Ausschleichen der Therapie erfolgen. Ein abruptes Abbrechen der Behandlung wird nicht empfohlen, da es zu einer Verschlechterung führen kann und es zu einem TP-verlust bei akuter AK-bedingter ASR kommen kann. ASR= AK medierte humorale Abstossungsreaktion Bei hochsensibilisierter kombinierter Leber/Nierentransplantation ist die Immunadsorption lediglich vor und eventuell einmal nach der Transplantation notwendig, danach übernimmt die Leber im Regelfall den Abbau der HLA-Antikörper. HLA- Antikörper sind auch ein Thema bei der Herztransplantation. An unserer Abteilung wurden bereits zwei Patienten mittels Immunadsorption vor und nach Herztransplantation behandelt. Beide haben die Klinik mit guter Transplantatfunktion verlassen.

Humorale Abstossungsreaktion (C4d-Antikörper als Marker?): Die humorale Immunologie beschäftigt sich mit den Proteinen (Antikörpern und Autoantikörpern) basierenden Prozessen des Immunsystems. Zu diesen gehört im Rahmen der angeborenen Immunantwort auch das Komplementsystem. Das Komplement ist ein System von Plasmaproteinen, das im Zuge der Immunantwort auf zahlreichen Oberflächen von Mikroorganismen aktiviert werden kann. Die mehr als 30 Proteine des menschlichen Komplementsystems sind im Blutplasma gelöst oder zellgebunden und dienen der Abwehr von Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Pilze, Parasiten), haben jedoch auch stark zellzerstörende Eigenschaften (z.b. Autoimmunerkrankungen) und können, wenn sie unreguliert wirken, für Gewebsschäden mitverantwortlich sein. C4d ist ein Produkt der klassischen Komplementaktivierung und wird in der Nähe von HLAantikörper- Bindungsstellen an die Zelloberfläche gebunden. Als indirekter Marker kann C4d eine Antikörperbindung am Endothel transplantierter Organe nachweisen. Bei einer Studie mit 61 Nierentransplantierten waren Transplantate mit C4d-positiver Biopsiefärbung mit einem schlechteren postklinischen Verlauf assoziiert. Die endotheliale Ablagerung von C4d trat auch unabhängig von morphologischen Anzeichen für eine akute zelluläre Abstoßung auf (Nephrol Dial Transplant 2001). C4d ist in der Zwischenzeit auch bei transplantierten Herzen als Marker einer humoralen Abstoßungsreaktion etabliert. In Wien wurde die Immunhistologie auf Paraffinschnitten 1999 in die Routinediagnostik übernommen, seit damals wird jede Nierentransplantbiopsie C4d-gefärbt. Seit 2002 wurde C4d als Marker in die internationale Banff- Klassifizierung (Einteilungsprinzip für die Schwere der Nierentransplantatabstoßung) aufgenommen. C4d- Antikörper können sehr gut mittels Immunadsorption entfernt werden. Durch die rasche Diagnostik( ~ 3 Std.) kann der Patient rasch einer Behandlung seiner humoralen Abstossungsreaktion zugeführt werden. Das Behandlungsregime gleicht dem IAS Programm bei der hochsensibilisierten Nierentransplantation. Zusammenfassung: Die Immunadsorption ist ein Behandlungsverfahren, das einerseits sehr kostenaufwendig ist, aber auch von der Pflegeperson ein erweitertes Wissen und sehr profunde Ausbildung erfordert, um effizient und sicher und unter maximaler Schonung der Adsorber durchgeführt werden zu können. Andererseits zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass dieses Verfahren in den verschiedensten Krankheitsbilder entweder als Therapie von Komplikationen einer Transplantation eingesetzt werden kann, aber vor allem kann es Chancen eröffnen wo bis dato vielleicht noch existierten.