Verleihung des gesa-innovationspreises durch Frau Dr. Bonde Staatssekretärin des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit am 14. Dezember in der IHK zu Kiel Es gilt das gesprochene Wort
- 2 - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Grunde weiß es jeder: Gesundheitsprävention erspart Erkrankungen, Besuche beim Arzt und Fehlzeiten das ist letztlich unbezahlbar! Und die Mittel, die für Prävention aufgewandt werden, sind deutlich geringer, als das, was eine Heilbehandlung und der Ausfall einer qualifizierten Fachkraft ein Unternehmen kostet. Soweit knapp zusammengefasst die Theorie. Es kommt darauf an, dies auch in die Praxis umzusetzen für den Einzelnen in dem eigenen Interesse, gesund zu bleiben. Aber auch für Unternehmen, die die Bedingungen am Arbeitsplatz gesundheitszuträglich gestalten und auf diese Weise erreichen können, dass gute Vorsätze tatsächlich in den betrieblichen Alltag integriert werden.
- 3 - Die schleswig-holsteinische Landesregierung steht für eine konsequente Präventionsorientierung in allen Bereichen von Sozialstaat und Gesundheitspolitik. Wir wollen, dass im Interesse der Menschen, der Unternehmen und auch der Solidargemeinschaft vermeidbare materielle und immaterielle Krankheitskosten verringert werden. Wir freuen uns darüber, dass es viele Akteure im Land gibt, die genau das schon heute praktizieren. Das gesa-netzwerk und die heutige Veranstaltung zur Verleihung des gesa-innovationspreises sind dafür besonders gute Beispiele! Als Landesregierung wollen und werden wir diese Entwicklung auch zukünftig unterstützen und weiter verstärken, zum Nutzen der Beschäftigten, aber auch zum wirtschaftlichen Vorteil der Unternehmen in unserem Land.
Anrede - 4 - dies hätte an dieser Stelle auch Arbeits- und Sozialminister Garg mit seiner Teilnahme gerne zum Ausdruck gebracht. Leider findet genau jetzt in Berlin eine Sondersitzung der ASMK, der Arbeits- und Sozialministerkonferenz der Länder, statt, bei der über die Zukunft der ARGEN beraten wird. Ich glaube, den hier Versammelten muss ich die Bedeutung dieses Termins für Arbeitssuchende und Arbeitslosengeld II-Empfänger, deren Betreuung sichergestellt werden muss, nicht weiter nahe bringen! Nichtsdestotrotz, Minister Dr. Garg bedauert außerordentlich, dass er heute nicht hier sein kann. Herr Dr. Garg lässt Sie alle ganz herzlich grüßen!
Anrede - 5 - Mit dem gesa-innovationspreis werden heute erstmalig Unternehmen in Schleswig-Holstein gewürdigt, die in der betrieblichen Gesundheitsförderung neue Wege mit Vorbildfunktion beschreiten. Wer ausgezeichnet wird, verrate ich Ihnen noch nicht. Aber ich verrate jetzt schon: Es sind drei Unternehmen, anders als zunächst geplant. Denn, meine Damen und Herren aus den 13 am Wettbewerb beteiligten Betrieben: Sie haben die Jury mit ihren vielfältigen Aktivitäten überzeugt, aus einem ausgelobten Preis gleich drei zu machen.
- 6 - Es wäre leicht gefallen, alle 13 Beiträge auszuzeichnen. Sie alle zeigen, welcher Facettenreichtum und wie viele gute Ideen für die betriebliche Praxis sich hinter dem sperrigen Begriff betriebliche Gesundheitsförderung verbergen. Fest steht: Das gesa-netzwerk in Schleswig-Holstein hat seit den Anfängen im Jahr 2002 eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Heute kooperieren bei gesa 50 Partner: Die Sozialpartner ebenso wie Krankenkassen, Unfallversicherungsträger, aber auch Hochschulen, Betriebsärzte und andere Fachleute.
- 7 - Sie alle sind aus unterschiedlichen Gründen gemeinsam daran interessiert, weitere Betriebe für die betriebliche Gesundheitsförderung zu gewinnen. Ich begrüße das - auch, weil es bestätigt, dass die Verfolgung von Eigeninteressen durchaus das Gemeininteresse befördern kann! Gesundheitliche Prävention im Betrieb hat auch deshalb einen besonderen Stellenwert, weil dies der Ort ist, wo erwachsene Menschen mit dem Thema Prävention am ehesten zu erreichen sind. Jeder Mensch verbringt einen bedeutenden Teil seines Lebens im Betrieb. Das Netzwerk gesa arbeitet also aus betrieblicher Perspektive. Es hat aber einen Nutzen, der eindeutig darüber hinausgeht. Denn Wohlbefinden und Gesundheit werden ja nicht auf dem Firmengelände gelassen, wenn man abends nach Hause geht.
- 8 - Wohlgemerkt, Ausgangspunkt betrieblicher Maßnahmen ist zuallererst die Verantwortung des Unternehmens für eine gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeit. Betriebliches Gesundheitsmanagement verankert die Gesundheitsförderung im Sinne einer modernen Unternehmensstrategie dauerhaft im Betrieb und nutzt sie als Erfolgsfaktor. Aus diesem Grund investieren auch immer mehr Betriebe bewusst in die Gesundheit ihrer Belegschaft. Das ist eine positive Entwicklung. Fakt ist: Gesunde, motivierte und leistungsstarke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind essentiell für erfolgreiche Unternehmen.
- 9 - Tatsache ist leider auch, dass psychische und psychosoziale Belastungen in unserer Arbeitswelt inzwischen einen breiten Raum einnehmen. Sie sind nicht selten Ursache von Muskel-Skelett-, Herz-Kreislauf- und psychischen Erkrankungen. Wissenschaftlich belegt ist, dass hohe berufliche Anforderungen und geringe Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen Arbeitsablaufs bei gleichzeitig fehlender sozialer Unterstützung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vielfach erhöhen.
- 10 - Auch chronische Rückenleiden sind nicht allein Folge mangelnder Bewegung und körperlicher Fehlhaltungen. Sie können auch Folge von hoher psychischer Anspannung, Versagensängsten und überzogenem Erfolgsdruck sein. Mangelnde Anerkennung, wenig Lob und Wertschätzung beeinträchtigen nicht nur das Betriebsklima, sie führen oft auch zu dauerhafter Unzufriedenheit und können langfristig Burnout und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Dauerstress kann außerdem gesundheitsriskante Verhaltensweisen wie Rauchen, Fehlernährung und Alkoholmissbrauch begünstigen.
- 11 - Für mich ist völlig klar: Kluge Personalführung hat all dies im Blick! Kluge Personalführung geht pfleglich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um und bemüht sich, gesundheitlich belastende Faktoren zu verringern oder ganz zu vermeiden. Langfristig erfolgreiche Unternehmen wissen, dass engagierte, leistungsfähige und dem Betrieb verbundene Mitarbeiter ein entscheidender Erfolgsfaktor sind, den es systematisch zu pflegen gilt! Die Beispiele, die wir heute kennen lernen, zeigen, dass Sie, meine Damen und Herren, die Bedeutung von Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeiter längst kennen. Ich wünsche mir, dass solche Beispiele Schule machen!
- 12 - Denn diese Beispiele guter Praxis aus schleswig-holsteinischen Betrieben geben Anregungen für erfolgversprechende Vorgehensweisen. Auch bei der Umsetzung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements gilt: Man muss das Rad nicht immer neu erfinden! Es gibt viele Projekte, von denen andere Betriebe lernen und sich Anregungen holen können, um daraus ein eigenes passgenaues Konzept zu entwickeln.
- 13 - Die Wettbewerbsteilnehmer haben mit vielen Ideen, großem Engagement und Ehrgeiz nachhaltig wirkende gesundheitsförderliche Prozesse in ihren Betrieben in Gang gesetzt. Ihre Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung sind alle auf ihre Art besonders. Es geht etwa um - eine bewusst gesundheitsorientierte Gestaltung der Arbeitszeit, - den Umgang miteinander im Betrieb also Führung, Zusammenarbeit, Motivation, gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung, aber auch - um die Arbeitsorganisation oder die Gestaltung der Arbeitsabläufe.
Anrede - 14 - Die Ansatzpunkte für Verbesserungen sind so vielfältig wie die gesundheitlichen Probleme, denen vorgebeugt werden kann. Und nicht nur Probleme, auch erfreuliche Entwicklungen verlangen Antworten: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels kommt betrieblicher Gesundheitsförderung eine wachsende Bedeutung zu. Denn wenn Menschen immer älter werden, dann bedeutet das eben auch, dass man länger gesund bleiben muss, trotz natürlicher Verschleißdaten unseres Körpers.
- 15 - Trotz veränderter und oft auch wachsender Belastungen müssen wir unsere Beschäftigungs- und Leistungsfähigkeit bis zum Rentenalter erhalten. Ein längeres Leben bedeutet zunehmend auch ein längeres Arbeitsleben. Dann ist es gut, wenn nicht mit 40 schon die ersten Wehwehchen einsetzen und man sich nur mühsam durch den Arbeitstag quält. Wenn dies gelingt, wenn wir auch mit Mitte 60 noch fit und leistungsfähig sind, dann zahlt sich Prävention darüber hinaus auch in Form von mehr Lebensqualität nach dem aktiven Berufsleben aus.
- 16 - Wir prämieren hier heute mit dem gesa-innovationspreis nicht nur gute Beispiele betrieblicher Gesundheitsförderung, wir setzen auch auf den gegenseitigen Erfahrungsaustausch der Betriebe. Wir bieten den Wettbewerbsteilnehmern die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sofern Sie daran interessiert sind auch im Gespräch zu bleiben. Das gesa-netzwerk bietet Ihnen an, Sie je nach Interesse - ein bis zweimal pro Jahr zur Fortsetzung und Vertiefung des heute begonnenen Erfahrungsaustausches einzuladen. Die Organisation und Moderation solcher Treffen der Teilnehmer am Innovationspreis 2009 würde die gesa-geschäftsstelle im Sozialministerium übernehmen. Ich würde mich freuen, wenn Sie dieses Angebot nutzen und wir Sie so bei Ihrem vorbildlichen Engagement unterstützen könnten.
- 17 - Ich gebe zu, damit verbinden wir auch ein Eigeninteresse: Wir wollen, dass auf Dauer möglichst viele Betriebe in Schleswig-Holstein von Ihren Erfahrungen lernen können und betriebliche Gesundheitsförderung ebenso wie Sie gewinnbringend nutzen. Alle 13 Betriebe, die sich am gesa-innovationspreis beteiligt haben, haben den Begriff betriebliche Gesundheitsförderung auf höchst unterschiedliche Weise mit Inhalt gefüllt. Dabei wurden Sie von fachlich kompetenten Lotsen - Mitgliedern des gesa-netzwerks - begleitet.
- 18 - Ihnen allen, den betrieblichen Akteuren und den engagierten gesa-kooperationspartnern, die zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit viel Zeit in dieses Projekt gesteckt haben, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Ein ganz besonderer Dank geht an Herrn Prof. Dr. Constantin Kinias von der Fachhochschule Kiel, der die wissenschaftliche Begleitung sichergestellt hat.
Anrede - 19 - Gesundheit kann man sich nicht kaufen, aber mit Prävention kann man sie erhalten! Prävention als Wirtschaftsfaktor ist mehr als ein Schlagwort in einer Zeit, in der gutes Personalmanagement immer größeres Gewicht für den Unternehmenserfolg hat. Die Frage, ob sich betriebliches Gesundheitsmanagement auszahlt, ist auch in schweren Zeiten klar mit Ja zu beantworten. Mit der heutigen Veranstaltung wollen wir alle gemeinsam dazu beitragen, den Blick noch stärker auf diesen Erfolgsfaktor zu richten. Ich wünsche Ihnen einen interessanten und anregenden Nachmittag.