PEG- VORTRAG Rostock

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Transkript:

PEG- VORTRAG 2016 Rostock

25. Jahrestagung der PEG Infektiologie Update 2016 Infektionen in der Primärversorgung Rostock, 8.Oktober 2016 Therapie von Harnwegsinfektionen Prof. Dr. Reinhard Fünfstück Klinikum Weimar Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar Henry-van-de-Velde-Straße 2 D-99425 Weimar

Häufigkeit einer akuten unteren Harnwegsinfektion Alter i. Jahren Harnwegsinfektionen bei Frauen BARMER GEK Report 2015, S. 243-273

Häufigkeit von Harnwegsinfektionen in Abhängigkeit des Lebensalters und des Geschlechtes SYMPTOMATIC > Infancy BACTERIURIA SYMPTOMATIC INFECTION Pre School Honeymoon Cystitis Pyelitis of Pregnancy Prostatism Catheter Risk 10 % 8 ASYMPTOMATIC BACTERIURIA 6 4 2 10 15 20 25 30 60 70 AGE IN YEARS C.M. Kunin: Urinary Tract Infections; 1997

Harnwegsinfektion Asymptomatische Bakteriurie Zystitis Prostatitis Pyelonephritis komplizierte / unkomplizierte Infektionen obstruktive / nicht obstruktive Erkrankungsformen akutes Infektionsereignis chronisch rezidivierende/ rekurrierende Infektion Infektionen bei: Nierentransplantation Schwangerschaft Immunsup. Patienten Katheterträger

Harnwegsinfektionen - Update 2016 Pathogenetische Aspekte Therapeutische Gesichtspunkte Rationale Therapie bei steigender Resistenz gegen Antibiotika? Therapiekonzeptionen bei : Pyelonephritis Zystitis chronischen Verläufen Reinfektionsprophylaxeempfehlungen

Pathogenesis of urinary tract infections Host-pathogen interaction Dobrindt U., J.Hacker : Urogenital Infections;2010

Internalisation uropathogener E.coli in einer humanen Harnblasenepithelzelle Harnblasenepihel: Zelllinie T24 meist befinden sich mehrere Bakterien in einem Endosom T.Oelschläger, R. Fünfstück Urologe A, 2006: 45, 412-420

Abwehrfaktoren des Wirtsorganismus Tamm-Horsefall-Protein, TLR, Defensin, siga, Betain, Protein, Glutamin, Trehalose Störungen der physiologischen Flora, Lactobazillen Lokale Östrogenkonzentration Blutgruppenstatus/P-Antigenpräsenz Mikroangiopathie, Störung der Mikrozirkulation, Neuropathie, Blasenentleerungsstörung, Restharn, anatomische Abnormitäten Störungen einzelner Faktoren begünstigen eine Harnwegsinfektion Beeinträchtigung systemischer immunologischer und nichtimmunologischer Abwehrmechanismen, Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Gynäkologische Erkrankungen, Nephro-/Urolithiasis, vorbestehende antimikrobielle Therapeiintervention,Granulozytenfunktion Glukose im Urin als Nährboden für Bakterien Störung der Ausscheidung von Harnstoff, Kreatinin, Natrium, Kalium Azidotische Stoffwechsellage

Teststreifenanalytik Nachweis durch Urinteststreifen : Glukose Protein Keton ph Nitrit (Mikroorganismen) Leukozyten Erythrozyten

Erregernachweis durch gezielte mikrobiologisch Diagnostik Escherichia coli Keimidentifikation Keimzahlbestimmung Sensibilitätsanalyse Proteus mirabilis Klebsiella spp. Staphylococcus saprophyticus W.Pfister, 2015

Therapie der akuten Pyelonephritis Eine Infektion kann zu einer tubulointerstitiellen Schädigung mit Störungen der Nierenfunktion,zur Abszessbildung, Urosepsis und Chronizität der Erkrankung führen. Behandlung so früh,wie möglich beginnen. Vor Therapiebeginn muß eine Urinkultur angelegt werden! Therapieentscheidung in Kenntnis der lokalen Resistenzsituation treffen.entsprechend des mikrobiologischen Befundes Therapie anzupassen oder Entscheidung revidieren. Fluochinolone,Cephalosporine, Aminopenicilline Leitlinienfassung unkomplizierte Harnwegsinfektion ; 2016

Therapiestrategie bei einer akuten Pyelonephritis Urinanalyse und Urinkultur Sonographie Ambulante Behandlung Orale Therapie: 7-14 Tage - Fluochinolone - Cephalosporin (3. Gen.) - TMP-SMZ (nur wenn sensibel getestet) Besserung in 72 h zu erwarten Bei oraler Therapie - Urinkultur nach 4 Tagen, während Therapie und 10 Tage nach der Therapie bei einer Risikokonstellation überprüfen Urinanalyse, Urin- und evtl. Blutkulturen Sonographie Stationäre Behandlung Beginnende parenterale Therapie: - Fluochinolone - geschützte Aminopenicilline - Cephalosporin (3. Generation) - Aminoglykoside (nicht als Monotherapie) Gesamt-Therapiedauer: (14) 21 Tage keine Besserung nach 48-72 h oder sogar Verschlechterung - Erneute Kultur und Empfindlichkeitstestung - Evaluierung komplizierender Faktoren - Drainage von Obstruktion oder Abszess

Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Antibiotika-Initialtherapie bei Infektionen der Nieren und des Urogenitaltraktes ( nach PEG Konsensus-Empfehlungen 2016) Diagnose Akute unkomplizierte Pyelonephritis Infektionen Kompliziert Nosokomial Kathet.-assoziiert Häufigste Erreger E. coli Proteus mirabilis Klebsiella pneumoniae Enterobacteriaceae S. saprophyticus (selten) E. coli Klebsiella spp. Proteus spp. Enterobacter spp. Andere Enterobacteriaceae P. aeruginosa Enterokokken Staphylokokken Therapieempfehlung Ciprofloxacin 2 x 0,4g Tagesdosis Therapiedauer (parenteral und oral) EvG EG Levofloxacin 1 x 0,75g 1b A Cefotaxim Ceftazidim 2 3 x 2g 1b A 5 bis 7 bis 10 Cefepim 1,3 2 x 1-2g Tage 4 3 B Ceftolozan/ Tazobactam 3 x 1,5g 1b A 1b 3 x 2g 4 A Ceftriaxon 1,3 1 x 1-2g 1b A Amoxicillin/ Clavulansäure 3 x 1,5g 4 C Piperacillin/ Tazobactam 1,3 3 x 2,5-4,5g 1b A Gentamicin 1 x 5mg/kg 3 B Ciprofloxacin 1 2 x 0,4g Levofloxacin 1 x 0,75g 1b A Cefotaxim Ceftriaxon 1,3 1 x 1-2g Bis 3 bis 5 Tage 1b A Ceftazidim 2 3 x 2g nach 1b A Entfieberung Cefepim 1,3 2 x 1-2g bzw. Beseitigung 3 B Ceftolozan/ Tazobactam 3 x 1,5g des 1b A komplizierenden Amoxicillin/ Clavulansäure 3 x 1,5g Faktors 4 C Piperacillin/ Tazobactam 1,3 3 x 2,5-4,5g 1b A 1b 3 x 2g 4 A Ertapenem 1 x 1g 1b A Imipenem/ Cilastatin 1 3-4 x 1g 1b A Meropenem 1 3 x 1-2g 1b A A A

Akute unkomplizierte untere Harnwegsinfektion (Zystits) Typische klinische Symptomatik: Dysurie,Pollakisurie,imperativer Harndrang Mikrobiologische Untersuchung ist bei ansonsten gesunden,nicht schwangeren Frauen nicht erforderlich. Urinkultur ist aber unentbehrlich bei komplizierten und chronischen Verläufen Leitlinienfassung unkomplizierte Harnwegsinfektion, 2016

% resistenter Stämme % resistenter Stämme E.coli-Resistenzstudie : Urine ambulanter Patienten Parameter Anzahl der Stämme 499 Alter der Patienten (Jahre) Median (Q1; Q3) % weibliche Patienten < 18 Jahre (%) 18-65 Jahre (%) > 65 Jahre (%) % männlich Patienten 59 (26; 74) 85,8 17,4 33,3 35,1 14,2 50 40 30 20 10 0 42,9 32,7 10,0 8,2 8,6 19,8 30,9 1,2 0,8 8,0 50 40 30 20 Männer (n=71) Frauen < 18 Jahre (n=87) Frauen 18-65 Jahre (n=166) Frauen >65 Jahre (n=175) Phenotype n % Isolates susceptible to AMX, SXT, CIP, CXM Isolates resistant to AMX, SXT, CIP, CXM 254 50,9 29 5,8 10 0 AMX, Amoxicillin; SXT, Cotrimoxazol; CIP, Ciprofloxacin; CXM, Cefuroxim M.Kresken et al. Int J Antimicrob Agents 2014; 44:295-300

Empfehlung zur empirische Kurzzeittherapie der unkomplizierten Zystitis bei ansonsten gesunden Frauen (keine Risikofaktoren) Substanz Tagesdosierung Dauer Mittel der ersten Wahl Fosfomycin-Trometamol 3000mg 1 1 Tag Nitrofurantoin 50mg 4 tgl. 5-7 Tage Nitrofurantoin RT Nitroxolin 100mg 2 tgl. 250mg 2x tgl 5 Tage 5-7 Tage Pivmecillinam 200mg 2 tgl 400mg 2 x tgl 7 Tage 3 Tage RT= Retardform (= Makrokristalline Form) Leilinienfassung.unkomplizierte Harnwegsinfektion. 2016

Stellungnahme zum Einsatz von Nitrofurantoin ( Diskussion in LL-Gruppe, 2016) Nitrofurantoin ist eine therapeutische Option für die Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen Bei Kurzzeittherapie ist Anwendung eher unproblematisch ; Kurzzeittherapie : 3-7 Tagen, 2-3 mal täglich 100 mg Einsatz erscheint vertretbar (zitiert aus AMB 2012; 46,c) Einschätzung des BfArM Bei Langzeitanwendungen ist das Nutzen/Risiko- Verhältnis problematisch Polyneuropathie, Pneumonitis, Hepatitis, Bei Niereninsuffizienz ist Einsatz kontaindiziert!

Nitroxolin (5-nitro-8-hydroxy-quinoline) Es wirkt gegen die meisten gramnegativen und grampositiven uropathogenen Bakterien, gegen Mykoplasmen und Pseudomonas spp. sind gewöhnlich resistent. Die antimikrobielle Wirkung beruht auf der Fähigkeit mit verschiedenen bivalenten metallischen Kationen Chelate zu bilden. Die Aktivität wird bei Anwesenheit von Mn ++ and Mg ++ gesenkt, aber nicht durch Ca ++, Na + und K + K.G. Naber KG et al.: BMC Infectious Diseases 2014; 14: 628

Empfindlichkeit der Erreger von Harnwegsinfektionen gegenüber von Nitroxolin H.Hof et al. Urologe,2016 (Publ.online 05.09.2016)

Therapieempfehlung für Patienten mit Blasenverweilkathetern Wechsel des Blasenkatheters (möglichst unter aseptischen Bedingungen), im 2 wöchigen Rhythmus bzw. in Abhängigkeit des Lokalbefundes ( individuelle Inkrustationsneigung / Blocker ) Begrenzung der Biofilmbildung Nitroxolin täglich 1 (-2) Tabl. am Abend ( 750 mg) L-Methionin täglich 1-2 Tabl. ( 500mg) zur Entscheidung der Dosierung und Therapiedauer gibt es keine durch Studien belegte Erkenntnisse

Strategien bei chronischen Harnwegsinfektionen Therapieoptionen nach Beseitigung evtl. Obstruktionen: Einsatz antimikrobieller Chemotherapeutika : Nitroxolin u.a. Änderung des Urinmillieus : L-Methionin, Askorbinsäure Stabilisierung der lokalen physiologischen Flora : Ausgleich des Östrogenmangels und der Lactobacillenflora Blockade der Epithelzellrezeptoren : Mannoseextrakte, Instillation apathogener E.coli-Stämme, GAG-Layerblockade Aktivierung von Immunmechanismen zur Stabilisierung der lokalen Abwehr : Impftherapie : Uro-Vaxom, StroVac R.Fünfstück, 2016

Stärkung der lokale Abwehrfähigkeit Hormonsubstitution Lokale Applikation Estriol 0,5 mg/ Tag vaginale Östrogensubstitution ist wegen der geringen Resorption sinnvoll. bezüglich Dosierung und Behandlungsdauer fehlen prospektive,kontrollierte Studien. Lactobacillensubstitution Ein-bis zweimal wöchentliche lokale Applikation Döderleinsche Stäbchen, Vagiflor, Gynoflor(Kombination mit Estriol), Gynolac, Symbio vac. keine klinischen Studien zur Therapiedauer

Cochrane Review 2012 Cranberry Products: Conclusion Current evidence does not support the cystitispreventing potential of cranberry juice, so it may be unacceptable to consume it in the long term (side effects) Given that the majority of studies indicate that the benefit is likely to be small at best, with adherence poor, further studies of cranberry juice are only likely to support this conclusion, and should not be undertaken without strong justification Jepson RG et al. Cranberries for preventing urinary tract infections (Review). The Cochrane Collaboration, Issue 10, 2012. Published by John Wiley & Sons, Ltd

Problem: unkomplizierte Harnwegsinfektion In ambulanten Praxis Harnwegsinfekte sehr häufig ein Grund für Antibiotikaverschreibungen T.M.Hooton (N. Engl.J. Med. 2012:366;1028-1034) : 25 % aller Antibiotikaverorbnungen erfolgen wegen einer Harnwegsinfektion (Rationalität?) Da viele Infektionen sind selbstlimitierend sind,könnten doch Antibiotika eingespart werden! Einfluß auf: Resistenzentwicklung (ESBL,MRGN,MRSA) Reduktion von Kollateralschäden Begrenzung der Kosten Verbesserung der Complaince

Einsatz von Ibuprofen zur Behandlund einer unkomplizierter Harnwegsinfektion Gagyor I. et al. BMJ 2015; 351:h6544 Multizentrische,randomisierte,kontrollierte,doppelblinde Studie 241 Patientinnen: 3 mal 400 mg Ibuprofen /d für 3 Tage 241 Patientinnen: 3 mal Plazebo-Tablette / d und einmalig 3 g Fosfomycin-Granulat in beiden Gruppen konnte ein weiteres Antibiotikum bei persistiereden Symptomen oder bei einem Rezidiv verordnet werden. Ergebnisse: in der Ibuprofengruppe wurden signifikant weniger Antibiotika verbraucht; Beschwerdefreiheit nach einer Woche: Iboprofengruppe: 70 % Fosfomycingruppe: 82 %

Reinfektionsstrategie bei chronischen Harnwegsinfekten > 3 Episoden /Jahr kann eine Antibiotikaverordnung erfolgen. Dosierung bei Niereninsuffizienz??? Nitrofurantoin (Trimethoprim!) 50-100 mg/tag 50-100 mg/tag ( Cotrimoxazol!) 80/400 mg/tag oder 3x/ Woche Fosfomycin Nitroxolin ein- bis zweimal : 3g 1 Kaps. zur Nacht (750 mg) (Norfloxacin) (Ciprofloxacin) 200 mg/ Tag 125 mg/ Tag in Anlehnung an die EAU Guidlines 2014

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Thank you