Dr. Miriam Engelhardt Wie tickt die Jugend heute? Generationenkompetenz als Potenzial für die Nachwuchssicherung
Der soziologische Generationenbegriff Geteilte gesellschaftliche Erfahrungen Spezifische Art des Denkens, Fühlens und Handelns 2
Der soziologische Generationenbegriff generationentypische Denk- und Verhaltensmuster antworten Neue gesellschaftliche Herausforderungen wirtschaftlich, sozial, politisch, technologisch Elterngeneration Normen + Normalitäten 3
Baby Boomer Jahrgang 1945-1960 Woher kommen sie? Starke Traditionen Patriarchale Hierachien Vorgezeichnete Lebenswege Schuster bleib bei deinen Leisten Solange du die Füsse unter meinen Tisch streckst, tust du, was ich dir sage! Mädel, du heiratest ja sowieso 4
Baby Boomer Jahrgang 1945-1960 Neue gesellschaftliche Bedingungen: Wirtschaftswunder Wohlstand, Wohlfahrtsstaat, Vollbeschäftigung Bildungsexpansion Erfolgsgeschichte Technologie (1. Mondlandung) 1968er Bewegung in Deutschland, Paris, Prager Frühling, Anti-Vietnambewegung in USA 1972 Ölkrise 5
Baby Boomer Jahrgang 1945-1960 Wie antworten sie? Entwickeln Visionen für eine bessere Welt Selbstbestimmung, Frauenemanzipation, Frieden, politische Partizipation, Solidarität mit der 3. Welt Arbeiten, kämpfen und experimentieren für ihre Visionen Lebensgefühl: Alles ist möglich! 6
Generation X Jahrgang 1960-1980 Woher kommen sie? Tradition und Möglichkeiten Im Wohlstand aufgewachsen Neue Erziehungsstile TV im Alltag / als Babysitter Sei politisch! Sei eigenverantwortlich! Alles geht du musst nur wirklich wollen. 7
Generation X Jahrgang 1960-1980 Neue gesellschaftliche Bedingungen: Globale Umweltzerstörung wird wahrgenommen 1981 Entdeckung des AIDS -Virus 1986 Jahr der Katastrophen: Tschernobyl, Challenger (Technikpessimismus) Technisierung der Arbeitswelt, PC in der Arbeitswelt 8
Generation X Jahrgang 1960-1980 Wie antworten sie? Verweigerung und Protest Ironie und Zynismus als Schutz gegen Enttäuschung Individualismus Das eigene Schäfchen ins Trockene bringen Lebensgefühl: No Future. Alles bricht zusammen. 9
Netzwerkkinder Jahrgang 1980-2000 Woher kommen sie? Vielfalt an Möglichkeiten Schnelligkeit der Veränderungen Flexibilität der Beziehungen Verständnisorientierter Erziehungsstil Du brauchst eine sehr gute Ausbildung Wo bin ich nächste Woche im Praktikum? Was möchtest du? Dies oder lieber jenes? 10
Netzwerkkinder Jahrgang 1980-2000 Neue gesellschaftliche Bedingungen Smartphone und Internet: globaler Zugang zu Informationen und Kontakten zu jeder Zeit und überall Schnelligkeit und Flexibilität kürzere Stationen in Beruf und Privatleben Generation Praktikum Unklare Zukunft: sich ändernde Berufsbilder Arbeitslosigkeit 11
Jugend Erwerbslosenquote 1991 2012 Quelle: Bundesamt für Statistik 10 9 8 7 6 5 4 3 2 3,2 1,8 4,5 2,8 6,4 6 6 5,8 5,5 5,6 5,6 5,6 4,7 4,8 3,7 3,9 3,3 3,7 4,1 3,6 3,1 2,7 2,9 2,5 8,8 8,5 7,7 4,1 4,3 4,4 7,7 4 7,1 7 8,2 7,8 7,6 8,1 3,6 3,4 4,1 4,5 4,1 4 1 0 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Total 15-24 Jahre 12
Netzwerkkinder Jahrgang 1980-2000 Wie antworten sie? Hohe Investition in Ausbildung Bevorzugen klare Orientierung (Regeln, Feedback, Werte) Ziel: anschlussfähig bleiben privat wie beruflich Lebensgefühl: Die Ärmel hochkrempeln! Optimismus unter Druck 13
Eigene Erfahrungen und innere Einstellungen beeinflussen unsere Zugehörigkeit zu einer Generation Aufgrund welcher Erfahrungen fühle ich mich zu einer der drei Generationen zugehörig? 14
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Werteorientierungen Jungendlicher Quelle: Cocon 9 Allgemeine Werte 8,5 Soziale Gerechtigkeit Hedonismus Leistung/Erfolg Selbstverwirklichung 8 7,5 15 Jahre 21 Jahre 16
Die Netzwerkkinder erleben ein Comeback der Werte Das Comeback der Werte ermöglicht gleichzeitig Selbstverwirklichung und kooperatives Zusammenleben: Treue ermöglicht sofort Vertrauen auch in kurzen Beziehungen. schnelle Identifikation mit dem Team/Arbeitgeber ermöglicht sozialen Anschluss in kurzen Praktikumsphasen. Wertevielfalt ermöglicht Anschlussfähigkeit zu unterschiedlichen Bereichen und Menschen. Werte schaffen Klarheit auf Zeit: Regeln und Absprachen helfen, Freiheiten und schnelle Veränderungen leben zu können, ohne zu viel Zeit mit Orientierung und Vertrauensbildung zu verlieren. Werte dienen auch dazu, sich selbst zu positionieren und andere schnell einschätzen zu können. Werte sind wie die Welt selbst in Bewegung und verändern sich. Motto: Klare Regeln, deutliche Selbstdarstellung und freiwillige Vereinbarungen schaffen Orientierung in unklaren Zeiten. 17
Verhältnis zu Autoritäten 18
Die Netzwerkkinder: Familie, Freunde, Leistung und Selbstverwirklichung 19
Lernverhalten der Netzwerker An einem typischen Tag wählt ein junger Mensch zwischen 200 Fernsehkanälen, 5.500Zeitschriftentiteln, 10.500 Radiosendern, 30 Millionen Internetseiten und 122.000 neu publizierten Büchern aus. Überlebenswichtig: intelligent und schnell auswählen Problem: Schnelligkeit und Flexibilität der Welt: es gibt keine verlässlichen übergeordneten Kriterien Leitfrage: Bringt's mir was? wenn ja, Engagement wenn nein: abschalten, ausruhen, abwarten, Kontakte Pflegen - irgendwann: gehen Erwartungen an Lernsettings (Längsschnittstudie TREE) Praxisrelevanz Effektivität (Verhältnis Zeit, Inhalt, Leistungsanforderungen) Teamwork und Learning by Doing (eigene aktive Rolle) Spass, Sozialkontakt und Leistung verbinden Erwartungen an didaktische Anleitung Sinnhaftigkeit des Ganzen aufzeigen Klare Rahmen und Zieldefinitionen Regelmäßiges, rechtzeitiges (!) und konstruktives Feedback 20
Das Drei-Generationen-Modell Baby Boomer GenerationX Netzwerkkinder 1945 1960 1960 1980 ab 1980-2000 21
Erwartungen an die Führung Generation Erwartungen an die Führung Baby-Boomer Wertschätzung Generation X Eigenverantwortung Netzwerker Coaching 22
Theorie sozialer Anziehung Gleich und gleich gesellt sich gern. Gefahr der geringeren Leistung und Effektivität wegen Kommunikationsfehlern und verminderter Kooperation. 23
Theorie sozialer Identitätsbildung Wir sind die Guten - Ihr seid die Schlechten Individuen streben nach einer positiven Abgrenzung zwischen ihrer Gruppe und relevanten Vergleichsgruppen. Gefahr der geringeren Leistung und Effektivität wegen Konflikten 24
Was kann man tun? Den Fokus auf das übergeordnete Ziel legen Wertschätzung der unterschiedlichen Stärken (der unterschiedlichen Altersgruppen) Teamgedanke fördern Möglichen Vorurteilsbildungen frühzeitig entgegenwirken! 25
Aktiv versuchen und dazu anhalten, einander zu verstehen Konflikte anhand des Generationenmodells analysieren und lösen Konkret erlebte Situation Beteiligte/r A: Generationen Merkmal Beteiligte/r B: Generationen Merkmal Möglicher Umgang mit dem Konflikt 26
Was nehme ich heute mit? Was probiere ich morgen aus? 27
Literatur Bruch, Heike et.al.: Generationen erfolgreich führen. Konzepte und Praxiserfahrungen zum Management des demographischen Wandels. Gabler, Wiesbaden 2010 Buchmann, Marlis et.al: Wertorientierungen Jugendlicher und junger Erwachsener in der Schweiz. Auswertung COCON im Auftrag der Stiftung Zürcher Unternehmerforum, 2007 COCON Competence and Context: Schweizer Befragung von Kindern und Jugendlichen, Jacobs Center for Productive Youth Developement, Universität Zürich, http://www.cocon.uzh.ch Credit Suisse Jugendbarometer 2012, https://infocus.creditsuisse.com/app/topic/index.cfm?fuseaction=opentopic&coid=371616&lang=de Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 2006 Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 2010 http://www.shell.de.home/content/deu/aboutshell/our_commitment/shell_youth-study/2010 Trendbüro, Steinle, Andreas / Wippermann, Peter: Die neue Moral der Netzwerkkinder. Trendbuch Generationen, Piper Verlag, München 2003 Kontakt Dr. Miriam Engelhardt Soziologin kontakt@engelhardt-training.de www.engelhardt-training.de Engelhardt-Training Generationenkompetenz Leadership Teamentwicklung Moderation 28