Bindungstheorie Bindungstheorie John Bowlby 1907-1990 Mary Ainsworth 1913-1999 John BOWLBY 1907 1990 Ab 1936 London Child Guidance Clinic Ab 1937 Kinderpsychiatrie- Ausbildung bei Melanie Klein, 1940 Armeepsychiater, nach 2. WK Leiter für Abteilung für Eltern und Kinder in Tavistoc Clinic, 1950 kommt Mary Ainsworth dazu 1951 WHO Bericht Maternal Care and Mental Health 1969 Bindung Eine Analyse der MuNer- Kind- Beziehung Bindungstheorie John BOWLBY: Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpt und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet. Das menschliche Bindungssystem ist evolusonsbiologisch angelegt. Die emosonale Bindung sichert das Überleben und die Entwicklung von Säuglingen. Video Harlows Rhesusaffen Drei Versuchsanordnungen: 1. Baby- Rhesusaffe mit Draht- und HandtuchmuNer, Äffchen verbringt eine Stunde mit DrahtmuNer und 17 Stunden mit HandtuchmuNer. 2. Babyäffchen wird erschreckt und läuz gezielt zur HandtuchmuNer; aus der Sicherheit heraus zeigt es sogar Angriffsverhalten dem Blechmonster gegenüber. 3. Babyäffchen wird in fremde Umgebung gesetzt, Stress. Mit DrahtmuNer immer noch Stress; mit HandtuchmuNer: ExploraSonsverhalten Bindungstheorie 1
Bindungsmuster Wesentliche Determinante nach Ainsworth ist mü6erliche Feinfühligkeit: Reagiert MuNer schnell und angemessen auf Signale, dann ist Kind mit einem Jahr sicher gebunden. Reagiert sie eher zurückweisend auf Bedürfnisse, dann wird es unsicher- vermeidend gebunden sein Sind münerliche Antworten inkonsistent und wenig vorhersehbar, dann wird Kind eher unsicher- ambivalent gebunden sein. Bindung und Exploration Bindung Bindungssystem aksviert bei Trennung, Angst Bindungssystem deaksviert, Ruhe im System Explora8on ExploraSon deaksviert Sicherer Hafen ExploraSon aksviert Neugier, Erkunden, Lernen Bindungs- ExploraBons- Wippe (K.H. Brisch) Sichere Bindung Werden Bindungsbedürfnisse des Babys erkannt und wird adäquat darauf reagiert, dann bindet sich das Baby an die versorgende Person. Entsprechend dem Grad der Feinfühligkeit ergibt sich eine Bindungshierarchie mit einer Hauptbindungsperson und weiteren Bindungspersonen (bis zu vier im ersten Lebensjahr) Bindungspyramide Entstehung von Bindung Bindung entsteht in vier Phasen: Vorbindungsphase: Geburt bis ca 6. Wochen Bindungsbeginn: 6 Wochen bis 6/8 Monate: soziales Lächeln zwischen 6. und 12. Lebenswoche noch sehr unspezifisch Bindungsphase mit vorhandener Bindung: 6/8 Monate bis 18/24 Monate: Trennungsangst; Bindungsperson als sichere Basis, ExploraSonsverhalten wird oz mit Beginn der Mobilität in Zusammenhang gebracht Differenzierungs- und Integrierungsphase, in der sich eine reziproke Beziehung entwickelt (18/24 Monate und darüber hinaus) Bindungstheorie 2
Bindungsmuster Mary AINSWORTH: Beobachtung von hospitalisierten Kindern ab 1950 Uganda Studie 1953 BalSmore- Studie 1962: Beobachtungen in den Heimen von 27 Familien von 3 bis 54 Wochen: MuNer- Kind- InterakSonen unterschiedliche Bindungsqualitäten Die Fremde Situation (Ainsworth) Standardisiertes Minidrama: Alter von 12 Monaten Fremder Raum, mit Spielzeug anraksv gestaltet. Fragestellung: Wie stark wird Bindungssystem aksviert? Auf welche Art sucht Kind bei Bindungsperson Beruhigung? Fremde Situation 8 dreiminütige Episoden 1. Begrüßung von MuNer/Vater und Kind durch Versuchsleiter. 2. Versuchsraum mit Spielzeug und zwei Stühlen 3. Kind beginnt zu explorieren eine fremde Person betrin den Raum, plaudert mit Kind MuNer und versucht Kontakt mit Kind aufzunehmen. 4. MuNer verlässt unauffällig den Raum. Fremde Situation 8 dreiminütige Episoden 5. MuNer kehrt zurück, die Fremde verlässt den Raum. 6. MuNer verlässt Raum erneut Kind ist allein. 7. Fremde betrin Raum und macht ein Spiel- oder Trostangebot. 8. MuNer kehrt zurück und Fremde geht. Bindungssystem wird bei Stress aksviert, deutlich wird es beim Zurückkehren der MuNer Bindungstheorie 3
Vier Verhaltensmuster Bindungsmuster: sicher gebunden Sicher gebundene Kinder (ca. 68%) bzw. 58% Unsicher vermeidend gebundene Kinder (ca. 20%) bzw 35% Unsicher ambivalent gebundene Kinder (12%) bzw. 8% Desorganisiert/desorienSert gebundene Kinder - 5% Kinder reagieren auf kurze Trennung bekümmert Begrüßen MuNer bei Rückkehr Suchen Nähe der MuNer Sind leicht zu beruhigen Nehmen explorasve AkSvitäten schnell wieder auf Grundorien8erung: Bei Bindungsperson Entspannung finden, um dann wieder spielen zu können. Interak8onsgeschichte: Feinfühlig VIDEO Bindungsmuster: unsicher vermeidend gebunden Kinder scheinen von Trennung unbeeindruckt Physiologische Messungen zeigen Beunruhigung! Kinder ignorieren MuNer bei Rückkehr Grundorien8erung: Kind verbirgt seine Belastung und hat dadurch keinen Weg, aksv bei MuNer Entlastung zu suchen. Interak8onsgeschichte: Auf Kummer und Trostbedürfnis des Kindes wird eher reserviert/zurückweisend reagiert. VIDEO Bindungsmuster: unsicher ambivalent gebunden Kind ist durch Trennung sehr beeinträchsgt. Bei Rückkehr der MuNer quengelig und schwer zu beruhigen. Kind läuz zur MuNer und rennt gleich wieder weg. Grundorien8erung: Kinder scheinen in Angst zu leben die Bindungsperson zu verlieren; sie haben dadurch eine sehr niedrige Schwelle, bei der Bindungsverhalten ausgelöst wird, d.h. sie übertreiben es. Interak8onsgeschichte: Inkonsistente, unvorhersagbare ReakSon gelegentlich feinfühlig, dann wieder zurückweisend. VIDEO Bindungstheorie 4
Bindungsmuster desorganisiert/desorientiert Kinder, die nicht in die bisherigen Muster passen Sie verfügen über keine konsistente Bindungsstrategie Zeigen starkes Konfliktverhalten, das oz mit Furcht vor der Bindungsperson zu tun zu haben scheint. Freeze ReakSonen Misshandelte Kinder haben zu 80% desorganisierte Bindungsqualität VIDEO Stabilität der Bindungsmuster Stabilität dieser Bindungsmuster in Langzeituntersuchungen: Auswirkungen auf Sozialverhalten, KonzentraSon, FrustraSonstoleranz Bindungssichere Kinder vertrauen darauf, dass sie Unterstützung in problemasschen SituaSonen bekommen. Unsicher vermeidend gebundene Kinder verleugnen ihre leidvollen Erfahrungen und wenden sich nicht aksv an Bezugspersonen. Unsichere Bindung ist keine Psychopathologie, sondern höchstens ein Risikofaktor. Bindungsstörungen Innere Arbeitsmodelle - Bindungsstrategien Bindungsstörungen entstehen, wenn Säuglinge bereits im ersten Lebensjahr Gewalt durch ihre Bindungspersonen erfahren emosonale und körperliche Vernachlässigung, Kränkungen mit Worten, körperliche und sexuelle Gewalt, Miterleben von Gewalt,... undifferenzierte Bindungsstörung Bindungsstörung mit Hemmung des Bindungsverhaltens Wissen um Bindungsmuster kann hilfreich sein, um Verhaltensweisen besser zu verstehen, sowohl eigene aus auch die von PartnerIn oder KlientIn Bindungstheorie 5
Bindung - Gruppenarbeit 5 Gruppen: Jede Gruppe bekommt eine SituaSonsbeschreibung und soll erarbeiten, welche Bindungsmuster bzw. welche Bindungsstörung beschrieben ist. 30 Minuten in der Gruppe SituaBonen: 1. Sicher gebunden 2. Unsicher- vermeidend gebunden 3. Unsicher- ambivalent gebunden 4. Desorganisiert gebunden 5. Undifferenzierte Bindungsstörung Plenum 30 Minuten Bindungstheorie 6