Fachtagung Hochbegabung: Begabung reicht nicht aus! Was ist zu tun? Potenziale erkennen -Persönlichkeit stärken

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Transkript:

Fachtagung Hochbegabung: Begabung reicht nicht aus! Was ist zu tun? Potenziale erkennen -Persönlichkeit stärken 05.02.2011 Prof. Köller: Entwicklung von Schulleistungen (und wie sie sich steigern lassen) 1. Schule und Intelligenzentwicklung - Def. Intelligenz nach Rost Fähigkeit: zum abstrakten Denken, zum Lernen, sich der Umwelt anzupassen, sich neuen Situationen im Leben anzupassen, Intellekt plus Wissen - Intelligenzmodell nach Cattell (fluide & kritstalline Intelligenz)-> entwickeln sich jeweils unterschiedlich über die Lebensspanne (kristalline (Wissen) bleibt lange erhalten, nimmt auch zu, fluide (Fähigkeiten) nimmt stark ab) - Intelligenzentwicklung über Lebensspanne mit Beginn des Studiums erreichen wir die Demenz - Befunde zu Korrelation Schule & Intelligenz (nach Ceci, 1991) : pos. Korr. bzgl. Anzahl der Schuljahre & IQ, neg. Auswirkungen von Schulferien, Unterschiede v. Schulkindern vs. nicht beschulten Kindern; neg. Auswirkungen später Einschulung (ein Jahr entspricht der Einbuße von 7 IQ- Punkten); neg. Zushg. zwischen vorzeitigem Schulabbruch und IQ; Korr. Schulleitung und Intelligenz; pos. Zushg. zw. Beschulungsdauer und Intelligenz innerhalb einer Alterskohorte (Baltes & Reinhart: Untersuchung an Stichtagsdiskrepanzkindern: 31.6. vs. 01.7. erst gleicher IQ, nach einjähriger Beschulung Stichtagskinder intelligenter); Intelligenzakzeleration (Flynn, 198: Erklärungen: Ernährung, außerschulische Förderung, techn. Entwicklung, schulischer Anregungsgehalt.) - Modell der dynamischen Phänotyp- Umwelt- Interaktion (Dickens & Flynn, 2001): Persönlichkeit-Umwelt-Genetik: haben kumulativen Effekt aufeinander - Untersuchung: Welchen Einfluss hat die Schulform? Welche Rolle spielen Mitschüler? (Bremer Studie: Schule macht stark)- Ergebnisse: Intelligenzvorsprünge bleiben erhalten, leistungsstarke Mitschüler erhöhen auch individuelle Intelligenz, Schulform Gymnasium steigert im Vgl. zu anderen Schulformen um ca. 6 IQ Punkte, auch wenn Schüler beider Schulformen gleich leistungsstrak sind-> Umweltbedingungen 6 Persönlichkeitsvariablen wichtig, Ergebnisse sind kein Freifahrtsschein alle Kinder früher einzuschulen und dann auf dem Gymnasium anzumelden!!!! - Befunde also : Wer hat, dem wird gegeben (Matthäus-Effekt) 2. Schulleistungsentwicklung - Schulleistungen: deklaratives & prozedurales Wissen in versch. Schul. Fächern, dessen Erwerb zu einem erheblichen Teil an Lernangelegenheiten im jeweiligen Fachunterricht gebunden ist (schul. Leistungen = schul. Kompetenzen) - Kompetenzen: beim Schüler verfügbare oder von ihm erlernbare kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten, die notwendig sind, um bestimmte

- Leistungsentwicklungen v.a. in Fächern mit hoher Stundenanzahl, die früh einsetzen und über langen Zeitraum unterrichtet werden - Wissenserwerb wird auch gefördert durch Einbindung des Alltags der Schüler in den Unterricht - lange unterrichtsfreie Zeiten beschleunigen Vergessensprozesse - Zuwächse stoßen im schulischen Alltag an Grenzen, wenn eine weitere Steigerung nur mit größerem Aufwand möglich - Lesekompetenz steigert sich von Klasse 9 auf 10 nicht mehr; Kompetenzsteigerungen am Ende der Sek. 1 nur mit extremem Aufwand möglich

Prof. Köller: Motivation und selbstgesteuertes Lernen - Rubikon- Modell der Handlungsphasen: Abwägen (Erwartung X Wert),Rubikon (Intention), Planen (Wann? Wo? Wie?), Handeln (Abschirmung gegenüber konkurrierenden Handlungen)), Bewerten (Atrribution):-> an jedem Punkt ist Scheitern möglich!!! - Fragen daher: a) Wie steigert man die Handlungsanreiz/Wert? b) Wie verbessert man die Erfolgserwartung? c) Wie kann man die Handlungsplanung gefördert werden? d) Wie wird die Handlungsausführung geschützt? e) Wie erreicht man eine motivational günstige Handlungsbewertung? Ansätze zu : a) Verdeutlichung eigener Interessen Vermeidung extrinsischer Anreize (z.b. Nennung v. Keywords: Zensur, Klausur ) interessenbezogenes Lob Beispiel Vor-/Nachteile Sachbezogenes Lob das Bild ist schön positiver Effekt Ergebnis der steht im Fokus Personenbezogenes Lob Du hast aber ein schönes Bild gemalt abhängig von Verfügbarkeit der Lehrperson bei Nichtverfügbarkeit keine Ichbezogenes Lob ich freue mich, dass das Bild so schön ist abhängig von Verfügbarkeit der Lehrperson bei Nichtverfügbarkeit keine schafft Abhängigkeit, vor allem in Grundschule b) Flexible Begabungstheorie Entitätssichtweite - Begabung als Sache - Begabung ist stabil - Man hat einen Maßstab davon - Man kann nichts tun um Begabung zu steigern - Auch professionelle Erzieher können Begabung nicht steigern schädlich Inkrementelle Sichtweise - Begabungen können sich ändern - Man kann intelligenter werden - Je mehr man lernt, desto mehr wird man lernen können (wer etwas weiß, kann darauf aufbauen; ähnlich Training im Sport) - Empirie: Fußballergebnisse, Sesamstraße - Matthäuseffekt: Wer hat

Wirkung auf das Kind: - Zweifel wieviel von Begabung man hat - Bedürfnis Begabung zu demonstrieren - Man muss besser sein - Leichte Erfolge sind ab aussagekräftigsten dem wird gegeben - Professionelle Erzieher können Begabung steigern Wirkung auf das Kind: - Jeder kann mit Fleiß und Engagement seine Leistungen substantiell steigern - Bedürfnis zu lernen - Opfert Gelegenheiten klug zu erscheinen zugunsten Lerngelegenheiten - Sucht Herausforderungen Individuelle Bezugsnormen - Empirie: Beurteilungsaufgaben nach Rheinberg, 1980 - Lob, wenn Entwicklung positiv zu sehen ist - Beispiel: Klassenarbeit steht, Notengebung auch Ihr könnt daran arbeiten eine 1 zu bekommen, ich helfe Euch dabei - Extrem motivierend; appelliert an intrinsiche Motivation, Verantwortung liegt bei Schüler c) 1) Setzung konkreter, zeitlich naheliegender, herausfordernder Ziele Ad konkret: Wir alle werden in diesem Jahr besser in Mathe, ich höre auf zu rauchen sind beide unspezifisch und daher unwirksam; darum: Kriterien definieren, die erkennen lassen, wann Ziel erreicht ist Ad zeitlich naheliegend: für Schüler maximal 1 2 Wochen überschaubar Ad herausfordernd: Klassenziele sind für die meisten nicht herausfordernd (kognitive Spreizung von 0 5 Jahren in der Grundschule) 2) Stets nur präzise Tipps geben (z. B. Lies doch mal ein Buch dazu wird nicht realisiert werden) d) 1) Lernen lernen + Selbstregulation 2) Förderung der Selbstbeobachtungsfähigkeit, durch z. B. Lerntagebücher, Lerngespräche e) 1) Integration des Lernalltages in den Alltag, z.b. geometrische Berechnungen an Rollerblades 2) Beachtung von Reattributionsstrategien, z.b. Foto von Restaurant, Rückgeld

Stabil Attribution von Erfolgen/Misserfolgen Variabel intern Begabung Extern Aufgabenschwierigkeit Zufall Schlechte Noten Gute Noten/Erfolge Kommentieren Sie Leistungen daher wie folgt: Misserfolg (internal/variabel) Ungenügende Vorbereitung Schlechte Lerntechnik Unzureichende Mitarbeit Geringe sbereitschaft Niedrige Aufmerksamkeit Ausnahme: bei Kindern mit geringem Selbstwertgefühl Misserfolg (external/variabel) Pech Erfolg (internal/variabel) Gute Vorbereitung Effektive Lerntechnik Gute Mitarbeit Adäquate Hohe Aufmerksamkeit Erfolg (external/variabel) Geschlechtereffekte: werden bei Misserfolg bemitleidet bekommen leichte Aufgaben werden oft gelobt (paradoxer Effekt von Lob) kontraproduktiv wg. Verweis auf int. Unzul. Rückmeldung Du musst besser lernen/aufpassen etc. Wirkung: Attribution auf internal/variable Ursachen Größter Risikofaktor für das hochbegabte Kind ist zu wissen, dass es hochbegabt ist OFF TOPIC!!!! oft entschuldigen sich Lehrkräfte, dass sie den Stoff durchziehen müssen-> demotivierend!!! besser: selbst motiviert vermitteln -> das motiviert andere am meisten Experiment dazu: Mathematikvorlesung einmal v. Professor, einmal fachfremd vom Schauspieler (Anweisung: extrem begeistert sein): VL des Schauspielers wurde besser bewertet