Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Sommersemester 2011 PD Dr. phil. habil. Udo Thiedeke 1) Soziale Kommunikation 2) Individuelles Bewusstsein 3) Zusammenfassung
1) Soziale Kommunikation Folie 1 Individuen, und mit ihnen ihr individuelles Bewusstsein, sind an sozialer Kommunikation beteiligt, wobei sich individuelles Be- wusstsein aber von der sozialen Kommunikation unterscheidet.
1) Soziale Kommunikation Folie 2a Soziale Systeme unterscheiden sich von psychischen Systemen in der Art und Weise, wie sie Sinn produzieren (auswählen) und reproduzieren (anschließen).
1) Soziale Kommunikation Folie 2b Soziale Systeme unterscheiden sich von psychischen Systemen in der Art und Weise, wie sie Sinn produzieren (auswählen) und reproduzieren (anschließen). Psychische Systeme konstituieren sich durch Bewusstsein.
1) Soziale Kommunikation Folie 2c Soziale Systeme unterscheiden sich von psychischen Systemen in der Art und Weise, wie sie Sinn produzieren (auswählen) und reproduzieren (anschließen). Psychische Systeme konstituieren sich durch Bewusstsein. Soziale Systeme konstituieren sich durch soziale Kommunikation.
1) Soziale Kommunikation Folie 3 Was ist soziale Kommunikation? Für Luhmann ist soziale Kommunikation ein dreistufiger Auswahlprozess (Selektionsprozess) von Sinn, der über die Selektion der Information, der Mitteilung und des Verstehens verläuft. Information Mitteilung Verstehen
1) Soziale Kommunikation Folie 4 Soziale Kommunikation prozessiert also unablässig zwischen den Kommunizierenden die Unterscheidung des was, wie, warum kommuniziert wird. Information Mitteilung Verstehen was soll kommuniziert werden? wie soll etwas kommuniziert werden? warum wird etwas wie kommuniziert?
1) Soziale Kommunikation Folie 5 Soziale Kommunikationssysteme sind vollständig geschlossene Sinnsysteme, die ihre Kommunikationen selbst erzeugen: Ohne Kommunikation keine Information, keine Mitteilung, kein Verstehen; ohne den Bezug von Information, Mitteilung und Verstehen aufeinander keine Kommunikation. Kommunikation Kommunikation Kommunikation Kommunikation
1) Soziale Kommunikation Folie 6 Aus der Perspektive des Kommunikationsprozesses sozialer Systeme kommunizieren daher nicht Individuen, stattdessen kommuniziert die Kommunikation (Luhmann).
2) Individuelles Bewusstsein Folie 7 Aufgrund der unterschiedlichen Sinnelemente, die psychische und soziale Systeme verwenden, sind psychische und soziale Systeme füreinander Umwelt. Soziales System Umwelt
2) Individuelles Bewusstsein Folie 8 Psychische Systeme, die sich als Individuen mittels Bewusstsein produzieren und reproduzieren, sind von der Kommunikation sozialer Systeme zu unterscheiden, als irritierende Umwelt aber gleichwohl an ihr beteiligt.
2) Individuelles Bewusstsein Folie 9 Der Einfluss von Bewusstsein auf Kommunikation und von Kommunikation auf Bewusstsein lässt sich demzufolge als strukturelle Kopplung verstehen, indem sich beide Systemtypen durch ihre Sinn Komplexität irritieren. Soziales System Irritation Psychisches System noitatirri
2) Individuelles Bewusstsein Folie 10 Auf strukturelle Kopplung kann das soziale System immer nur mit sozialer Kommunikation reagieren. D.h. es kann z.b. nicht alles gesagt werden, was gedacht wird, nicht jedes Verhalten regt eine fortgesetzte Kommunikation an, wozu einer zustimmt, das können alle anderen verneinen, wird die räumliche Nähe einer Kommunikation aufgelöst, dann neigen Kommunikationen zum Abbrechen, auch wenn das individuelle Denken weitergeht etc.
2) Individuelles Bewusstsein Folie 11 Strukturelle Kopplung heißt also, dass sich beide Sinnsysteme an ihren Schnittstellen begegnen (psychisch: Wahrnehmungsfähigkeit des Bewusstseins; sozial: Anschlussfähigkeit der Kommunikation), aber keines kann dabei,aus der eigenen Haut.
2) Individuelles Bewusstsein Folie 12 Durch diese indirekte Bezugnahme gewinnen soziale und psy- chische Sinnsysteme Freiheitsgrade zum Aufbau innerer Komplexität. Kommunikation,stürzt dabei nicht,ab, wenn alle durcheinander denken und Bewusstsein,stürzt nicht,ab, obwohl überall, zugleich, alle, unterschiedlich miteinander kommunizieren vielmehr bilden sich in den Systemen Problemlösungen heraus, wie Kommunikation und Bewusstsein,trotzdem weitergehen könnten.
3) Zusammenfassung Folie 13 Zusammenfassung - Soziale Sinnsysteme operieren auf der Basis sozialer Kommunikation, psychische Sinnsysteme auf der Basis von individuellem Bewusstsein. Soziale Kommunikation wird dabei als reflexiver Zusammenhang der Sinnselektionen der Information, der Mitteilung und des Verstehens verstanden. Sozialitiät kommt demnach deshalb zustande, weil die Kommunikation weiterkommuniziert, bzw. weil sie sich fortsetzen kann. Psychische Systeme und soziale Systeme sind demnach wechselseitig füreinander Sinn Umwelt, aber über strukturelle Kopplung so aufeinander bezogen, dass Bewusstsein Kommunikation irritiert und Kommunikation das Bewusstsein. Für beide Sinnsysteme folgt aus dieser gekoppelten Unterscheidung der Aufbau eigener Sinnkomplexität und die jeweils eigene Suche nach Selektionsstrategien, die über wechselseitige Irritationen aufeinander bezogen sind.