IFRS 2 Aktienbezogene Vergütungen Lösungen Aufgaben Aufgabe 1: e Bei der Behandlung der steuerrechtlichen, buchhalterischen und rechnungslegungstechnischen Fragen im Zusammenhang mit Mitarbeiterbeteiligungsplänen spielen die unten aufgeführten e eine zentrale Rolle: Englischer Begriff Erläuterung der Gewährung Grant, zu dem die Gesellschaft den Empfangsberechtigten rechtlich verbindlich Aktienoptionen zuspricht. Der der Gewährung entspricht dem Beginn der Laufzeit einer Option. Er kann in der Regel vertraglichen Vereinbarungen oder internen Reglementen bzw. statutarischen Vorschriften der Gesellschaft entnommen werden. der Leistungserfüllung der ersten Ausübungsmöglichkeit der Ausübung Service Vesting Exercise, zu dem der Empfangsberechtigte die Leistung erbracht hat, die ihn zum Bezug der Mitarbeiteraktien bzw. - optionen berechtigt. Zu diesem sind alle Ausübungsbedingungen erfüllt. Er fällt in der Regel mit dem Ablauf der Sperrfrist zusammen. Entspricht dem des Bezugs der Aktie, des PS, der Barvergütung etc. gegen Hingabe der Option und evtl. eines vereinbarten Bezugskurses. des Verfalls Lapse Entspricht dem Ende der Ausübungsfrist zum Bezug der Aktie, des PS, der Barvergütung usw. bzw. dem Ende der Laufzeit der Option. Es ist anzumerken, dass die Option bekanntlich auch bei Nichtausübung verfällt. Aufgabe 2: Innerer Wert vs. Marktwert einer Option Der innere Wert (Intrinsic value) einer Option entspricht der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basisinstrumentes (Aktie) und dem Ausübungspreis der Option (Strike price). Dieser Wert kann theoretisch zu unterschiedlichen en während der Laufzeit einer Option berechnet werden. Bei der Berechnung des inneren Wertes von Optionen auf nicht kotierte Aktien stützen sich die Spezialisten in der Schweiz normalerweise auf die steuerliche Wegleitung zur Bewertung von Wertpapieren ohne Kurswert (Schweizer Steuerkonferenz, Kreisschreiben Nr. 28 vom 28. August 2008). Der Sperrfrist wird mittels Abschlag Rechnung Seite 1/6
getragen. Vielfach ist der innere Wert bei der Ausgabe einer Option praktisch null, das heisst der Ausübungspreis liegt über dem aktuellen Wert der Aktien und die Option ist damit "out of the money". Der innere Wert widerspiegelt jedoch nicht den Verkehrswert (Fair market value). Dies ist daraus ersichtlich, dass auf dem Kapitalmarkt ausgegebene bzw. gehandelte Optionen mit einem inneren Wert von null durchaus einen Kurswert aufweisen. Bei der Bewertung einer Option zum inneren Wert fehlt der Einbezug der Zukunftserwartungen. Aus diesem Grund entstand die Forderung, aufgrund des inneren Wertes (statische Methode) und des Zeitwertes den Verkehrswert zu ermitteln. Der Zeitwert (Marktwert) einer Option berücksichtigt unter anderem den erwarteten Kursgewinn. Je mehr sich eine Option dem des Verfalls (Lapse ) nähert, desto kleiner wird der Zeitwert. Im des Verfalls ist er null. Für die Berechnung des Zeitwertes stehen sogenannte "Option pricing models" wie zum Beispiel das Black Scholes Modell oder die Binominalverteilungsmethode zur Verfügung. Aufgabe 3: Bewertung von Optionen Bei der Ermittlung des Optionspreises werden die folgenden Parameter berücksichtigt: Volatilität Dabei wird zwischen der historischen und der erwarteten Volatilität unterschieden. Die historische Volatilität basiert auf Vergangenheitswerten. Sie wird als Standardabweichung der täglichen Kursschwankungen des Basiswertes berechnet. Die erwartete Volatilität reflektiert die Erwartung der Marktteilnehmer über die zukünftige Volatilität. Je höher die Volatilität ist, desto höher ist der Wert der Option. Die historische Volatilität einer börsenkotierten Gesellschaft kann beispielsweise aus dem Aktienführer der Finanz und Wirtschaft abgelesen werden. Restlaufzeit Je länger die Restlaufzeit der Mitarbeiteroption dauert, desto grösser ist die Chance für den Begünstigten, dass sich seine Kurserwartungen für den Basiswert innerhalb des verbleibenden Zeitraumes erfüllen. Der Preis für Optionen mit langer Laufzeit ist daher tendenziell höher. Dividenden Falls hohe Dividendenausschüttungen erwartet werden, reduziert sich tendenziell der Wert einer Mitarbeiteroption (Call option), da solche Zahlungen dem Eigentümer einer Mitarbeiteroption entgehen, da sie dem Aktionär zufliessen. Zudem könnte der Aktienkurs nach einer grossen (Substanz-)Dividende sinken, was wiederum den Wert der Mitarbeiteroption reduzieren würde. Zinssatz Das Halten einer Basiswertanlage ist mit Kapitalkosten verbunden, die umso grösser sind, je höher das Zinsniveau liegt. Aus diesem Grund nimmt bei steigenden Zinsen der Zeitwert einer Call Option tendenziell zu. Beschränkte Handelbarkeit der Option Dieser Punkt ist vor allem bei Mitarbeiteroptionen zu berücksichtigen. Falls die Bewertung mittels oben aufgeführter Methode nicht möglich ist, wäre allenfalls der Wert der erhaltenen Gegenleistung in Betracht zu ziehen. Falls beispielsweise eine Bera- IFRS 2 Seite 2/6
tungsfirma gegen Optionen Dienstleistungen erbringt, könnten diese aufgrund der geleisteten Stunden, multipliziert mit dem entsprechenden Stundensatz, bewertet werden. Fallstudien Fallstudie 1: Verbuchung Mitarbeiteroptionen Buchungen: Personalaufwand / flüssige Mittel CHF 5,000 Personalaufwand / Kapitalreserven Agio CHF 4,000 Fallstudie 2: Bewertung von Optionen --------------------- Mitarbeiter ---------------------->---------------Aktionär--------------------> Option ausgegeben Option ausübbar Option ausgeübt Option verfallen (Grant ) (Vesting ) (Exercise ) (Lapse ) Gemäss IFRS 2 sollen die Aufwendungen aufgrund der Ausgabe von Mitarbeiteraktien und -optionen grundsätzlich wie folgt verbucht werden: Personalaufwand / Agio (für Mitarbeiteraktien bzw. -optionen) oder Dienstleistungsaufwand / Agio (für Aktien und Optionen zu Gunsten von Lieferanten) Die erste Bewertung findet im der Zuteilung (Grant ) statt. Fallstudie 3: Verbuchung des Personalaufwandes aus Mitarbeiteroptionen im Konzernabschluss Der Mitarbeiter wird die Option zum Bezug einer Namenaktie für CHF 200 im der ersten Ausübungsmöglichkeit nicht ausüben, weil es günstiger wäre, die Aktie für CHF 150 an der Börse zu kaufen (Option "out of the money"). Sie ist aber nicht wertlos, da sie während zwei Jahren ausgeübt werden kann. Mitte 2008 steigt die Aktie markant auf CHF 350. Der Mitarbeiter löst seine Option ein (Option ist "in the money"). Die Aktie verkauft er am selben Tag an der Börse und realisiert einen steuerfreien Kapitalgewinn von CHF 150 (CHF 350 - CHF 200). Dabei müsste der Mitarbeiter gedanklich die im der Gewährung bereits bezahlte Steuer von CHF 10 vom Kapitalgewinn in Abzug bringen. Der Arbeitgeber hat sämtliche von ihm geschriebenen Mitarbeiteroptionen durch eigene Aktien gedeckt. Diese sind zu CHF 150 pro Aktie (Anschaffungswert) in den Büchern der Holding aktiviert. IFRS 2 Seite 3/6
Fallstudie 4: Mitarbeiteroptionen aus eigenen Aktien Verbuchung des Personalaufwandes aus Mitarbeiteroptionen im Holdingabschluss mit eigenen Aktien Der Erwerb der für die Bedienung des Aktienoptionsplanes bestimmten eigenen Aktien wird wie folgt verbucht (Grant ): Eigene Aktien / Flüssige Mittel 150 Freie Reserven / Reserven für eigene Aktien 150 Im der Ausübung (Exercise ) der Option bucht die Holdinggesellschaft wie folgt Personalaufwand / Eigene Aktien 150 (Ausbuchen der eigenen Aktie) Flüssige Mittel / Gewinn aus eigenen Aktien 50 (zusätzliche Einzahlung des Mitarbeiters) Reserve für eigene Aktien / Freie Reserven 150 (Umbuchung) Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob an Stelle einer erfolgswirksamen Verbuchung der Buchgewinn von CHF 50 dem Agio gutzuschreiben wäre (vgl. SFAS 123). Durch die unterschiedliche Buchung des Personalaufwandes im Konzern (Gewährung) und in der Holding (Ausübung) entstehen Steuereffekte (latente Steuerguthaben im Konzern), die bei der Ausübung wieder aufgelöst werden. Fallstudie 5: Verbuchung Mitarbeiteroptionen Buchungen auf Stufe Konzern (gemäss IFRS 2) Der Erwerb der für die Bedienung des Aktienoptionsplanes bestimmten eigenen Aktien wird wie folgt verbucht (Grant ): Treasury Stock / Flüssige Mittel 150 (Der Erwerb eigener Aktien wird offen vom Konzerneigenkapital abgezogen) Die Ausübung der Option ist aus Konzernsicht erfolgsneutral und in jedem Falle auf Agio zu verbuchen: Flüssige Mittel / Aktienkapital 50 Flüssige Mittel / Agio 100 Flüssige Mittel / Agio 50 Im obigen Beispiel erstand der Arbeitgeber die eigenen Aktien an der Börse. Er kann die Anzahl benötigter Aktien auch anders beschaffen, zum Beispiel: a) aus einer bedingten Kapitalerhöhung Buchungen: Flüssige Mittel / Aktienkapital 50 (Nennwert der Aktie) Flüssige Mittel / Agio 150 (Mehrpreis der Aktie) b) aus einer Stiftung (evtl. aus einer Spezialstiftung für Mitarbeiterbeteiligung) Buchung: Personalaufwand / flüssige Mittel CHF 1,800,000 IFRS 2 Seite 4/6
Die Holdinggesellschaft hat für den Mitarbeiteroptionsplan 10,000 eigene Aktien für CHF 180 an der Börse gekauft und der Stiftung vermacht. Inwiefern Sozialabgaben zu entrichten bzw. zu verbuchen sind, müsste im Einzelfall abgeklärt werden. Diese Art der Stiftung könnte als "Special purpose vehicle" eingestuft werden. Sie wäre somit voll zu konsolidieren. Damit würde nach IFRS die Verbuchung der eigenen Aktien wie oben als "Treasury stock" stattfinden, d.h. offen vom konsolidierten Eigenkapital in Abzug gebracht werden. Der Personalaufwand von CHF 1,800,000 wäre als "Treasury stock" umzubuchen. Ein weiteres Problem besteht dann, wenn Optionen auf Holdingaktien an leitende Mitarbeiter von Tochtergesellschaften im In- und Ausland abgegeben werden. Neben den erwähnten Steuerproblemen beim Mitarbeiter stellt sich die Frage, ob der Personalaufwand im lokalen Abschluss steuerlich voll absetzbar bzw. wie er zu berechnen ist. Zusätzlich muss jeweils abgeklärt werden, welche Sozialversicherungsbeiträge aus solchen Transaktionen zu entrichten sind. Fallstudie 6: Offenlegung Gemäss IFRS 2 sind Informationen zu Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen im Anhang offenzulegen wie zum Beispiel: Beschreibung von Aktienoptionsplänen (Art des Planes, wichtige Eckpunkte); angewandte Bilanzierungsmethoden für Aktienoptionspläne und ähnliche Entlöhnungsformen; Höhe des im Geschäftsjahr vorgesehenen Personalaufwands für Aktienoptionspläne; Anzahl und Ausgestaltung der zu Beginn und am Ende des Geschäftsjahres ausstehenden Eigenkapitalinstrumente; Anzahl, Ausübungszeitpunkt und Bezugskurse der Aktienoptionen, die während des Geschäftsjahres ausgeübt worden sind; Anzahl Aktienoptionen, die während des Geschäftsjahres verfallen sind. Viele der hier aufgeworfenen Fragen sind in der Theorie und Praxis noch ungeklärt. Es sollten deshalb auf jeden Fall Rechts-, Steuer- und Rechnungslegungsspezialisten konsultiert werden, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Je nach Steuerhoheit und Rechnungslegungsstandards und im Zeitablauf können die Auswirkungen völlig anders sein. Fallstudie 7: Anhang der Konzernrechnung Neben der Beschreibung des Optionsplanes (vgl. obige Aufgabenbeschreibung) sind im Anhang der Konzernrechnung quantitative Aussagen in Tabellenform erforderlich. IFRS 2 Seite 5/6
Anzahl und durchschnittlich gewichtete Ausübungspreise der Optionen (A) aus Kaderoptionsplan 2008 2007 Anzahl Ausübungs- Anzahl Ausübungsin CHF Optionen preis Optionen preis Ausstehend 1. Januar 50,000 50 45,000 50 + neu gewährte Optionen 0-76,000 60 - erloschene Optionen * - 5,000 50-8,000 56 - ausgeübte Optionen 0 - - 4,000 50 - abgelaufene Optionen 0-0 - Ausstehend 31. Dezember 45,000 50 109,000 50 * infolge vorzeitigem Austritt der Kadermitarbeiter Der durchschnittliche gewichtete Aktienkurs der ausgeübten Optionen zum Ausübungszeitpunkt war CHF 65. Diese Optionen hatten eine Lebensdauer von zwei Jahren. Die erwartete Lebensdauer der Optionen war 5.5 Jahre. Während des Jahres 2007 sind 84% der ausgegeben Optionen aus dem Plan 2005 ausübbar verglichen mit der ursprünglichen Schätzung von 90%. Die Optionen, die am 31. Dezember 2007 ausstehend waren hatten einen Ausübungspreis von CHF 50 bzw. 60 und eine durchschnittlich gewichtete geschätzte Lebensdauer von 4.15 Jahren und eine durchschnittlich gewichtete geschätzte Vertragsdauer von 8.63 Jahren. Der Konzern hat einen Personalaufwand aus Optionsplänen von CHF zz Mio verbucht (Vorjahr CHF yy Mio). Die Optionen wurden mit dem Black-Scholes Optionsmodells berechnet. Die wichtigsten Annahmen waren: - Aktienkurs CHF xx - Ausübungspreis CHF ww - erwartete Volatilität 1) vv.% - Lebensdauer der Option uu Jahre - erwartete Dividenden CHF tt - risikofreier Zinssatz 2) ss.% - andere Annahmen rr 1) Die erwartete Aktienkursvolatilität wurde aufgrund der durchschnittlichen Volatilität der letzten fünf Jahre wie folgt berechnet... 2) Der risikofreie Zinssatz wurde wie folgt berechnet... IFRS 2 Seite 6/6