Wälder Hotspots der Biodiversität für die Tierwelt Naturschutzfachdienst, Amt der Salzburger Landesregierung
Biodiversität Biodiversität oder biologische Vielfalt bezeichnet gemäß Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme. Biodiversität umfasst folglich Artenvielfalt genetische Vielfalt Vielfalt von Ökosystemen Risikostreuung durch Biodiversität!
Biodiversität und Biomasse 350 000 Arten 200 000 Arten
Wälder sind komplexe Ökosysteme sie bestehen nicht nur aus Bäumen sie beherbergen nicht nur vom Menschen nutzbare Organismen sie beherbergen Organismen, die nur hier überleben können sie benötigen das gesamte Lebensinventar ihres Standortes zur langfristigen Existenz
Unterschiedlicher Lebensraumbedarf von Tieren Eichenbockkäfer (ca. 1.000 m², anbrüchige alte Eichen Osterluzeifalter (ca. 10.000 m², Vorkommen der Osterluzeipflanze) Biber (>500 m langer Abschnitt an Gewässer pro Revier) Grauspecht (200 ha Laubmischwald mit Alt-/ Totholzholz, Lichtungen und Ameisenvorkommen)
Viele ökologische Nischen hohe Artenvielfalt 30% aller Waldorganismen sind g auf Totholz und Uraltbäume angewiesen
Warum ist Artenvielfalt wichtig? Ressource intakte Natur wichtig für Gesundheit des Menschen, aber auch wichtiger Wirtschaftsfaktor Artenvielfalt vielfältige Bedeutung für Menschen: Nahrungsgrundlage, Genussmittel, Heilmittel, ästhetische Aspekte, Indikatoren, Volkskultur ökosystemare Zusammenhänge Eigenwert der Natur Aussterben 1 Pflanzenart Aussterben von 15 Tierarten
Vielfalt bringt Stabilität Je höher die Artenvielfalt und genetische Vielfalt, umso anpassungsfähiger und widerstandsfähiger sind Ökosysteme gegen Veränderung, z.b. Klimawandel Der Schutz natürlicher Ressourcen kommt auch dem Menschen zugute! Nahrungsgrundlage Fortpflanzungshabitat Entwicklungshabitat Vielfältiges Mikroklima Generalistische Arten Massenvermehrung Schadanfälligkeit Strukturreichtum Monotonie
Biodiversität: Naturwald:Wirtschaftswald Probefläche Subalpinstufe/Wald NWR Vorderweißtürchlwald/ Seidlwinkltal (MORITZ 1992 und 2004) Fläche in ha Hauptbaumarten 6,3 Lä Zi Fi Artenzahl Abudanz PT/10 ha 36 62,3-63,4 NWR Roßwald/Saalachtal 5,0 Fi 30-3535 55-62,0 (STADLER & WINDING 1990, MORITZ 2008) Hochberg, Berner Oberland 19,7 Lä 15 24,2 (LUDER 1981) Zi Montanwälder (oberhalb 800 m) NWR Gaisberg, Salzburg 18 Fi 44-49 86,7-90,0 (WINDING 1990 und Ta HOCHRATHNER 1999) Bu Hasenkopf, Salzburg (STADLER 1991) 24 Fi 17 34,1 Vergleich von Artenzahlen und Gesamtabundanzen von Vogelgemeinschaften in verschiedenen Probeflächen der montanen, subalpinen und alpinen Stufe der Alpen.
Anforderungen an den Lebensraum jede Art stellt spezifische Anforderungen an ihren Lebensraum bzgl. Deckung, Ruhestätten, Nahrungssuche, Fortpflanzung,... (inkl. jahreszeitliche Änderung, Ansprüche versch. Lebenszyklen)
Spezifische Ansprüche/Vögel Nistplatz Nahrungssuche
Altholz: Horstbäume Marke Eigenbau gebraucht Waldumweltmassnahme Horstschutzzonen: Temporäre Ruhezonen während der Brutzeit z.b. Schwarzstorch: 300 m um Horst; Mitte März - Ende Juli Uhu: 150 m um Horst, Jänner - Mitte Juli
Alt- und Totholz: Primärnutzung Bruthöhlen Fraßhöhlen Ringelungen Entwicklungs stätten Epiphyten
Alt- und Totholz: Sekundärnutzung
Höhlenbäume: Sekundärnutzung Sonderstruktur: abstehende Rinde
Waldfledermäuse wichtiger Lebensraumbestandteil für alle heimischen Fledermäuse unterschiedliche Nutzungsintensität Baumquartiere in Wäldern Jagdgebiete in Wäldern (rund 20 Arten) 1/3 aller Arten nutzt Baumquartiere als Wochenstuben (zb Wasser-, Fransen-, Bartfledermaus) 7-10 Höhlenbäume/ha Zwischenquartier am Zug: Großer Abendsegler Winterquartier: Kleiner Abendsegler, Rauhautfledermaus
Waldfledermäuse Hochrechnung: Mausohr 9000 Laufkäfer Mausohrwochenstube mit 300 Individuen ca. 550 kg Insekten Jagdgebiet: Aufteilung und Nutzung aller Straten vom Luftraum oberhalb der Baumkronen bis hin zum offenen Waldboden je nach Art zwischen wenigen und mehreren 100 ha je nach Art tw. Zuordnung zu einzelnen Waldentwicklungsphasen möglich hohe Insektenproduktion (z.b. in Bestandslücken) gezielt genutzt
Waldfledermäuse Beispiel Bechsteinfledermaus stärkste Abhängigkeit von Wald, durch naturnahe Waldwirtschaft förderbar Quartiere und Nahrungshabitate hsl im Laub- und Laubmischwald, ausgewogene Strukturierung, mehrschichtiger Bestandesaufbau Hohe Ortstreue in sich geschlossene soziale Einheiten (ca. 20 Ind.) benötigen ca. 250 ha Wald, kleiner Aktionsradius hohe Anzahl an geeigneten Quartieren durch häufigen Wechsel (durchschnittlich alle 2 Tage), langlebig (bis 20 Jahre) kolonieorientierter Schutz erforderlich
Waldfledermäuse In Wäldern aber müssen sie[die Fledermäuse] als sehr nützliche Thiere ohne alle Einschränkungen geschont werden. Johann Matthäus Bechstein (1792), Thüringer Forstmann, (nach ihm wurde die Bechsteinfledermaus benannt) Fledermausschutz Aufbau eines Quartierverbundes mit dem Ziel, dauerhaft und langfristig ca. 25-30 Höhlen pro Hektar Altbestand (d. h. 7-10 Bäume) bereitzustellen Aufbau von Höhlenzentren
Strukturen im Bodenbereich Nahrungssuche Niststätten tätt Balzplatz Ganzjahreslebensraum
Strukturen im Bodenbereich Äskulapnatter Gelbbauchunke Herpetofauna Landlebensraum Fortpflanzungsstätten Erdkröte Feuersalamander Winterquartier/Ruhestätten
Wald-Umland-Vernetzung (Beispiel Amphibien) Grafik: Kirnstätter n. Kyek 2010
Waldränder und -lichtungen Nahrungssuche Brutplatz Sonnplätze Nektarpflanzen
Nebenbestände Vorratslieferant Nistplatz Essentiell für Zugvögel Winterliche Nahrungsquelle
Sonderstrukturen Misteln Lianen
Biodiversitätsorientierte Waldbewirtschaftung Baumartenwahl gemäß natürlicher Waldgesellschaften und Standortsverhältnissen Naturverjüngung N vor künstlicher Verjüngung Rückführung nicht standortgemäßer Bestockungen in standortgemäße, gestufte Wälder Förderung vielfältiger Waldstrukturen inkl. Nebenbestände sowie Belassen von Sonderstrukturen Belassung von Totholzstrukturen/Altholzinseln Rücksichtnahme auf Tierlebensräume: Erhaltung von Höhlen-, Horst, Balzbäumen, Kleinstgewässern, Schonung von Ameisenbauten, usw. Bei Aufforstung: Genaue Berücksichtigung der Herkunft (Genetik; Höhenlage) Entwicklung artenreicher, intakter Waldrandbiotope
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!