Psychische Erkrankungen weiter auf dem Vormarsch

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Transkript:

Psychische Erkrankungen weiter auf dem Vormarsch Bundesweit berichten nahezu alle Kassen vom kontinuierlichen Anstieg der Psychischen Erkrankungen. Auch bei der AOK Rheinland/Hamburg ist dies seit Jahren sichtbar. Mit einem Anteil von 9,4 % an allen Ausfalltagen liegen die Psychischen Erkrankungen bei den AOK-versicherten Beschäftigten im Rheinland mittlerweile auf Platz drei, während sie sich vor zehn Jahren noch auf Platz sieben hinter den Verdauungserkrankungen und den durch Unfälle verursachten Diagnosen einreihten (siehe Abb. 1).

Ältere Beschäftigte fallen länger aus Im Falle einer Psychischen Erkrankung eines Arbeitnehmers entsteht häufig eine deutlich längere Arbeitsunfähigkeitsdauer als bei den meisten anderen Diagnosen. Im Rheinland fiel ein AOK-versicherter Beschäftigter im Jahr 2010 durchschnittlich fast 27 Kalendertage aufgrund dieser Diagnose aus. Die Fehlzeiten nehmen von der jüngsten bis zur ältesten Altersstufe jeweils erkennbar zu (siehe Abb. 2). Während die unter 25-Jährigen durchschnittlich 14 Kalendertage fehlten, lag die Arbeitsunfähigkeitsdauer bei den 25- bis 34-Jährigen schon bei mehr als drei Wochen. Mit Abstand am längsten aufgrund einer Psychischen Erkrankung krankgeschrieben waren im Vorjahr die über 55-Jährigen. Sie fehlten mit 36,4 Kalendertagen im Schnitt über fünf Wochen. Emotionsberufe" dominieren Mit rund 376 Ausfalltagen (je 100 Versichertenjahre) wurden bei den AOK-versicherten Beschäftigten in den Pflegeheimen die längsten Fehlzeiten gemessen. Hier entstehen besonders viele Krankheitsfälle mit überdurchschnittlich langer Dauer. Auch das Pflegepersonal in Krankenhäusern sowie die Beschäftigten im öffentlichen Dienst liegen bei Psychischen Belastungen vorn. In Callcentern wurden auffällig viele Psychische Erkrankungen mit verhältnismäßig kurzer Dauer gemessen (siehe Abb. 3). Hier wie auch in den Pflegeberufen kann der deutlich höhere Frauenanteil (> 50 %) eine Ursache dafür sein, da den weiblichen AOK-versicherten Beschäftigten etwa doppelt so häufig diese Diagnose attestiert wird.

Höhere Anteile in den Regionen östlich des Rheins Nahezu alle Regionen, die das Rheinlandniveau deutlich überschreiten, befinden sich auf der östlichen Seite des Rheins. Mit rund 231 Arbeitsunfähigkeitstagen (je 100 Versichertenjahre) hat Leverkusen die höchste Anzahl an Ausfalltagen, wobei es hier zu berücksichtigen gilt, dass in dieser Region der Frauenanteil der AOK-Versicherten bei über 50% liegt und diese im Vergleich zum Rheinland mit 39,1 Jahren ein um fast zwei Jahre höheres Durchschnittsalter aufweisen. Beides sind Indikatoren, die sich signifikant auf die Gesamtzahl der AU-Tage auswirken. Neben Leverkusen überschreiten auch die Regionen Wuppertal, Essen, Remscheid, Solingen und Mülheim an der Ruhr das Niveau von 200 Arbeitsunfähigkeitstagen je 100 Versichertenjahre. Westlich des Rheins ist dies lediglich in Aachen der Fall (siehe Abb. 4). Betrachtet man sich die Anzahl der Ausfalltage in Hamburg, so kann man erkennen, dass diese Region mit rund 230 Fehltagen nur geringfügig unter dem Wert des Spitzenreiters Leverkusen liegt. Häufigste Diagnose: Depressionen Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten Formen Psychischer Erkrankungen. Etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Depression. Auch im Rheinland ist die depressive Episode sowohl bei den Männern, als auch bei den Frauen mit deutlichem Abstand die am häufigsten diagnostizierte F-Diagnose. Von 2006 bis 2010 erhöhte sich die Anzahl der Ausfalltage von 41 auf 60 (je 100 Versichertenjahre) d.h. um etwa 46 %, wobei Frauen (85 Fehltage) fast doppelt so häufig aufgrund einer Depression ausfallen wie Männer (44 Fehltage). Der prozentuale Anstieg innerhalb des Analysezeitraumes war bei den Männern allerdings erkennbar höher als bei den Frauen (Frauen: 41,6 %; Männer 57,1 %) (siehe Abb. 5).

Viele Beschäftigte sind ausgebrannt Das Phänomen Burnout Burnout bezeichnet einen Zustand emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der insbesondere im beruflichen, aber auch im familiär-beruflichen Umfeld auftritt. In der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen Internationalen Klassifikation der Erkrankungen" (ICD-Schlüssel) fällt das Burnout allerdings nicht unter die psychischen Erkrankungen (F-Diagnosen), sondern dieser Zustand der totalen Erschöpfung" wird mit dem Diagnoseschlüssel Z73.0 klassifiziert. Z-Diagnosen sind laut ICD-Schlüssel nicht als Krankheit, sondern als beeinträchtigender Zustand erfasst. Er gilt als Vorstufe zur Depression. Ähnlich wie bei den Depressionen stieg auch bei der Diagnose Burnout die Anzahl der Ausfalltage im Rheinland innerhalb der letzten Jahre kontinuierlich an, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau, wenn man die Anzahl der Ausfalltage betrachtet (siehe Abb. 6). Prozentual gesehen ist der Anstieg hingegen signifikanter als bei anderen psychischen Erkrankungen. Von lediglich 1,3 Ausfalltagen (je 100 Versichertenjahre) im Jahr 2006 stiegen sie auf 6,1 Tage im Jahr 2010 an, d.h. die Anzahl der Fehltage verfünffachte sich nahezu.