Dunja Nicca, Domenica Flury, Matthias Schlegel INFLUENZAPRÄVENTION IM SPITAL NEUER WEG NACH ROM?

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Transkript:

Dunja Nicca, Domenica Flury, Matthias Schlegel INFLUENZAPRÄVENTION IM SPITAL NEUER WEG NACH ROM?

Hintergrund: Grippeprävention im Spital- ein Problem? Systematische Messungen von im Spital übertragener Grippe mangelhaft Wenn Messungen vorhanden - wenig vergleichbar Influenza Prävention fokussiert auf die Impfung Kaum Programme mit kombinierten Strategien zur anhaltenden Verbesserung der Influenzaprävention Llytras et al., Human Vaccines & Immunotherapeutics, 2016. Smith et al. Hum Vaccin Immunother, 2013. 2

Was wirkt im Akutspital: Reduktion von Übertragungen Händehygiene 11-27% Tröpfchenisolation 5-15% Alle zusammen 40-50% Maskentragen 3-10% Impfung / HCW 6-19% Pat. 4-17% Strategien sollen kombiniert werden! Annahme - Durchimpfung HCW 75% - Händehygiene 50% - Maske 90% Blanco et al., Am J Epidemiol. 2016 Jun 1;183(11):1045-54 Blanco et al., Am J Epidemiol. 2016 Jun 1;183(11):1045-54 3

Interventionen zur Verbesserung der Influenza Prävention Kaum Programme mit kombinierten Strategien (Hygiene u. Impfung) mit Interventionsdesign Starker Fokus auf Verbesserung der Durchimpfung: Effekt der Interventionskomponenten am besten für Obligatorienmit Konsequenz Andere Komponenten ebenfalls wirksam! Gruppenunterschiede, Pflegende sprechen wenig auf die bisherigen Programme an Llytras et al. (2016). Human Vaccines & Immunotherapeutics, 12(3), 671-681. Smith et al. (2013). Schmidt et al. 2013. Hum Vaccin Immunother. 2013 Feb;9(2):349-61. ) 4

Ziel der HaIP Studie (Hospital acquired Influenza Prevention Study) Schutz der Patienten vor im Spital übertragener Grippe Wie gross ist das Problem der nosokomialen Influenza? Wie werden die Präventionsmassnahmen umgesetzt? Händehygiene Personal (Besucher) Maskentragen und Husten-Ettikette (Personal) Saisonale Grippeimpfung Personal (Besucher) Tröpfchenisolation bei V.a. und bestätigter Influenza Wie können Präventionsmassnahmen wirksam umgesetzt werden? 5

Methodologie Mixed method research approach based on Medical Research Council Framework (MRC) for development of complex intervention Develop. Intervention Understanding the context and problem Develop. Surveillance Optimize Intervention Optimize Evaluation Decide whether to proceed to definite RCT Quantitative and Qualitative Evaluation (Campbell et al., BMJ,2000; Campbell et al., BMJ, 2007; MRC: Medical Research Council Framework)

Methoden und Vorgehen 2015-2017 Entwicklung Surveillance von nosokomialen Infektionen und Präventionsverhalten (einsetzbar in verschiedenen Spitälern) Pilottestung nosokomiale Influenza Erfassung (2014/15) Implementierung Clean-Hands (Händehygiene-Messungen) (2015/16) Entwicklung Masken-Tragen Erfassung (Pilot) (2016/17) Erfassung Impfraten (ab 2014/15) Entwicklung von Grundlagen für die Interventionsentwicklung Qualitative Studie: Wie kann die Influenza-Prävention durch Pflegende verbessert werden (2016) Quantitative Querschnittsstudie: Das Präventionsverhalten beeinflussende Faktoren (2017) Entwicklung von Interventionsprogramm mit Evaluation und Testung) (2017-2018) 7

Entwicklung der Surveillance http://www.rmtiglobal.org/dev/cources/surveillance-counter-surveillance/

Resultate Surveillance Influenza,KSSG, Standort St. Gallen Influenzasaison 2014/15 2015/16 2016/17 Kriterien Influenzadiagnostik Definition (nosokomiale) Influenza Influenzatest Diagnostik Stat. Pat mit Influenza (%) (Pos. Patienten/alle abgestrichenen Patienten) Stat. Pat mit nosokomialer Influenza (%) (Pat mit nosokomialer/ alle hospitalisierte Influenza- Pat) Temperatur > 37.7 oder Fiebergefühl und akute respiratorische Symptome oder Myalgien/ Kopfschmerzen Kriterien Influenzadiagnostik + pos. Influenzatest (nosokomial: positiver Test >72 h nach Eintritt) Isothermer Nukleinsäureamplifikationstest (Alere i Influenza A & B) (Bei negativem Test und weiterhin Vd zusätzliche PCR) Nasenrachenabstrich durch Ärzte 29% (86/298) 26% (22/86) Nasenabstrich durch Pflege 25% (104/421) 11% (11/104) Nasenrachenabstrich durch Pflege 28% (161/559) 8% (13/161) Durchimpfung Personal Niedrig Niedrig Niedrig Flury et al, SGINF Montreux 2016 9

KSSG: Durchimpfungsraten nach Berufsgruppen 14/15 und 15/16 10

Adhärenz Händedesinfektion Pflegenach Abteilungen Während epidemischer Phase 2016/17 Je drei Pilotabteilungen Erfassung: CleanHands von Swissnoso KSSG: Durch SH-Fachpersonen, medizin. Abteilungen USB: Durch Pflegefachpersonen, Abteilungen unterschiedlich KSSG USB

Adhärenz Händedesinfektion und WHO- Indikationen Während epidemischer Phase 2016/17 Je drei Pilotabteilungen Erfassung: CleanHands von Swissnoso KSSG: Durch SH-Fachpersonen, medizin. Abteilungen USB: Durch Pflegefachpersonen, Abteilungen unterschiedlich

Adhärenz mit Maskentragen (KSSG) während Influenza-Epidemie 16/17, 3 med. Abteilungen 100% 75% 50% 25% 0% 1 2 5 4 5 63 2 Schutz Pat. Schutz Pers. T-Iso Ja Nein nicht cod. wiederverw. Hustenettikette (KSSG) 3 Gelegenheiten (immer korrekt)

Entwicklung Interventionsprogramm http://www.thecenterweb.org/programs/adult-learning/

Wie kann die Grippeprävention verbessert werden? Qualitative Methodologie mit einem «Positive Deviance» Ansatz Zielgerichtete Rekrutierung: Pflegefachpersonen Direkte Patientenbetreuung / Führungsverantwortung für Pflegende in direkter Patientenbetreuung gute Performance in einem Bereich der Grippeprävention Narrative Interviews 22 Einzelinterviews 3 Fokusgruppeninterviews mit 14 Teilnehmenden Thematische Analyse (Braun&Clarke, 2006) 15

Resultate - Übersicht + Verantwortung sich und - Patienten zu schützen «System-orientiertes vs. Individuum-orientiertes Denken» «Kollektive Verantwortung vs. Privatsache» «Personenzentrierte, kompetente vs. moralisierende Führung» Kollektiver Widerstand gegen «das Anprangern» 16

Resultate - Übersicht + Verantwortung sich und - Patienten zu schützen Kollektiver Widerstand Widerstand gegen gegen «das «blaming» Anprangern» Titel Vortrag, Autor, DD.MM.YY 17

Erfassung Veränderung Fragebogenentwicklung: Faktoren die das Präventionsverhalten beeinflussen Implementierung auf 6 Abteilungen in 2 Spitälern (2017) Systemdenken Sicherheitskultur Transformale Führung Durchimpfung Händehygiene Maskentragen Kontext z.bsp. Staff-Ressourcen, Besucher; Kohortierung etc. Nosokomiale Influenza 27.02.2017/dn 18

Wie weiter? Weiterentwicklung systematische Surveillance der Nosokomiale Influenza Infektionen Ausweitung in CH Spitäler (2017 Universitätsspital Basel) Aufbau einer systematischen Erfassung des Präventionsverhaltens Händehygiene (CleanHands.ch) Maskentragen, Hustenettikette Durchimpfung Tröpfchenisolationen Quantitative Querschnittserhebung und qualitative Langzeiterfassung, um Veränderungen erfassen zu können (wissen was sich wirklich verändert, wenn wir etwas tun) Systemthinking Safety Culture Transformational leadership Partizipative Entwicklung eines Programmes um Grippeprävention wirksamer zu machen 19

Hospital acquired Influenza Prevention (HaIP-study) University Hospital Basel and University of Basel: Dunja Nicca, PhD Maria Schubert, PhD Anja Ulrich, MNSc Adrian Egli, PhD Florian Banderet, MD Cantonal Hospital St. Gallen: Matthias Schlegel, MD Domenica Flury, MD Rolf Kuhn, MD Manuela Rasi MNSc Pietro Vernazza, MD University of Pittsburgh: Sandra Engberg, PhD Supported by the FOPH, Switzerland