Brücken bauen- Zugänge zur Pflege kultursensibel gestalten

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Transkript:

Brücken bauen- Zugänge zur Pflege kultursensibel gestalten Fachveranstaltung Mehr als Pasta, Paella und Pita - Interkulturelle Öffnung in der Langzeitpflege München 2016

Erfahrungen aus der Praxis Interkulturelle BrückenbauerInnen in der Pflege

SeniorInnen mit Migrationshintergrund Fehlende oder lückenhafte Kenntnisse über das Gesundheits- und Pflegesystem : Ansprüche, Leistungen, Maßnahmen der Pflege Beratungs- und Entlastungsangebote Beratungseinrichtungen (Altenhilfe, Pflege, Behinderung.)

Zugangsbarrieren Komplexität Pflegesystem Angebote der Einrichtungen der Pflege nicht auf die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet Sprache: Kommunikationsbarrieren, Missverständnisse ; keine mehrsprachige Ansprache und muttersprachliches Informationsmaterial Kulturelle und religiöse Aspekte finden wenig Beachtung Diskriminierung, Vorurteile Fachberater nicht ausreichend kultursensibel bzw. interkulturell geschult

Belastungsfaktoren Angehörige Mangelndes Wissen um Krankheiten und über pflegerelevante Informationen Hemmschwellen : Unsicherheit, Angst, Scham, Hilflosigkeit, Diskriminierungserfahrungen Erwartungshaltung Angehörige und soziale Gruppe (Community) Physische und psychische Belastung (Überlastung oder Doppelbelastung, Überforderung,) Stabilisierende Einflüsse: Sozialkontakte, Glauben, Wissen um Ansprüche und erleichterter Zugang zu Angeboten/ Leistungen/Entlastungsmöglichkeiten

Fallbeispiele Fallbeispiel 1: - Angehörige (türkischer Herkunft, 37 J.) pflegt Kind (10 J., Down- Syndrom, weitere physische/ psychische Beeinträchtigungen) - Setting: Pflege- Begutachtung MDK - Angehörige spricht aus Scham u.a. Inkontinenzproblem ihres Kindes nicht an - Fachbegriffe der Familie fremd; kein Pflegetagebuch - Schwester (15 J.) des Kindes übersetzt unwissentlich falsch Unterstützung durch IBIP: - Aufklärung Angehörige über Begutachtung und Informierung über bspw. Pflegetagebuch (muttersprachlich /wenn möglich im Vorfeld) - Begleitung Begutachtung durch Sprach- und Kulturmittlung, Wissenstransfer - (Tandem)- Folgeberatungen : Informierung über entlastende Angebote, Pflegeberatung / Pflegestützpunkte, interkulturelle Beratungsstellen (Schwerpunkt Behinderung), Selbsthilfegruppen

Fallbeispiel 2: - Angehörige (Tochter, 49 J., erwerbstätig) pflegt Mutter (PS I, 70J., russischer Herkunft) - Setting Angehörigenberatung: Tochter fühlt sich mit Pflege der Mutter überfordert; keine weiteren Angehörigen - Pflegeperson traut sich während der Beratung nicht, Pflegekraft explizit nach entlastenden Angeboten zu fragen; fühlt sich u.a. aus kulturellen Gründen allein für die Pflege der Mutter zuständig - Pflegeperson kontaktiert im Nachhinein über Sozialstation IBIP und gibt an, einige Beratungsinhalte nicht verstanden zu haben, Wunsch nach Entlastung Unterstützung durch IBIP: Folgekontakte: (Tandem)Beratung und/ oder Informierung über entlastende Angebote (u.a. Tagespflege, zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen, Selbsthilfegruppe, russischsprachige Seniorengruppe für Mutter

Öffentlichkeitsarbeit Projektflyer Banner, Plakat, Projekttasche, Visitenkarten Besuche und Projektvorstellungen in Einrichtungen und Treffpunkten der Zielgruppe Internetpräsenz Fernsehbeiträge Artikel in diversen Fach- und Mitgliederzeitschriften

Netzwerk- und Gremienarbeit Kontaktaufbau zu und/ oder Austausch mit Fachstellen der Pflege, kommunalen Trägern, Pflege- Einrichtungen, diversen (interkulturellen) Beratungsstellen, Migrationssozialdiensten, Migrantenverbände, Migrantenvereinen, (psycho)- sozialen Beratungseinrichtungen, Gemeinden, Moscheen, Kliniken, Arztpraxen, Selbsthilfegruppen. (*Im ersten Jahr über 85 Netzwerkpartner erreicht.) Teilnahme an wichtigen Gremien, Netzwerktreffen, Arbeitsgemeinschaften und Fachforen

Interkulturelle Prozesse Austausch und Optimierung interkulturelle Prozesse mit IBIP und Fachkräften/ Modelleinrichtungen Nutzung mehrsprachige Flyer und Informationsblätter der Pflegestützpunkte Auswertung Tandemberatung mit Feedbackbögen (interkultureller Ansatz) Nutzung Pflegetagebücher und Informationsflyer zur Begutachtung mehrsprachig

Handlungsempfehlungen Kultursensible Pflege (Beratung) in Aus-, Fort- und Weiterbildung als Standard Interkulturelle Öffnung der Regeleinrichtungen in der Pflege, MDK, Kommune und anderen beteiligten Instanzen Formulierung von Informationsbroschüren etc. adressatenorientiert und mehrsprachig Einsatz von qualifizierten Sprach- und Kulturmittlern Einstellung/ Beschäftigung von muttersprachlichen Pflegekräften und PflegeberaterInnen Förderung zielgruppenorientierter Angebote wie SHG Stärkung von Selbstkompetenz und Selbstbestimmung

I Interkulturelle (diversitätssensible) Kompetenzerweiterung kann nicht einseitig erfolgen und ist ein fortlaufender Prozess Bauen Sie Brücken, helfen Sie die Barrieren zu überwinden und setzen sich für eine gleichberechtigte Teilhabe ein.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit www. brueckenbauerinnen.de