AUTORSCHAFT Einführung in die Literaturtheorie silkehorstkotte.wordpress.com
Gliederung 1. Fragen und Antworten aus der letzten Stunde 2. Der Tod des Autors 3. Die Rückkehr des Autors
1. FRAGEN UND ANTWORTEN Zu Auerbach, Ricoeur und zum Verhältnis von Autor und Leser
Fragen 1. Unterscheidet Auerbach explizit zwischen realistischen und nicht-realistischen Texten? 2. Bitte, den Begriff Mimesis zu konkretisieren 3. Rolle des Autors und des Lesers in Ricoeurs Mimesis- Konzept 4. Umfrage zur Rolle von Autor und Leser
2. DER TOD DES AUTORS Roland Barthes: Der Tod des Autors. In: Fotis Jannidis (Hg.): Texte zur Theorie der Autorschaft. Stuttgart: Reclam 2000, 185-193. Michel Foucault: Was ist ein Autor? In: Schriften. Bd. 1: 1954-1969. Hg. Daniel Defert, Frankfurt: Suhrkamp 2001, 1003-1041.
Roland Barthes: Der Tod des Autors Schreiben ist Destruktion von Stimme und Ursprung ein neutraler Ort, an dem das Subjekt sich entzieht das Negative, an dem sich alle Identität verliert
Hintergründe Rolle des Autors in den Philologien des 19. und frühen 20. Jh. Starke Autorschaft: Goethe und Goethe-Philologie Schwache oder kollektive Autorschaft: Romantiker So ist mein Leben, so scheine ich ein Dichter geworden zu sein, und bin nur ein Objeckt der Poesie, da ich in der Zeit ewig lebe, und alles Endliche, statt es zu genießen, in unendliche Begierde in mir verwandelt habe (Brentano)
The Intentional Fallacy W.K. Wimsatt und M.C. Beardsley: The Intentional Fallacy. In: W.K. Wimsatt: The Verbal Icon. Lexington: U of Kentucky P 1954. Unterscheidung öffentlicher und privater Äußerungen Bei öffentlichen Äußerungen dürfe die Intention des Autors nicht zur Deutung herangezogen werden, selbst wenn wir Informationen über sie besitzen.! Tatsächlich ist eine Unterscheidung zwischen gutem (nützlichem) und schlechtem (hinderlichem) Kontextwissen sinnvoll.
Zurück zu Roland Barthes: Schließt die Existenz eines starken Autors systematisch aus. Gegenargument: der starke Autor bleibt eine dominante Annahme selbst in Fällen schwacher oder kollektiver Autorschaft Konsequenz: Notwendigkeit, präziser über Formen der Autorschaft nachzudenken und den Autor nicht einfach mit einer einheitlichen und absoluten Kontrollinstanz über den Text gleichzusetzen
Michel Foucault: Was ist ein Autor? Verwischung individueller Züge im Text Verlust der Autorität des Autors seit der Antike Primäre Einheit von Autor und Werk vs. Moderne Gleichgültigkeit gegenüber dem Autor (Beckett: Was liegt daran wer spricht, hat jemand gesagt, was liegt daran wer spricht? )
Modifikationen gegenüber Barthes 1. Befreiung des Schreibens vom Ausdruck! Schreiben überschreitet unablässig Regeln und eröffnet einen Raum, in dem das schreibende Subjekt verschwindet 2. Verwandtschaft des Schreibens mit dem Tod! der Tod des Autors habe sich bereits vollzogen! Das Werk, das die Aufgabe hatte, unsterblich zu machen, hat das Recht erhalten, zu töten, seinen Autor umzubringen.! das Merkmal des Schriftstellers bestehe in der Eigentümlichkeit seiner Abwesenheit
Autor und Diskurs Autorname ist kein Eigenname wie alle anderen Der Autor ist keine Person, sondern eine Funktion, die von einem Diskurs getragen wird Diskurs: durch Ausschließungssysteme und interne Prozeduren regulierte Gesamtheit dessen, was geäußert werden kann Zu diesen Klassifikations-, Anordnungs- und Verteilungsprinzipien gehört das Prinzip Autorschaft
Merkmale der Autorfunktion 1. Aneignung! Urheberschaft an einem geistigen Eigentum 2. Chiasmus! Moment des historischen Wandels im Verhältnis literarischer und wissenschaftlicher Autorschaft 3. Konstruiertheit! Resultat einer komplexen Operation, die das Wesen konstruiert, das man als Autor bezeichnet 4. Einheit! Wiederholung des Autornamens auf mehreren Texten produziert das Werk
3. DIE RÜCKKEHR DES AUTORS Fotis Jannidis, Gerhard Lauer, Matias Martinez, Simone Winko: Rede über den Autor an die Gebildeten unter seinen Verächtern. In: Dies. (Hg.), Rückkehr des Autors. Tübingen: Niemeyer 1999.
Wo kommt der Autor wieder her? Zentrale Rolle des Autors in der Interpretationspraxis Doppelte Forderung: 1. Historisch differenziertere Rekonstruktion 2. Systematisch bessere Legitimation
Historische Autorkonzepte 1. Inspiration 2. Kompetenz 3. Autorität 4. Individualität 5. Stil 6. Intention 7. Copyright
Mein Vorschlag: drei Ebenen 1. Explizite Autorkonzepte, die theoretisch artikuliert werden 2. Implizite Funktionen des Autornamens für einen Text, eine Gattung oder Epoche 3. Art(en), wie innerhalb eines Textes gesprochen wird
Frage zur Diskussion: Welche Bedingungen müssen Ihrer Ansicht nach erfüllt sein, damit ein Text verstanden ist? Bitte notieren Sie auch Fragen, die Sie zur heutigen Vorlesung haben!